Patrick süskind
„PARADIESGARTEN“
OBERÖSTERREICHISCHER LANDESVERLAG, 1980
von Hugo Schanovsky
HUGO SCHANOVSKY
Geboren 1927 in Steyr
Arbeiterbildner und Kulturpolitiker
Mitglied des oberösterreichischen PEN-Clubs
Bekanntestes Werk: „Strand für Nichtschwimmer“
„Das Reich der Armen“, „Die Weltkarte“, „Anmerkungen“, „Gast im leeren Haus“, „abgesang auf die menschenrechte“, „Aufzeichnungen“, „Dohlen im Steinbruch“, „bidd scheen, laud lesn“ (Dialektgedichte), „Belgrad, das Gäßchen hinunter“, u.v.a.
Wollte eigentlich Journalist werden
Mit Kunstfördererpreis der Stadt Linz ausgezeichnet
Linzer Bürgermeister (70er Jahre)
(EXPERIMENTELLE) INHALTSANGABE
10-jähriger Junge geht! Flakgefreiter geht! Gehen zusammen! Wohin? Paradiesgarten! Im Auftrag! Wessen? Tante! Töten! Grausam! Unglaublich! Junge? Unbehagen! Flucht? Gedanke verworfen! Sinnlos! Marsch! Schritt! Schritt! Schritt! Schritt! Unterbricht! Verzögert! Entdeckt Schneckenhaus! Betrachtet! Vollendet? Gegensatz! Zartheit? Feinheit? Natur! Ausgeliefert? Niedertrampelnd? Brutalität? Menschen! Hilfe! Aufhalten! Vorhaben? Verbrechen! Übelkeit! Betteln! Ausrede? Herz? Nein! Nein! Nein! Flakgefreiter! Soldat! Wird töten! Keine Gewissensbisse? Nervös! Hund knurrt! Gefährlich? Pistole an Schädel! Leine gehalten? Angriff! Reißt Hund zu Boden! Schuß! Qualen! Schuß! Nichts mehr! Nichts mehr?
Damals Paradiesgarten? Mord! Heute Kindergarten! Leben?
Hugo Schanovsky versuchte sich bei diesem, nunmehr schon zehnten Buch, an der Prosa. Der Autor beherrscht die kurze Form, das Gleichgewicht von Form und Inhalt. All seine Geschichten gehen vom Alltäglichen, wahrhaft Prosaischen aus.
Er beschreibt das Leben in der Optik eines Autors, der seinen Lesern ähnlich ist. Doch er zeigt nicht den Realismus. Die von ihm gezeigte Wirklichkeit hat Hohlräume, Hintergründe und doppelte Böden. Kenner raten, sich mit Schanovsky anzufreunden, denn er könne den Leser von der literarischen Oberfläche wegbewegen. Auf politisch hart akzentuierte Zeitbilder aus den dreißiger Jahren folgen Porträts von „kleinen“ Menschen, wie zum Beispiel das eines Pendlers („Im Wartesaal“).
Man wird als Leser mit einem kompakt und ohne Zäsuren hingeschriebenen Prosablock konfrontiert, der die filmische Atemlosigkeit aufarbeitet.
(Deswegen versuchte ich mich auch an dieser experimentellen Inhaltsangabe.) Die tragische Selbsterfahrung des Autors, als halbes Kind im zweiten Weltkrieg, im Umgang des Sozialpolitikers mit den armen, greisen und hinfälligen Menschen, offenbart sich im Wegwerf-Detail, das in der ehrlichen Zurückerinnerung Einmaligkeitswert erhält. Er versteht es, über Nur-Autobiographisches im Kunstbegriff der Kurzgeschichte, der Anekdote, auch der gefühlsmäßig aufgeladenen Kriegs- und Nachkriegsbetrachtung hinauszugehen. Die kritisch bloßlegende und dabei doch mitmenschlich engagierte Schreibart seiner Prosa bestätigt Schanovskys ehemaligen Wunsch Journalist zu werden.
ÜBERLEGUNGEN ZUM INHALT DES BUCHES
Ich habe das Buch „Paradiesgarten“ deshalb ausgewählt, weil ich mich einmal in die Lektüre eines oberösterreichischen Autors vertiefen wollte. Ob ich das Buch weiterempfehlen werde oder nicht, das kann ich jetzt noch nicht sagen.
Es muß noch auf mich „wirken“.
Die Geschichte „Paradiesgarten“ ist meiner Meinung nach die berührenste des ganzen Werks. Die Hilflosigkeit eines kleinen Jungen gegenüber einer Autorität, einem Befehl, dem Tod. Ich bin beeindruckt von Schanovskys Fähigkeit Gefühle so real zu vermitteln. Durch seine Ausdrucks und Schreibweise, die mich an einen inneren Monolog erinnert, erfolgt sehr schnell eine Identifikation mit den Hauptpersonen. Sehr aussagestark ist jeweils der Schlußsatz einer Geschichte.
Manchmal informativ, manchmal belehrend, manchmal überraschend. Auf jeden Fall aber treffend.
Ó Julia Nösterer, 14. April 1999
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