Griechische mythologie in ausgesuchten werken der deutschen literatur
Griechische Mythologie in ausgesuchten Werken der deutschen Literatur
Übersicht der Werke:
Das goldene Vließ von Grillparzer
Der Bogen des Odysseus von Gerhart Hauptmann
Iphigenie auf Tauris von Johann Wolfgang Goethe
Amphitryon von Heinrich von Kleist
Penthesilea von Heinrich von Kleist
Vorwort:
Das goldene Vließ
Entstehungsgeschichte und Interpretation:
Die Triologie "Das goldene Vließ", die Grillparzer 1818 - 1820 schrieb, stellt nicht nur dem Umfang, sondern auch dem Gehalt nach sein größtes Werk dar. Die Mittelpunktsfigur ist Medea, man könnte sagen es handelt sich um eine Charaktertragödie. Andere meinen dieses Werk sei ein dramatisches Weltgedicht, in das der Dichter viel von seinen philosophischen Erkenntnissen und seiner Weltanschauung hineingelegt hat. Das Vließ wird zum Symbol des Fluches, der an einer bösen Tat haftet. Der Gegensatz von Kultur und Natur, Griechentum und Barbarentum, leuchtet immer wieder auf, und "das Ganze ist die große Tragödie des Lebens, das der Mensch in seiner Jugend sucht, was er im Alter nicht brauchen kann", wie der Dichter selbst gesagt hat. Mit großem Geschick ist aber das Drama, ohne jemals von diesen Gesichtspunkten tendenziös belastet zu werden, auf den rein menschlichen Gehalt hingedichtet, der am erschütterndsten in der Gestalt der Medea in Erscheinung tritt.
Ihre erste Begegnung mit einem Griechen (Phryxus) wird bereits zur Schicksalswende. Schon hier kämpft sie in sich den Kampf zwischen Neigung und Verachtung, der ihr später zum Verhängnis wird. Die Liebe zu Jason wühlt dann das Innerste in ihr auf und lässt sie alle Höhen und Tiefen der Leidenschaft durchlaufen, wie sie eine Frau in einer zuerst glücklichen und später unglücklichen Ehe nur erleben kann. Das tragische Ende ist unabwendbar. Die "Medea" des Euripides wie in Einzelheiten auch die des römischen Dichters Seneca waren Vorbild, wurden aber in der psychologischen Motivierung verfeinert und vertieft. Weit mehr als in seinen anderen klassizistischen Dramen zeigt sich Grillparzer hier der letzten, härtesten Konsequenz der echten Tragödie aufgeschlossen.
So entstand ein Werk, das in jeder Beziehung das Genie des Dichters erhellt. Die in neuerer Zeit vielfach geübte Gewohnheit, den III. Teil der Trilogie, die ,,Medea", allein zu spielen, wird weder dieser Gestalt noch der Konzeption der Dichtung gerecht.
Mit der Niederschrift begann Grillparzer am 29.9.1818.
Dezember 1819 schloss er sie fürs erste ab. Er überarbeitete die Triologie jedoch mehrfach im Jahr darauf (Uraufführung am 26.3.1821 am Wiener Burgtheater).
Zur Thematik: Eine mythische Kultur - und Ehetragödie. Menschen, die zwei verschiedenen Kulturen angehören, können kein gemeinsames Leben aufbauen (siehe Zitat Grillparzers oben).
Hauptpersonen:
Erster Teil: Der Gastfreund
Aietes, König vom Kolchis
Medea, seine Tochter
Gora, Medeas Amme
Peritta, eine ihrer Jungfrauen
Phryxus
Jungfrauen Medeas
Griechen in Phryxus Gefolge
Kolcher
Zweiter Teil: Die Argonauten
Aietes, König von Kolchis
Medea und Absyrtus, seine Kinder
Gora, Medeas Amme
Jason
Milo, sein Freund
Argonauten
Kolcher
Dritter Teil: Medea
Kreon, König von Korinth
Kreusa, seine Tochter
Jason
Medea (Gora)
Ein Herold der Amphiktyonen
Ein Landmann
Diener und Dienerinnen
Medeas Kinder
Ort der Handlung: Kolchis, später Korinth
Handlung
Erster Teil
Medea opfert am Altar der kolchischen Göttin Darimba. Sie verstößt Peritta, eine ihrer Jungfrauen, die sich einem Hirten zum Manne versprochen hat, aus ihrer Umgebung. Eben will sie zur Jagd aufbrechen als ihr Vater, König Aietes, kommt und ihre Hilfe bei der Abwehr von Fremden verlangt, die in Kolchis landeten. Es sind Griechen. Alsbald nahen sie, an ihrer Spitze Phryxus. Er bietet dem König Frieden an und nennt als Grund seines Kommens den Auftrag des Gottes in Delphi, das Vließ nach Kolchis zu bringen.
Erstaunt erkennt Phryxus am Altar der Kolcher ein Doppelbild des Standbildes, das er in Delphi sah. Er bittet, Aietes möge ihn freundlich aufnehmen. Wenn nicht, will er selbst. auf den Götter Beistand vertrauend, Besitz von diesem Land nehmen. Aietes, lüstern nach dem Gold, will nichts von dieser ihm aufgezwungenen Gastfreundschaft wissen. Medea, die Phryxus als ein Wesen "halb Charis, halb Mänade" erscheint, muß ihm das Schwert abverlangen.
Heuchlerisch lädt Aietes die Fremden zu sich zum Gastmahl, um sie dann durch einen Schlaftrunk reif fur den Untergang zu machen. Phryxus, der sich noch rechtzeitig zum Schiff zurückzuziehen versucht, wird von Aietes getötet. Sterbend heftet er einen furchtbaren Fluch an den Besitzer des Vließes: der den Gastfreund getötet hat, soll ,,niederschauen auf der Kinder Tod". Medea, deren Gefühle bei diesen Ereignissen zwiespältig waren, ahnt eine schlimme Zukunft und sieht das Haus ihres Vaters von den Rachegeistern bedroht.
Zweiter Teil
Niedei lebt seit dem Raub des Vließes und Phryxus Tod abgeschieden in einem Turm Und wiederum, wie damals bei Phryxus Landung, kommt ihr Vater Aietes zu ihr um von ihr Hilfe zu erbitten. Griechen sind gekommen, die Phryxus' Tod rächen und die Schätze des Erschlagenen zurückverlangen wollen.
