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  Inhaltsangabe der erzählung:

Inhaltsangabe der Erzählung:Auroras Anlaß von Erich Hackl     Der Erzähler, Drehbuchautor und Übersetzer Erich Hackl wurde am 26. Mai 1954 in Steyr in Oberösterreich geboren. Nach dem Studium der Romanistik und Germanistik arbeitete er als Universitätslektor in Madrid und später als Lehrer in Wien. Dort lebt er seit 1983 als freier Schriftsteller. Gleich für seine erste Veröffentlichung, die Erzählung „Auroras Anlaß“, wurde Hackl 1987 mit dem „Aspekte“-Literaturpreis des ZDF ausgezeichnet. Für das 1988 fertiggestellte Drehbuch „Sidonie Adlersburg“ erhielt er den „Geneva Europe Grand Prix for Television Writing“ und gestaltete es weiter zur Erzählung „Abschied von Sidonie“, die von Karin Brandauer erfolgreich verfilmt wurde.

Als Übersetzer und Herausgeber beschäftigt sich Hackl hauptsächlich mit iberischer und iberoamerikanischer Poesie.   In seinem in 13 Kapitel unterteilten Bucherstling erzählt Hackl über das realhistorisch verbürgte Leben der spanischen Frauenrechtlerinnen und Revolutionärinnen Aurora und Hildegart Rodríguez. Die Handlung spielt am Anfang unseres Jahrhunderts auf mehreren Zeitebenen an einigen wenigen Schauplätzen in Spanien und wird von einem unbekannten Erzähler straff und spannend dargebracht.   Aurora Rodríguez, die aus einem Elternhaus kommt, in dem ihr außer von ihrem Vater wenig Liebe und Wertschätzung zuteil wurde, flieht in eine Welt der Bildung und versucht mit ihrem angeeigneten Wissen Anerkennung zu erlangen. Auch politisch wurde sie in ihrer Kindheit maßgeblich von ihrem Vater, einem Rechtsanwalt, beeinflußt. Seine sozialistische und für diese Zeit sehr aufgeschlossene politische Haltung setzte den Grundstein für Auroras Interesse an Politik und der Frauenbewegung.

Trotz ihres Engagements erleidet Aurora gravierende Rückschläge in ihrer Arbeit und sie muß sich eingestehen, daß es ihr an Stärke und Fähigkeit mangelt, ihre Ziele zu verwirklichen. Deshalb beschließt sie nach dem Tod ihrer Eltern, mit Hilfe eines „biologischen Vaters“ ein Kind zu bekommen. Sie bringt ihre Tochter zu dem Zweck zur Welt, damit diese erreicht, was Aurora selbst vorenthalten wurde, und um sie so zu fördern, daß sie als Frau in der Politik anerkannt wird und die Frauen im rückständigen Spanien zur Gleichberechtigung führt. Hildegart, ein durch Förderung und Abschottung von der Außenwelt geistig frühreifes „Wunderkind“, macht seinen Aufstieg bis in die sozialistische Partei und feiert bei den Wahlen 1931 auch einen Erfolg, der das Ende der Monarchie bedeutet. Doch eines Tages bemerkt sie, daß ihr Leben nicht genug ausgefüllt ist mit dem mit ihrer Mutter gemeinsamen Ziel der Veränderung der Gesellschaft. Sie beginnt mit ihrem Schicksal zu hadern und droht, den ihr vorgegebenen Weg zu verlassen.

Als Aurora merkt, daß Hildegart sich immer mehr von ihr entfernt und ihre eigene Persönlichkeit auszuleben versucht, sieht sie ihre „Mission“ in Gefahr. In einem eindringlichen Gespräch versucht Aurora, sie zu bekehren, doch Hildegarts Sehnsucht nach Freiheit bewirkt einen Streit, der die Trennung der beiden kurz bevorzustehen scheinen läßt. Aus Angst vor der nun unausweichlichen Freiheit und somit vor dem Verrat ihrer Ideale gesteht sie ihrer Mutter ein, daß sie sich zu schwach und ausgebrannt fühle, um ihre Aufgabe zu erfüllen. Da sie aber ahnt und fürchtet, schon am nächsten Tag ganz anders zu fühlen, bittet sie Aurora, sie zu töten, weil sie für Selbstmord zu mutlos sei. Aurora, die glaubt, daß dies der einzige Ausweg sei, kommt am nächsten Morgen Hildegarts Bitte nach und erschießt ihre Tochter.   Hackl stellt in seiner distanzierten Schreiweise Aurora Rodríguez‘ Haltung und ihr Verhalten als selbstverständlich und natürlich dar.

Obwohl ihr meiner Meinung nach Anerkennung für ihre Disziplin und Selbstaufgabe gebührt, halte ich ihre dubiosen Erziehungsmethoden für ganz und gar nicht richtig: Da ihre eigene Kindheit nicht von Weltoffenheit und Liebe geprägt war und sie selbst ohne wichtige Entwicklungsstufen ausgekommen ist, geht sie davon aus, daß Hildegart genau wie sie wäre. Erst das Fehlen von „richtiger“ kindlicher Entwicklung hat es ihrer Meinung nach nicht ermöglicht, ihr Ziel selber zu verwirklichen. Aurora hat wohl recht damit, daß die ersten sieben Jahre eines Kindes die Zeit des Reifens sind, und daß diese Jahre auch genützt werden müssen. Doch ich glaube, daß in dieser Zeit Kontakt zur Umwelt aufgenommen und die Sozialisation angegangen werden müßte und nicht bloß das Vermitteln von Wissen. Die Sozialisationsphase, in der die Mutter die wichtigste Bezugsperson darstellt, hat sie völlig vernachlässigt. Es wäre ihre Aufgabe gewesen, Vertrauen in ihr aufzubauen, denn ohne jegliches Vertrauen kann Hildegart nie richtig in der Lage sein, Liebe zu empfinden.


Da Aurora in Hildegarts Erziehung dieselben Fehler wie ihre Eltern in ihrer Kindheit, bloß von noch größerem Ausmaß, begeht, ist Hildegart von vornherein zum Scheitern verurteilt. Abgesehen von dieser schwierigen Mutter-Tocher-Beziehung gibt Hackl auch Einblick in das Spanien der Zeit vor Franco und dem Bürgerkrieg. Obwohl es nicht den Anschein hat, daß er dem Leser politische Lehren aufdrängen will, regt er ihn zum kritischen Nachdenken an.     Verena Hable, 7b

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