Johann wolfgang von goethe: "die leiden des jungen werther"
Johann Wolfgang von Goethe: „Die Leiden des jungen Werthers“
Kurzes Vorwort:
Der Briefroman „Die Leiden des jungen Werthers“ ist Goethes erster Roman und gleichzeitig der erste Bestseller der neueren deutschen Literatur. Er war auch Goethes größter Erfolg.
Der Roman wird heute noch oft im Unterricht besprochen. Dies liegt jedoch nicht an seiner Bedeutung als Liebesroman, sondern an der Tatsache, dass in ihm geschildert wird, wie ein junger Mensch mit seiner sozialen Wirklichkeit in Konflikt gerät und daran zerbricht.
1. Johann Wolfgang von Goethe: Leben und Werk
1.
1 Biographie
Johann Wolfgang von Goethe wurde am 28. August 1749 als Sohn des Kaiserlichen Rates in Frankfurt am Main geboren. Goethe studierte im Alter von 16-19 Jahren die Rechte erstmals in Leipzig und setzte sein Studium 2 Jahre später nach einer Krankheit in Straßburg fort und schloss es dort ab. Goethe war auch mit Schiller befreun-det und musste dessen Tod miterleben. Im Laufe seines Lebens verliebte sich Goethe oftmals, u.a.
in Charlotte Buff, die jedoch einen anderen Mann heiratete. Der Selbstmord seines Studienkollegen Jerusalems aus Liebes-kummer nahm ihn sehr mit. 1774 wurde Goethe durch seinen „Werther“, den er innerhalb von vier Wochen ver-fasste, berühmt. Erst mit 57 Jahren heiratete Goethe Christiane Vulpius. Diese starb 10 Jahre später. Goethe folgte ihr im Alter von 82 am 22.
März 1832 in Weimar.
1.2 Zeitgeschichtlicher Hintergrund
Der Roman „Die Leiden des jungen Werthers“ wird zeitlich in das Vorfeld der Französischen Revolution von 1789 eingeordnet. Damals setzte die Neuordnung Europas ein, wodurch sich die sozialen Grundlagen stark veränderten. Die jungen Menschen begeisterten sich vor allem für schauerliche Stimmungen, Tod und Grab.
Der „Werther“ zählt auch zu jenen Werken, in denen der Sturm und Drang als literarische Epoche mit am ein-druckvollsten seinen Ausdruck gefunden hat.
1.3 Weitere wichtige Werke Goethes
- 1773 Götz von Berlichingen
- 1779 Iphigenie auf Tauris
- 1788 Egmont
- 1790 Torquato Tasso
- 1808 Faust, 1. Teil
- 1833 Faust, 2. Teil
2. Textanalyse und –interpretation
2.1 Inhaltsangabe
Erstes Buch:
Werther ist ein junger Mann, der noch nicht recht weiß, was er im Leben machen möchte.
Er kommt in die Stadt W, um für seine Mutter eine Erbschaftsangelegenheit zu erledigen, und wohl auch, um aus der gewohnten Gegend herauszukommen. Er genießt es, in der Natur umherzustreifen und übt sich im Zeichnen.
Eines Tages wird er auf einen Ball eingeladen, zu dem er Lotte begleitet, die Tochter eines Amtsmannes. Seit dem Tod ihrer Mutter kümmert Lotte sich um ihre Geschwister. Werther weiß im Voraus, dass sie verlobt ist, aber er verdrängt dieses Wissen und verliebt sich sofort. Während des Balles kommt es zu einem Gewitter, welches beide an das gleiche Gedicht von Klopstock erinnert, und so bemerken sie, am Fenster dem Naturschauspiel zuschauend, eine tiefe Seelenverwandtschaft.
Von nun an besucht Werther die Tochter des Amtsmannes beinahe täglich und verbringt viel Zeit mit ihr. Aber als Albert, Lottes Verlobter, von einer geschäftlichen Reise zurückkehrt, ändern sich Werthers Gefühle. Die Anwesenheit des Verlobten macht ihm die Hoffnungslosigkeit seiner Liebe bewusst. So rät ihm sein Brieffreund Wilhelm sich von Lotte zu trennen, doch Werther ist dazu nicht in der Lage und sein Ringen um Liebe oder Verzicht geht intensiv weiter.
