Der kleine prinz
Der kleine Prinz
Siddhartha
Der Alchimist
Faust
Das Spiel ist aus
Verfasst von Smus Lukas
1999/2000Der kleine Prinz
(von Antoine de Saint-Exupery)
Antoine de Saint-Exupery wurde am 29. Juni 1900 als Sohn des Grafen Jean Marie de Saint-Exupery und Abkömmling einer der ältesten französischen Adelsfamilien in Lyon geboren.
Schon früh verlor er den Vater. Mit um so größerer Liebe hing er an seiner Mutter, einer geborenen Marie de Fonscolombe. Nach dem Besuch der Jesuitenschule leistete er seine Militärdienst in einem Fliegerregiment – und fand so seinen Beruf. 1926 übernahm er als Pilot der Gesellschaft Latecoere die Linie Toulouse-Casablanca.
Schon zwei Jahre später wurde Direktor der Luftpost von Buenos Aires und danach wieder Versuchsflieger. Im Jahre 1935 stürzte er zusammen mit seinem Mechaniker Prevot über der ägyptischen Wüste ab – eine Episode, die in seinem Buch „Wind, Sand und Sterne“ wiederkehrt.
Inhalt Antoine de Saint-Exupery hat eine Bruchlandung in der Wüste, da sein Flugzeug defekt ist. Als er gerade versucht es zu reparieren, macht er die Bekanntschaft mit einem Knaben, dem kleinen Prinzen, der plötzlich aus dem Nichts aufgetaucht ist. Auf eine kindliche Art und Weise erzählt der kleine Prinz über seine Herkunft und Reise auf die Erde. Er kommt nämlich von einem anderen Planeten, der sehr weit weg liegt.
Dort hatte er nur drei Vulkane und eine Rose, da es ein sehr kleiner Planet war.
Während der Reise zur Erde kommt er an vielen anderen Planeten vorbei, auf denen Erwachsene sind, die den kleinen Prinzen ziemlich verwundern und für ihn sonderbar scheinen.
Der eine trank, um zu vergessen, dass er sich schämte, weil er ein Säufer war. Ein anderer war Geschäftsmann, der viele Sterne besaß, um reich zu sein. Somit konnte er sich wieder neue Sterne kaufen.
Für den kleinen Prinzen ist so ein Verhalten ziemlich eigenartig.
Als er auf der Erde ankam, landete er direkt in der Wüste, wo er eine erste Begegnung mit einer Schlange hatte, die versprach ihm zu helfen, wenn er wieder zurück auf seinen Planeten will.
Auf seinem weiteren Weg kam er an einem blühenden Rosengarten vorbei. Er fühlte sich sehr unglücklich. Seine Rose hatte ihm erzählt, dass sie auf der ganzen Welt einzig in ihrer Art sei. Und jetzt auf einmal waren fünftausend davon, alle gleich, in einem einzigen Garten.
Dann lernte er aber den Fuchs kennen, der ihm erklärte, was „zähmen“ ist:
»Zähmen, das ist eine in Vergessenheit geratene Sache«, sagte der Fuchs.
»Es bedeutet, sich "vertraut machen".«
»Vertraut machen ?«
»Gewiss«, sagte der Fuchs, »noch bist du für mich nichts als ein kleiner Junge, der hunderttausend anderer Jungen völlig gleicht. Ich brauche dich nicht, und du brauchst mich ebenso wenig. Ich bin für dich nur ein Fuchs, der hunderttausend Füchsen gleicht. Aber wenn du mich zähmst, werden wir einander brauchen. Du wirst für mich einzig sein in der Welt.
Ich werde für dich einzig sein in der Welt...«
»Ich beginne zu verstehen«, sagte der kleine Prinz. »Es gibt eine Blume..
. ich glaube, sie hat mich gezähmt.«
Nun bemerkt er, dass seine Rose doch etwas Einzigartiges ist für ihn und er beschließt zurückzufahren, um sie wieder pflegen zu können und sie wieder zu sehen.
So vergehen die Tage, in denen der kleine Prinz Antoine de Saint-Exupery alles erzählt, was er erlebt hat. Antoine lernt viel dabei und sieht nun einige Sachen aus anderen Perspektiven. Am achten Tag geht ihnen aber leider das Wasser aus und sie müssen sich nun vom der Unfallstelle wegbewegen, um irgendwo in der Wüste Wasser zu finden.
Der kleine Prinz wird schnell müde und schon bald sinken sie beide nieder. Es wird Nacht und Exupery überwindet sich und seine Müdigkeit, und hebt den kleinen Prinzen hoch, um weiterzugehen. Am nächsten Tag erreichen sie tatsächlich einen Brunnen mit Wasser.
Nach der Stärkung wird der kleine Prinz aber ziemlich ruhig und man erfährt, dass er in der Nähe vor genau einem Jahr auf die Erde gekommen war. Er weiß, dass er bald zurückkehren wird.
Zu Saint-Exupery sagt er, er solle zurückgehen, um das Flugzeug zu reparieren und in einem Tag erst wiederkommen.
Am nächsten Tag erzählt ihm der kleine Prinz, dass ihm die Schlange, die er damals als erst getroffen hatte, helfen wird zurückzukehren.
Antoine wusste, was das hieß; die Schlange sollte den kleinen Prinzen töten, damit sein Geist aufsteigen kann, da sein Leib für die Reise zu schwer ist.
Damit Exupery nicht traurig zurückbleibt, sagt ihm der kleine Prinz zum Abschied einige aufbauende Worte:
„Wenn du bei Nacht den Himmel anschaust, wird es dir sein, als lachten alle Sterne, weil ich auf einem von ihnen wohne, weil ich auf einem von ihnen lache. Du allein wirst Sterne haben, die lachen können!“
„Sinn des Lebens“ Des kleinen Prinzen reinen Kinderaugen suchen das Wesen der Dinge. Erst ein Fuchs lüftet das Geheimnis:
„Man sieht nur mit dem Herzen gut. Das Wesentliche ist für die Augen unsichtbar.
“
Hinter dieser auf den ersten Blick sehr einfachen Legende steckt viel Kritik an unserer „seelenlosen“ gewordenen und materialistischen Gesellschaft. Es werden verschiedene, recht einsame Charaktere vorgestellt, die alle nicht das finden, was sie verbinden könnte, nämlich die Liebe.
Der König, zum Beispiel, liebt es Untertanen zu befehlen und zu herrschen. Leider lebt er alleine auf seinem Planeten, der nicht ziemlich groß ist. Durch Befehle versucht er den kleinen Prinzen bei sich zu halten, was ihm aber nicht gelingt.
Beim nächsten Halt lernt er den Eingebildeten kennen.
Jedes Mal, wenn der kleine Prinz in die Hände klatscht, verbeugt sich der Erwachsene und nimmt seinen Hut ab. Zuerst gefällt dies dem kleinen Prinzen riesig, aber mit der Zeit wird es ihm zu dumm und zu langweilig, also zieht er weiter!
