Biographische auskünfte über robert schneider:
Romanvorstellung zu Robert Schneiders „Schlafes Bruder“
Inhaltsverzeichnis
Biographische Auskünfte über Robert Schneider......
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Inhaltsangabe.
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Interpretationenvergleich....
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Literaturverzeichnis.....
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Biographische Auskünfte über Robert Schneider:
Robert Schneider wurde am 16. Juni in Bregenz, Österreich, geboren und wuchs als Adoptivsohn eines Landwirts in Meschach, einem Bergdorf mit 57 Einwohnern in den rheintalischen Alpen, auf. In Meschach waren die Bedingungen äußerst kärglich; es gab keine Bücher, keine Kunst, nur einen schlecht spielenden Dorforganisten.
Nach dem Abitur 1981 am Bundesgymnasium Feldkirch studierte Schneider Kunstgeschichte und Theaterwissenschaft, entschloss sich aber 1984 Schriftsteller zu werden und brach 1986 alle Studien ab, um in sein Heimatdorf zurückzukehren.
Dort schrieb er innerhalb von sechs Monaten sein Romandebut „Schlafes Bruder“, welcher auf verschiedenen Ebenen Anklänge an seine eigene Biographie enthält.
Das Manuskript wurde von 23 Verlagen (21 Verlagen) abgelehnt, bevor es, nach anderthalb Jahren, beim Verlag Reclam Leipzig mit einer Auflage von 4000 Stück herausgebracht wurde. Innerhalb kürzester Zeit avancierte der Roman zu einem Stück Weltliteratur. „Schlafes Bruder“ war das Ereignis der Buchherbstes 92. Mit zahlreichen internationalen Preisen bedacht und in 24 Sprachen übersetzt, war der Roman ab 1993 daneben auch als Balettfassung auf der Bühne des Pfalztheaters Kaiserslautern zu erleben.
1991 schrieb Schneider sein erstes Bühnenstück: „Dreck“. In den folgenden Jahren bekam Schneider mehrere Literaturpreise.
Unter enormem Erwartungsdruck arbeitete er 1996 an seinem zweiten Roman, der vom Karl Blessing Verlag Ende 1997 veröffentlicht wurde. Auf „Die Luftgängerin“ reagierte die Literaturkritik mehrheitlich mit Enttäuschung. Dessen ungeachtet rückte das Werk jedoch schnell in die Bestsellerliste.
Schneider lebt heute im Haus seiner verstorbenen Zieheltern und hat einen Wohnsitz in New York.1, 2
Inhaltsangabe
Der Roman„Schlafes Bruder“(1992,1994,1998) von Robert Schneider erzählt Anfang des neunzehnten Jahrhunderts die fiktive Geschichte des genialen Johannes Elias Alder aus dem vorarlbergischen Dorf „Eschberg“, dessen verstocktes und konservatives Umfeld seine Begabung weder erkennt noch fördert und sie deshalb verkommen lässt.
Am 24.
Juni 1803 wird Johannes Elias Alder als Sohn des Dorfbauern Joseph „Seff“ Alder und seiner Frau Agathe, der „Seffin“, geboren. Dass sein wirklicher Vater der Dorfpfarrer Eschbergs, Kurat Elias Benzer, ist, wird angedeutet. Zweiundzwanzig Jahre später stirbt Johannes Alder, nachdem er sieben Tage nicht geschlafen hat, an Atemlähmung. Ihm zur Seite steht sein Cousin Peter Elias Alder, fünf Tage später geboren, der Johannes’ besondere Begabung intuitiv erfasst. Johannes entdeckt mit fünf Jahren, dass er eine besondere Wahrnehmungsfähigkeit besitzt. In einer ausführlich beschriebenen Vision hört und sieht er „das Universum tönen“(S.
34). Das heißt, sein Hörsinn hat sich in einem unvorstellbaren Maß vervielfacht, so dass er beispielsweise „das Rauschen im Haar der Tierfelle“ oder „das dumpfe Schaben von Textilien auf Menschenhäuten“(S.37) zu hören vermag. Begleitet wird das Hörwunder von Deformationen und Mutationen des kindlichen Körpers. Bleibende Veränderungen sind die gelben Pupillen in seinen Augen, die frühzeitige Pubertät und die Bassstimme. Auch kommt ihm dabei erstmals „das Herzschlagen jenes Menschen, der ihm seit Ewigkeit vorbestimmt war“(S.
38), zu Ohren: der embryonale Herzschlag seiner noch ungeborenen Cousine Elsbeth, Peters Schwester. Seither gilt ihr die unausgesprochene Liebe des Johannes.
