Heldenplatz
Heldenplatz
Thomas Bernhard
(1931-1989)
Biographie:
Thomas Bernhard, österreichischer Schriftsteller. Sein umfangreiches Prosa- und Dramenwerk, in welchem er einen ganz eigenständigen Stil entwickelte, gehört zur Weltliteratur.
Thomas Bernhard wurde am 10. Februar 1931 in Heerlen (Holland) geboren. Aufgezogen von seinem Großvater, dem Schriftsteller Johannes Freumbichler, avancierte dieser immer mehr zur Leitfigur. Einen Teil seiner Kindheit verbrachte Bernhard in einem Salzburger Internat, bevor er 1944 als Zögling in eine vom nationalsozialistischen Zuchtideal geprägte Hauptschule eintrat.
Bernhards Erfahrungen der Schulzeit und sein Aufenthalt in der Lungenheilstätte Grafenhof (1949-1951) sind in den teils autobiographischen Romanzyklen Die Ursache (1975), Der Keller (1976), Der Atem (1978), Die Kälte (1981) und Ein Kind (1982) eingegangen. Zwischen 1955 und 1957 studierte Bernhard an der Hochschule für Musik und darstellende Kunst Mozarteum in Salzburg. Er nahm damit den in den vierziger Jahren begonnenen Schauspiel- und Geigenunterricht wieder auf. Nebenbei schrieb er als freier Mitarbeiter des Demokratischen Volksblattes in Salzburg Gerichtsreportagen, Reiseberichte, Theater- und Filmkritiken. Bernhards erster Gedichtband Auf der Erde und in der Hölle (1957) ist trotz der Darstellung existentieller Notsituationen noch stark in einer christlich-tröstlichen Tradition verwurzelt: Er dokumentiert so eindringlich Bernhards Auseinandersetzung mit der Philosophie Blaise Pascals. Zu dieser literarischen Phase gehören auch die Lyriksammlungen Unter dem Eisen des Mondes (1958) sowie die Rosen der Einöde (1959).
Bernhards Prosa
Bereits Bernhards Romanerstling Frost von 1963 ist jedoch von einem Pessimismus geprägt, der nichts Rettendes mehr kennen will. Hier entwickelt Bernhard zudem einen ganz und gar eigenen Sprachduktus, dessen zyklische Satzstruktur die Verstrickung der Figuren in eine hermetische Welt der Isolation, Kälte und Grausamkeit widerspiegelt. Die Handlung ist fast völlig zurückgenommen. Hingegen ergehen sich die Protagonisten in endlosen Monologen, die ihrer Umgebung gänzlich unverständlich bleiben. Diese Betonung einer autonomen Sprachrealität zeugt von Bernhards Beschäftigung mit der Philosophie Ludwig Wittgensteins. Auch die Nähe zu den Prosatexten Franz Kafkas und Samuel Becketts ist offensichtlich.
Von vielen Kritikern, darunter Carl Zuckmayr, wurde Frost begeistert aufgenommen.
Der große Erfolg des Romans und seiner Nachfolger machte es Bernhard bald möglich, sich als freier Schriftsteller aus der verhaßten Geschäftigkeit Salzburgs in die ländliche Umgebung seines Vierkanthofes in Ohlsdorf (Oberösterreich) zurückzuziehen. Zu seinem überaus produktiven Schaffen, das die Grundthematik des Erstlings (Tod, Krankheit, Verzweiflung, Wahnsinn) in virtuoser Sprachbeherrschung nurmehr variiert, gehört der Roman Verstörung (1964), dem ein Motto Blaise Pascals voransteht („Das ewige Schweigen dieser unendlichen Räume macht mich schaudern“). Weitere Prosawerke Bernhards sind Amras (1964), Ungenach (1968), Das Kalkwerk (1970), Beton (1982), Wittgensteins Neffe (1982), Holzfällen (1984) und der als Komödie untertitelte Roman Alte Meister (1985). Das Opus Magnum Bernhards und eine Quintessenz seines Schaffens aber ist Auslöschung. Ein Zerfall (1986).
Vor allem in den Kurzprosasammlungen Ereignisse (1969) und Der Stimmenimitator (1978) kommt Bernhards Sinn für burleske Situationskomik zum Ausdruck, die dem Schrecken der Wirklichkeit eine – wenn auch hoffnungslose – Skurrilität abgewinnt.
