Referat zu "transit" von anna seghers
Referat zu „Transit“ von Anna Seghers
Die Autorin
Anna Seghers wird am 19. November 1900 als Netty Reiling in Mainz geboren. Sie besucht eine Privatschule und später das Gymnasium, wo sie 1920 das Abitur ablegt. Danach beginnt sie ein Kunstgeschichtestudium.
Zu dieser Zeit lernt sie auch den ungarischen Juden Laszlo Radvanyi, der nach politischen Unruhen in Ungarn nach Deutschland geflüchtet ist, kennen. Die Auseinandersetzung mit der sozialistischen Gesellschaft und deren Idealen und humanen Ansprüchen, die ihr durch die literarischen Werke von Eisenstein (z.
B.: „Panzerkreuzer Potemkin“) und Gladkov (z.B.: „Zement“) nahegebracht werden, führt Reiling zu einer Annäherung an die sozialistischen Ideen. Außerdem besucht sie jetzt Vorlesungen mit marxistischer Thematik.
Sie beginnt schließlich auch das Studium der Sinologie, wobei sie ihr Wissen über diese ferne Kultur auch in ihre Werke einfließen lässt.
Während ihrer Studienzeit trifft Reiling auf die Werke des niederländischen Malers Hercules Seghers, von dessen Arbeiten und Schicksal sie begeistert ist, und nimmt später seinen Namen als Künstlernamen an.
In ihrer Dissertation zum Thema „Der Jude und das Judentum im Werk Rembrandts“ geht sie auf die Darstellung der Armen und Schwachen in der Gesellschaft ein, die auch in ihren späteren Werken vorkommt.
1924 erscheint ihre erste Veröffentlichung, die Erzählung „Die Toten auf der Insel Djal“, unter dem Pseudonym Antje Seghers.
1925 heiratet Seghers Laszlo Radvanyi, der ein Jahr später Leiter der Marxistischen Arbeiterschule in Berlin wird. Auf diese Weise lernt Seghers die kommunistische Weltanschauung kennen.
1926 wird auch ihr erster Sohn Peter geboren.
Sie tritt 1928 der Kommunistischen Partei Deutschlands und 1929 dem Bund proletarisch – revolutionärer Schriftsteller bei, der einen Kampf gegen die „bürgerliche Kunst“ führt und zu einem großen Teil von der Kommunistischen Partei beeinflusst wird. Als Mitglied dieses Bundes verfasst Seghers mehrere Artikel über die Sowjetunion und Lenin, den sie als Vorbild darstellt.
1933 muss sie nach der nationalsozialistischen Machtübernahme aus Deutschland fliehen und gelangt nach Frankreich, wo sie Redaktionsmitglied einer kommunistischen, deutschen Zeitung wird. Seghers vertritt die Ansicht, dass die Kommunisten unter der Führung Stalins den Kampf gegen die Nationalsozialisten am Wirkungsvollsten führen könnten.
Nach dem Einzug der Deutschen in Frankreich beginnt die Flucht der deutschen Emigranten nach Übersee, die Seghers auch in „Transit“, der 1944 in den USA veröffentlicht wird, beschreibt.
Seghers übersiedelt schließlich mit ihrer Familie nach Mexiko, da ihr die Einreise nach Amerika als Kommunistin nicht gestattet ist.
Dort schreibt sie Artikel für die neu gegründete Zeitschrift „Das Freie Deutschland“ (z.B.: „Das Obdach“, „Drei Bäume“, „Deutschland und wir“, „Aufgaben der Kunst“). Auch ihre Romane „Das siebte Kreuz“ und „Der Ausflug der toten Mädchen“ entstehen im Exil.
1947 kehrt Seghers nach Deutschland zurück und siedelt sich wieder in Berlin an. Ihre Werke in der darauf folgenden Zeit wenden sich von der grauen Wirklichkeit der DDR ab und zeigen eine idealistische Welt, die den Ansichten ihrer Partei entspricht und meist in fernen Ländern angesiedelt ist.
1952 tritt Anna Seghers dem Schriftstellerverband der DDR bei, in dem sie bis 1978 den Vorsitz hat. Sie erhält diverse Preise und Auszeichnungen, wie etwa den Georg – Büchner – Preis oder den Nationalpreis der DDR, und die Ehrenbürgerschaft der Universitäten Jena und Mainz.
1981 wird ihr auch die Ehrenbürgerschaft der Stadt Mainz verliehen, was für Diskussionen in der westdeutschen Öffentlichkeit sorgt.
Am 1. Juni 1983 stirbt Anna Seghers im Alter von 83 Jahren.