Auf dem nächsten Planeten lernt der kleine Prinz einen Mann kennen, der trinkt, um seine Schande zu vergessen, dass er trinkt. Der kleine Knabe versteht die Erwachsenen und ihre Probleme überhaupt nicht.
Letztendlich verlässt der kleine Prinz die Erde, weil er nicht das fand, was er suchte, weil es nämlich auf seinem kleinen Planeten schon auf ihn wartete.
Der kleine Prinz fand den „Sinn für sein Leben“; und zwar in seiner Rose. Besser gesagt in der Liebe zu seiner Blume.
Er spürt in seinem kleinen Herzen, dass sie sein Lebensziel ist.
Deswegen auch Exuperys Aussage, durch den Fuchs übermittelt, dass man das Wesentliche mit dem Herzen sieht.
Die Liebe zu seiner Rose ist für den kleinen Prinzen mit den Augen sehend unsichtbar, aber sie ist ein Gefühl, das er fühlen kann.
Wie schon gesagt, ist in unserer Zivilisation so etwas ziemlich schwer, aber Antoine de Saint-Exupery zeigt, dass es geht; da es den Anschein hat, dass er, nach der Begegnung mit dem kleinen Prinzen, sein Leben nun auch ändern wird, nachdem er so viel von einem kleinen Jungen gelernt hat.
Siddhartha
(von Hermann Hesse)
Der 1946 mit dem Nobelpreis für Literatur ausgezeichnete Dichter Hermann Hesse wurde am 2. Juli 1877 als zweites Kind des Johann Hesse und seiner Frau Marie, geborene Gundert, verwitwete Isenberg in Calw, vis a vis des Rathauses geboren.
Die väterliche Familie ist baltendeutscher, die mütterliche schwäbisch-schweizerischer Herkunft. Der Vater, ein ausgebildeter Missionar ist nach kurzer missionarischer Tätigkeit in Indien als Dr. Hermann Gunderts, seines Schwiegervaters, im Calwer Verlagsverein beschäftigt.
Hesse besuchte die Calwer Lateinschule und ist 1891-92 Seminarist im evangelisch-theologischen Seminar im Kloster Maulbronn. Nach einer Mechanikerlehre bei der Turmuhrenfabrik Perrot wird er Antiquariatsgehilfe in Tübingen. Von hier wechselt er als Buchhändler nach Basel und unternimmt von dort aus zwei Reisen nach Italien.
1904, nach seinem ersten großen Erfolg (Peter Camenzind), heiratet er Maria Bernoulli und zieht an den Bodensee.
Bei Kriegsbeginn meldete sich Hesse freiwillig, wurde aber als dienstuntauglich zurückgestellt und 1915 der deutschen Gesandtschaft in Bern zugeteilt. Zahlreiche politische Aufsätze, Mahnrufe und offene Briefe wurden in deutschen, schweizerischen und österreichischen Zeitungen und Zeitschriften veröffentlicht.
1916 führten der Tod des Vaters, die beginnende Schizophrenie seiner Frau und die Erkrankung des jüngsten Sohnes zu einem Nervenzusammenbruch Hesses. Ein Jahr später wurde Hesse nahegelegt, seine zeitkritische Publizistik zu unterlassen, dadurch kam es zur erstmaligen Verwendung des Pseudonyms Emil Sinclair.
1921 kam es zu einer Krise mit anderthalbjähriger Unproduktivität zwischen der Niederschrift des ersten und zweiten Teils von Siddhartha, welches ein Jahr darauf erschien.
Hesse erhält unter anderem 1946 den Nobel-Preis und den Goethe-Preis der Stadt Frankfurt.
Am 9.August 1962 stirbt Hermann Hesse in Montagnola.
Inhalt
Siddhartha ist der Sohn eines Brahmanen, der ihn als einen Weisen und Priester heranwachsen sieht. Govinda, sein Freund, liebt und verehrt Siddhartha über alles. Er weiß, dass Siddhartha keiner von diesen Brahmanen wird und glaubt zu spüren, dass Siddhartha sie bald alle verlassen wird, und Govinda hat recht.
Doch Govinda hat nicht vor, von der Seite seines Freundes zu weichen.
Siddhartha fühlt sich in seiner Weisheit unbefriedigt und weiß, dass seine Lehrer ihm nichts mehr beibringen können. So beschließt er, auch ohne Einwilligung seines Vaters, ein Samane zu werden. Er verlässt sein Dorf und somit seine Eltern, aber nicht, ohne dass Govinda ihn begleitet.
Bei den Samanen lernen die beiden zu fasten, die Kunst der Versenkung und der Entselbstung. Doch Siddhartha erkennt bald, dass das alles nur ein Entrinnen vor dem Ich ist, eine kurze Betäubung gegen den Schmerz und vor dem Leben.
Nach drei Jahren erfahren die beiden durch verschiedene Leute von einem Buddha, dem Gotama. Er soll das Leid des Lebens überwunden haben und an alle, die es hören wollen, verkündet er seine Lehre. Diesmal ist es Govinda, der vorschlägt, den Gotama aufzusuchen und seine Lehre zu hören.
So verlassen Govinda und Siddhartha die Samanen und ziehen los. Schon sehr bald treffen die beiden auf Buddha. Sie begleiten ihn einen ganzen Tag bei seinem Bettelgang und hören am Abend seine Lehre.
Govinda beschließt, dem Buddha zu folgen und ein Jünger zu werden. Doch Siddhartha kann diese Lehre nicht annehmen. Nicht, weil er sie unbedingt falsch findet, sondern er will allein sein Ziel erreichen oder lieber sterben. Denn bei Gotama hat Siddhartha die Erkenntnis gefunden, dass er von sich selbst lernen muss. So ist Siddhartha auch froh, dass Govinda nun seinen eigenen Weg gefunden hat und nicht nur ein Schatten Siddharthas ist.
Als Siddhartha nach einer langen Wanderung durch die Wälder bei einem Fährmann Unterschlupf findet, ist er froh.
Doch da er weiter will, bleibt er nicht lange.
In einer entfernten Stadt lernt Siddhartha die schöne und begehrenswerte Kurtisane Kamala kennen, die er schon bald zu seiner Lehrmeisterin wählt. Er gewinnt ihre Zuneigung, doch bevor er sie wiedersehen darf, muss er gut gekleidet sein, Geld haben und ihr Geschenke machen können. Das gelingt ihm bald, da er durch Kamalas Hilfe bei dem reichsten Kaufmann der Stadt als Gehilfe eingestellt wird und auch bei ihm wohnen kann.
Siddharthas Gabe zu denken, zu warten und zu fasten kommt ihm hier sehr zugute. Durch seine glückliche Hand für Geschäfte wird er schnell des Kaufmanns geschätzter Mitarbeiter.
