Referat homo faber
Klasse 11b Abgabetermin 23. April 99
Schriftliche Hausaufgabe aus dem Deutschen
Hausaufsatz von Simon Flotzinger
Zum Thema 2:
„Homo Faber“
von
Max Frisch
Gliederung
Max Frisch: Gegner des technischen Fortschritts
Vergleich des Dualismus des männlichen und weiblichen Prinzips in Fabers Weltbild.
Das männliche Prinzip
Technik als Mittel der Verdrängung alles „Natürlichen“
Einstellung zum Beruf
Ingenieurjob als reine Männersache
Freude am Technikersein
Aufbau des Lebens aus Statistiken und mathematischen Formeln
Abneigung gegenüber Mitmenschen
Das weibliche Prinzip
Natur und Kunst sind Lebensziele
Schicksal und Glück sind Lebensbestimmend
Beruf als Nebensache
Anhänglichkeit der Frau
Aktualität des Berichts „Homo Faber“
Sind technische Neuerungen wie Medikamente, Kernenergie und Raumfahrt wirklich der goldene Fortschritt ?
Diese Frage haben sich in den 50zigern viele Kritiker des Fortschritts gestellt. Zu diesen Skeptikern gehörte auch Max Frisch, der mit seinem „Homo Faber“ einen sehr interessanten und eben auch kritischen Bericht – in Bezug auf den viel gelobten Fortschritt und die Naturwissenschaften – verfaßte.
Das männliche Prinzip, bestehend aus Technik, Beruf und Statistiken, von dem Walter Faber zu Anfang noch überzeugt ist, wird im Laufe des Berichts mehr und mehr vom weiblichen Prinzip, bestehend aus Natur, Kunst und Schicksal, abgelöst.
Die Unterschiede des Dualismus des männlichen und weiblichen Prinzips werden nun näher erklärt:
Das männliche Prinzip von Fabers Weltbild basiert auf vier Punkten: der Technik, mit der Walter Faber versucht alles Menschliche von sich fern zu halten; seinem Beruf, den er als reine Männersache empfindet, den Statistiken bzw.
mathematische Formeln, aus denen sein Leben aufgebaut ist, und seiner abneigenden Haltung gegenüber seinen Mitmenschen.
Die Technik, die Walter Faber, der aufgrund seiner Art und Weise auch Homo faber genannt wird, während seiner ganzen Reisen nicht vergessen kann, benötigt er überwiegend zum Abschütteln und Vergessenmachen des Menschlichen an ihm. Da „[er] [den Schweiß] haßt, (...)“ duscht er während des Aufenthalts in Palenque „von morgens bis abends“.
Oder als er sich in der Wüste Tamaulipas, nachdem sein Flugzeug dort notlanden mußte, „ohne elektrischen Strom“ unbedingt rasieren will, denn „[er] habe dann [unrasiert] das Gefühl, (...) wie eine Pflanze [zu sein], (...
)“. Dieses Verhalten zeigt seine enorme Abneigung gegen das Natürliche bzw. Menschliche. Ferner ist er als „(...
) Techniker (...) gewohnt, die Dinge zu sehen wie sie sind.“, was Faber durch sein ständiges Filmen mit seiner Kamera deutlich macht, und nicht wie all die anderen Leute um ihn herum, die in „gezackten Felsen“ den „Rücken eines urweltlichen Tieres“ erkennen wollen, wobei es nur „Gestein, wahrscheinlich vulkanisch“, ist. Am besten kann man das aber erkennen, als er die Maschine über den Menschen stellt: „Eine Maschine [kann Reflexe] ebensogut erledigen (.
..) wie ein Mensch, wenn nicht sogar besser.“ Damit dass er sagt: „Fleisch ist kein Material, sondern ein Fluch“, versucht er die Stärken der Maschine gegenüber dem Mensch zu erklären.
