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  Auroras anlass

Auroras Anlass   von Erich Hackl     Aurora Rodríguez tötete ihre Tochter Hildegart mit einer Pistole, die eigentlich zu ihrem Schutz dienen sollte. Nach der Tat begegnet sie dem Dienstmädchen und sagt ihr, dass sie nicht mehr zurückkehren wird. Das Dienstmädchen dankt, dass Aurora und ihre Tochter nach Mallorca reisen werden. In der Zwischenzeit geht Aurora zu einem befreundeten Rechtsanwalt und gesteht ihre Tat. Daraufhin wird sie in ein Frauengefängnis im Nordwesten von Madrid eingeliefert. Aurora Rodríguez ist die Tochter einer Lehrerin (Pilar Carballera) und von Anselmo Rodríguez, einem Advokaten und Prokurator zu Gericht.

Dieser hatte eine sehr gegenteilige Meinung zu Politik und der Gesellschaft als seine Freunde und Geschäftspartner. Die Mutter ist eine sehr ungeduldige, harte und missgestimmte Frau. Sie hat außerdem eine Schwester, Josefa, und einem älteren Bruder, der als einziger die Schule besuchen durfte während die Mädchen von einer Hauslehrerin unterrichtete wurden. Einige Begebenheiten in ihrem Leben prägen sie deutlich. Sie sah zum Beispiel 1898 mit 8 Jahren gemeinsam mit ihrem Vater Schiffe die von Kuba und den Philippinen zurückkamen nachdem sie diese Länder als Überseekolonien verloren hatten. Auch war sie einmal mit einem Dienstmädchen bei einem Fest.

Das Mädchen wollte ihren Verlobten suchen und ließ daher das Kind bei seiner Mutter. Doch das kleine Mädchen langweilte sich und wollte auch zum Fest. Dort erwischte sie das Dienstmädchen wie sie und ihr Verlobter sich küssten. Als sie diese kleine Begebenheit zu Hause erzählte wurde das Dienstmädchen sofort entlassen. Einer der Lieblingsplätze Auroras war die Bibliothek ihres Vaters. Diese war gleich neben seinem Arbeitszimmer so dass sie nicht alleine war.

Dort lauscht sie auch dem Gespräch ihres Vaters mit einer Frau. Diese möchte sich scheiden lassen was aber nur möglich ist wenn sie ihr Kind bei seinem Vater lässt worauf die Frau doch nicht zur Scheidung einwilligt. Ihre Schwester war ein sehr stures Kind und musste vor allem bei den Dienstmädchen immer ihren Kopf durchsetzten. Außerdem war sie immer sehr gemein zu ihren Dienstboten, verpetzten diese ihr Verhalten so sann sie auf Rache. Sie wird von einem erheblich älteren Mann geschwängert und verlässt das Haus kurz nach der Geburt um mit ihren Gatten um die Welt zu reisen. Das Kind bleibt bei seinem Großeltern jedoch nur Aurora kümmert sich um den Knaben.

Eine weitere Lieblingsbeschäftigung Auroras ist es, den Vater ins Kasino zu begleiten wo sie den Diskussionen lauscht. Bei einer dieser Gespräche referiert der Vater über die Stellung der Frauen und Aurora beginnt sich zu schämen weil sie zu diesem „geringschätzigen Geschlecht“ gehört. Eines Tages erkennt sie, dass ihr Neffe eine hohe musikalische Begabung hat. Er wird als der neue Mozart gefeiert worauf auch seine Mutter endlich wieder das Interesse an ihm findet. Ihre Mutter stirbt als die 15 Jahre alt ist. Daher zog die Freidenkerrunde auch vom Kasino zu ihr nach Hause in den Salon ein, was Aurora die Möglichkeit gab noch öfter ihren Gesprächen zu folgen.

Leider stirbt auch 2 Jahre später ihr Vater und sie bekommt einen Vormund, einen befreundeten Arzt. Sie muss zu ihm ziehen und ihr Haus und damit auch die Bibliothek des Vaters aufgeben. Sie setzt jedoch durch, dass sie 3 Stunden am Tag die Bibliothek aufsuchen darf. Außerdem versucht Aurora einige Analphabeten zu unterrichten was jedoch nicht klappt, da sie noch sehr jung ist und zudem noch eine Frau. Sie lernt auch den Neffen des Arztes kennen mit dem sie auch einige anregende Gespräche führt auch mit dem Arzt verbindet sie so etwas wie Freundschaft, sie begleiten ihn auf seinen Krankenbesuchen. Mit 18 zieht sie wieder in ihr Haus zurück und gibt eine Anzeige auf, dass sie einen Mann Sucht, der bereitet ist mit ihr ein Kind zu zeugen und sie dann wieder zu verlassen.

Es meldet sich ein Priester. 1914 zieht Aurora nach Madrid zu einem kinderlosen Ehepaar. Sie befolgt jeden einzelnen Rat, der in den Büchern für werdende Mütter steht. Zum Beispiel ernährt sie sich sehr gesund, geht viel an die frische Luft und versucht sich nicht aufzuregen, was jedoch recht schwierig ist, da im restlichen Europa gerade der 1. Weltkrieg herrscht. Schon damals wusste sie, dass ihr Kind ein Mädchen sein werde und dass sie es wie ihr Ebenbild erschaffen möchte.