Doch sein Samanentun trennt ihn auf gewisse Weise von den Menschen. Er findet ihre Art vor sich hinzuleben nicht gut.
Da Siddhartha jetzt sehr viel Geld verdient, kann er es sich leisten, Kamala jeden Tag zu besuchen und wird so ihr Freund, Liebhaber und Schüler. Kamala lehrt ihn die Kunst des Liebens.
So lebt Siddhartha viele Jahre in der Welt des Geschäfts und ist mit der Zeit sehr reich geworden. Er besitzt sein eigenes Haus und seine eigene Dienerschaft.
Mittlerweile hat er auch das größte Laster, das er bei anderen am meisten verachtet hat: die Habgier.
Durch einen Traum, der ihn ermahnt, schreckt Siddhartha aus seinem jetzigen Leben auf, das ihm nur noch wertlos und sinnlos erscheint. Nach dieser Nacht verlässt er die Stadt und kehrt nicht mehr zurück.
Kamala hatte so etwas schon geahnt. Sie empfängt seit diesem Tag keine Besucher mehr und bemerkt, dass sie von Siddhartha schwanger ist.
Jener durchwandert in der Zwischenzeit den Wald und kommt an die Stelle, wo der Fährmann lebt.
Er will sich in den Fluss stürzen, doch auf einmal erklingt in ihm das Anfang und Schlusswort der brahmanischen Gebete und er fällt in einen tiefen Schlaf. Bei seinem Erwachen sitzt Govinda vor ihm, der ihn zunächst nicht erkennt, da Siddhartha noch seine vornehmen Kleider trägt. Nach einer kurzen Unterhaltung pilgert Govinda weiter.
Siddhartha erkennt, dass ihn bislang zuviel Wissen gehindert hatte, sein Ich zu finden. Nun sieht er ein, dass ihm kein Lehrer helfen konnte. Er hat seine eigenen Erfahrungen in der Welt machen müssen und beschließt, den Fluss nicht mehr zu verlassen.
Er wird von dem Fährmann Vasudeva aufgenommen, der schnell erkennt, dass Siddhartha von dem Fluss das Zuhören lernen will. So gehen die Jahre dahin und viele halten die beiden für Brüder. Als die Nachricht umhergeht, dass der Tod des Buddhas sehr nah sei, machen sich viele Mönche und auch Reisende auf den Weg zu Gotama, unter ihnen Kamala mit ihrem Sohn Siddhartha. Doch sie wird von einer Schlange gebissen und Vasudeva, der sie findet, bringt die beiden zu der Hütte.
Kamala und Siddhartha erkennen sich wieder, doch die Hilfe kommt zu spät und Kamala stirbt an dem Schlangenbiss. Siddhartha versucht die Liebe seines Sohnes zu gewinnen, was ihm jedoch missglückt.
Vasudeva rät ihm, seinen Sohn zurück in die Stadt, in seine Welt, zu bringen, aber Siddhartha will seinen Sohn nicht aufgeben.
Eines Morgens ist sein Sohn verschwunden. Vasudeva versucht, Siddhartha davon abzubringen ihn zu suchen, aber Siddhartha zieht trotzdem los. Am früheren Haus von Kamala erkennt er die Vergeblichkeit des Suchens und kehrt zu der Hütte zurück.
Lange Zeit schmerzt ihn der Verlust seines Sohnes, bis er durch den Fluss zur Erkenntnis der Vollendung kommt. Seitdem geht in Siddhartha eine Wandlung vor, er hört auf zu leiden.
Vasudeva, der dies erkennt, verlässt ihn um zu sterben.
Govinda hört von einem alten, weisen Fährmann und geht zu ihm, um seine Lehre zu hören. Govinda erkennt in dem Fährmann seinen alten Freund Siddhartha wieder und ist erfreut, ihn noch einmal zu sehen. Der aber erklärt Govinda, dass es nicht auf das Suchen, sondern vielmehr auf das Erkennen ankommt. Govinda kann ihn nicht verstehen und fragt immer wieder nach einer Lehre.
Siddhartha versucht Govinda deutlich zu machen, dass Weisheit nicht vermittelbar ist.
Siddhartha erklärt, dass er die Welt lieben und nicht sie verstehen oder sogar hassen möchte. Govinda sieht darin einen Widerspruch zu Gotamas Lehre und ist damit nicht einverstanden. Als er sich dann verabschieden will, bittet ihn Siddhartha um einen Kuss auf die Stirn. Während Govinda noch an die Worte Gotamas und Siddharthas denkt, geschieht ihm plötzlich etwas Eigenartiges. Er sieht einen Fluss von Hunderten von Gesichtern, die sich ständig verändern doch alle Siddhartha sind. Nun küsst er Siddhartha auf die Stirn, verneigt sich und dankt dem Lächeln, das ihn an alles erinnert, was er jemals geliebt hat.
„Sinn des Lebens“
Siddhartha sucht sein ganzes Leben nach dem „Sinn des Lebens“. In diesem Werk versteht man etwas anderes unter diesem Werk. Die ganze Handlung spielt in Indien, wo die Religion und Mentalität anders ist. Dort glaubt man an das Rad der Wiedergeburten, welches auch Sansara genannt wird. Der leidvolle Kreislauf von Geburt und Tod zu neuer Geburt und neuem Tod. Ausgelöst und fortgesetzt wird die Kette der Geburten dadurch, dass das Wissen um die Wahrheit fehlt.
Aus diesem Nichtwissen folgen Gier und Hass. Basis ist die Vollendung einer totalen funktionalen Abhängigkeit aller Dinge und Wesen untereinander. Der Buddhismus unterscheidet nicht zwischen Substanzen, Qualitäten und Vorgängen, zwischen materiellen Ursachen und psychischen Bedingtheiten, sondern behandelt all diese Faktoren gleichermaßen als Realitäten, die in unauflöslicher Verflochtenheit die „karmischen“ Transformationen bedingen. Das Karma ist die Summe der in einem Leben hervorgebrachten positiven wie negativen Willensregungen, welche auch nach dem Absterben eines Körpers erhalten bleiben und zum Kriterium werden, in welchem Rang und welcher Gestalt die Folgeexistenz in das Leben eintreten muss. Der Wissende erkennt die Blindheit vordergründiger Bedürfnisse, die den ewigen Kreislauf verursacht, und entledigt sich in einem langen und schmerzlichen Prozess dieser Abhängigkeiten. Sein Ziel ist es, die Wiedergeburt zu vermeiden und als Erleuchteter in das Nirwana einzugehen.
Das ist es auch, was Siddhartha als „Sinn des Lebens“ sieht. Es gibt viele Arten diesen Weg zu gehen. Der Samane findet diesen und zwar in der Liebe und der Willigkeit, denn ihm scheint das...
„.