Diese enge Verbundenheit mit der Technik ist auf seinen Beruf als Ingenieur und vor allem auf seine Einstellung zu diesem zurückzuführen. Seiner Ansicht nach ist der Ingenieursjob der „einzigmännliche Beruf überhaupt“.
Außerdem macht es ihm „immer Freude (...), Maschinen in Betrieb zu sehen“, was seine enge Beziehung zum technischen Beruf wiederum bestätigt. Ferner wird dies noch deutlich, als er Herbert, den er auf einer Geschäftsreise im Flugzeug kennenlernte, auf einer Tabakplantage besucht und ihm seinen Jeep, obwohl es Herbert „nicht interessiert“, unbedingt reparieren möchte. „Denn er wisse nicht, was er damit soll“, so Herberts Gleichgültigkeit zum Thema Jeepreparatur.
Auch wird der Workaholic- Drang dadurch belegt, dass er fest „entschlossen [war] die Stelle in Bagdad anzutreten“, weil es „eine Chance sondergleichen für einen (...) Ingenieur“ darstellte, obwohl seine damalige Freundin Hanna ein Kind von ihm erwartete, und er sie sogar bat, das Kind abzutreiben.
Folge aus seiner Arbeit: Sein ganzes Leben basiert auf Statistiken und mathematischen Formeln. So errechnet er mit Hilfe der Wahrscheinlichkeitslehre von Hans Reichenbach nach der Notlandung in Tamaulipas wie hoch die Wahrscheinlichkeit eines solchen Absturzes gewesen ist.
Sogar als seine Tochter Sabeth schwer krank im Krankenhaus liegt, versucht er sich und Hanna, die gleichzeitig auch Mutter von Sabeth ist, mit Statistiken zu trösten: „Was mich beruhigte: Die Mortalität bei Schlangenbissen (...) beträgt drei bis zehn Prozent“. Genau wie bei seiner Magenoperation, „die in 94,6 von100 Fällen gelingt“, vertraut er den statistischen Aussagen mehr als den Fertigkeiten der Ärzte zu glauben. Durch diese Umstände erklärt Hanna ihn als einen, der „das Leben nicht als Gestalt, sondern als bloße Addition [behandelt]“.
Als Ingenieur war er es gewohnt, dadurch, dass er viel unterwegs war, viel allein zu sein. Wenn er dann jedoch einmal in einer Gesellschaft, durch seine wichtige Arbeit, anwesend sein mußte, dann war er immer heilfroh, wenn er sie verlassen konnte und allein in seinem Auto sitzen kann. Auch in Frauen sieht er „eine Anstrengung“, er fühlt sich von ihnen wegen ihrer fordernden Sexualität „bedrängt“. Am deutlichsten wird das wohl an seiner Geliebten Ivy, die er mit „Efeu“ gleichsetzt, und während eines Fluges, wo er „keinerlei Bedürfnis [hat] Bekanntschaft“ mit seinem Nachbarn zu machen. Er fühlt sich von ihm sogar genervt. Faber empfindet nicht nur gegen Gesellschaften und Frauen eine gewisse Abneigung, sondern auch noch gegen das ganzes amerikanisches Volk: „Diese Bleichlinge, (.
..), diese Vitamin- Fresser, (...), dieses Coca- Cola- Volk, das ich nicht (.
..) ausstehen kann“. Diese Verhaltensweise und Einstellung weist ganz klar darauf hin, dass Walter mit Beziehungen nichts anfangen kann.
Das weibliche Prinzip beinhaltet im Gegensatz zum Männlichen, Natur und Kunst als Lebensziel, die Art zu Leben, das Leben zu genießen möglichst ohne Arbeit, Schicksal und Glück, die das Leben bestimmen, und die Offenheit gegenüber Mitmenschen.
So spielt in Fabers Weltbild über die Frau die Technik keine Rolle: „Am meisten imponierten ihr die vielen Röhren, gleichgültig wozu sie dienten“, sondern sind Natur und Kunst ihre angepeilten Lebensziele.
