Berthold brecht
Berthold Brecht
Herr Puntila und sein Knecht Matti
Biographie:
Bertolt Brecht wurde am 10. Februar 1898 in Augsburg geboren und starb am 14. August 1956 in Berlin.
Brechts unsystematisches Studium der Naturwissenschaften, der Medizin und vor allem der Literatur wurde 1918 durch seinen Dienst als Sanitätssoldat in einem Lazarett unterbrochen, eine Zeit, die ihn zum erbitterten Kriegsgegner machte. In diesem Jahr schrieb er sein erstes, nihilistisches und expressionistisches Drama "Baal", dem neben Theaterkritiken und Kurzgeschichten "Trommeln in der Nacht" folgten. "Baal" wurde 1922 an den Münchner Kammerspielen - wo Brecht als Dramaturg wirkte - uraufgeführt und begründete seinen Ruf als Dramatiker.
1924-26 war Brecht Dramaturg bei Max Reinhardt in Berlin und studierte gleichzeitig intensiv den Marxismus. 1927 wurde "Mann ist Mann" uraufgeführt und seine erste Gedichtsammlung "Hauspostille" herausgegeben. Ein Jahr später errang er mit der von Kurt Weill vertonten "Dreigroschenoper" einen Welterfolg. Mit den "Anmerkungen zu Mahagonny" formulierte Brecht 1928 erstmals seine Vorstellungen vom "epischen Theater", in dem den Zuschauern keine Illusionen geboten werden, sondern echte Konflikte, die sie aktiv mit durchdenken und entscheiden sollen. Weniger theoretisch als die sozialistischen Lehrstücke, darunter "Der Jasager" und "Der Neinsager" (1930) und "Kleines Organon für das Theater" (1948), waren seine Dramen, die politische Verhaltensweisen behandelten wie "Die hl. Johanna der Schlachthöfe" (1929-31) und "Die Mutter" (1931-32).
1933 flüchtete Brecht, inzwischen überzeugter Sozialist, mit seiner Frau Helene Weigel durch viele Länder, bis sie 1941 in die USA gelangten. Zwischenzeitlich (1935-39) war er in Moskau Mitherausgeber der Exil-Monatsschrift "Das Wort" und schrieb satirische Gedichte für den Deutschen Freiheitssender. Die Zeit der Emigration war Brechts fruchtbarste Schaffensperiode. So entstanden neben anderen Meisterdramen "Leben des Galilei" (1938), "Mutter Courage und ihre Kinder" (1939) und "Der kaukasische Kreidekreis" (1944/45). Außer Gedichten, die den marxistischen Dichter als politischen Moralisten erscheinen lassen, entstanden realistisch - aktuelle Dramen wie "Furcht und Elend des Dritten Reiches" (1934-38) und "Das Verhör des Lukullus" (1939).
Nach dem Krieg ging Brecht, dem die Alliierten die Einreise in die Westzonen verweigerten, nach Ost - Berlin.
Mit seiner Frau gründete er 1949 das "Berliner Ensemble", das zur eigenständigsten und wichtigsten Experimentierbühne Europas heranwuchs.
Brechts vielseitige dramatische Dichtung, verbunden mit stetem Klassenkampf, hatte den Zwiespalt zwischen menschlicher Freiheit und sozialer Gerechtigkeit, zwischen dem Glücksverlangen des einzelnen und der Notwendigkeit des Opfers an die Gemeinschaft zum ständig wiederkehrenden Thema. Seine teils realistischen, teils grotesken und satirischen Erzählungen, Gedichte, Balladen und Moritaten machten ihn trotz seiner äußerlichen Bejahung der kommunistischen Weltanschauung zu einem der einflußreichsten Autoren des 20. Jahrhunderts. Aber die Resignation in Brechts Werken aus der Zeit nach dem Bau der Berliner Mauer ist unverkennbar, ebenso wie die Hohlheit der satirischen Feierlichkeit der politischen Huldigungsgedichte.
Zu Brechts Werken gehören u.
a. Romane, Hörspiele, Dialoge, Pamphlete, Prosa und das Ballett "Die sieben Todsünden (der Kleinbürger)" (1933) mit Vorlagen aus der gesamten Weltliteratur. Posthum veröffentlicht wurden seine Schriften über Literatur, Kunst, Politik und Gesellschaft.
