Literaturtagebuch - hermann hesse unterm rad
(c) by Stefan Pfister
Literaturtagebuch
Hermann Hesse: Unterm Rad
Zum Titel: Aufgrund des einschlägigen Titels verspricht es jedoch eine
Leidensvolle Lektüre zu werden. Da wir dieses Buch im Rahmen
autobiographischen Schaffens verschiedener Autoren behandeln, lässt er
(der Titel)auf einen von Unterdrückung geprägten Hermann Hesse
schliessen.
Unterm Rad: Darunter verstehe ich eine Person, welche in die Mühlen
anderer Personen gerät. Damit meine ich, dass er so stark unterdrückt
wird, dass er keine eigene Meinung mehr hat( oder haben kann).
1. Kapitel
Mir fällt auf, dass Hermann Hesse sehr ausführliche
Situationsbeschreibungen macht und es bestens versteht bildlich zu
beschreiben.
Man bemerkt beireits nach wenigen Seiten, dass es zu einer
Zeit geschrieben wurde, in der die Welt von strengem Gottesglauben
geprägt und vom kritischen Geist der "moderneren Zivilisation" noch
beinahe unversehrt war.
Perspektiven: Hermann Hesse (èH. H.) beschreibt das Geschehen
grösstenteils aus der Perspektive des Hans Giebenrath, also personales
Erzählen, wechselt aber zwischen durch zur auktorialen Erzählweise.
Beispiele: - für personales Erzählen: Seite 24 unten: "Dann versuchte
er, sich auf die Fragen und seine Antworten zu besinnen, doch alles ging
ihm durcheinander."
- für auktoriales Erzählen: Seite 30 mitte: "Das hatte der Alte nicht
erwartet.
"
Man erkennt beireits jetzt, dass Hans Giebenrath schon drauf und dran
ist am unters Rad zu kommen, wenn er es nicht bereits gekommen ist! Er
wird extrem gefordert und hat nur das zu machen, was alle seine Lehrer
ihm sagen! Zuerst dachte ich, dass aufgrund der Erzählweise bereits das
erste Kapitel in einer Katastrophe gipfelt, doch dem ist nicht so, denn
das ist erst ein kleiner Teil des aufsteigenden Astes, der zum jetzt
noch nicht erratbaren Höhepunktes.
2. Kapitel
Es ist bemerkenswert, wie real die Gefühle des Hans Giebenrath mir
erscheinen und wie gut man sich in Hans hineinfühlen kann. Das ist so
real, weil jeder Mensch, der in der Schule ist oder einmal war, auch
schon solche oder ähnliche Situationen, wie Prüfungsstress oder extreme
Vorderungen erlebt hat. Aber eigentlich sind das gar nicht Hans' Gefühle
und Erlebnisse sondern nur die des H. H.
, die in Hans widerspiegelt
werden.
3. Kapitel
Dieses Kapitel ist mir eindeutig zu lang, nicht etwa wegen den vielen
Seiten sondern weil das Kloster und dessen Bewohner sehr geneu
beschrieben werden. Es mag ja schön sein wenn man sich ein so genaues
Bild über das Kloster machen kann, es trägt aber fast nichts zur
eigentlichen Geschichte bei und es macht auch nicht spannender, wenn man
so viele Details kennt. Meiner Meinung nach sind diese
Klosterbeschreibungen viel zu lange und zu detailiert und könnten auf
die Hälfte reduziert werden.
Es gibt eine Stelle in diesem Kapitel, die mich ganz schön ekelt, ja
genau, richtig gedacht, die, in der sich Hans Heilner (von H.
H.) sehr
romantisch beschrieben, gefühlvoll küsse. Erst dachte ich mir, dass sich
H.H. an dieser Stelle outet, doch zu meiner Verwunderung ist von
Homosexualität in der Zeittafel nirgends die Rede, im Gegenteil, dass er
Frau und Kinder hatte.
4.
Kapitel
Meiner Ansicht nach ist nicht nur Hans sondern auch Hermann Heilner
einer der Personen in welchen sich das Leben des Autors widerspiegeln.
Erstens durch den ähnlichen Namen ( Hermann Hesse und Hermann Heilner)
und zweitens durch das was Heilner alles gemeinsam hat mit Hermann
Hesse: Beide sind fast süchtig nach dichten und nehmen alles auf sich um
ihrer "Sucht" zu frönen und der Widerstand gegen gemeinnützige Normen.
In diesem Kapitel spielt erstmals der Tod eine wichtige Rolle und wieder
fällt mir auf wie stark dieses Buch am Leben steht, dqas liegt wohl
daran, dass es eine Autobiographie ist. Ich glaube, dass es keine
Gefühlslage gibt, welche in diesem Buch noch nicht vorgekommen ist.
Der Tod Hindingers ist eine Anspielund auf Hesses Selbstmordversuch und
der anschliessende Verwirrungszustand von Hans entspricht der
Gefühlslage vom H. H.
nach seinem missglückten Selbstmord versuch.
5. Kapitel
Gleich am Anfang dieses Kapitels wird Hans aufgrund seines gestörten
Bewustseins in den Urlaub geschickt ( In Hermann Hesses Biographie
entsprich das dem Zwangsurlaub in die Nervenklinik)
Auf den Seiten 112/113 begegnete ich einer Art Blitzrepetition der
vorherigen Kapitel mit allen wichtigen Ereignissen, getarnt in einem
Traum.
Hesse offenbart die Gefühle der Einsamkeit, des
nicht-verstanden-werdens, anschliessend zeigt er die Gedanken welche ihm
durch den Kopf gehen, wenn man vor hat Selbstmord zu begehen (Diese kann
er so genau und wahrheitsgetreu beschreiben, weil er diese Gefühle ja
mindestens einmal durchlebt hat).
Auch beschreibt er seine Kindheit und ein Dorf (vielleicht auch sein
Dorf???) äusserst detailiert und authentisch.
6.
Kapitel
Ein erstaunlich grosser Teil dieses Kapitels handelt vom Treiben und
Geschehen rund um das Mosten, welches ich nun wirklich keinem Ereignis
aus Hesses Leben zuordnen kann, wäre da nicht noch die Emma (oder wie
sie auch hiess), Hans und Hesses erste (grosse) Liebe. Ich finde Hesses
Art, dieses Thema zu umschreiben sehr zutreffend und lassen in mir
selbst alte Erinnerungen wach werden. Das zeigt auch den Geist der
damaligen Jugend, jetzt kann ich mir endlich mal ein Bild machen wie
meine Urgrosseltern gelebt haben könnten. (_)
7. Kapitel
Die Enttäuschung über die verlorene Liebe hält ich in Grenzen, umso
grösser ist das Verlangen nach mehr, nach mehr Zuneigung, mehr Gefühlen,
mehr Berührung.
Auf die Frage von Hans, was er hier für ein Rädchen feile, bekommt er
die Antwort, dass es ein Rädchen für eine Turmuhr sei; das ist wohl die
beste versteckte Andeutung auf Hesses Leben, der ja in einer
Turmuhrfabrik arbeitete.
Hesses ausschweifungen über den übermässigen Alkoholkonsum sind amüsant,
ebenso die Beschreibungen des Lehrlingslebens.
Der Tod kommt für mich etwas unerwartet, und ist auch etwas mager
beschrieben. Denn nach den viel umfangreicher beschriebenen vergangenen
Szenen bin ich mir schon etwas anderes Gewöhnt gewesen.
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