Obwohl Albert ein sympathischer, gutmütiger Mensch ist, bleibt das Verhältnis zwischen ihm und Werther gespannt - wegen der Rivalität um Lotte und auch, weil der bodenständige Albert ganz andere Ansichten hat, als der schwärmerische Werther. Dieser bemerkt, dass seine starken und hoffnungslosen Gefühle für Lotte ihm gefährlich werden können, und so beschließt er, die Stadt zu verlassen, um sich zu retten.
Zweites Buch:
Als ihm ein Graf einen Posten als Gesandter anbietet, sieht Werther eine Gelegenheit, sich räumlich und auch emotional dem Einfluss Lottens zu entziehen. Aber die Geschäftspedanterie, die Kleinlichkeit und Enge der Etikette und zuletzt die Zurücksetzung von Seiten des adeligen Kastengeistes zerstören seine Hoffnungen. Enttäuscht kehrt Werther zurück zu dem Ort, den seine Seele Heimat nennt, zu Lotte. Aber inzwischen sind Lotte und Albert verheiratet. Albert ist viel beschäftigt und daher manchmal verdrießlich, und Werther bemerkt, dass Lotte die alte Vertrautheit mit ihm vermisst. Er bildet sich ein, dass sie nicht glücklich ist mit ihrem Mann.
Eines Abends, als Albert unterwegs ist, besucht Werther sie. Er liest ihr aus dem Ossian vor, und plötzlich umarmen und küssen sich die beiden. Werther wirft sich vor ihr auf den Boden, Lotte flieht ins Nachbarzimmer, um nicht Werthers Leidenschaft zu erliegen und will ihn nicht mehr wieder sehen. Nach diesem Ereignis verzweifelt Werther endgültig. Er schreibt einen Abschiedsbrief, leiht sich unter einem Vorwand von Albert zwei Pistolen und erschießt sich.
2.
2 Aufbau
Der Roman besteht aus zwei Büchern und enthält vorwiegend Briefe. Dies sind Briefe Werthers an seinen Freund Wilhelm, drei an Lotte und einer an Albert und Lotte. Deren Antworten erfährt der Leser aus Reaktionen. Das Material hat ein Herausgeber gesammelt, der auch von dem Ende Werthers berichtet. Zahlreiche Briefe kön-nen auch ohne Adressaten existieren, scheinen sich an Werther selbst zu richten („ Was das für Menschen sind…“, S.77) oder stammen aus Werthers Tagebuch, von dem er spricht (S.
51). Solche vor allem kurzen Eintragungen nehmen gegen Ende zu, als vermeide Werther briefliche Kontakte und begnüge sich mit dem Selbstgespräch.
Das erste Buch beschreibt Erfolge und Freuden Werthers, die immer bedroht sind, das zweite Buch Werthers Niederlagen auf dem Weg zu einem aktiven und erfüllten Leben.
2.3 Personenkonstellation und Charakteristiken
Goethes Personenkonstellation wird durch einen Dreieckskonflikt bestimmt, wie man den Konflikt zwischen zwei Männern und einer Frau oder umgekehrt bezeichnet. Werther tritt als Dritter in die bestehende Beziehung von Lotte und Albert.
Er ist der geschätzte Freund, wird aber zum zerstörerisch wirkenden Liebhaber Lottes. Dabei sind Werther und Albert sich ergänzende Wesen. Alberts Zweckmäßigkeitsdenken und sein Verstand stehen Werthers Fantasie und seinem Gefühl gegenüber. Lotte wäre glücklich mit einer Kombination beider.
Werther:
Werther erscheint in seinen Briefen als ein sensibler, gebildeter junger Mann, der an der gesellschaftlichen Ord-nung, am Leben mit seinen erstarrten Konventionen und Normen, leidet.
Man darf in ihm einen jungen Juristen vermuten: Er kümmert sich um Erbschaften und tritt in diplomatisch juristische Dienste für seine Mutter, zu der er ein eher distanziertes Verhältnis hat.
Seine Beschäftigungen deuten auf eine gewisse Ziellosigkeit hin. Er malt, genießt die Natur, beschäftigt sich mit intensiver Lektüre und schreibt Briefe. Er will das Leben genießen und die Kräfte, die ihn ihm stecken, entfalten.
Werther hat ein gutes Verhältnis zu Kindern, v.a. aber zu Lottes Geschwistern.
Sein Verhalten anderen Menschen gegenüber ist einerseits leutselig, er ist in Gesellschaft offenbar durchaus charmant und scheut sich nicht, seinen Gefühlen im Gespräch freien Lauf zu lassen. Er kann aber andererseits auch sehr schroff reagieren und es ablehnen, sich immer und überall rollenkonform zu verhalten. Dies hängt von seinen stark schwankenden Stimmungen ab.