Medea verweigert zunächst ihre Hilfe, da das Haus des Vaters ihr nach der Ermordung des Gastfreundes verhasst ist. Erst als Aietes sich mit seinem Sohn Absyrtus freiwillig den Schwertern der Feinde ausliefern will, erklärt sie sich bereit, die Götter zu befragen und ihrerseits alles zu tun, um den Vater zu retten. Im Innern des Turmes tritt ihr an Stelle der beschworenen Götter der Grieche Jason entgegen, der Führer der Argonauten, der sich mit seinem Freund Milo aufgemacht hat, das Land zu erforschen. Jason ist vom Zauber der Erscheinung Medeas stark beeindruckt. Auch Medea ist nicht unberührt von ihm, rettet ihm zweimal vor den Verfolgern der Kolcher das Leben und glaubt zunächst, dass es wirklich ein Gott war, der ihr erschien. Jason, der mehr und mehr von der ,,düstren Märchenwelt" des Landes eingefangen wird, begegnet Aietes ebenso stolz wie misstrauisch.
An der Forderung der Rückgabe des Vließes hält er unumstößlich fest. Noch ehe die Lage geklärt ist, gesteht er seine Liebe zu Medea. Und auch Medea wird unwiderstehlich in seinen Bann gezogen. Zum ersten Mal enthüllt sich ihr der Zauber der wahren Liebe, die sie an Peritta, ihrer einstigen Gespielin so streng kritisierte. Im Auf und Ab des offenen Kampfes, der nun zwischen den Griechen und den Kolchern aunbricht, schwankt Medea anfangs noch, bekennt sich dann aber offen zu Jason, ja, sie lässt sich von ihm sogar dazu bestimmen, ihm behilflich zu sein, das goldene Vließ, das eine Schlange tief im Turm hütet zu bekommen. Nicht ein mal des Vaters Fluch, der ihr das furchtbare Schicksal der Verspottung und Verhöhnung in der Fremde voraussagt, hält sie zurück.
Sie ist bereit, mit Jason zu leben und zu sterben. Opfer ihres Verrates wird ihr Bruder Absyrtus. Siegreich verlassen die Griechen mit dem wiedergewonnenen Vließ und mit Medea und ihrer Amme Gora an Bord der Argo das Land Kolchis.
Dritter Teil
Medea vergräbt vor den Mauern Korinths ihre Zaubergeräte und auch das goldene Vließ. Alles, was an die Vergangenheit erinnert, soll vergessen sein. Doch mit eindringlichen Worten führt ihr die alte Gora die Situation vor Augen, wie sie seit der Rückkehr Jasons nach Griechenland und seit ihrer Ehe mit Jason, aus der bereits 2 Kinder hervorgingen, wirklich ist: die Leute meiden sie voller Abscheu, Jasons Onkel verschloss ihm die Tür des Vaterhauses.
und sein plötzlich eingetretener Tod wird Jason und Medea zur Last gelegt. Nun will Jason den König von Korinth, Kreon, an dessen Hof er einmal glückliche Jugendtage erlebte, um Aufnahme bitten. Zunächst hat es den Anschein, als ob Kreon gewillt sei, den Unglücklichen zu helfen, zumal auch Kreusa, Kreons Tochter, sich warmherzig für die Flüchtlinge einsetzt. Doch mehr und mehr enthüllt sich das Bild der völlig zerrütteten Ehe Jasons und Medeas. Sie, die ihm vor dem dunklen Hintergrund der düsteren Landschaft von Kolchis als seine Lebensretterin begehrenswert wurde, erscheint ihm im helleren, freundlicheren Griechenland als unheimliche Zauberin, deren Augen ihn immer wieder mit dem Blick der Schlange anschauen, die das Vließ bewachte. Medea ihrerseits, die aus Liebe zu Jason ihre Heimat verließ und die Schuld an dem Tode des Bruders und des Vaters auf sich nahm, klammert sich nun fester an Jason.
Da keiner der Ehepartner von seinem Standpunkt abweichen will, folgt die unsausweichliche Tragödie. Jason fühlt sich nicht zuletzt durch die liebliche Erscheinung Kreusas, die ihm einst zum Weib bestimmt erschien, mehr und mehr in seine Jugendzeit zurückversetzt und möchte sie wiedergewinnen. Medea versucht vergeblich, sich der ihr fremden, lichten Welt griechischer Heiterkeit und Kultur anzupassen. Als ein Herold den Spruch der Amphiktyonen verkündet, nach welchem Jason und Medea aus ganz Griechenland verbannt werden wegen des ihnen zur Last gelegten Todes von Jasons Onkel. gelangt der bis dahin nur verborgen steigenden Konflikt zum offenen Ausbruch. Kreon stellt sieh stützend vor Jason, ja, er ist sogar bereit, ihm Kreusa zum Weib zu geben.
Medea aber soll das Land verlassen, nicht einmal die beiden Kinder werden ihr gegönnt. Doch dies ist zuviel für das tief beleidigte Weib. Nun erwacht die Kolcherin in ihr. In einer letzten großen Auseinandersetzung mit Jason versucht sie noch einmal, ihn durch die Erinnerung an das, was sie ihm in Kolchis bedeutete, zurückzugewinnen, und bittet ihn, als das fehlschlägt, ihr wenigstens die Kinder, ja notfalls nur einen der beiden Knaben zu belassen. Doch Jason und auch Kreon bleiben hart. Und nun schlägt die Rache der furchtbar Beleidigten entsetzlich aus.
Sie lässt durch Gora an Kreusa ein Geschenk bringen, aus dem Feuer lodert, das Kreusa tötet und den ganzen Palast in Schutt und Asche legt. Und als Krönung ihrer Rache an Jason tötet sie mit eigener Hand die beiden Kinder, die ihr verhasst geworden sind, seit sie hat erkennen müssen, dass auch sie sich von ihr und ihrer Welt abwandten und zu der lichteren Welt Kreusas neigen. In einer letzten Begegnung, schon außerhalb Korinths, rechnet sie noch einmal mit Jason ab. Sie wird nach Delphi gehen und das goldene Vließ, das Phryxus einst vom Altar des Gottes genommen hatte, zurückbringen. Die Priester sollen ihr sagen, welches Los ihr weiterhin bestimmt ist, Jason aber soll allein, ohne Weib, ohne Kinder, seinem Elend überlassen bleiben.
Sagenumfeld
Der zweite bekannte Held aus Homers Werken neben Odysseus ist Jason.
Die Argonauten
Athamas, ein Sohn des Aeolos und König der Minyer in Orchomenos, hatte von seiner Gattin Nephele, der Wolke, zwei Kinder: einen Sohn, Phrixos, den rauschenden Regen, und eine Tochter, Helle, das lebendige Licht. Als Athamas die Nephele verließ, um Ino zu heiraten, stieg Nephele zum Himmel empor und sandte dem Land der Minyer furchtbare Trockenheit. Da überredete Ino, die den Sohn der Nephele beseitigen wollte, ihren Gatten, Phrixos dem Zeus zu opfern, damit der Gott wieder Regen spende. Nephele aber sandte ihren Kindern einen Widder mit goldenem Vlies, und auf dem Rücken dieses Zaubertieres entflohen Bruder und Schwester. Unterwegs stürzte Helle in die See und ertrank in jener Meerenge, die nach ihr Hellespont heißt. Phrixos gelangte nach Kolchis, einem Lande, das im Osten des Pontos Euxinos, des Schwarzen Meeres, liegt, opferte Zeus den goldenen Widder und hing das Vlies in einem Haine auf, wo es von da an ein furchtbarer Drache bewachte.
