Patrick süskind "die taube"
Patrick Süskind „Die Taube“
Autor:
Geboren 1949 in Ambach am Starnberger See als Sohn eines Journalisten und Autors
68-74 Studium der Geschichte
81 erster großer Erfolg: Schauspiel „Der Kontrabass“, wurde zum meistgespielten Theaterstück im deutschsprachigen Raum
auch erfolgreich als Drehbuchautor für „Monaco Franze“(1984) und „Kir Royal“(1986)
1985 literarischer Durchbruch mit „Das Parfüm“, das in 20 Sprachen übersetzt wurde
1987 Veröffentlichung der „Taube“: verhaltene Aufnahme durch Kritiker und Publikum, ebenso bei der Veröffentlichung der „Geschichten des Herrn Sommer“(1991)
1997 Drehbuch zu „Rossini“ zusammen mit Helmut Dietl
sehr medienscheu ( keine Fernsehauftritte und Interviews), hegt tiefstes Misstrauen gegenüber „der Heiligsprechung der Künstler“, lehnte Preise wie den Gutenberg-, den Tukan-, und den FAZ-Literaturpreis ab ( „berühmtestes Phantom der deutschen Unterhaltungsliteratur“)
lebt derzeit in München und Paris
Hauptperson:
Jonathan Noel, über 50 Jahre
Wachmann bei einer Pariser Bank
Hat keinen guten Eindruck von Menschen, findet alle böse und egoistisch
Erlebt jeden Tag dasselbe und wartet eigentlich nur mehr auf den Tod, ist glücklich solange alles wie immer und ohne Veränderung ist
Seine Wohnung ist Ersatz für eine Frau
Inhalt:
Jonathan wurde vor dem 2. Weltkrieg in Frankreich geboren, seine Mutter wurde zu dieser Zeit „nach Osten“ gebracht und als sein Vater verschwand, floh er mit seiner Schwester zu seinem Onkel. Nach seinem Wehrdienst heiratet er auf drängen seines Onkels und hofft, in der Ehe endlich die ersehnte Monotonie und Ruhe zu finden. Jedoch verlässt ihn seine Frau mit seinem Sohn, und Jonathan geht nach Paris.
Dort findet er eine Stelle als Wachmann bei einer Bank. Er mietet sich ein kleines Zimmer in einem Wohnblock, welches zu seinem Zufluchtsort wird, indem er es immer weiter verschönert und ausbaut.
Noel führt ein einsames und zurückgezogenes Leben, doch er ist glücklich, solang es monoton und ereignislos verläuft.
Doch eines Morgens im August `84 tritt die Verkörperung von Anarchie und Chaos in Form einer Taube in sein Leben. Als er an diesem Morgen aus der Tür tritt um die Etagentoilette zu benutzen, natürlich nicht ohne sich vorher vergewissert zu haben, dass niemand sonst auf dem Gang ist, sitzt eine Taube vor ihm und starrt ihn mit großen Augen an. Er taumelt in sein Zimmer zurück und glaubt nun an einem Herzinfarkt zu sterben, als dies nicht eintritt, beginnt er zu beten. Da er aus Angst vor der Taube das Zimmer nicht mehr verlassen will, ist er gezwungen mit größter Abscheu in sein Waschbecken zu urinieren. Er beschließt sein Zimmer und seine gewohnte Umgebung aufzugeben und in ein Hotel zu ziehen.
Er rüstet sich mit Winterkleidung und Schirm aus und läuft schnell durch den Gang der nun mit Klecksen und Federn übersäht ist.
Pünktlich erreicht er die Bank und nimmt seine Arbeit auf, aber es ist anders als sonst, er kann nicht stillstehen, schwitzt, muss sich andauernd kratzen und ist völlig unkonzentriert und nervös. Er versäumt es sogar zum ersten mal seit zwanzig Jahren dem Bankdirektor das Tor zu öffnen.
In der Mittagspause nimmt er sich ein billiges Hotelzimmer und verbringt den Rest der Zeit in einem Park. Dort beobachtet er einen Penner, den er früher beneidet hatte, da er spät aufstehen und faulenzen kann. Doch als er zusieht wie dieser seine Notdurft auf der Strasse verrichten muss, merkt er, dass er es doch besser hat, aber hat Angst durch das Erlebnis mit der Taube auch so zu enden.
Als er seinen Müll entsorgen möchte, wegen dem er extra noch mal in den Park zurückgegangen ist, zerreißt er sich seine Hose. Die Schneiderin in einem Supermarkt hat keine Zeit, so überklebt er den Riss mit einem Klebeband.
Am Nachmittag steht er wieder vor der Bank und ist wütend auf alle die er sieht. Er ist innerlich gebrochen und verachtet sich selbst wegen all der Dinge die heute passiert sind, mit denen er nicht umgehen konnte. Nun ist er zum zweiten mal an diesem Tag, nach dem Erlebnis mit der Taube, bereit zu sterben.
Mit diesem Gedanken schläft er auch diese Nacht in dem fremden Hotelzimmer ein.
Als er in der Nacht von einem heftigem Gewitter geweckt wird, denkt er die Welt würde untergehen.
Als es ganz still ist, glaubt er in die Tiefe zu fallen, wieder ein Kind zu sein und ganz allein auf der Welt zu sein. Mit dem Bewusstsein, dass er ohne die anderen Menschen nicht leben kann, verlässt er das Hotelzimmer.
Draußen hüpft er wie ein kleines Kind durch alle Pfützen nach Hause und fühlt sich befreit und wohl. Erst im Treppenhaus erinnert er sich wieder an die Taube, doch als er die vertrauten Geräusche seines Zuhauses hört, überwindet er seine Angst und tritt in den Gang, der nun sauber und vollkommen leer ist.
Interpretation:
Persönliche Entwicklung des Jonathan Noel, siehe Skizze
Autobiographische Tendenzen
„.
..als auch ich den größten Teil meines Lebens in immer kleiner werdenden Zimmern verbringe, die zu verlassen mir immer schwerer fällt. Ich hoffe aber, eines Tages ein Zimmer zu finden, das so klein ist und mich so eng umschließt, dass es sich beim Verlassen selbst mitnimmt.“
Querverbindungen zu anderen Werken Süskinds
„Der Kontrabass“: Spieler lebt in schalldichtem Raum
„Die Taube“: Noel lebt in kleiner Kammer
„Das Parfum“: Hauptfigur verbringt sieben Jahre in einer Höhle
„Die Geschichten des Herrn Sommer“: Ich-Erzähler wohnt teilweise auf Bäumen
Literaturgeschichtliche Einordnung:
Postmoderner Roman
Klarer Aufbau und verständliche Schreibweise (leserorientiert)
Hauptfigur als Außenseitertyp nicht in die Gesellschaft integriert (vgl. “Das Parfum“)
Behandlung der Wirklichkeit (Einsamkeit der Menschen) und trotzdem Unterhaltung
Anmerkungen: |
| impressum | datenschutz
© Copyright Artikelpedia.com