Gernot wolfgruber herrenjahre (roman)
Gernot Wolfgruber HERRENJAHRE (Roman)
Gernot Wolfgruber: geb. 1944 in Gmünd, NÖ
nach Hauptschule Lehrling und Hilfsarbeiter in verschiedenen berufen, dann
Programmierer
nebenher Externistenmatura, anschließend Studium der Publizistik und
Politologie in Wien
lebt dort als freier Schriftsteller
1975 erschien im Residenzverlag erster Roman “Auf freiem Fuß”
Melzer ist Tischlerlehrling in der Firma Stollhuber. Nach seiner Lehrzeit meldet er sich freiwillig zum Bundesheer, weil er denkt, daß er so alles hinter sich bringt. Alles, wo er nur ein Unterer ist. Obwohl er es vorgehabt hat, geht er nicht mehr zurück zum Stollhuber, sondern fängt beim Gabmann an. Er glaubt, daß er unter den 16 Arbeitern in dieser Firma mehr Bewegungsfreiheit hat.
Melzer trifft sich regelmäßig mit Inge, einer geschiedenen Frau. Seine Mutter kann sie nicht leiden, weil sie älter ist, als Melzer, und schon ein Kind hat. Nach einiger Zeit aber macht er Schluß mit ihr, weil er sein Leben genießen möchte. Er möchte sein Leben in die Hand nehmen.
Nach einiger zeit lernt Melzer Maria kennen. Sie ist keine besonders hübsche Frau, jedoch hat sie eine sehr interessante Stimme.
Maria vermutet, daß sie schwanger ist. Melzer denkt, daß diese Schwangerschaft beabsichtigt ist, um ihn zu halten. Obwohl er es nicht wirklich will, versucht er gegen seinen Willen Maria zu überreden, bei ihm einzuziehen und ihn später zu heiraten. Nun hat er das Gefühl, sein Leben in die Hand genommen zu haben (...
und sogar auch ein zweites)
Im Umkleideraum der Firma wird über Melzer und seine neue Freundin hergezogen. Er geniert sich für Maria. In der Pause aber erklärt er seinen Kollegen, warum er mit ihr zusammensei: Ihre Familie hat viel Geld. Er wird die Bude und sogar den Chef aufkaufen. “Den Alten mach ich zum Portier,daß er mich grüßen muß.”
Maria zieht bei Melzer ein und nennt seine Mutter sogar schon Mutter.
Mitte Oktober ist standesamtliche und kirchliche Trauung. Obwohl er jetzt verheiratet ist, möchte er seine Freiheit behalten. Er macht mit seinem Geld, was er will, möchte kein Haus bauen und später nur Schulden haben.
Maria bekommt ein Mädchen. Ihr Ehemann ist enttäuscht, daß es kein Junge geworden ist. Er wollte seinem Kind etwas beibringen.
Aber was konnte er schon einem Mädchen beibringen? Für Mädchen seien die Frauen zuständig, meinte er. Das Kind war ihm wie etwas, das sich in sein Leben hineingedrängt hatte und das drinblieb, auch, wenn er es hinausdachte.
Melzer und Maria ziehen in eine eigene Wohnung um, weil Maria mit Melzer`s Mutter ständig stritt. Sie machen es sich gemütlich. Melzer hätte es sich nie gedacht, daß er sich hier so wohlfühlen könnte. Hier fühlt er sich zufrieden und geborgen.
Maria wird ein weiteres Mal schwanger und bekommt wieder ein Mädchen.
Durch einen Arbeitsunfall geht Melzer in den Krankenstand. Er muß zum Amtsarzt, weil ihn der Kontrollor beim arbeiten in der neuen Wohnung erwischt hat. Dort trifft er einen ehemaligen Schulkollegen seines Bruders, der auch Tischler ist. Dieser arbeitet in einer riesigen Firma, wo er um ein drittel mehr verdient, als Melzer. Melzer wird neugierig.
Er denkt, daß, wenn er um ein drittel mehr verdient als vorher, würde sich sein Leben radikal verändern. Mit mehr Geld beginnt erst das Leben richtig! Melzer bewirbt sich in dieser Firma und wird prompt aufgenommen. Nun werden alle Sorgen für ihn vorbei sein!
Melzer muß mit Maria jede Woche nach Wien ins Krankenhaus fahren, da sie Wucherungen am Kehlkopf hat (daher auch die rauhe Stimme). Der Arzt rät dringend den Kehlkopf zu entfernen oder zu bestrahlen. Sie entscheiden sich für die Bestrahlung, denn eine Entfernung könne noch immer vorgenommen werden. Jedoch muß sie einige Wochen später trotzdem operiert werden.