Von dort brachte es lason nach Hellas. Er war einer der gewaltigsten unter den griechischen Helden, ein Zögling des weisen Chiron. Als Erbteil von seinem Vater Aison her stand ihm die Königsherrschaft über bikos zu, die ihm Pelias, ein Halbbruder seines Vaters, geraubt hatte. Als der junge Held erwachsen war, fuhr er darum nach Bikos und forderte von Pelias die Herrschaft zurück. Auf dem Wege dorthin verlor er im Sumpf eine Sandale, und da dem Pelias die Weissagung geworden war, er solle sich vor einem Einsandaligen hüten, versuchte er Sich des lason zu entledigen. Er versprach ihm zwar die Herrschaft, doch unter der Bedingung, dass er das goldene Vlies aus Kolchis zurückzubringen.
Darum rüstete lason einen großen Heldenzug. im Hafen von lolkos ließ er ein fünfzigrudriges Schiff bauen, das nach seinem Erbauer Argo hieß; und wie die Argo fünfzig Ruder hatte, so gab es auch fünfzig Argonauten, die unter der Führung des lason nach Kolchis zogen. Viele der größten griechischen Helden waren darunter. Auf ihrer Fahrt gelangten sie zuerst auf die Insel Lerrinos, wo sie einige Zeit mit den schönen Lemnierinnen verbrachten, die ihre untreuen Männer erschlagen und einen Frauenstaat gegründet hatten. Mit ihrer Königin Hypsipyle zeugte Jason zwei Söhne; auch pflogen die Argonauten freundschaftlichen Umgang mit den Kabiren und ließen sich auf den Rat des Sängers Orpheus, der unter ihnen war, in deren Mysterien einweihen. Von Lemnos segelten sie zu den Dolionern, deren König Kyzikos sie freundlich aufnahm.
Als sie aber weiterreisten, ergriff ein Sturm ihr Schiff und warf es in der Nacht wieder an das Ufer zurück. Die Dolioner erkannten in der Nacht ihre Gastfreunde nicht; es kam zur Schlacht, Kyzikos fiel, seine Gattin Kleite nahm sich im Schmerz darüber das Leben, und aus den Tränen, die die Waldnymphen um sie weinten, entstand die Quelle, die den Namen der Königin trägt. Nach dreitägigen Totenopfern fuhren die Argonauten zu den Bebrykern, deren König Amykos, ein berühmter Faustkämpfer, sich mit Polydeukes, der auch an der Argofahrt teilnahm, im Faustkampf messen wollte, aber dem göttlichen Gegner unterlag. Im thrakischen Salmydessos traf die Heldenschar den blinden Seher Phineus, einen Sohn des Agenor. Er litt hart darunter, dass ihm die Harpyien die Nahrung beschmutzten oder raubten, so dass er nie seinen Hunger stillen konnte. Die Boreaden, die den lason begleiteten, befreiten Phineus von dieser Plage.
Mit Hilfe der Athena fuhr die Argo unversehrt durch die Symplegaden, zwei Felsen, die jedesmal donnernd zusammenschlugen, wenn ein Schiff zwischen ihnen hindurch in den Pontos Fuxinos einfahren wollte; die gefährlichen Klippen stehen seitdem still. Endlich aber kamen sie nach Kolchis und ankerten in der Mündung des Stromes Phasis, an dessen Ufern das Zauberland Aia liegt und der Hain, in dem Phrixos das goldene Vlies aufgehängt hatte. Dort herrschte Ajetes, ein Sohn des Helios. Er hatte eine Tochter, Medea, die eine Piesterin der Hekate und eine gewaltige Zauberin war. Aietes versprach dem lason das Vlies, aber unter schweren Bedingungen: er sollte zwei feuerschnaubende Stiere unters Joch spannen, mit ihnen einen Acker pflügen, die Zähne eines Drachen in die Erde aussäen und de gewappneten Männer überwinden, die aus dieser Saat aufwachsen würden. Medea, die in leidenschaftlicher Liebe zu lason entbrannt war, bereitete ihm eine Zaubersalbe, die feuerfest macht, so dass er die Stiere bezwingen konnte.
Auf ihren Rat warf er Steine unter die Gewappneten, so dass sie untereinander in Streit gerieten und sich gegenseitig erschlugen. Trotzdem gab Aietes das Vlies noch nicht heraus und sann darüber nach, wie er die Argonauten vernichten könnte. Da schläferte Medea durch ihre schwarze Kunst den Drachen ein, der das Vlies hütete; der Held raubte es und floh mit der Zauberin und allen seinen Gefährten auf der Argo. Medea aber nahm ihren kleinen Bruder Absyrtos mit, und als die Schiffe nahten, die Aietes zur Verfolgung der Flüchtigen ausgesandt, schnitt sie den Knaben in Stücke und warf diese Stücke ins Meer. Die Leute des Aietes, damit beschäftigt, die Leiche aufzufischen, um das ermordete Königskind bestatten zu können, verloren Zeit, und die Argo entkam. Nach weiten, abenteuerlichen Reisen kehrten die Argonauten schließlich nach lolkos heim, und lason übergab dem Pelias das Vlies.
Doch Pelias weigerte dem Helden noch immer die Herrschaft. Da griff Medea zu einer grausamen List. Sie überredete die Töchter des alten Königs, ihren Vater in Stücke zu schneiden und das Fleisch in einem Zaubertrank zu kochen, den sie gebraut hatte; sie versicherte den Mädchen, dass er dadurch wieder blühende Jugend erlangen werde. So starb Pelias, sein Sohn Akastos aber riss die Herrschaft an sich, lason und Medea mußten nach Korinth fliehen. Dort verließ der Held die Zauberin, um Kreusa, eine korinthische Königstochter, zu heiraten. Doch Medea sandte der Kreusa als Hochzeitsgeschenk ein Kleid und ein Diadem, die vergiftet waren und die unglückliche Braut töteten, ermordete die beiden Kinder, die sie mit lason gezeugt, und entfloh auf einem geflügelten Wagen nach Athen, wo sie die Geliebte des alten Königs Aegeus wurde.
Als Theseus in seine Vaterstadt kam, mußte sie nach Kolchis zurückkehren. lason fand einen elenden Tod unter dem Schiff Argo, dessen Planken ihn zermalmten.
Metrik
Fünffüßige Jamben. Die Barbaren sprechen in freien Rhythmen. Die Triologie ähnelt im Aufbau Schillers "Wallenstein". Die Handlung erstreckt sich über einen Zeitraum von Jahren.