Aufgrund seiner körperlichen Missbildungen wird das Kind, besonders von seiner Mutter, als besessen angesehen und von den anderen ferngehalten. Zwei Jahre lang wird Elias im Bubengaden eingesperrt und von den anderen Kindern Eschbergs vor dem Fenster seines Gefängnisses verhöhnt. Nur zu Peter, der ständig unter seinem Gefängnis steht, ohne ihn zu beleidigen, entwickelt sich eine stumme, aber enge Beziehung. Die gesamte Kindheit des Elias ist gekennzeichnet durch Unverständnis und Ablehnung, selbst durch die Eltern und den älteren Bruder Fritz.
Einziger Lichtblick in dieser Zeit ist die Geburt Elsbeths, deren Herzschlagen er jubelnd als „Klang der Liebe“(S.52) bezeichnet.
Mit zehn Jahren gleicht er mit seiner Bassstimme und Bartwuchs einem erwachsenen Mann, die geistige Entwicklung und seine Körpergröße entsprechen hingegen seinem wahren Alter.
Schon bald lernt Elias sein außergewöhnliches Hörvermögen einzusetzen. Da er seine Bassstimme, die ihm mit seinen zehn Jahren überall im Dorf nur Missgunst und Verachtung einbringt, hasst, versucht er seine Stimme zu modulieren und ihr einen anderen Klang zu verleihen. Nach langem und stetigem Üben ist er in der Lage, seiner Stimme einen weichen, warmen Ton zu geben.
Vom Orgelspiel fasziniert, bringt er es sich binnen einer Nacht selbst bei.
Am 24. Dezember 1815, als fast alle Eschberger in der Weihnachtsmesse sind, bricht im Dorf ein verheerendes Feuer aus. Elias gelingt es, Elsbeth aus dem brennendem Gehöft ihres Vaters vor dem Feuer zu retten und spürt dabei wieder ihren Herzschlag.
Während die Eschberger die Brandnacht im Frühling erfolgreich verdrängen oder schon fast wieder vergessen haben, entfremdet sich Johannes Elias innerlich immer mehr von seiner Familie und seinem vorher so geliebten Vater.
Bei häufigen, nächtlichen Ausflügen in die Kirche, in der die Orgel Eschbergs steht, perfektioniert er sein Orgelspiel.
Das und seine Gedanken an Elsbeth bieten ihm in dieser Zeit Trost sowie Rückhalt.
Als ein Schauprediger in dem Dorf auftritt, fühlt sich Elias besonders von der Aussage berührt, dass man keine Stunde seines Lebens mit Schlaf zubringen dürfe („Wer schläft, liebt nicht!“ S.103), um einen Menschen immer zu lieben.
Krank vor Liebe zu Elsbeth, fasst er den Entschluss um ihre Hand anzuhalten. Dieser Plan wird aber dadurch zerstört, dass Peter ihm die Schwangerschaft Elsbeths von Lukas Alder, einem anderen Verehrer aus dem Dorf, verkündet.
Auf diesen Beweis der Sinnlosigkeit aller Hoffnung, wendet Elias sich von Gott ab.
Voller Schmerz über die Unmöglichkeit der Liebe zu Elsbeth geht er in dieser Nacht in die Kirche und klagt Gott an. Seine anfängliche Trauer steigert sich in rasende Wut, bis ihm die Vision eines wehrlosen, zerlumpten und von Wunden übersäten Kindes erscheint. Er ahnt, dass ihm Gott in Gestalt dieses Kindes begegnet. Am darauffolgenden Morgen wird er ohnmächtig in der Kirche aufgefunden. In dieser Nacht hat er seine ursprüngliche grüne Augenfarbe anstelle der gelben zurückerlangt. Dies ist das äußere Zeichen dafür, dass Gott Elias von der Liebe zu Elsbeth befreit hat (S.
149). Selbst als diese heiratet, bleibt er davon ungerührt.
Als eines Tages der Domorganist zu Feldberg, der nächst größeren Stadt bei Eschberg, in dem Auftrag in das Dorf kommt, eine Zählung sämtlicher Orgeln des Landes vorzunehmen, findet er eine nur fünfstimmige Orgel und den „grandiosesten Organisten“ (S.161) , den er jemals gehört hat. Er lädt Elias, begeistert von dessen schier unmöglichem Können, zu einem Orgelwettbewerb nach Feldberg ein.
Dort muss ihm, da er nicht imstande ist, Noten zu lesen, lediglich die Melodie des Kirchenliedes, über das er spielen soll, gezeigt werden.
