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  Franz kafka

Franz Kafka Eine kaiserliche Botschaft    Franz Kafkas „Eine Kaiserliche Botschaft“ ist das klassische Beispiel einer Parabel. Die Handlung lässt sich in wenigen Worten zusammenfassen: Eine Botschaft, wie auch immer diese beschaffen sein mag, soll von einem Kaiser zu einem DU gelangen, doch der Bote, der diese überbringen soll, kann und wird nicht durchdringen zu dem eigentlichen Empfänger, dem DU. Grob gesehen kann der Text in zwei Teile eingeteilt werden. Der erste reicht bis zur Zeile 14 und endet mit den Worten „wie kein anderer“. Bis dahin ist die Stimmung des Textes ermutigend und lässt einen verheißungsvollen Weitergang erhoffen, wenn nicht sogar erwarten. Worte wie unermüdlich oder Bilder wie das des Zeichens der Sonne schaffen eine angenehm optimistische Atmosphäre.

Man könnte sogar von einem gewissen Höhenflug sprechen, den der Text kreiert, der jedoch vom zweiten Konjunktiv in Zeile 15 zunichte gemacht wird. Denn ab dem zweiten Abschnitt sinkt die Gemütslage in die Hoffnungslosigkeit. Beginnend mit einem regelrechten Seufzer „Aber die Menge ist so groß“ wird das Grundgefühl zunehmend trüber. Verwendet Kafka Vokabular wie das des „Bodensatzes“, so führt er den Leser automatisch in zutiefst trostlose Regionen menschlicher Existenz. Der Text spinnt das Geschehen um drei Personen, den Kaiser, das Du und den Boten. Der Kaiser liegt im Sterben und möchte dem Du eine Botschaft schicken.

Dieser führte bestimmt keine gewaltsame Herrschaft, ist vermutlich aber Herr eines großen Reiches. Für mich wirkt er sehr fern und eher orientalisch. Dazu trägt natürlich auch das Bild der „kaiserlichen Sonne“ bei, das mich dazu veranlasst die Geschichte irgendwo im asiatischen Raum anzusiedeln. Gleich zu Beginn entsteht ein deutliches Gefälle zwischen dem Kaiser und dem Du, erzeugt durch die Bilder von Sonne und Schatten. Diese beiden stellen zwar Gegensätze dar, sind aber dennoch miteinander verbunden. Ohne Sonne gäbe es keinen Schatten.

Das Du ist geflüchtet vor „kaiserlichen Sonne“, weil es seine Nichtigkeit empfunden zum ersten Mal empfunden hat. Dieses Gefühl hat Angst ausgelöst und konnte nur durch Flucht „bekämpft“ werden, obwohl Davonlaufen bekanntlich keine Lösung ist. Zuerst wird das Du als jämmerlich bezeichnet, wobei die Steigerung in der Bezeichnung „Schatten“ liegt. Von der Botschaft wissen nur der Kaiser und der Bote etwas. Absichtlich ins Ohr geflüstert, wollte der Kaiser sie nicht offiziell verlautbaren, da sie etwas besonderes ist wie auch der Empfänger selbst sich als privilegiert ansehen darf. Die Passage, in der der mühevolle Weg des Boten geschildert wird, lässt die Assoziation eines chinesischen Kaiserhofes durchaus zu.

Ein zentrales Wort in dem zweiten Abschnitt ist die zeitliche Angabe „Jahrtausende“. Sie macht eine reale Auffassung unmöglich. Die Dimensionen Raum und Zeit wechseln in diesem Textstück, indem zuerst die unglaubliche Ausdehnung des Palastes beschrieben wird und dann die Rede ist von einer menschlich nicht vorstellbaren Zeitspanne wie Jahrtausenden. Schockierend ist das Bild, in dem geschildert wird, wie was sich dem Boten offenbaren würde, würde er sich durch die Räume des Palasts durchschlagen. Dann läge erst eine jämmerliche Szenerie vor ihm, „hochgeschüttet voll ihres Bodensatzes“. Im letzten Satz glaubt man durch den Traum eine kleine Erleichterung der erdrückenden Grundstimmung zu erkennen, sie wird jedoch schnell durch den Zusatz des „Abends“ vereitelt.

Typisch für Kafka ist, dass es für viele seiner Texte keine eindeutige Interpretation gibt. Das ist auch bei diesem Text der Fall. Einige Gedanken kann man als ziemlich naheliegend annehmen und sie deshalb zur persönlichen Interpretation heranziehen. Der Mensch wird etwas bestimmtes nie begreifen, weil er dazu einfach nicht imstande ist. Aber er ist trotzdem etwas besonderes, weil ihm überhaupt eine Botschaft gesandt wird. Diese wird ihn zwar niemals erreichen, hebt den potentiellen Empfänger aber auf eine höhere Stufe.

Niemand kann wirklich zur eindeutigen Botschaft durchdringen, weil sie gar nicht eindeutig sein kann. Sie bedeutet für jeden Menschen etwas individuelles, etwas einzigartiges, das nur er für sich selbst definieren kann. Ich tendiere nicht dazu, den Kaiser als ein göttliches Wesen anzusehen, weil mein Denken von einem atheistischen Weltbild geprägt ist. Ich glaube schon daran, dass eine derartige Botschaft existiert und auch dass sie etwas außerordentliches darstellt. Für mich ist dies keine religiöse Weisheit, sondern eher eine Erkenntnis, die im philosophisch-metaphysischen Bereich liegt.

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