Der Bogen des Odysseus
Hauptmann war über 50 Jahre alt, als er sich mit dem Erlebnis - und Gestaltungsbereich näherte, der für den deutschen Geist von jeher eine entscheidende Begegnung bedeutete und dem Schaffen deutscher Dichter eine unermessliche Fülle von Impulsen, Erkenntnissen, Geschichten und Formen zuleitetet: Der Antike. In seinem Tagebuch "Griechischer Frühling" (1908) hatte er das landschaftliche und künstlerische Erlebnis Hellas festgehalten - produktiv wurde er erst 6 Jahre später in dem Schauspiel "Der Bogen des Odysseus" (1914). Hauptmann erschafft in diesem Stück eine viel dunklere, barbarische Welt der Griechen, als viele andere deutsche Dichter. Er hat sich anscheinend absichtlich einen der tragischsten Momente der Odysee gewählt. Geschickt setzt er Gut und Böse ein, sowie Verrat und Treue oder Liebe und Hass. Durch Figuren die jeweils entweder "Gut" oder "Böse" sind beschreibt er eine höfische Gesellschaft die durch die Ankunft des Thronfolgers und dann des Königs durcheinandergewirbelt wird.
Allerdings siegt bei ihm am Ende auch das "Gute", welches manchmal auch nicht ohne Gewalt auskommt die Gerechtigkeit triumphieren zu lassen.
Hauptpersonen
Odysseus, der heimkehrende König von Ithaka
Telemachus, sein Sohn
Laertes, sein Vater
Eumaios, der treue Schweinehirt
Leukone, dessen Tochter und Geliebte des Telemachus
Noemon, ein treuer Diener
Melantheus, der Schafshirte
Melantho, dessen Tochter und Geliebte des Eurymachos
Eurymachos, Antinoos, Ktesippos und Amphinomos (die Freier)
Ort der Handlung: Ithaka, der Königspalast, die Hütte des Eumaios
Handlung
Mehrere Fürsten und Fürstensöhne benachbarter Inseln Ithakas umwerben Penelope, die Gemahlin des Odysseus, welcher seit 20 Jahren fort ist. Diese Fürsten leben nun schon geraume Zeit als Schmarotzer im Königspalast und warten darauf dass Penelope einen von ihnen erhört. Sie hat es bis jetzt durch eine List geschafft, sich eine Wahl zu ersparen. Sie versprach nämlich an dem Tag einen Mann zu erwählen, an dem sie das Grabtuch für Laertes, den Vater des Odysseus, fertig gewebt haben werde. Sie wäre schon längst damit fertig, aber sie trennte jede Nacht das auf, was sie tagsüber gewebt hatte.
In einer Hütte unterhalten sich Eumaios, Leukone, Melantheus und Melantho. Melantho gesteht ihre Liebe zu einem der Fürsten, Eurymachos, und verspottet Leukone weil sie Telemachus liebt. Leukone geht an die frische Luft und sieht Telemachus Schiff anlegen; dieser kehrt nämlich gerade von einer Reise zu Nestor und Menelaos, zwei Freunde des Odysseus, zurück. Er war sie besuchen gefahren, um den Verbleib seines Vaters festzustellen.
Leukone und Telemachus fallen sich in die Arme und er macht sich auf den Weg in den Palast, wo er beinahe durch die Hand der Fürsten getötet wird. Er flüchtet zu Eumaios, während Melantho den Betrug der Penelope verrät, welche nun einen Tag festlegen muss, an dem sie einen neuen Gemahl wählt.
Gleichzeitig kehrt Odysseus nach Ithaka zurück; am Strand trifft er Athena, die ihn über die Geschehnisse aufklärt. Daraufhin verkleidet Odysseus sich als Bettler und gibt sich nur seinem Sohn, Eumaios, Laertes, Noemon und Leukone zu erkennen. Alle gemeinsam schmieden den Plan die Fürsten in einen Raum ohne Waffen zu sperren, wo sie der Reihe nach versuchen sollen den Bogen des Odysseus zu spannen. Der Plan wird umgesetzt und nur Odysseus ist in der Lage seinen Bogen zuspannen, daraufhin gibt er sich zu erkennen und tötet mit Telemachus die flüchtenden Fürsten.
Sagenumfeld
Homers zwei wichtigste Werke waren die Ilias und die Odysee, in der Odysseus die Hauptrolle spielt. Doch nicht nur hier spielt dieser Mann eine wichtige Rolle, sondern in vielen griechischen Sagen.
Er ist einer der größten Helden, dessen Schicksal von der Abreise Ithakas bis zur Heimkehr öfters beschrieben wurde. Er zeichnet sich durch List, Intelligenz und seinem Trotz gegenüber den Göttern aus. Er ist auch derjenige, der durch die Idee mit dem trojanischen Pferd den zehnjährigen Krieg zwischen Trojanern und Griechen beendet. Nach dieser Tat bleibt es ihm durch den Willen der Götter weitere zehn Jahre versagt nach Hause zu kommen. Sein größter Feind ist hierbei Poseidon, seine größte Hilfe Athena.
Viele Redewendungen erinnern heute noch an seine Abenteuer wie: Eine Odyssee hinter sich haben; wie der Gesang einer Sirene oder in der Computersprache das trojanische Pferd.
Ausserdem ist die Geschichte des Odysseus auch schon vielfach verfilmt oder literarisch behandelt worden. Somit kann man sage, dass Odysseus wohl eine der bekanntesten Sagengestalten der Antike ist und dass wird auch so bleiben. Ein Unterschied zwischen Hauptmanns Werk und den üblichen Erzählungen, ein anderes Ende. Denn Odysseus kommt von Athena verwandelt an den Hof, wo sich die Fürsten gerade daran versuchen den Bogen zu spannen und durch 12 Axtösen einen Pfeil zu schießen. Nachdem alle scheitern greift Odysseus nach dem Bogen, erfüllt die Aufgabe und verwandelt sich wieder; danach tötet er alle Freier.
Metrik
Iphigenie auf Tauris
Entstehungsgeschichte und Interpretation
Goethes erste Beschäftigung mit dem Stoff im Jahre 1776 und am 28.
3.1779 beendet. Den Stoff für diese Tragödie entnahm Goethe von Euripides Werk, zunächst in Prosa behandelt, später in Versform umgewandelt. Nach einigen Jahren der Umgestaltung vollendet er dieses Wekr schließlich 1786 in Rom. Goethe näherte sich in bedeutsamer Weiser der Antike und schuf sogleich das vollendetste Beispiel antiker Dramatik in deutscher Sprache. Erst gegen Ende des Werkes greifen Vorgeschichte und aktives Handeln ineinander.