..was ist, gut, es scheint mir Tod wie Leben, Sünde wie Heiligkeit, Klugheit wie Torheit, alles muss so sein, alles bedarf nur meiner Zustimmung, nur meiner Willigkeit, meines liebenden Einverständnisses, so ist es für mich gut, kann mir nie schaden. Ich habe an meinem Leibe und an meiner Seele erfahren, dass ich der Sünde sehr bedurfte der Wollust, des Strebens nach Gütern, der Eitelkeit und bedurfte der schmählichsten Verzweiflung, um das Widerstreben aufgeben zu lernen, um die Welt lieben zu lernen, um sie nicht mehr mit irgendeiner von mir gewünschten, von mir eingebildeten Welt zu vergleichen, einer von mir ausgedachten Art der Vollkommenheit, sondern sie zu lassen, wie sie ist, und sie zu lieben, und ihr gerne anzugehören...
...eben den Stein, und den Fluss, und alle diese Dinge, die wir betrachten und von denen wir lernen können, liebe ich. Einen Stein kann ich lieben, Govinda, und auch einen Baum oder ein Stück Rinde. Das sind Dinge, und Dinge kann man lieben.
Worte aber kann ich nicht lieben. Darum sind Lehren nichts für mich, sie haben keine Weiche, keine Farben, keine Kanten, keine Geruch, keinen Geschmack, sie haben nichts als Worte. Vielleicht ist es dies, was dich hindert, den Frieden zu finden, vielleicht sind es die vielen Worte. Denn auch Erlösung und Tugend, auch Sansara und Nirwana sind bloße Worte, Govinda. Es gibt kein Ding, das Nirwana wäre; es gibt nur das Wort Nirwana.“
Das ist der Grundgedanke, den Siddhartha gefasst hat und durch diesen Glauben schafft er es seinen „Sinn des Lebens“, sein Nirwana, zu erreichen.
Er stellt sich gegen Lehren und Lehrer, da er der Ansicht ist, dass jeder in sich Buddha, Atman und die Vollkommenheit trägt, egal, was oder wer man ist. Aber jeder muss seinen eigenen Weg finden, welchen er beschreiten will. Keiner kann es dem anderen beibringen. Vielleicht ist es nicht gerade der einfachste Prozess, den man einschlagen muss, aber wie man sieht kann auch so ein Pfad zum Ziele führen.
Genau das zeigt Hesse im Beispiel Gotamas, welchem auch die Erlösung und somit der „Sinn seines Lebens“ wiederfährt. Doch Gotama gelingt dies auf eine ganz andere Art und Weise als Siddhartha.
Hesse zeigt damit eben, dass jeder es schaffen kann, aber auch dass jeder seinen eigenen Weg finden muss.
Er findet auch teilweise seinen „Sinn des Lebens“ in der Liebe zu Kamala. Diese Kurtisane verkörpert die Gier nach Reichtum. Sie ist auch der Auslöser dafür, dass Siddhartha von seinem rechten Weg nach der Suche abkommt, da sie für die Lehre der Kunst der Liebe, die Siddhartha beherrschen will, Lohn verlangt. Er muss beginnen zu arbeiten und lernt die weltlichen Freuden kennen, die er aber nie selbst praktiziert.
Trotz all dem gibt ihm die Liebe zu Kamala so viel, dass er sich sogar umbringen will, nachdem sich die zwei getrennt haben.
Dies ist ausschlaggebend für seine weitere Suche.
Der Alchimist
(von Paulo Coelho)
Coelho wurde 1947 in Rio de Janeiro geboren. Nach dem Abbruch des Jus-Studiums bereiste er zwei Jahre lang Südamerika, Europa und Nordafrika. Zurück in Brasilien, schrieb Coelho Theaterstücke und Songtexte, wurde Redakteur eines Musikmagazins und Angestellter der Plattenlabel Polygram und CBS.
1980 kündigte er seine Stelle und lebte fünf Jahre lang bei einem Orden in Spanien. Den Abschluss seiner Einkehr symbolisiert seine Pilgerfahrt nach Santiago de Compostela.
Im deutschsprachigen Raum ist Paulo Coelho durch seinen Roman „Der Alchimist“ bekannt geworden.
Inhalt Santiago, ein Schafhirte, lebt sein Leben ohne Besonderheiten, bis er einen Traum zweimal hintereinander träumt. Zuerst weiß er nicht, was der Traum zu bedeuten hat. Als er einem alten Weisen begegnet, der ihm die Augen öffnet und ihm seinen Traum deutet, verkauft Santiago seine Schafe und versucht nun seinen Schatz, der in seinem Traum aufgetreten ist, in Ägypten zu finden.
Gleich am nächsten Tag begingt er seine Suche in Afrika. Leider wird er dort seines Geldes beraubt und muss jetzt notgezwungen bei einem Kristallhändler beginnen zu arbeiten, weil er wieder Geld für die Heimreise bekommen will.
Nachdem er mit der Arbeit begonnen hat, geht es mit dem Geschäft bergauf und er verdient mehr Geld als er sich erhofft hat.
Er will die Heimreise nach ungefähr einem Jahr, in dem er sehr viel Neues gelernt hat, antreten, aber entschließt sich doch weiter nach seinem Schatz zu suchen. Er erfährt, dass eine Karawane durch die Wüste reisen will und schließt sich deshalb an. Dort lernt er einen Engländer kennen, der nach einem alten Alchimisten sucht, um von ihm zu lernen. Santiago erkennt während der Reise die Zeichen der Wüste zu deuten und versteht es langsam in die Weltenseele einzutauchen. In der Oase angekommen, in der der Alchimist zu finden ist, schafft er es zum ersten Mal auf die Weltenseele zu hören und ihre Zeichen zu deuten.
Er sieht, dass die Oase bald angegriffen wird und warnt die Oberhäupter der Stadt. Hier macht er die Begegnung mit dem Alchimisten, der in dann durch die Wüste zu den Pyramiden führt. Mit vielen Umwegen schafft es Santiago die Pyramiden zu erreichen. Dort angekommen erfährt er, dass der Schatz in Andalusien, seiner Heimat, liegt.
„Sinn des Lebens“ Santiago sucht nicht direkt nach dem „Sinn des Lebens“, vielmehr nach dem Schatz seines wiederkehrenden Traumes. Mit fortlaufender Such nach diesem Schatz, lernt er mehr und mehr die Sprache der Welt zu sprechen und in die Weltenseele einzutauchen.
Paulo Coelho sieht den „Sinn des Lebens“ in der Erfüllung der Träume, die an hat. In seinem Roman ist er ebenso der Ansicht, wie Hesse in Siddhartha, dass jeder seinen eigenen Weg für diese Erfüllung finden muss.
„Jeder lernt auf seine Weise. Seine Art ist nicht die meine, und meine Art ist nicht die seine. Aber beide suchen wir unseren Lebensweg, und deshalb achte ich ihn.“
Nach Coelhos Sicht ist unser Lebensziel schon von klein auf vorherbestimmt.