Er ist von vornherein von dem Choral „Kömm, o Tod du Schlafes Bruder“ (S.173) gefangengenommen und stellt in seinem Spiel seine Vorgänger völlig in den Schatten. Elias bietet mit seiner Improvisation einerseits eine Auseinandersetzung mit dem Tod, andererseits auch ein Resümee seines bisherigen Lebens. Mit diesen für unmöglich gehaltenen Kombinationen und Konstellationen der einzelnen Akkorde versetzt er seine Zuhörer in eine Art Hypnose (S.178), die die Zeit vergessen macht. Nach mehr als zweistündigem Spielen endet Johannes Elias körperlich völlig erschöpft und erntet tosenden Applaus.
Er wird zum Sieger dieses Wettbewerbs gekürt und alle anwesenden Musikprofessoren sind von seiner Genialität begeistert.
Elias selber tritt mit Peter den Heimweg an und beschließt, sein Leben neu und ohne zu schlafen zu leben. Er glaubt, dass Gott ihm Elsbeth verweigert, weil er sie nur halbherzig geliebt habe, denn während des Schlafs habe er sie nicht lieben können.
Peter wird Zeuge eines langen und qualvollen Selbstmordes, bei dem sich Elias mit Hilfe von stimulierenden und berauschenden Substanzen aus dem Wald sieben Tage und sieben Nächte lang wach hält. Am siebten Tag vervielfacht sich sein Gehör noch einmal bis zur Aufnahme kleinster Schwingungen, bevor er am 9. September 1825 an einer Atemlähmung, hervorgerufen durch eine Überdosis an Tollkirschen, stirbt.
Peter beerdigt seinen Freund am darauffolgenden Tag.
Interpretationenvergleich
Das zentrale Thema des Romans ist der Tod. Die Themen Genialität, Musik und Liebe sind eng mit diesem verknüpft und scheinen in ihrer Kombination nur auf den ersten Blick ungewöhnlich. Bei näherer Betrachtung aber, schneidet Robert Schneider damit einen Trend unserer Zeit an. Das rationale Denken weicht zunehmend der Bereitschaft, emotionale Komponenten mit einzubeziehen. So findet man in der heutigen Zeit selbst in der Wissenschaft eine veränderte Denkweise, bei der das traditionsgemäße, nachprüfbare Denken der affektierten Bewertung untergeordnet wird.
Darin begründet der Verleger des Romans vom Reclam Verlag Leipzig den Erfolg des Buches. Dieser hält ihn aus diesen Gründen „für die neunziger Jahre des 20. Jahrhunderts maßgeschneidert“.
Gründe für die Ablehnung des Romans von über zwanzig Verlagen zu finden, fiele leicht. Stilistische Missgriffe, peinliche Phrasen, vor allem aber inhaltliche, insbesondere rechnerische, Unstimmigkeiten wären reihenweise zu benennen. Das Geheimnis des überraschend großen Erfolges liege im Schluss des Buches.
Bis zu der Entscheidung Elias’, nicht mehr zu schlafen, wäre die Geschichte als bäuerliche Dorfgeschichte, als Liebesgeschichte, als Geschichte eines verkannten Genies, als Schilderung eines Irrsinns, als Märtyrerdrama oder als Parabel von der Macht der Musik lesbar. Erst durch den Tod des Johannes werden diese Möglichkeiten einer schlichten Vereinheitlichung zugeführt, bei der der Tod der Hauptfigur als Erlöser entgegenkommt und Peter, mit einem bisher durchweg bösen Charakter, eine Wesensänderung zum guten Menschen erfährt.
Dieser Wendung verdankt letztendlich der Text seine Wirkung.
Literaturverzeichnis
1 Munzinger - Archiv. 18. Aktualisierung im Jahr 1998.
(Reihe: Internationales Biographienarchiv. Bd Schm - ME)
2 Möckel, Magret: Erläuterungen zu Robert Schneider Schlafes Bruder. Hollfeld: C. Bange Verlag 1997. (Reihe: Königs Erläuterungen und Materialien. Hrsg.
Von Klaus Bahners, Gerd Eversberg, Reiner Poppe. Bd 390)
3 Schneider, Robert: Schlafes Bruder. Leipzig: Reclam Verlag 1998. S.34, S.37, S.
38, S.52, S.103, S.149, S.161, S.173, S.
178 (Hrsg. von Reclam - Bibliothek. Bd 1518)
4 Moritz, Rainer: Über Schlafes Bruder. Leipzig: Reclam Verlag 1996. (Reihe: Nichts Halbherziges. Schlafes Bruder: das (Un-)Erklärliche eines Erfolges.
Hrsg. Von Rainer Moritz)
5 Holger Gehle: Robert Schneider. 3. Aktualisierung im Jahr 1999. (Reihe: Kritisches Lexikon zur deutschsprachigen Gegenwartsliteratur -KLG-.)
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