Hatte Euripides den Rohstoff der Sage zum Drama geformt, so verlegte Goethe die Konflikte ganz ins Seelische. Mit der Bedeutung Iphigenies als Frau die unfähig zur Lüge sei und reine Priesterin, gestaltete er ein Humanitätsideal.
Hauptpersonen
Iphigenie
Thoas, König der Taurier
Orest
Pylades
Arkas, Hauptmann
Ort der Handlung: Ein Hain vor einem Diana Tempel in Tauris.
Handlung
Iphigenie, Agammemnons Tochter, kann sich nicht an das Leben in Tauris gewöhnen. Tagelang steht sie am Ufer des Meeres,"das Land ocr Griechen mit der Seele suchend". Zwar hat sie als Priesterin der Diana schon manches Gute in Tauris stiften können, vor allem den alten grausamen Brauch abgeschafft dass jeder Fremde am Altar der Diana geopfert wird.
Doch nichts kann ihre Sehnsucht nach der Heimat und ihren Verwandten stillen. Standhaft weist sie auch die Werbung des Königs Thoas ab, der seine Familie verloren hat und sie gerne als Gattin hätte. Als Thoas (zu Beginn des Stückes) erneut um ihre Hand wirbt, enthüllt sie ihm
- als Zeichen ihres Vertrauens - zum ersten Mal ihre Herkunft: sie stammt aus dem fluchbeladenen Geschlecht des Tantalus, der im Übermut den Göttern trotzte und dessen Nachkommen in Bruder- und Kindermorden sich austobten. Sie selbst, Iphigenie, war auch schon fast zum Blutopfer in Aulis, bestimmt worden, als ihr Vater Agamemnon mit den Griechen gegen Troja zog, sollte sie geopfert werden, um günstigen Wind für die Fahrt zu erlangen. Doch die Göttin Diana nahm sich ihrer an und versetzte sie, in eine Wolke gehüllt, nach Tauris. Thoas hindert dies alles nicht, auf seiner Werbung zu bestehen, ja er sucht sogar einen Zwang auf Iphigenie auszuüben, indem er die alte Menschenopferung wieder eingeführt wissen will, wenn sie seiner Werbung nicht Gehör schenkt.
Zwei Fremde sind in Tauris gelandet. Diese sollen den Göttern als Opfer dargebracht werden. Iphigenie, entsetzt darüber, wird bald in einen noch größeren Konflikt gezogen. Die Fremden sind nicht nur Griechen, Landsleute von ihr, es sind:
ihr jüngster Bruder Orestes und sein Freund Pylades, die einem göttlichen Befehl folgend nach Tauris gekommen sind. Orestes, schwer beladen mit dem Fluch des Muttermörders - er tötete seine Mutter Klytaimnestra, nachdem diese Agamemnon bei seiner Heimkehr aus Troja mit Hilfe ihres Liebhabers Aigisthos umgebracht hatte -, ist von Apollo geweissagt worden, dass der Fluch, der auf ihm lastet, sich lösen würde, wenn er ,,die Schwester, die an Tauris Ufer im Heiligtume wider Willen" lebt, nach Griechenland zurückbrächte. Orestes und Pylades legen es so aus, daß mit der ,,Schwester" das Götterbild der Diana, Apollos Schwester, gemeint sei, und streben danach, dieses dem Tempel zu rauben.
Es kommt nach anfänglicher Verstellung der Jünglinge zur erschütternden Erkennungsszene zwischen den Geschwistern, wobei Iphigenie zum ersten Mal von Trojas Fall und dem furchtbaren Heimkehrerschicksal ihres Vaters Agamemnon Nachricht erhält. Orestes, der an eine für ihn günstige Wendung der Dinge nicht mehr glauben kann und will, verfällt erneut den Schreckensbildern der ihn verfolgenden Rachegöttinnen. Der mitfühlenden schwesterlichen Liebe Iphigenies und ihrer entsühnenden priesterlichen Kraft gelingt es jedoch, ihn von der Gewissensqual zu erlösen und den Wahnsinn von ihm zu nehmen. Und schon bereiten die drei die gemeinsame Flucht vor. Das Götterbild soll mitgenommen und Thoas getäuscht werden. Nun aber offenbart sich die ganze Seelengröße Iphigeniens.
In letzter innerer Auseinandersetzung mit dem wilden Titanismus ihres Geschlechtes der alten Feindschaft zwischen Göttern und Menschen, deren gewaltiger Ausdruck der "Gesang der Parzen" ist, ringt sie sich ganz zu der neuen Religion entsühnender Liebe und wahrer Menschlichkeit durch. Selbst auf die Gefahr hin, den Bruder, Pylades und sich selbst dem Untergang preiszugeben, vermag sie es nicht, den König Thoas, der ihr zu einem zweiten Vater geworden ist, zu betrügen . Sie gesteht dem König die beabsichtigte Flucht und gibt sich bedingungslos seiner Großmut anheim. Und sie hat sich nicht getäuscht. Nach anfänglichem Zögern verzeiht Thoas. Dianas Bild bleibt in Tauris, da der Götterspruch, ja nun eine andere sinngemäße Auslegung möglich macht.
Von Iphigenies Anruf edelster menschlicher Gesinnung überwältigt, lässt Thoas sie mit ihrem Bruder und dessen Freund freiwillig ziehen.
Sagenumfeld
Da Agammemnon, der Heerführer der Griechen gegen Troja und König von Argos, auf der Jagd eine Hirschkuh getötet hatte, die der Artemis (Göttin der Jagd) heilig war, sandte die Göttin, der in Aulis versammelten griechischen Flotte, eine Windstille. Auf Rat des Sehers Kalchas wollte Agammemnon seine Tochter Iphigenie opfern um die Göttin zu versöhnen. Doch Artemis ließ Iphigenie in eine Wolke gehüllt vom Opferaltar verschwinden und brachte sie nach Tauris, wo sie in ihrem Tempel zur Hohepriesterin wurde.
Orestes der jüngste Sohn des Agamemmnon, war in Phokis aufgewachsen, zusammen mit Pylades, seinem Cousin. Als junge Männer zogen sie nach Argos, wo Orestes den Tod seines Vaters rächte indem er seine Mutter und ihren Liebhaber tötete.
Von diesem Tag an verfolgten ihn die Erinnyen (Rachegöttinnen) unerbittlich, bis er in Delphi eine Zuflucht fand und der Gott Apollon riet ihm, sich von seinem Verbrechen durch eine kühne Tat zu reinigen. Er sollte in Tauris ein Bild der Artemis entwenden und es nach Attika bringen. Orestes tat, wie ihm befohlen; als er aber nach Tauris kam ließ ihn Thoas, der König des Landes, gefangen nehmen und wollte ihn der Arthemis opfern.
Im Kerker erkannte Iphigenie ihren Bruder und sie flohen gemeinsam mit dem Bild nach Attika.