Er ist auch glücklich über seine soziale Ungebundenheit, aber sehnt sich trotzdem nach einer intensiven Gefühls-
beziehung, die er hofft, mit Lotte aufbauen zu können, obwohl er von deren Verlobung weiß. Es scheint so, als würde Lotte gerade wegen dieser Unerreichbarkeit so attraktiv auf ihn wirken.
Charlotte (Lotte):
Sie ist ein liebenswürdiges, charmantes und hübsches Mädchen, das tüchtig und fleißig den verwitweten Vater und die Geschwister, an denen sie Mutterstelle vertritt, versorgt.
Ohne große Bildung, aber durchaus mit In-teressen (Lektüre) ist sie frühzeitig in familiäre Verantwortung geraten. Dieser Frauentyp begeisterte Goethe besonders. Sie neigt aber auch zunehmend zu einer gewissen Geschwätzigkeit und ist auch nicht ganz frei von einer gewissen Koketterie, da sie Werther oft in allergrößte Verlegenheit stürzt. Lotte ist nicht unschuldig an Werthers Tod: Sie hat ihm unmissverständliche Zeichen ihrer Liebe gegeben.
Albert:
Ist Lottes Freund; sie gelten als verlobt. Er ist arbeitsam, genau und zuverlässig, folgt verstandesmäßig dem Leben und sieht deshalb in Werther auch keine Gefahr für seine Liebe zu Lotte, weil derartige Gefühle für ihn vernünftig zu regeln sind (Aufklärung).
Im Gegensatz zu Lotte ahnt er nicht, weshalb Werther sich die Pistolen leiht. Selbstmord gehört nicht zu den Alternativen.
Wilhelm:
Ist der Adressat der meisten Briefe Werthers und dessen Vertrauter. Er stimmt ihm nicht immer zu, sondern spürt frühzeitig die Gefahren. Um diesen zu begegnen versucht er Werther zu tätiger Arbeit und zu ausgeweiteter künstlerischer Beschäftigung anzuregen. Er kann seine Gefühle im Gegensatz zu Werther sehr viel besser kon-trollieren.
Gleichzeitig ist Wilhelm auch ein Vertrauter und Berater von Werthers Mutter.
2.4 Biographische Bezüge des Romans:
Goethe beharrte immer darauf, dass sein „Werther“ als Kunstwerk und nicht als eine Art Konfession oder nur wenig verschleierte Autobiographie gelesen werde. Dennoch besitzt das Werk sehr deutliche Bezüge in der Biographie Goethes.
Goethe hielt sich als Praktikant in der Zeit von Mai bis September 1772 am Reichskammergericht in Wetzlar auf. Schon bald lernte er den Kammergerichtssekretär Christian Kestner kennen und freundet sich mit ihm an.
Den Berichten Kestners zufolge hat Goethe am 9. Juni 1772 auf einem Ball Charlotte Buff kennen gelernt. Dass sie die Verlobte Kestners war, erfuhr Goethe zu diesem Zeitpunkt noch nicht. Kestner berichtet weiter, dass Goethe sich in Charlotte verliebt habe und schließlich angesichts der Vergeblichkeit dieser Liebe zu dem Entschluss gekommen sei, Wetzlar am 11.9.1772 zu verlassen.
Gemeinsames Gesprächsthema am letzten Abend vor Goethes Abreise war das Leben nach dem Tode.
Gewisse Übereinstimmungen zwischen Werther und Goethe liegen auf der Hand. Das zeigt sich etwa in solchen Details, dass Goethe ähnlich wie Werther einen Schattenriss Charlottes besaß. Auch andere Details stimmen zwischen Realität und Fiktion überein. So war auch Charlotte Buffs Mutter gestorben, und die Tochter kümmerte sich an ihrer Stelle um eine große Schar jüngerer Geschwister.
Goethe hat freilich im Gegensatz zu seinem Helden die unglückliche Liebesgeschichte überlegt und mit ihrer literarischen Verarbeitung den Grundstein für seinen literarischen Weltruhm gelegt.
Doch auch für den Selbst-
mord Werthers gibt es ein historisches Vorbild. Am Wetzlarer Reichskammergericht arbeitet der 1747 geborene Karl Wilhelm Jerusalem, den Goethe noch aus gemeinsamer Leipziger Studienzeit kannte, zu dem er aber nie intensiven Kontakt hatte. Der junge Jerusalem liebte nun die Frau des Pfalz-Lauternschen Gesandtschaftssek-
retärs, Elisabeth Held. Weil diese Liebe unerwidert blieb, erschoss er sich in der Nacht vom 29. auf den 30. Oktober 1772.