Der Kehlkopf wird entfernt, Maria geht es gut.
Melzers Mutter stirbt. Seine Großmutter, die im Haus der Mutter wohnte, zieht nach Wien zu ihrer Tochter, Melzer übersiedelt mit seiner Familie zurück ins Haus der Mutter. Sie sind aber mit dem kleinen Haus der Mutter nicht zufrieden und so fangen sie an ein eigenes zu bauen.
Maria scheint wieder schwanger zu sein. Sie möchte das Kind aber nicht bekommen, weil sie sich noch viel zu schwach fühlt.
Sie einigen sich für eine Abtreibung. Der Arzt, der ihr den Kehlkopf entfernte, könnte bestätigen, daß sie für eine weitere Schwangerschaft und Geburt zu schwach sei. Auf diese Weise könnte die Schwangerschaft auf legalem Weg verlaufen. Maria läßt sich untersuchen. “Die Kehlkopfentfernung hat jedoch keinen Einfluß auf die Entwicklung des Kindes.” meint der Arzt.
Er könne eine Abtreibung nicht befürworten. Im Mai kommt (endlich) ein gesunder Bub zur Welt. Maria erholt sich nach der Geburt des Kindes nicht mehr so richtig. Sie leidet an ständigem Husten, Fieber und in ihrer Luftröhre brodelt es.
Nachdem sich Maria beim Lungenfacharzt untersuchen ließ, bestellt dieser Melzer zu sich in die Ordination und teilt ihm mit, daß Maria Krebs hat. Maria hätte nur mehr drei Monate zu leben.
Eines nachts rüttelt ihn seine Tochter wach. Er sieht, wie Maria ihn mit weitaufgerissenen Augen anstarrt. Eine Windel, die um ihren Hals gewickelt ist , ist ganz rot von Blut. Der Doktor kommt und rät Maria ins Spital zu bringen. Endlich entschließt sie sich ins Krankenhaus zu gehen, in der Hoffnung wieder gesund zu werden. Bevor sie aber ins Spital kommt, stirbt Maria.
Melzer ist verzweifelt. Was soll nun mit den Kindern geschehen? Wer soll den Haushalt führen? Er weiß nun nicht mehr, was er tun soll. Karenzurlaub für Männer gibt es nicht und in ein Heim würde er seine Kinder auf keinen Fall stecken. Melzer erkundigt sich bei der Fürsorge. Er müsse sich eine Kraft suchen, die den Haushalt führt und die Kinder betreut. Die Fürsorge würde die Hälfte der Kosten übernehmen.
Er erhält die Zusicherung in zwei Wochen eine ausgebildete Haushaltshilfe zu bekommen. Diese Zusicherung schlägt jedoch fehl.
“ Auf jeden Fall wird ich jetzt einmal eine Heiratsanzeige aufgeben, die Tante Hermi redet mir das schon die ganze Zeit ein, sie will halt auch nicht die dauernd zu mir rennen müssen, ich versteh´s ja eh, weil die Jüngste ist sie ja auch nimmer, sie wär zwar nicht so, von der kannst schon was haben, wenns drauf ankommt, aber dem Onkel Karl paßts halt nicht, wenn sie bei mir was tut, und drum muß ich jetzt wirklich, sagt er, einmal eine Heiratsanzeige aufgeben, junger Witwer, 32, 174 groß, mit eigenem Haus, sucht kinderliebende Frau oder Mädchen zwecks späterer Ehe kennenzulernen, weil anders als übers Heiraten, sagt er, komm ich ja wahrscheinlich wirklich zu niemandem, der mir auf die Kinder schaut und die Hausarbeit abnimmt, anders geht’s nicht, sagt er, für unsereins nicht, als mit einer, die glaubt, daß sie einen Mann braucht zu ihrem Glück, die mit dir ins Bett steigt und von da aus alles übrige macht, und ich kann dirs ehrlich sagen, sagt er, wenn sich auf die Annonce eine meldet, die mich nimmt, obwohl ich nichts hab als drei Kinder und einen Haufen Arbeit daheim, ehrlich, sagt er, ich würd eine jede nehmen, ganz wurscht, wie sie ausschaut, wenns nur halbwegs zum Aushalten wär und mit den Kindern umgehen könnt, da würd ichs nehmen, weil auf die Liebe oder sowas, sagt er, kommts bei mir nicht mehr an, weil drauf darfs gar nicht mehr ankommen, das ist vorbei, sagt er, tausend Rosen, sowas spielt für einen wie mich keine Rolle mehr. Weil eigentlich, sagt er spiel ich ja selber keine Rolle mehr.”
Auf die erste Heiratsanzeige, die Melzer aufgegeben hat, hat er drei Zuschriften bekommen.
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