Seine wichtigsten Werke
Bühnenstücke
„Baal“ (1918)
„Trommeln in der Nacht“ (1919)
„Im Dickicht der Städte“ (1923)
„Mann ist Mann“ (1926) - Lustspiel
„Die Dreigroschenoper“ (1928)
„Aufstieg und Fall der Stadt Mahagonny“ (1928/29)
„Die heilige Johanna der Schlachthöfe“ (1929/30)
„Die Gewehre der Frau Carrar“ (1937)
„Das Leben des Galilei“ (1938)
„Mutter Courage und ihre Kinder“ (1938/39)
„Die Tage der Kommune“ (1945)
Epische Dichtung
„Der Dreigroschenroman“ (1934)
„Kalendergeschichten“ (1949)
„Geschichten vom Herrn Keuner“ (1948)
„Die Geschäfte des Herrn Julius Caesar“ (1949)
„Flüchtlingsgespräche“ (1961)
Lyrik
„Hauspostille“ (1927)
„Lieder, Gedichte, Chöre“ (1939)
„Svendborger Gedichte“ (1939)
„Hundert Gedichte 1918 bis 1959“ (1951)
„Die Erziehung der Hirse“ (1952)
Hauptpersonen:
Puntila: Gutsbesitzer mit Hang zum Alkoholismus. Sein Dilemma liegt in der
Unvereinbarkeit von „menschlicher“ Handlungsweise und
ökonomischer Prinzipien. Die Tragik seiner Figur ist, daß er sich
dessen bewußt ist und dem gegenüber völlig machtlos dasteht.
Matti: Chauffeur und Knecht auf Puntila. Seine Versuche andere vor den
Auswirkungen Puntilas „Instabilität“ zu bewahren misslingen meist, da
das Herren – Knecht Verhältnis zwischen ihnen in jedem Fall
bestehen bleibt. So bleibt ihm nichts anderes übrig als die Situationen
meist ironisch zu kommentieren.
Eva: Puntilas Tochter. Sie ist bemüht Puntilas Handlungen zu erklären und zu bagatellisieren. Außerdem verspürt sie eine Affinität zu Matti.
Inhaltsangabe:
Nach einem zweitägigen Saufgelage sieht Puntila in seinem Chauffeur Matti auf einmal einen „Menschen“ und vertraut sich ihm an. Er sorgt sich, weil ihm die bevorstehende Verlobung seiner Tochter Eva mit einem Attaché einen Wald kosten wird, und das er schon seinen nächsten Anfall „totaler, sinnloser Nüchternheit“ fürchtet. Um dem entgegen zu wirken, beschließt er weiterzu- trinken in dem Dorf verlobt er sich mit vier Frauen und lädt diese zur Verlobungsfeier seiner Tochter ein. Als der nicht mehr nüchterne Puntila und Matti am nächsten Tag auf den Gesindemarkt gehen heuerte er wahllos Arbeiter an. Der Versuch Mattis dies zu verhindern, und somit die Arbeiter vor der Ernüchterung zu bewahren, wird weder von Puntila noch von den Arbeitern angenommen. Auf dem Gut Puntila angelangt wird er wieder „zurechnungsfähig“.
Er jagt zuerst die Arbeiter und dann seine „Bräute“ vom Hof und ignoriert die Wünsche seiner Tochter, die den fischblütigen Attaché nicht leiden kann und lieber Matti hätte. Erst als Puntila später bei der Verlobungsfeier wieder betrunken ist, wirft er den Attaché vom Gut, gibt seiner Tochter den „menschlichen“ Rat, seinen „Freund Matti“ zu heiraten. Am Gipfel der Trunkenheit wird er so menschlich und verständnisvoll, dass er von sich selbst sogar behauptet Kommunist zu sein. Als Puntila dann wieder ernüchtert, entläßt er auf drängen des Richters und des Propstes den „Roten“ Surkkala und droht selbst Matti mit der Kündigung. Schließlich beschließt er dem Alkohol für immer abzuschwören, und vernichtet die letzten Flaschen Aquavit in dem er sie trinkt. Er fordert – nun wieder betrunken – Matti auf, in der Bibliothek den Hatelmaberg aus zerschlagenem Mobilar aufzubauen.
Diesen Berg besteigt er nun mit Matti und besingt dabei die Schönheiten des Tavastlandes. Die nächste Ernüchterung Puntilas wartet Matti nicht mehr ab; er kündigt und verläßt den Hof.
Interpretation:
Das Thema das Brecht in dieser Komödie behandelt ist die Herren – Knecht Beziehung zwischen Puntila und Matti. Wobei nicht nur die ökonomische Abhängigkeit Mattis noch die soziale Schizophrenie Puntilas die einzig behandelten Aspekte dieser Beziehung darstellen. Vielmehr wird die Abhängigkeit und Ausbeutung des Knechtes durch seinen Herren auf der zwischenmenschlich - kommunikativen Ebene dargestellt. Entscheiden ist, daß dem Knecht das Recht einer Verweigerung des Dialoges nicht gegeben ist.
Matti kommentiert die Eskapaden Puntilas wohl mit Ironie, darf sich der Kommunikation mit Puntila jedoch nie entziehen.
Lesestelle(n):
Grobbeschreibung der Situation:
Puntila und der Richter sitzen schon seit zwei Tagen im Wirtshaus zu Tavastuhs, und Matti wartet im Wagen. Er betritt die Gaststätte um mit Puntila nach Kurgela, dem Gut der Tante des Attachés, dem Verlobten Evas, zu fahren.
Verwendete Sekundärliteratur:
„Kindler “
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