„Jeder Mensch auf Erden hat einen Schatz , der ihn erwartet. Wir Herzen sprechen jedoch wenig von diesen Schätzen, weil die Menschen sie schon gar nicht mehr entdecken wollen. Nur den Kindern erzählen wir davon. Dann überlassen wir es dem Leben, jeden seinem Schicksal entgegenzuführen. Aber leider folgen nur sehr wenige dem Weg, der für sie vorgesehen ist und der der Weg zu ihrer inneren Bestimmung ist und zum Glück. Sie empfinden die Welt als etwas Bedrohliches – und darum wird sie auch zu etwas Bedrohlichem.
Dann sprechen wir herzen leiser, aber ganz schweigen tun wir nie. Und hoffen, dass unsere Stimme überhört wird: Wir wollen nämlich nicht, dass die Menschen leiden, weil sie nicht ihren Herzen gefolgt sind.“
Wie in den anderen Werken ist Liebe auch hier ein sehr wichtiges Thema. Santiago, der sich in Fatima verliebt hat, würde bei ihr bleiben, wenn er nicht auf der Suche nach seinem Schatz gewesen wäre.
Wie auch Siddhartha wurde Santiago von einigen Personen aufgehalten nach der Suche nach dem „Sinn des Lebens“. Sie waren jedoch eine Bereicherung für beide Personen, um gewisse Dinge aus verschiedenen Blickwinkeln zu sehen.
Der eigentliche Schatz, den der junge Hirte für sich erfahren hat, sind die ganzen neuen Erkenntnisse über das Leben, über Liebe, über Freundschaft und über vieles mehr. Die weltlichen Reichtümer zählen nicht, da diese schnell verblassen können. Nur das, was man für immer mitnehmen kann, nämlich in seinem Herzen, genau das ist es, was wirklichen Wert hat.
Diese Erkenntnis hat auch Santiago am Ende seiner Reise erfahren.
Faust
(von Johann Wolfgang Goethe)
Er wurde 1749 in der Reichsstadt Frankfurt am Main als Kind angesehener und wohlhabender Bürger geboren. Die Familie konnte von ihrem ererbten Vermögen leben; deshalb war es dem Vater möglich sich seinen Liebhabereien, der Sammlung von Gemälden, Kunstgegenständen und Büchern, und der Erziehung seines Sohnes zu widmen.
So wuchs der junge Goethe in einem Milieu bürgerlicher Bildung heran. Er lernte dabei sechs Sprachen und die entsprechenden Literaturen kennen, er verfasste Erzählungen und kleine Stücke.
1765 begann er nach Wunsch seines Vaters das Studium der Rechte in Leipzig, nicht aus Neigung, sondern um sich auf einen Brotberuf vorzubereiten. Goethe genoss die weltstädtische Atmosphäre des „kleinen Paris“, wie Leipzig damals genannt wurde, er zeichnete und malte und schrieb Gedichte im Stil des Rokoko. Wegen einer schweren Erkrankung kehrte Johann Wolfgang Goethe 1768 in seine Heimatstadt zurück. Erst 1770 konnte Goethe nach langer Genesungszeit sein Studium in Straßburg fortsetzen, das er 1771 mit dem Lizentiat der Rechte abschloss.
Wichtiger als dieser formale Studienabschluss aber waren für ihn die Bekanntschaft mit Herder, der ihn mit der deutschen Vergangenheit, mit Shakespeares Dichtung und dem Volkslied vertraut machte, sowie die Liebe zur Sesenheimer Pfarrerstochter Friederike Brion. Diese Liebe und die Beschäftigung mit der Volksdichtung prägten die damalige Lyrik Goethes, die im Gegensatz zur Rokokolyrik persönliche Erfahrung zum Ausdruck brachte.
1771 war Goethe als Rechtsanwalt in Frankfurt tätig. Wichtiger war für ihn jedoch der Umgang mit künstlerischliterarisch interessierten Freunden, die das Lebensgefühl des „Sturm und Drang“ verband. 1772 ging Goethe als Referendar ans Reichskammergericht nach Wetzlar. Seine schmerzlichen Erfahrungen in der Liebe zu Charlotte Buff bestimmten die Thematik des Briefromans „Die Leiden des jungen Werthers“ von 1774.
In den Jahren bis 1775 schrieb Goethe außerdem satirische Schauspiele, das Drama „Götz von Berlichingen mit der eisernen Hand“ und den „Urfaust“. „Werther“ und „Götz“ machten ihn als Schriftsteller berühmt.
Das Jahr 1775 bedeutete einen wichtigen Einschnitt im Leben des Dichters. Die Herzoginmutter Anna Amalia und der Erbprinz von Sachsen-Weimar Carl August beriefen ihn als Mitglied der Regierung des Herzogtums und als Vertrauten des Erbprinzen bzw. Herzogs nach Weimar. Die Annahme dieses Rufes beendete das jugendlichungebundene Leben und band Goethe in die praktischen Pflichten der Verwaltung eines deutschen Kleinstaates ein.
Er war Mitglied des „Geheimen Konsiliums“, des höchsten Beratungsgremiums des Herzogs, er kümmerte sich um Bergbau, Wegebau, Militärwesen und leitete die Direktion der staatlichen Finanzen. Als Leiter des Liebhabertheaters am Hofe schrieb er kleinere Dramen und Singspiele zur Unterhaltung der Hofgesellschaft. In der Wahrnehmung alltäglicher Verantwortung im überschaubaren Bereich prägte sich ein Wesenszug Goethes aus, der sein weiteres Leben bestimmte: Selbstdisziplin, Angst vor Unruhe und Leidenschaftlichkeit. So hielt er zur verheirateten Hofdame Charlotte von Stein, mit der ihn eine tiefe Liebe verband, immer die gesellschaftlich gebotene Distanz. Dennoch empfand Goethe dieses Leben auch als Verengung; deshalb der Aufbruch zur Italienreise im Jahr 1786 durchaus als Flucht zu verstehen. In Italien setzte Goethe seine Naturstudien fort und vertiefte sie.
Er schrieb sein Prosadrama „Iphigenie“ in Verse um und vollendete die Dramen „Egmont“ und „Tasso“. Bei den Versuchen sein Zeichentalent auszubilden wurde ihm klar, dass er zum Dichter, nicht aber zum bildenden Künstler bestimmt sei.
Nach seiner Rückkehr nach Weimar ließ sich Goethe von zahlreichen Verwaltungstätigkeiten entlasten. Ihm blieb die Aufsicht über das Weimarer Theater und die wissenschaftlichen Anstalten von Jena.
1794 begann die Freundschaft mit Schiller, die trotz eines gewissen Konkurrenzverhältnisses, das zwischen ihnen herrschte, von intensivstem Gedankenaustausch und gegenseitiger Förderung geprägt war. Schiller drängte seinen Freund zur Weiterführung der Projekte „Wilhelm Meister“ und „Faust“, die erst 1828 bzw.