Die Natur wird von der Frau als „ein Erlebnis“ gesehen. Sie sieht in gezackten Felsen den Rücken eines urweltlichen Tieres, während Faber solche Dinge ganz realistisch betrachtet. Weiter wird das weibliche Naturell darin gezeigt, dass Sabeth auf der Schiffreise seekrank wird, während Walter und ihr Freund sich um sie kümmern.
Von der Kunst, die Faber „kitschig“ findet, ist Sabeth vollkommen „begeistert“. „Ihr Kunstbedürfnis“ drängt sie „alles anzuschauen“, während Faber „mit Museen nichts anfangen [kann]“ und in einem Café auf Sabeth wartet. Da Hanna noch dazu als Archäo-login in einem Museum arbeitet, wird das anvisierte Lebensziel mit Natur und Kunst erreicht.
Obwohl ein Job lebensnotwendig ist, findet dieser im weiblichen Leben kaum eine angemessene Bedeutung. So will Sabeth von Amerika bis nach Griechenland ohne Geld kommen, obwohl sie „bankrott“ ist. Ferner kann man erkennen, dass der Beruf der Frau nur Nebensache ist, da nicht einmal Walter Faber genau weiß und sich nicht dafür interessiert, ob Ivy nun als Tänzerin, Kokotte oder Mannequin arbeitet. Dies ist deshalb so interessant, da es Ivy selbst anscheinend nicht für wichtig hält, womit sie ihr Geld nun verdient, ansonsten hätte sie es Walter ja erzählt. Dieser weiß jedoch nur, dass sie mit einem reichen Geschäftsmann verheiratet ist. Diese Gleichgültigkeit steht also ganz im Kontrast zur Berufsauffassung von Walter Faber.
Während Fabers männliche Prinzipien auf Statistiken und anderen mathematischen Formeln basieren, bestimmt das Schicksal den Lebensverlauf der Frau: „[Hanna glaubt] nicht an Statistiken (...), statt dessen aber an Schicksal und Derartiges“. Auch Walter hat schon die Zufälligkeit entdeckt, denn „es war (..
.) ein purer Zufall“, ohne den er Sabeth nicht kennengelernt hätte.
Die Einstellung zum Mitmenschen ist im weiblichen Prinzip auch wieder völlig anders als beim Männlichen. Ivy fühlt sich viel mehr zu Faber hingezogen als es diesem lieb ist. Obwohl er ihr einen Brief geschrieben hat, in welchem er seine Beziehung zu ihr als beendet betrachtet, holt sie ihn vom Flughafen ab, und will mit ihm auch noch ausgehen. Sie ignoriert den Brief einfach, in der Hoffnung, dass er es sich noch einmal anders überlegt.
Bei Frauen halten Gefühle länger als bei Männern. Während Faber schon wieder seiner Arbeit als Ingenieur nachgeht, trauert Hanna noch immer um ihre verstorbene Tochter. Ebenso verspürt Walter keinerlei Trauer um seinen verstorbenen Freund Joachim.
Max Frisch, der selbst Techniker war, hat erkannt, wie gefährlich es ist, alles nur in Formeln und Phrasen zu sehen, und dabei ganz auf die Menschlichkeit zu vergessen. Als er „Homo Faber“ schrieb, kam gerade die Kernenergie auf, Antibiotika und Impfungen werden zugänglich. Experten befürchten, dass durch diese Substanzen der Tod in Zukunft aussterben könnte, und dass man mit Hilfe der Kernenergie den Weltraum erobern würde.
Dieses hat sich bis heute nicht bewahrheitet, trotzdem geht die Entwicklung immer weiter weg vom Menschlichen und der Natur, und darum ist der Bericht „Homo Faber“ noch längst nicht ausgestorben, sondern aktueller als je zuvor.
Literaturverzeichnis:
1. Primärliteratur
Max Frisch, „Homo Faber“ 57. Auflage
Sekundärliteratur
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