Als das Mädchen dann zur Welt kommt genießt es eine besondere Erziehung. Aurora fördert zum Beispiel zielstrebig ihren Spieltrieb und lässt sich auch im Winter in der frischen Luft herumkrabbeln. Durch die wachsende Unabhängigkeit Hildegarts widmet sich Aurora auch wieder dem gesellschaftlichem Leben und den Krieg in Europa. Hildegart darf nicht gemeinsam mit anderen Kindern spielen und auch keine Geschenke wie Puppen annehmen. Jedoch lehrt ihr Aurora wie man eine Schreibmaschine bedient und dieses wird auch mit einem Zertifikat an die dreijährige ausgestellt. Um die Fähigkeiten ihrer Tochter weiter zu fördern holt Aurora einige Hauslehrer um sie zu unterrichten.


Eines Tages trifft Aurora eine ehemalige Nachbarin. Sie plaudert mit ihr und erfährt so, dass der wahre Vater Hildegarts gar kein Priester war sondern ein Seemann, der sich nur als Geistlicher ausgeben hatte. Zum ersten Mal hat Aurora die Idee, sich und ihre Tochter zu töten. In einem Anflug von Weichheit erlaubt Aurora ihrer Tochter in die Schule zu gehen. Da sie erst 5 Jahre alt war verlief die Suche nach einer geeigneten Bildungsstätte recht schwierig und auch musst Hildegart getauft werden. Das kleine Mädchen überspringt mehrer Jahrgänge auf einmal und beginnt mit 13 Jahren Jura zu studieren.

Mit 14 beschließt Hildegart an dem politischen Geschehen teilhaben zu wollen und tritt in die Sozialistische Jugend ein. Sie schreibt mehrer Artikel über die Rolle der Geschlechter und die Sexualhygiene. Jedoch werden fast alle Arbeiten von der Monarchie zensiert. Mit 16 Jahren wurde sie wegen Majestätsbeleidigung angeklagt. Aber die Verhandlung wurde nie vollzogen, da bei der Wahl die Monarchie abgeschafft wurde und von nun an die Sozialisten/Republikaner regierten. Aurora und Hildegart müssen in ein Dorf fliehen weil sie ständig beschimpft werden wegen der freien Reden der Tochter über die Sexualität.

Außerdem werden sie Telefon von unbekannten beschimpft, die mit Mord drohen. Aurora kauft daher auch eine Pistole ums ich und ihrer Tochter zu schützen. Der britische Schriftsteller H. F. Wells bittet Hildegart zu einer Vortragsreihe über die Sexualreform und bietet ihr auch Arbeit bei einem Sexualwissenschaftler an. Währendessen wird Hildegart 1932 bei der Sozialistischen Jugend ausgeschlossen und bekommt ein Angebot von der Föderalistischen Partei.

Sie lernt auch einen jungen Mann kennen wegen dem sie ihr Verhalten ändert. Auf einmal beginnt sie sich für hübsche Kleider und Schmuck zu interessieren. Ihre Mutter sucht in der Zwischenzeit den wirklichen Vater Hildegarts. Sie erfährt jedoch von seinem Bruder, dass er sich das Leben genommen hat. Hildegart ändert ihr Verhalten weiter. Sie schreibt keine Artikel mehr und kümmert sich auch nicht um die Politik, außerdem ist sie fast nicht mehr zu hause und sagt nicht wo sie hingeht.

Es kommt zum Streit zwischen Mutter und Tochter. Hildegart will Ruhe von ihrer Mutter, die sie ständig kontrolliert. Sie sagt, sie wolle das Angebot annehmen mit dem Sexualwissenschaftler zu arbeiten. Aurora denkt an Selbstmord, schafft es jedoch nicht und erzählt dem Dienstmädchen, dass sie ein Reise mit ihrer Tochter nach Mallorca geplant habe. Aurora redet wie besessen auf ihre Tochter ein bis diese zusammenbricht und gesteht, wie schwach sie doch sei für die Aufgabe, die ihr ihre Mutter gestellt hatte. Außerdem bittet sie ihre Mutter sie zu töten.

Nach der Tat kommen viele Arbeiterinnen um Hildegart die letzte Ehre zu erweisen. Es werden viele Spekulationen darüber gemacht, warum Aurora ihre Tochter getötet hatte. Aurora wird in das Frauengefängnis überwiesen, wo sie eine Einzelzelle bekommt. Sie fordert stur eine Reform der Gefängnisordnung. Die Leute beginnen sie für Verrückt zu halten und ein Gutachter sagt, sie leide an Paranoia. Sie wird wenig später in eine Heilanstalt überwiesen.

Während der Franco-Diktatur flüchteten viele Leute auch in dem Dorf, wo die Heilanstalt Auroras war. Nur die Insassen und ein paar Nonnen bleiben über. Gemeinsam mit ein paar Häftlingskollegen bricht Aurora aus und sie leben gemeinsam in dem verlassenen Dorf. Franco kommt jedoch 1937 bei einer Durchreise vorbei und sperrt sie wieder in die Anstalt. Angeblich starb Aurora Rudríguez 1955.

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