Auch in Goethes Stück sind Unterschiede zu bemerken, im Gegensatz zur klassischen Sage. Doch wahrscheinlich sehr bewusst, um eine gewisse Geschichte und Dramatik zu konstruieren.
Metrik
Amphitryon
Entstehungsgeschichte und Interpretation
In den Jahren 1805, 1806 in Königsberg überträgt Kleist Molieres "Amphitryo" und gibt dem alten griechischen Mythenstoff, eine neue Gestalt.
1807 während Kleists französischer Gefangenschaft hat er dieses Stück fertig gestellt. Christoph G. Körner brachte das Stück als Verleger, und herausgegeben von Adam Müller, im Arnold Verlag in Dresden heraus.
Kleist gestaltet mit diesem Werk, dass er bescheiden "Lustspiel nach Moliere" nennt, den uralten, oft behandelten Mythos vom Gott, der sich mit einem Erdenweib vermählt, auf seine eigene tiefsinnige Weise. Die Grundzüge der Handlung und große Teile entnahm er zwar Moelieres Komödie, doch während diese mit viel Grazie und Humor auf die Pointe zusteuert, dass es keine Schande für einen Ehemann sei, mit Jupiter zu teilen, ging es Kleist um das Bild einer Frau, wie sie reiner nicht gedacht werden kann.
Alkmene ist die eigentlich Heldin des Stücks, die einem raffinierten Gefühl und Sinne verwirrenden Experiment Kleists Beurteilung unterzogen wird. Mit der unbeirrbaren Sicherheit ihres reinen Gefühls bleibt sie sich und ihrem Gatten treu: auch Jupiter vermag mit seiner Liebessehnsucht, mit seinem Appell an ihre religiöse Ergebenheit ihn nicht aus ihrer Seele zu verdrängen und muss zugeben, nur in der Gestalt Amphitryons bei ihr eindringen konnte. Dem äußerst differenzierten Spiel zwischen Jupiter, Alkmene und Amphitryon, das zu Momenten größter Tragik und bis in die tiefen des Mysteriums führt, stehen die komödiantischen Szenen zwischen dem Dienerpaar Merkur und Sosias gegenüber. Diese gelungene Gegenüberstellung von tragischem und komödiantischem zeichnet den Dichter aus.
Handlung
Sosias der Diener des Feldherrn Amphitryon, hat von seinem Herrn den Auftrag erhalten, in Theben Alkmene, der jungen Gemahlin Amphitryons von dem großen Sieg erzählen den er über die Athener errungen hat. Als Sosias bei Nacht vor dem Schlosse in Theben eintrifft stellt sich ihm sein Ebenbild entgegen das ihm den Eintritt verweigert und ihn obendrein noch prügelt weil er es wage sich als Sosias auszugeben.
Es ist Merkur in der Gestalt des Sosias der hier ein Liebesabenteuer seines Herrn des Göttervaters bewacht. Jupiter hat ich bei Alkmene in der Gestalt Amphitryons eingeschlichen. Nachdem Merkur den geschlagenen Sosias der nicht mehr weiß für was er sich selbst halten soll fortgetrieben hat, erscheint Jupiter um Abschied von Alkmene zu nehmen. Der Gott möchte die junge Frau die ihn für den Gatten nahm veranlassen zwischen den Begriffen "Gemahl" und "Geliebter" zu unterscheiden. Für Alkmene sind sie jedoch nicht zu trennen, auch möchte er gar zu gerne von ihr bestätigt wissen. daß diese Nacht, die er bei ihr verbrachte, ihr kürzer und seliger erschien als andere, worauf Alkemene nur ein tiefbewegtes "Ach" zu erwidern hat.
Nachdem der Gott sich zurückgezogen hat Merkur Mühe, sich der Dienerin Charis zu erwehren, die in ihm ihren Mann Sosias zurückgekommen denkt und nach dem Vorbild des fürstlichen Ehepaares ihrerseits auf eine zärtliche hofft. Merkur begegnet ihr ziemlich roh und zieht sich eilig aus der Schlinge. Bei Tagesanbruch kehrt Amphitryon nach Theben zurück. Was ihm Sosias von einem zweiten Sosias zu erzählen weiß, erklärt er ist " Irrgewäsch", " Wischwaseh" und ,,Gehirnverückung". Sosias weist zur Beglaubigung seinen geschlagenen Buckel vor. Doch was Amphitryon dem Diener nicht glauben kann und will, muss das Wiedersehen mit Alkmene alsbald zur Gewißheit werden lassen.
Ihr Bericht, dass er doch schon am gestrigen Tage "um die Abenddämmerung" bei ihr ganz plötzlich ankam, mit ihr gescherzt und sich dann "jede Freiheit" erlaubt habe, die nur dem Gemahl zustehe, muss ihn völlig in Verwirrung bringen. Die ganze Dienerschaft sei Zeuge gewesen, dass er kam, sagt Alkmene. Nun reißt Amphitryon die Geduld. Er erklärt offen dass er nicht in Theben war und dass derjenige, der sich um die Dämmerung hier als Amphitryon eingeschlichen habe der "nichtswürdigste der Lotterbuben" gewesen sei Alkmene, ihrerseits tief empört, sieht darin nichts als einen "abscheulichen Kunstgriff" ihres Gemahls der sich ,,einer anderen zugewendet" habe und sich auf diese Weise von ihr lösen will. Amphitryon will die Feldherren zu Zeugen rufen, dass er die letzte Nacht nicht in Theben war. Was sieh zwischen Alkmene und Amphitryon abspielt, wiederholt sich auf niederer Ebene wisenen Sosias und Charis.
Auch hier Streit. Nur hat Merkur- Sosias Charis gemieden, was diese tief "gewurmt" hat und was sie den echten Sosias nun ausbaden lässt. Zum Höhepunkt der Verwicklung und der vom Dichter angestrebten "Gefühlsverwirrung" Alkmenes wird die Handlung getrieben, als nun Jupiter abermals vor Alkmene in der Gestalt ihres Gatten erscheint. Schon das Diadem, das ihr Jupiter-Amphitryon hinterließ und in dem sie plötzlich statt des erwarteten ,,A" als Namenszug ein "J" eingraviert entdeckt, hat sie außer Fassung gebracht. Vollends verwirrt wird sie, als Jupiter-Amphitryon ihr erklärt, es sei Jupiter gewesen, der ihr zur Nacht erschienen sei: "Es war kein Sterblicher, der dir erschienen, Zeus selbst, der Donnergott, hat dich besucht." Und wiederum - wie schon zu Beginn des Stückes - möchte Jupiter ihr das Geständnis abringen, dass sie bereit sei, den Gott wenn er sich ihr zeige, noch mehr zu lieben als Amphitryon.