1831 abgeschlossen wurden. Auf der Grundlage gemeinsamer Überzeugungen vom Wesen und von der Aufgabe der Kunst bildeten die beiden Freunde auch eine „Partei“, die sich polemisch mit abweichenden Kunstauffassungen auseinander setzte.
Mit Schillers Tod setzte bei aller Geselligkeit, die Goethe in seinem Hause pflegte, ein gewisse Vereinsamung des Dichters ein. Von den Romantikern, die ihn ursprünglich als großen Anreger betrachteten, distanzierte er sich, was ihn allerdings nicht daran hinderte Elemente der Romantik in seine späteren Werke aufzunehmen.
1832 starb Goethe in Weimar als Letzter seines engsten Lebenskreises, der immer kleiner geworden war.
Vorspiel auf dem Theater
Direktor, Theaterdichter und Lustige Person diskutieren über den Sinn des Theaterspielens.
Während der Direktor nur auf volle Häuser sieht und alles nach dem Erfolg bei der Menge berechnet, bekennt sich der Dichter zu der hohen, göttlichen Poesie, die sich von der Menge eher abgestoßen fühlt. Die Lustige Person gibt praktische Ratschläge, wie man das Publikum am besten unterhalten kann.
Inhalt
Die drei Erzengel Raphael, Gabriel und Michael rühmen „die unbegreiflich hohen Werke“ der Schöpfung Gottes. Mephistopheles, der sich zum Gesinde des Herrn rechnet, ist anderer Meinung. Er sieht nur, „wie sich die Menschen plagen“. Der Herr lenkt das Gespräch auf den Dr.
Faust, den er als seinen „Knecht“ bezeichnet. Mephistopheles verhöhnt die Leidenschaft, mit der dieser Tor ihm diene und bietet dem Herrn eine Wette an: es würde ihm gelingen, Faust von ihm abzuwenden. Der Herr geht darauf ein, doch nur, solange Faust auf Erden lebe. Mephisto werde am Ende beschämt erkennen müssen: „Ein guter Mensch in seinem dunklen Drange ist sich des rechten Weges wohl bewusst.“ Die Wette wird abgeschlossen. Der Herr überlässt das Weitere getrost dem „Schalk“, den er in Mephistopheles erblickt.
Er hat seinesgleichen nie gehasst, sondern in seinen Weltplan eingebaut, da der Mensch in seinem Tätigkeitsdrang allzu leicht erschlaffe und des Antreibers bedarf.
Faust grübelt in seiner Studierstube bei Nacht über den Sinn des Daseins. Die herkömmlichen Wissenschaften, wie Philosophie, Juristerei, Medizin und auch die Theologie, vermögen ihm nichts mehr zu geben. Nur noch in der Magie sieht er einen Weg, in das Geheimnis der Welt einzudringen. Er schlägt das Zauberbuch des Nostradamus auf und berauscht sich beim Anblick des Zeichens des Makrokosmos an der Harmonie, die das All durchdringt. Doch hofft er sich noch mehr Befriedigung vom Zeichen des Erdgeistes, den er mit geheimnisvollen Formeln beschwört.
Der Geist erscheint, jedoch nur, um Faust seine Zwergenhaftigkeit als Mensch gegenüber der Natur und ihren ewig schaffenden Gewalten fühlen zu lassen. Nach einer kurzen Unterbrechung durch seinen Famulus Wagner, „den trockenen Schleier“, meditiert Faust verzweifelt weiter und nähert sich dem Gedanken einer Erlösung durch den Tod.
Doch kaum hat er die kristalline Schale mit Gift an den Mund gesetzt, als Glockenklang und Chorgesang ihm des „Osterfestes erste Feierstunde“ künden. Überwältigt von Jugenderinnerungen und dem Auferstehungswunder des Osterfestes, fühlt er sich der Erde neu zurückgegeben. Mit Wagner tritt Faust nun am Ostermorgen einen Spaziergang an vor das Tor der Stadt. Ehrfurchtsvoll begrüßt ihn das Volk, dem er einst in jungen Jahren bei Bekämpfung einer Pestseuche hilfreich zur Seite stand.
Der Anblick der untergehenden Sonne ruft in ihm aber aufs neue die metaphysische Sehnsucht wach, und er kommt zu der Selbsterkenntnis: „Zwei Seelen wohnen, ach! In meiner Brust, die eine will sich von der andern trennen.“
Auf dem Heimweg umkreist ihn ein geheimnisvoller, schwarzer Pudel, der ihm in sein Studierzimmer folgt. Beim Versuch, das Neue Testament in sein „geliebtes Deutsch“ zu übertragen, stößt er gleich am Anfang des Johannes-Evangeliums auf die unüberwindbare Schwierigkeit der Übersetzung des griechischen Wortes Logos. In seiner landläufigen Bedeutung als „Wort“ kann es ihm nicht genügen. So wählt er die Formulierung: „Im Anfang war die Tat!“ Doch nun beginnt der Pudel in seinem Zimmer zu randalieren. Er entpuppt sich als Mephistopheles.
„Ich bin der Geist, der stets verneint“, offenbart er Faust, „ein Teil von jener Kraft, die stets das Böse will und stets das Gute schafft.“ Nachdem Faust in wilden, aufbegehrenden Worten seinen ganzen Unmut über die Last und Qual des irdischen Daseins ausgedrückt hat, wird ein Pakt geschlossen und mit einem Tropfen Blut aus Fausts Arm besiegelt: Mephistopheles verbindet sich auf Erden ganz zu Fausts Diensten. Dafür erhebt Mephisto Anspruch auf ihn, wenn sie sich „drüben“ wiederfinden.
Entscheidend soll sein, ob Faust jemals durch die Erfüllung seiner Wünsche befriedigt werden kann, so dass er zum Augenblicke sagen möchte: „Verweile doch! Du bist so schön!“ Dann möge die Totenglocke schallen, und dann soll Mephisto seines Dienstes ledig sein. Ehe sie nun ihre Reise in die Welt antreten, fertigt Mephistopheles einen Schüler ab, den er auf diabolische Weise in die Wissenschaften einführt.
Dann schleppt Mephisto Faust in die Hexenküche, wo es unter Geschrei von Meerkatzen und –katern toll hergeht, wo Faust aber auch in einem Spiegel das himmlische Bild eines Weibes sieht, für das er sofort leidenschaftlich entflammt ist.
Die Hexe muss ihm einen Verjüngungstrank reichen, der aus dem Professor der Philosophie einen verliebten Jüngling machen soll. Mit diesem Trank im Leibe wird er bald „Helenen in jedem Weibe“ sehen.