Als Goethe ungefähr zwei Wochen später von Jerusalems Selbstmord erfuhr, ließ er sich genau von Kestner über den Vorfall berichten. Was wir in Kestners Bericht über Jerusalems Selbstmord erfahren, ist bis in Einzelheiten und einigen Formulierungen hinein im Roman wieder zu finden. Besonders kurios ist, dass Jerusalem die Pistole, mit der er sich umgebracht hat, ausgerechnet bei Kestner ausgeliehen hat. Goethe hat später in seiner Autobiographie bemerkt: „In diesem Augenblick [nach der Nachricht und dem Bericht von Jerusalems Tod] war der Plan zu Werthern gefunden, das Ganze schoss von allen Seiten zusammen.“
Die Jahre 1772-1774 waren für Goethe eine Zeit der Krisen. Er war sich nicht klar darüber, wie es mit ihm weitergehen sollte.
Eine Juristenkarriere war nicht das, was Goethe als Perspektive vor Augen hatte. In dieser Situation hat ihn die Arbeit am „Werther“ aus seiner Krise gerettet. Das, was Werther im Roman nicht fertig bringt, nämlich produktiv zu werden, ein Kunstwerk zu schaffen, das gelingt Goethe mit seinem „Werther“, der nicht einfach ein Protokoll der Leiden ist, sondern durch seine künstlerische Form eine Distanzierung zu dem schmerzhaften Erlebten ermöglicht. Goethe hat dies selbst so gesehen:
„Ich hatte mich durch diese Komposition, mehr als durch jede andere, aus einem stürmischen Elemente gerettet. […] Ich fühlte mich wie nach einer Generalbeichte, wieder froh und frei, und zu einem neuen Leben berechtigt.“
(Klett Editionen, S.
145)
2.5 Sprachliche Erläuterungen
Der Sprachstand des Romans ist mehr als 200 Jahre alt. Daher müssten zahlreiche Wörter und Fügungen erklärt werden. Oft lassen sie sich schnell erschließen (betriegen – betrügen, modeln – formen), vieles kann man im Wörterbuch nachschlagen (simpeln – einfach, unschuldig; inkommodieren – belästigen) und manches ist aus dem Kontext (schlecht – krank) zu erklären.
Wesentliche Gesichtspunkte der Werther’schen Sprache:
Auffällig ist das Vorherrschen parataktisch aneinander gereihter Hauptsätze, nur selten unterbrochen von etwas komplizierteren Satzgefügen.
Unterbrochen werden die Sätze durch Ausrufe, leidenschaftliche Wendungen an den Empfänger der Briefe („bester Freund, „mein Bester“) und in Parenthesen eingeschobene Ausrufe und Beteuerungen („Gott weiß, warum sie so gemacht sind!“).
In Werthers Briefen tauchen auch laufend Inversionen auf. Um seinen ganzen Zorn über Alberts Beschränktheit und Verständnislosigkeit in der Selbstmorddiskussion zum Ausdruck zu bringen, stellt Werther im folgenden Beispiel den Dativ, in diesem Fall den Namen Albert an den Anfang des Satzes: „Alberten war das zu allgemein gesprochen.“ (S. 47)
Zur Sprache der Leidenschaft gehören neben den zahlreichen Wiederholungen auch Variationen, Steigerungen und Häufungen des Ausdrucks, die sich exemplarisch an Werthers letztem Brief aufzeigen lassen:
„Jetzt noch mein, dein! dein, o Geliebte! Und einen Augenblick – getrennt, geschieden – vielleicht auf ewig? – Nein, Lotte, nein – Wie kann ich vergehen? wie kannst du vergehen? Wir sind ja! – Vergehen! – […] Tot, Lotte! eingescharrt der kalten Erde, so eng! so finster! – […] Ich stürzte neben das Grab hin – ergriffen, erschüttert, geängstigt, zerrissen mein Innerstes, aber ich wusste nicht, wie mir geschah – wie mir geschehen wird – Sterben! Grab! ich verstehe die Worte nicht!