Hat er doch als Allwissender feststellen müssen, dass sie im Gebet nicht vor Jupiter, sondern vor Arnphitryon im Staub lag. Und verwirrt bekennt Alkmene: Ich brauche Züge nun, um ihn zu denken." So fragt er sie dann, wie sie sich verhalten würde, wenn er in aller seiner Macht ihr erscheine und von ihr Liebe erflehen würde. Denn:
"Auch der Olymp ist öde ohne Liebe." Er will geliebt
sein, "nicht ihr Wahn von ihm". Alkmene aber bleibt fest.
Selbst wenn sie "vom Schicksal bestimmt wäre, vieler Millionen Wesen Dank, ihm seine ganze Forderung an die Schöpfung in einem einzigen Lächeln auszuzahlen", so bliebe sie doch immer nur Jupiter in Ehrfurcht, Amphitryon aber in Liebe zugetan. Beschämt und beglückt zugleich muss der Gott bekennen: "Mein süßes, angebetetes Geschöpf! In dem so selig ich mich, selig preise! So urgemäß dem göttlichen Gedanken, in Form und Maß, und Sait und Klang, wie's meiner Hand Äonen nicht entschlüpfte! Es wird sich alles dir zum Siege lösen. Es drängt den Gott Begier, sich dir zu zeigen." Er verlässt sie, und wiederum beschließt eine Sosias-Charis-Szene, als grotesk-satirisches Widerspiel des Vorangegangenen, den auf höchster Ebene ausgetragenen göttlich-menschlichen Konflikt. Noch immer aber bleibt für die Umwelt das Rätsel um den doppelten Amphitryon. Merkur-Soias gefällt sich darin, den eifersüchtigen Amphitryon aufs äußerste aufzustacheln.
Er lässt ihn nicht in sein Schloss, weil dort Amphitryon bei Alkmene weile: "Hüte dich, das Glück der beiden Liebenden zu stören. " Rasend vor Eifersucht will Amphitryon mit den Feldherren Thebens, die an ihn glauben, dem "lügnerischen Höllengeist", der sich seine Gestalt und seinen Namen anmaßte. mit Gewalt zu Leibe gehen. Da tritt Jupiter aus dem Schloss, und die beiden Amphitryonen stehen sich gegenüber. Die Feldherren neigen dazu, Jupiter-Amphitryon als den rechtmäßigen zu bezeichnen. Verzweifelt will Amphitryon neue Zeugen aus der Stadt herbeirufen, wogegen Jupiter-Amphitryon nichts einzuwenden hat.
In der Zwischenzeit lässt Merkur-Sosias noch einmal den armen Sosias, der vergeblich einen Kompromiss mit seinem Zwillingsbruder" anstrebt, seine ganze Macht fühlen. Als dann Amphitryon mit den Obersten des Heeres und mit dem Volk zurückkehrt, wird die Entscheidung darüber. wer der richtige Amphitryon sei, in die Hände Alkmenes gelegt. Sie entscheidet sich für Jupiter-Amphitryon, und cfer echte muß sich verzweifelt zu der Erkenntnis durchringen, dass jener ,,Amphitryon ihr ist". Doch nun lässt Jupiter die Maske fallen. Unter Blitz und Donnerschlag erscheint der Adler, der ihm den Donnerkeil reicht.
Der Gott gibt sich zu erkennen: "Zeus hat in deinem Hause sich gefallen" und verheißt dem Mann, dessen Gestalt er annahm: "Dir ,wird ein Sohn geboren werden, mit Namen Herkules es wird an Ruhm kein Heros sich, der Vorwelt, mit messen. Alkmene, die ohnmächtig in Amphitryons Arme gesunken ist, wird bei ihm bleiben. Mit dem wehmütigen-schmerzlichen ,,Ach", das sich von den Lippen der wieder Erwachten losringt, schließt das Stück.
Sagenumfeld
Der große Held Perseus hatte drei Söhne - Elektryon, Alkaios und Sthenelos. Alkmene, des Elektryon Tochter, heiratete ihren Cousin Amphitryon, den Sohn des Alkaios. Da Amphitryon versehentlich seinen Schwiegervater erschlagen hatte und darum die Rache des Sthenelos fürchten musste, floh er zum König Kreon von Theben.
Während er auf einem Feldzug von daheim abwesend war, versuchte Zeus, die schöne Alkmene zu seiner Geliebten zu machen; sie aber war ihrem Gatten so treu, dass der Gott die Gestalt des Amphitryon annehmen musste um sich ihr zu nähern. Durch diese Täuschung zeugte er mit ihr Herkules, den gewaltigsten unter den griechischen Helden.
Dies ist die Geschichte Amphitryons wie sie in Sagebüchern steht. Hier wird jener als Nebenfigur geschildert, doch in Kleists spielt er eine Hauptrolle.
Penthesilea
Entstehungsgeschichte und Interpretation
Um 1800 plante Kleist eine Amazonendichtung als er 1805 mit seinem Trauerspiel Penthesilea begann und dieses Werk schließlich 1808 fertigstellte.
Hauptpersonen
Penthesilea, Königin der Amazonen
Prothoe, Meroe und Asteria, Fürstinnen der Amazonen
Die Oberpriesterin der Diana
Achilles, Odysseus, Diomedes und Antilochus, Könige des Griechenvolks
Ort der Handlung: Schlachtfeld bei Troja
Handlung
Während die Kämpfe zwischen den Griechen und Trojanern vor der Burg Troja noch unentschieden toben, tritt ein Ereignis ein, das beide Parteien verwirrt und das sich erst nach einiger Zeit klärt:
das Heer der Amazonen ist unter der Führung ihrer Königin Penthesilea in das Schlachtfeld eingebrochen, ohne sich zu einem der beiden streitenden Völker zu bekennen.
Zunächst hat es den Anschein, als wollten sie den Trojanern zu Hilfe kommen, um Troja zu befreien. Bald zeigt sich jedoch, dass sie diesen ebenso feindlich gegenübertreten wie den Griechen. Eines aber ist das Merkwürdigste von allem: Penthesilea, die Königin, scheint unwiderstehlich von dem Griechen Achilles angezogen, bei dessen erstem Anblick sie errötet und ihn mit den Augen verschlingt. Sie will sich ihm ständig im Kampf stellen. Auch Achill verliebt sich in sie. Als Agammemnon den Griechen den Befehl zum Rückzug auf die Schiffe befiehlt um dem Kampf mit den Amazonen auszuweichen, schwört Achill erst zu gehen wenn er die Königin zum Kampf gefordert habe.
Nun beginnen sich die Kontrahenten zu jagen; wobei einmal Achill die Oberhand erlangt, ein andermal Penthesilea. Der Kampf tobt nicht des Hasses sondern der Liebe wegen. Achill erklärt Odysseus, dass er, wenn es sein müsste jahrelang um sie freien würde. Penthesilea möchte ihn vor sich im Staub liegen sehen; sie lässt sich auch nicht von Prothoe davon abbringen. Eigentlich ist der Auftrag der Amazonen auf diesem Schlachtfeld erfüllt, nur Penthesilea will noch nicht weg. Durch ihre Kämpfe nähern sich die beiden einander immer mehr an bis Penthesilea hat das "Rosenfest" angeordnet.
