Prometheus
Prometheus
der Kern eines geplanten dreiaktigen Dramas
im Herbst 1774 entstanden
Prometheus ist eine griechische Sagengestalt, ein Angehöriger des Geschlechtes der Titanen, mit denen die neuen Götter unter Führung des Zeus im Kampf um die Vorherrschaft liegen. Die Titanen werden von den (später) “olympischen” Göttern besiegt und vernichtet. Geschont wird Prometheus, denn er hat sich in Erkenntnis von der Überlegenheit der neuen Götter auf deren Seite geschlagen.
Als aber Zeus sich anschickt, auch die Menschen zu vernichten, lehnt sich Prometheus gegen ihn auf gegen ihn auf, er sorgt für die Bedrohten, bringt ihnen Feuer und lehrt sie die Künste zur Beherrschung der Natur.
Zur Strafe wird er dafür von Zeus auf ewige Zeit an den Kaukasus geschmiedet. Täglich kommen zwei Geier und fressen dem Gefangenen die ständig nachwachsende Leber aus dem Leib.
Die Sage von Prometheus dem Menschenfreund, hat immer wieder die Gedanken der Dichter bewegt. Am Anfang der Entwicklung griechischen Dramatik, etwa 500 z. u. Z. steht das gewaltige Drama “Der gefesselte Prometheus” des Tragikers Alschylos.
Wie sieht Goethe den Prmoetheus Stoff?
Goethe sieht darin den tragischen Zusammenstoß einer sich empor dringenden neuen Gesellschaftsordnung mit einer versinkenden, aber zäh auf ihre Macht pochenden und sich daran klammernden alten Schicksals.
Im 18. Jh. Wird die Prometheus-Gestalt Ausdruck des wachsenden bürgerlichen Selbstbewußtseins.
Sinnbild für die Verweltlichung des bisher nur religiös verstandenen Begriffs des Schöpferischen.
Die Prometheus-Figur wird zum kraftvollen Sinnbild der Auflehnung des deutschen Bürgertums gegen die Anmaßung der absolutistischen Despoten, die “von Gottes Gnaden” eingesetzt und demgemäß mit unkontrollierbaren und untastbaren Vollmachten ausgestattet sein wollen.
Goethes Gedicht war ursprünglich der Monolog zu Beginn des 3.
Aktes seines Dramas.
Grundidee – trotzige Empörung des Freundes und Verteidigers der Menschheit gegen Herrschaft der Götter.
Voll Hohn empfiehlt der selbstbewußte Titan dem Vater der Götter, seine verachteten “Künste”, die nicht viel mehr wert sind als das Köpfen von Disteln durch Knaben, an Eichen und Bergeshöhen zu erproben.
In der Menschenwelt hat er nichts zu suchen.
Was die Menschen aus eigener Kraft und mit Prometheus Hilfe geschaffen haben, ist gewaltiger als der Plunder des “göttlichen Werkes”.
Der Hohn über die Erbärmlichkeit der Götter steigert sich in Strophe 2 zu dem Nachweis, alle Herrlichkeit der Götter sei überhaupt nichts ohne den törichten Glauben der Menschen an sie.
Deutlich wird hier die biblische Lehre, Gott habe die Menschen nach seinem Bilde geschaffen, vom Kopf auf die Füße gestellt. Kinder nur und Bettler, also unmündige und sozial deklassiert geschaffen doch ihre hoffnungsvolle Torheit, die Voraussetzung dafür, daß sich die “hohen” Götter durch Opfersteuern und Gebetshauch kümmerlich genug ernähren können.
Wie wenig die Götter vermögen, zeigt Prometheus in der 3. Und 4. Strophe an anschaulichen Beispielen aus den eigenen Leben.
Stets stand er allein, wenn er in Not und Gefahr war: Gott schlief.
Das eigene “heilige glühende” Herz hat alles selbst vollenden müssen.
Trotzig verweigert Prometheus Zeus jede Ehrfurcht.
Er weist ihm nach, daß er niemals von sich behaupten dürfte, der “Allmächtige” zu sein, denn auch über ihm thronte die eherne Macht der Zeit und des Schicksals (Strophe 5).
Und wenn nicht alle Pläne des Prometheus in Erfüllung gingen, würde er dennoch nicht zum verzweifelten Pessimisten werden (Strophe 6).
In tätiger Arbeit will Prometheus zum Wohle der Menschheit weiter wirken: ihr Leben wird freud- und leidvoll sein, immer aber wird es auch voller Empörung gegen die sein, die sich göttlicher Herrschaft über die anmaßen: “Und dein nicht zu achten. Wie ich!”
In dramatischer Steigerung und Leidenschaft braust diese kühne Anklage gegen Gott (und seine Verkünder) dahin.
Spott und Hohn (Strophe 1 Vers 1-5) wechseln mit dem Ausdruck höchsten Selbstbewußtseins (Strophe 1 Vers 6-11) und gegen in Strophe 2 zur Verachtung über.
Weiche Klänge des Gefühles und der Erinnerung tauchen auf, als sich Prometheus der Zeiten besinnt, da er ein Schwacher und Hilfesuchender war (Strophe 3).
Selbstbewußtsein als Erlebnis der eigenen Kraft schließt die nächste Strophe ab, um in Strophe 5 sich zur erneuten Anklage gegen Gott zu erheben.
Optimistisch, zukunfts- und menschheitsgläubig schließt das gewaltige Gedicht ab.
Der bürgerliche Stürmer und Dränger sagt dem Fürstengott, dem als Fürsten weltrichterisch thronenden Gott, Fehde an. Gleichzeitig richtet er seinen Kopf gegen den Gottesfürsten, den als Gott auftretenden, von untertängigen Kreaturen angebeteten Fürsten.
Es wird also der Kampf geführt gegen den Zornesgott der Dogmen und gegen die Feudalherren der deutschen Kleinstaates.
Willkür der Natur und Willkür der Fürsten stehen zu Goethe in der gleichen Ebene geschichtlicher Dialektik. – In den Widersprüche bilden sich die neuen höheren Stufen heraus.
Dem seit der Auflösung des mittelalterlichen Feudalismus geschichtlich sinnlos werdenden Willkürregiment der Fürsten “von Gottes Gnaden” ist die geschichtliche notwendige Haltung von Stolz und Trotz, das neue prometheische Selbstbewußtsein, der Stolz auf Selbstgeschaffenes, auf menschliche Schöpferkraft gegenübergestellt.
Wörter: 790
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