Das unschuldige Geschöpf, an dem sich Fausts Liebessehnen in tragischer Weise erfüllen soll, ist Gretchen. Er begegnet ihr – sie kommt von der Beichte – und spricht sie sofort in stürmischer Werbung an. Mephisto kann nicht schnell genug Geschmeide herbeischaffen, mit dem das arme Kind betört werden soll. Im Haus und Garten der kupplerischen Nachbarin, Marthe Schwerdtlein, vollzieht sich das Weitere.
Es kommt zum rührenden Geständnis des zum ersten Liebeserleben erwachten Mädchens. Ahnend sieht sie in Mephisto den „bösen Geist“, der zwischen ihr und ihrer Liebe steht, und ihr gläubiges Gemüt ist in tiefer Sorge um die Stellung des Geliebten zur Religion, die auch durch das berühmte Glaubensbekenntnis Fausts nicht behoben werden kann. Nachdem Gretchen Faust in ihre Kammer eingelassen hat, während ihre Mutter durch einen Trank, den ihr Faust gab, in tiefen Schlaf versetzt wurde, ist die tragische Entwicklung nicht mehr aufzuhalten.
Valentin, Gretchens Bruder, stellt Faust zum Zweikampf und kommt zu Tode, da Mephisto seine Hand erlahmen ließ. Vergeblich betet Gretchen, die ein Kind unterm Herzen trägt, vor dem Bild der Mater dolorosa.
Faust wird zur Ablenkung von Mephisto zu dem großen Hexensabbat der Walpurgisnacht auf den Blocksberg geführt, wo die beiden im Aufstieg auf den Brocken in den tollen Strudel der entfesselten Dämonenwelt hineingezogen werden.
An Gretchen hat sich inzwischen das unabwendbare, bittere Schicksal vollgezogen: ihre Mutter starb an dem Trank, ihr Bruder ist tot, das Kindlein, das sie zur Welt brachte, ertränkte sie. So findet Faust nur noch eine Wahnsinnige im Kerker, deren Verbrechen „ein guter Wahn“ war und bei deren Anblick Faust „der Menschheit ganzer Jammer“ anpackt. Vergeblich versucht Faust, Gretchen aus dem Gefängnis zu retten. Ihr Geist ist verwirrt. Der Anblick Mephistos reißt sie jedoch zu letzter Klarheit empor. Sie befiehlt sich reuig der Gnade Gottes an.
Es graut ihr selbst vor Faust. „Sie ist gerichtet!“ ruft Mephisto. Doch aus der Höhe erklingt eine Stimme: „Ist gerettet!“ Mephisto reißt Faust mit sich davon.
„Sinn des Lebens“
Faust repräsentiert den Teil der Menschheit, der nach der Ansicht des Herrn seine Schöpfung am reinsten verkörpert. Wir erleben Faust in tiefster Verzweiflung. Er stellt sich uns als Wissenschaftler vor, der nach der Sitte seiner Zeit alle Fakultäten der Universität durchstudiert hat und selber vom Schüler zum Wissenschaftler und Lehrer geworden ist.
Aber er hat auch erkannt, dass die menschliche Wissenschaft immer nur an Grenzen stößt, dass die menschliche Vernunft bei aller scheinbaren Unbegrenztheit sich immer wieder als endlich erweist und dass dem Menschen die ganze Wahrheit des Kosmos und seiner menschlichen Existenz verschlossen bleibt. Dies ist der Grund für seine Verzweiflung, die ihn in die Magie treibt, die im ausgehenden Mittelalter als eine durchaus der Wissenschaft ebenbürtige Kunst galt, um den Geheimnissen der Welt auf die Spur zu kommen, um den „Sinn des Lebens“. Doch auch hier muss Faust schnell erkennen, dass er weder auf magische Weise die Größe des Kosmos erfahren noch mit elementaren Geistern wie dem Erdgeist auf einer Stufe verkehren kann. Jeder Versuch schleudert ihn zurück in die Kümmerlichkeit seiner Existenz und in den Zweifel an den Möglichkeiten der menschlichen Erkenntnis. Damit ist aber nicht bewiesen, dass wegen der Begrenztheit der menschlichen Erkenntnis diese auch untauglich, schlecht wäre, wie es Mephistopheles behauptet. Denn der Herr sprach ja im Prolog von der ,,Dunkelheit" des menschlichen Strebens und dem notwendigen Irrtum.
Das aber kann Faust noch nicht sehen; er will der qualvollen Verzweiflung entfliehen, indem er den Selbstmord als letzte Möglichkeit in Betracht zieht, die Grenzen der Menschheit zu übersteigen. Zwar glaubt er nicht an ein Leben nach dem Tod und das Experiment könnte sich als Irrtum erweisen, doch die Aussicht, von den Qualen erlöst zu werden, die ihn immer mehr bedrängen, locken ihm zu "letzten, ernsten Schritt".
Faust spricht ein Lebensgefühl an, das den Menschen dualistisch begreift, das heißt ihn, als Wesen zweier Welten sieht. Die eine Seele meint den Seelenteil, der uns durch die Sinne mit dem Leben auf der Erde verbindet. Hier ist die Quelle von Freude und Leid, hier sind die Ursachen der Begrenztheit des Menschen. Die andere Seele aber strebt über das Irdische hinaus.
Das ist das spezifisch Menschliche, jene Vernunft, die uns mit der göttlichen verbindet, die aber aus der Sicht der Mächte der Finsternis Wurzel allen Übels und auch der Qualen Fausts sind. Dieser weiß, dass seine Qualen aus dem Dualismus des Menschen entspringen. Dieses Wissen ist aber Ergebnis eines Strebens, das sich bemüht hat, die Grenzen auszuloten, die dem Menschen gesetzt sind, ja sogar versucht hat, sie zu überschreiten. Weil Faust dies nicht gelungen ist, weil er erkannt hat, dass ihm dies nicht gelingen kann, verzweifelt er. Eine weitere Möglichkeit, sich zu vollenden, sieht er in diesem Moment nicht.
So trifft er im Zustand der tiefsten Verzweiflung mit Mephistopheles zusammen und erkennt, dass man mit einem Vertreter der Hölle vielleicht ein Bündnis schließen könnte.
Allerdings handelt es sich nicht um einen Teufelspakt, wie ihn das Volksbuch beschreibt, vielmehr geschieht auf der Erde, was der Herr im Prolog dem Teufel versagt hat: Faust wettet mit Mephistopheles. Faust also verzweifelt an der Einsicht in die Begrenztheit der Erkenntnis des Menschen. Mephistopheles bietet ihm aber nicht an, diese Begrenztheit zu übersteigen, das wäre ja auch gegen seine eigenen Absichten, die er vor dem Herrn enthüllt hat, er will ihn in die Niederungen der Sinnlichkeit führen und dort betäuben.