Bernhards Dramen
In seinen zahlreichen, nach 1970 geschriebenen Theaterstücken entwirft Bernhard ein dem Prosawerk vergleichbares Bild des Weltekels. Dabei wird das dialogische Prinzip der Bühne, das auf Rede und Gegenrede beruht, konsequent ad absurdum geführt. Auch die Akteure der Dramen sprechen in oft verrätselten Monologen, in denen sie sich nur mehr wiederholen können. Jegliche Kommunikation ist zum Scheitern verurteilt. In Bernhards Stücken werden die Grenzen zwischen Tragödie und Komödie bewußt verwischt (nicht zufällig lautet der Titel einer Erzählung Bernhards Ist es eine Komödie? Ist es eine Tragödie?).
Zu den Dramen Bernhards gehören Ein Fest für Boris (1970), Die Macht der Gewohnheit (1974), Immanuel Kant (1985), Der Theatermacher (1985), Einfach kompliziert (1986) und Elisabeth II. (1987). Einige dieser Stücke wurden bewußt für bestimmte Ensembles geschrieben (für das Bochumer Schauspielhaus bzw. das Wiener Burgtheater, jeweils unter der Leitung Claus Peymanns). Andere stellen konkrete Schauspieler in den Mittelpunkt, so Minetti (1977, für Bernhard Minetti) und Ritter, Dene, Voss (1984, Ilse Ritter, Kirsten Dene und Gert Voss). Dadurch, daß die Namen der Schauspieler im Dramentitel auftauchen, wird den Stücken ihr Illusionscharakter, auf die außerliterarische Realität zu verweisen, nachdrücklich abgesprochen.
Sie schaffen somit eine ebenso abgeschlossene sprachliche Wirklichkeit wie auch das Romanwerk Bernhards.
Dennoch blieb der provozierende Tonfall mancher Texte Bernhards nicht verborgen. So kam es nach der Vorveröffentlichung von Passagen aus dem Drama Heldenplatz (1988), einer Auftragsarbeit für den 100. Jahrestag des Wiener Burgtheaters, zum Eklat. Das Stück, welches sich mit der Position Österreichs zu jüdischen Emigranten beschäftigt, brachte Bernhard in Konflikt mit den offiziösen Politikern des Landes. Wegen zahlreicher Proteste von höchster Stelle („Hinaus aus Wien mit dem Schuft!“) mußte die Premiere um fast einen Monat verschoben werden.
Thomas Bernhardt starb am 12. Februar 1989 in Gmunden (Oberösterreich). Neben Peter Handke und Gerhard Roth gehört er zu den bedeutendsten Vertretern der österreichischen Nachkriegsliteratur. 1968 wurde Bernhard mit dem Österreichischen Staatspreis, 1970 mit dem Georg-Büchner-Preis ausgezeichnet. Testamentarisch verfügte er, daß keines seiner Werke in Österreich publiziert oder aufgeführt werden darf.
Inhalt:
Am 15.
März 1938 verkündete Adolf Hiltler unter den Jubelrufen der anwesenden Wiener auf den Heldenplatz den Anschluß Österreichs an Österreich.
50 Jahre später versammeln sich in der Nähe des Heldenplatzes die Familie Schuster und deren engsten Freunde. Der Anlaß: das Begräbnis von Professor Josef Schuster
Der Inhalt des Stückes ist eine Unterhaltung über den Tod des Professor Josef Schuster, welcher von den Nazis verjagt, in den fünfziger Jahren auf Bitten des Wiener Bürgermeisters aus Oxford auf seinen Lehrstuhl zurückgekehrt ist und aufgrund der gegenwärtigen Situation keinen Ausweg mehr gewußt hat, als den Selbstmord. Auch seine Frau, die ständig das Jubeln der Masse vom Heldenplatz hört, bricht am Ende des Stücks zusammen.
In der Unterhaltung wird sehr viel über Österreich geschimpft, z.B.
: über die Politik, die Einstellung der Österreicher gegenüber den Juden, über nicht qualifizierte Hochschullehrer,...
In diesem Stück stellt Thomas Bernhard Österreich als das schlechteste Land von Europa dar.
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