O vergib mir! vergib mir! Gestern! Es hätte der letzte Augenblick meines Lebens sein sollen. O du Engel! Zum ersten Male, zum ersten Male ganz ohne Zweifel durch mein innig Innerstes durchglühte mich das Wonnegefühl: Sie liebt mich! Sie liebt mich! Es brennt noch auf meinen Lippen das heilige Feuer, das von den deinigen strömte, neue, warme Wonne ist in meinem Herzen. Vergib mir! vergib mir!“ (S.
120)
Werthers Sprache ist stark geprägt von Ausdrücken, die dem religiösen Sprachgebrauch entstammen, die hier aber nicht verwendet werden, um ein religiöses Erlebnis, sondern eine höchst weltliche Liebeserfahrung darzustellen („durchglühen“, „das heilige Feuer“, „strömen“, „innig“, „Innerstes“).
Der religiöse Mensch leidet in der Nachfolge Jesu, der am Kreuze den Opfertod für die Menschen starb. So wie Jesus am Kreuze litt und starb, so stirbt Werther den Opfertod – für Lotte. Im Brief vom 15. Nov. setzt Werther sein Leiden eindeutig in Analogie zur Leidensgeschichte Jesu.
Eine weitere Besonderheit des Romans ist, dass Goethe beim Leser umfangreiche Literatur- und zeitgenössische Kunstkenntnisse voraussetzt, die heute nicht mehr vorhanden sind.
Literarisch betrifft das z.B. Homer, Ossian…
Künstlerisch v.a. die Gartenbaukunst, Kunsttheorie z.
B. Sulzer und Kunstpsychologie z.B. Lavater.
3. Rezeption des Romans
Nach dem Erscheinen des „Werthers“ setzte eine lebhafte Diskussion um das Buch ein.
Einerseits erntete das Buch Lob, andererseits stieß es aber auch auf schärfste Ablehnung.
Friedrich Nicolai lobte zwar Werthers Charakter als „trefflich geeignet“ für die Literatur, „aber wer im wirklichen Leben Werthers Denkungsart und Handlungsweise nachahmen will, ist ein Narr.“
Ebenso wünschte Lessing, Goethe hätte „ein paar Winke“ gegeben, „wie Werther zu einem so abenteuerlichen Charakter gekommen“ sei.
Georg Christoph Lichtenberg (1742-99) formulierte noch schärfer: „Wer seine Talente nicht zur Belehrung und Besserung anderer anwendet, ist entweder ein schlechter Mann oder äußerst eingeschränkter Kopf. Eines von beiden muss der Verfasser des leidenden Werther sein.“
Die schärfsten Angriffe auf den Roman kamen aus kirchlichen Kreisen.
Der Kanonikus Christian Ziegra geiferte gegen ihn 1775 als „verfluchungswürdige Scharteke“, „giftige Schlange“ und „Lockspeise des Satans“.
Lessings Hauptgegner Goeze forderte, den Roman zu „konfiszieren und bei hoher Strafe zu verbieten“ und dehnte seine Angriffe gleich auf wohlwollende Kritiker aus, denen man auf die Finger sehen solle, um „dieses so weit ausgestreute giftige Unkraut auszurotten“.
Schiller äußert sich folgendermaßen in „über naive und sentimentalische Dichtung“ (1795):
„…Es ist interessant, zu sehen, mit welchem glücklichen Instinkt alles, was dem sentimentalischen Charakter Nahrung gibt, im Werther zusammengedrängt ist:
schwärmerische, unglückliche Liebe, Empfindsamkeit für Natur, Religionsgefühl, philosophischer Kontemplationsgeist […]“
4. Literatur
a) Bücher
-J.W.Goethe: Die Leiden des jungen Werthers, Philipp Reclam Jun.
Stuttgart, 1972
-Königserläuterungen und Materialien Band 79: J.W.Goethe - Die Leiden des jungen
Werthers, C. Bange Verlag, 2. Auflage 2003
-Klett Lektürehilfen v. Thomas Siepmann: J.
W.v.Goethe – Die Leiden des jungen Werthers
1. Auflage, Stuttgart/Dresden
-Goethes Leben in Bilddokumenten von Jörn Göres, Bechtermünz Verlag, Augsburg 1999
b) Internet
www.gutenberg2000.de/autoren/goethe.
htm
www.lettern.de/spgoe1.htm
www.wm.edu/CAS/modlang/gasmit/ger302/goethe/bio.
html
www.derweg.org/mwberdeu/goethe.htm
www.goethehaus-frankfurt.de
www.
klassiker-der-weltliteratur.de/goettliche_komoedie.htm
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