Faust verflucht drei Inbegriffe eines positiven Bekenntnisses zum Leben: Glaube, Liebe, Hoffnung und verstärkt diesen Fluch noch, indem er gerade das verflucht, was unabdingbar erforderlich wäre, wenn er den Weg weitergehen wollte, von dem der Herr im Prolog gesprochen hat. Denn um trotz Dunkelheit und Irrtum ein Leben lang zu streben, braucht man vor allem anderen Geduld.
Fausts einzige Erwartung an den Bund mit Mephistopheles in der Ablenkung von seinen Qualen besteht; er hofft, an die Stelle des Wissensdrangs nun die Erfahrung vom Schmerz im Genuss setzen zu können.
Doch diese neue Erfahrung ist nicht die Heilung von den Wissensqualen in dem Sinne, dass der Drang nach Wissen, das Streben nach Höherem nicht mehr aus Fausts Innersten quillt, vielmehr soll damit seine neue Erkenntnisstufe angedeutet werden, auf der er die Einsicht in die begrenzte Möglichkeit der endlichen menschlichen Erkenntnis zwar besitzt, nicht aber mit diesem Wissen zufrieden ist, vielmehr seine Unzufriedenheit, seine Abscheu vor diesem Zustand durch Erfahrungen im Bereich der Sinnlichkeit betäuben will. Faust erwartet also keine Befriedigung, wohl aber die Ablenkung durch immer neue Reize, damit ihm der gerade bewusst gewordene Zustand nicht immerfort quälen soll.
Die Begegnung mit Gretchen dient Faust nur der einfachen, direkten Erfahrung sinnlicher Befriedigung. Doch diese Tat hat Folgen: Faust erfährt zum erstenmal das stille, bescheidene Glück der kleinen, bürgerlichen Existenz und sieht, dass es zufriedene Menschen gibt, die mit sich und ihren Lebensbedingungen identisch sind. Zwar ist das keine Alternative für ihn selbst und für sein grenzenloses Streben, doch er kann eine neue Erfahrung machen, indem er reine Liebe genießt und diese Idylle und mit ihr das Glück und das Leben einfacher Menschen zerstört. Schuld als neue Erfahrung erweitern nur die Rastlosigkeit der faustischen Existenz, bringt Faust aber vorerst keinen Schritt weiter zu einer möglichen Lösung des Problems, um das in der Dichtung gewettet wurde.
Das Spiel ist aus
(Jean-Paul Sartre)
Durch seine philosophischen Schriften, Essays, Romane und Dramen avancierte Jean-Paul Sartre zu dem führenden Vertreter des französischen Existenzialismus. Er entwickelte, zusammen mit seiner Lebensgefährtin Simone de Beauvoir, eine Philosophie der Freiheit, die ihre Bestimmung aus dem Dasein des einzelnen gewinnt. Sartre war der Meinung, dass der Mensch ursprünglich frei sei, dass er über sich und seine Situation verfüge und herauswachse, dass der Mensch seine Situation ändern und in seinem Sinne neu bestimmen könne. Der Gedanke der unabdingbaren „Wahl“ zur Existenz, der in der Formel „Der Mensch ist zur Freiheit verdammt“ mündet, wurde dabei bedeutend. Die Wahlmöglichkeit, die ein Mensch hat, ist keine einmalige Angelegenheit, sondern ein lebenslanger Entscheidungsprozess. Diese Philosophie wurde durch eine politische Komponente, nämlich die, die Individualität und gesellschaftliche Verantwortung zusammendachte, erweitert.
Deshalb mag es auch nicht verwundern, dass Sartre einige Denkpositionen in Frage stellte und seine Philosophie auf einmal die des Marxismus unterordnete.
Inhalt Das Werk handelt über Eve, eine Dame aus der höheren Schicht, deren Mann sie vergiftet, da er ihr Geld will. Die zweite Hauptperson in diesem Stück ist Pierre, ein Aufständischer aus der Arbeiterschicht. Er wird seinerseits von einem Spitzel umgebracht. Im Reich der Toten treffen sich Eve und Pierre und entdecken ihre Liebe zueinander. Sie finden es ungerecht, dass sie sich nicht früher begegnet sind.
Wie der Zufall es will, gibt es ein Gesetz im Totenreich, dass es zwei Seelen, die sich erst dort kennengelernt haben und eigentlich zueinander gehören, erlaubt zurückzukehren.
Es gibt nur eine Bedingung: Es muss ihnen gelingen sich innerhalb von vierundzwanzig Stunden in vollem Vertrauen und mit allen Kräften zu lieben.
Ins Reich der Lebenden zurückgekehrt, können sie aber ihre Liebe nicht entfalten, da ihnen die unerfüllten Sachen, auf die sie im Totenreich aufmerksam geworden sind, wichtiger sind. Nur auf das achtend, vergessen sie vollkommen von sich selbst, ihrer Liebe und der Bedingung. Nach genau vierundzwanzig Stunden sind die zwei nicht einmal beieinander, sondern nur durchs Telefon verbunden.
Wieder im Totenreich angekommen, ist alles aus.
Nun müssen sie für immer dort bleiben ohne eigentlich irgend etwas verändert zu haben.
„Sinn des Lebens“ Dieses Werk von Jean-Paul Sartre handelt nicht wirklich von der Suche nach dem „Sinn des Lebens“.
Weder Pierre noch Eve streben nach dieser. Trotzdem schafft es der Autor uns darüber nachdenklich zu machen, was denn eigentlich der „Sinn des Lebens“ ist? Diese Frage wird nicht aufgeklärt, da Jean-Paul Sartre keine direkte Antwort darauf gibt.
Mit der Aussage:
„Man stirbt immer zu früh..
. oder zu spät!“,
zeigt Sartre auf, dass es niemanden gibt, der genau richtig lebt und alles in seinem Leben erreicht, um dann sterben zu können.
Was also genau ist der „Sinn des Lebens“, wenn man der Ansicht von Jean-Paul Sartre nachgeht? In anderen Werken war es oft die Liebe, die zum „Sinn des Lebens“ führte. Bei diesem jedoch ist dies zwecklos, da nicht einmal die Liebe zwischen Eve und Pierre gegen das göttliche Schicksal ankämpfen kann, welches sie wieder einholt.
Auch eine Warnung ist in diesem Werk verborgen. Unerledigtes sollte man so schnell wie möglich beenden und auf keinen Fall hinauszögern.
Denn falls jene noch durchführbare, unerledigte Ziele zu Lebzeiten nicht erreicht worden sind, ist es todsicher, dass es zu spät ist. Aus diesem Grunde stellte Sartre die Toten, zwar als Zuschauer dar, doch haben sie als solche keine Möglichkeit in irgendeiner Weise mitzuwirken.
Sartres Meinung nach ist es unmöglich den „Sinn des Lebens“ zu erreichen. Als Mensch kann man nichts bewegen und nie bewegen können.
Es ist das Schicksal, das vorherbestimmt ist und das nie geändert werden kann.
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