Die Oberpriesterin der Diana rüstet es mit ihren Priesterinnen und einer Schar junger Mädchen. Schon glauben die Amazonen das Ende ihres Kriegzuges herbeigekommen, als das Verhalten Penthesileas alles wieder in Frage stellt. Taub für die Stimme der Vernunft, "vom giftigsten der Pfeile Amors getroffen", überschreitet die Königin das Gebot ihres Landes, das einer Amazone verbietet, im Kampfe sich auf einen Mann einzustellen. Ihr geht es nicht mehr um das Wohl des Amazonenstaates und um dessen Gesetze. Ihr geht es nur noch um Achilles. Sie stellt sich ihm erneut zum Kampf und unterliegt.
Um sie, die durch einen schweren Sturz gelitten und ohnmächtig wurde, zu schonen, überredet Prothoe den siegreichen Achill, Penthesilea glauben zu machen, dass nicht er, sondern sie der Sieger sei. Achill geht darauf ein. Und nun enthüllt sich, als Penthesilea erwacht, in einer Szene von einzigartiger Schönheit der ganze Zauber der Liebe dieser beiden titanenhaften Naturen, die weit über das gewohnte Menschenmaß hinausragen und bei deren Zusammenprall die Erde zu erzittern schien, "wie wenn zwei Sterne aufeinander schmettern". Achill ergibt sich willig in die vorgetäuschte Gefangenschaft, und Penthesilea gibt der Gedanke: "Der junge Nereidensohn ist mein!" die volle Kraft ihrer Jugend zurück. Doch wie sie im Schmerze raste, tut sie es nun in der Freude. Bekümmert muss Prothoe feststellen: ,,Freud ist und Schmerz dir, seh ich, gleich verderblich, und gleich zum Wahnsinn reißt dich beides hin.
" In tiefer Selbsterkenntnis ihrer tragischen Natur bekennt Penthesilea: ,,Zum Tode war ich nie so reif als jetzt." Und sie spricht Worte, wie sie nur eine Penthesilea in einer solchen Situation sprechen kann: "Der Mensch kann groß, ein Held, im Leiden sein, doch göttlich ist er, wenn er selig ist!" Diese Atempause im Ablauf des tragischen Geschehens ist nur von kurzer Dauer. Die wahre Lage, dass Penthesilea die Gefangene des Achill ist und nicht umgekehrt, kann nicht lange verborgen bleiben. Noch eben hat sie Achill die sonderbare Vorgeschichte ihres Heimatlandes erklärt, wie es in grauer Vorzeit zu dem großen Männermorden kam, als rauhe Äthioperstämme in das Skyterland einfielen, wie die Frauen sich schwuren, fortan allein zu bleiben, einen "Frauenstaat" zu bilden, der nur dann, wenn es der Fortbestand des Staates erfordert, erwählte "Marsbräute" aussendet, um "in den Wald der Männer einzubrechen. und die Reifsten derer, die da fallen, wie Samen, wenn die Wipfel sich zerschlagen, in unsre heimatlichen Fluren hinwehen." Da wird durch erneutes Vordringen der Amazonen, die ihre Königin befreien wollen, offenbar, dass Penthesilea die Gefangene des Achill ist.
Achill versucht, sie zu über-reden, mit ihm als Königin nach seiner Heimat zu ziehen: "Du sollst den Gott der Erde mir gebären! Prometheus soll von seinem Sitz erstehn, und dem Geschlecht der Welt verkündigen: Hier ward ein Mensch, so hab ich ihn gewollt." Doch im Gewühl des Kampfes werden sie getrennt, Penthesilea den Amazonen zurückgewonnen. Achill von Odysseus fortgerissen. Was nun folgt, ist grandiose tragische Übersteigerung der Geschehnisse und Gefühle. Achill fordert durch einen Herold noch einmal Penthesilea zum Kampf auf Tod und Leben heraus. Doch ist es seine Absicht, sich ihr nur zum Schein zu stellen, um ihr dann freiwillig zu erliegen und nach ihrer Heimat Themiscyra zum "Rosenfest" zu folgen.
Pcnthesilea verkennt in ihrer Sinnesverwirrung diese seine wahre Absicht. ,,Mit zuckender Wildheit" ruft sie nach ihren Hunden und Elefanten, um mit dem "ganzen Schreckenspomp des Kriegs" dem Geliebten in sinnloser Haß-Liebe entgegenzuziehen. "Mit allen Zeichen des Wahnsinns" ruft sie Ares an und fällt über den Wehrlosen her. So weit geht ihre Raserei, dass sie "mit schaumbedeckter Lippe", einer Mänade gleich, sich mit den Hunden auf den Geliebten stürzt und, nachdem sie dem Fliehenden den Pfeil durch den Hals gejagt hat, ,,die Rüstung ihm vom Leibe reißend, den Zahn in seine weiße Brust ihm schlägt". "Als ich erschien", berichtet Meroe der entsetzten Oberpriesterin, "tropft Blut von Mund und Händen ihr herab". Das Ende ist furchtbares Erwachen.
Penthesilea' im Inner- sten aufgewühlt und zerstört, kann nur noch feststellen:
"Küsse, Bisse, das reimt sich, und wer recht vom Herzen liebt, kann schon das eine für das andere greifen. Sie folgt Achilles in den Tod, indem sie tief im Busen "ein vernichtendes Gefühl" hervorgebracht das sie "in der Glut des Jammers hart zu Stahl läuterte es zu einem Dolche formt und mit diesem sich tötet Sie sank, weil sie zu stolz und kräftig blühte", schließt Prothoe die Tragödie "die abgestorbne Eiche steht im Sturm, doch die gesunde Stützt er schmetternd nieder. weil er in ihre Krone greifen kann".
Sagenumfeld
Die Töchter des Kriegsgottes Ares sind die Amazonen, jene Frauen die auch die Brustlosen genannt werden, weil sie sich, um mit Pfeil und Bogen schießen zu können immer die rechte Brust amputierten. Sie sind ausgezeichnete Jäger und Krieger. Eine ihrer Königinnen war Penthesilea, die mit ihrem Heer den Trojanern im Krieg gegen die Griechen zu Hilfe kam.
Anders als in Kleists Werk hilft sie in klassischen Erzählungen nur den Trojanern. Nach Hektors Tod verliebt sie sich in Achill, kämpft mit ihm auf Leben und Tod und stirbt durch seine Hand. Achille verliebt sich in die Tote und tötet 2 Griechen die ihn deshalb verhöhnen.
Metrik
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