Anna Seghers’ Werke sind durch eine knappe, konzentrierte Darstellung sozialrevolutionärer Kämpfe und des antifaschistischen Widerstandes aus der Sicht einer einzelnen Person gekennzeichnet.
Ihr Stil verlagert sich im Verlauf ihrer Karriere vom Stil der Neuen Sachlichkeit zum sozialistischen Realismus. Durch ihr offenes Bekenntnis zum sozialistischen Gesellschaftssystem wird die Veröffentlichung ihrer Werke in Deutschland jedoch erschwert und so erscheinen die meisten ihrer im Exil entstandenen Romane, wie auch „Transit“, zuerst im Ausland.
„Transit“
Der Roman „Transit” spielt zur Zeit des 2. Weltkriegs.
Der Ich – Erzähler, dessen Namen man nicht erfährt, berichtet einem (stummen) Zuhörer, den er in seine Lieblingspizzeria einlädt, von seinen Erlebnissen. Er hat genug von den Aufregungen des Krieges und möchte nur noch seine Geschichte erzählen.
Der Erzähler selbst ist Deutscher und etwa Mitte Zwanzig. Nach einem Angriff der Deutschen flüchtet er aus dem Arbeitslager in Rouen (Frankreich), in dem er zur Zwangsarbeit verpflichtet ist, seitdem er aus Deutschland geflohen ist. Nach seinem Ausbruch schließt er sich den anderen Flüchtlingen an. Der Erzähler beschließt daraufhin, zu Freunden nach Paris zu gehen, um so den Deutschen zu entkommen, die bereits in Frankreich einmarschieren. Doch auch Paris ist schon besetzt und er schämt sich für seine Landsleute. Trotzdem wird er von seinen Freunden, der Familie Binnet herzlich aufgenommen und quartiert sich bei ihnen ein.
Eines Tages trifft er Paul, einen Kumpanen aus dem Arbeitslager wieder. Dieser erzählt, dass er nach Amerika auswandern muss, weil er ein Buch gegen Hitler geschrieben hat. Er bittet den Erzähler, einen Brief zu einem Dichter namens Weidel zu bringen, da er selbst fürchte, entdeckt zu werden. Der Erzähler willigt ein, ohne nach den Hintergründen seines Auftrags zu fragen. Er geht daraufhin zu dem Hotel, das Paul ihm genannt hat, doch die Hotelbesitzerin behauptet, Weidel sei bereits ausgezogen. Der Erzähler merkt jedoch, dass sie ihm aus Angst etwas verheimlicht und schließlich bringt er sie dazu, ihm die Wahrheit zu sagen: Am Morgen nach seinem Einzug sei Weidel tot in seinem Zimmer aufgefunden worden, er habe sich vergiftet.
Der Erzähler verspricht daraufhin, Weidels Koffer zu dessen Verwandten, die ebenfalls Bekannte von Paul sind, zu bringen.
Am nächsten Tag erscheint Paul aber nicht am vereinbarten Treffpunkt und der Erzähler öffnet den Koffer und beginnt aus Langeweile, die Manuskripte, die er darin findet, zu lesen. Es handelt sich dabei um eine noch nicht vollendete Geschichte Weidels und sie zieht den Erzähler sofort in seinen Bann. Außerdem findet er auch noch Briefe von Weidels Frau in dessen Koffer, die sich zuerst von ihm trennen und dann mit ihm nach Mexiko auswandern will. Der Erzähler beschließt deshalb, den Koffer am mexikanischen Konzil abzugeben, damit Weidels Frau ihn dort abholen kann. Der Konsul weigert sich aber, ihr den Koffer zu übergeben und so beschließt der Erzähler, ihn zu behalten.
Gemeinsam mit Binnets Söhnen verlässt er Paris, um den Nationalsozialisten zu entkommen, die Paris nun vollständig besetzen. Sie schlagen sich bis zu Binnets Tochter Yvonne durch, deren Ehemann einen Pass und Geld für den Erzähler besorgt. Yvonne empfiehlt ihm, zu ihrem Cousin Georg nach Marseille weiter zu ziehen und er nimmt ihren Vorschlag dankbar an.
Dort lernt er einige andere Emigranten kennen und jeder rät ihm, so schnell wie möglich nach Amerika auszuwandern. Der Erzähler sieht jedoch keinen Grund aus Marseille abzureisen, da ihm die Stadt gefällt.
Er versucht noch einmal, Weidels Koffer am mexikanischen Konsulat abzugeben, doch durch ein Missverständnis hält man ihn selbst für Weidel, der nun um eine Ausreisegenehmigung ansucht.
Der Erzähler klärt den Irrtum nicht auf und der Konsul verspricht, den Namen „Weidel“ auf „Seidler“, den Namen im gefälschten Pass des Erzählers umschreiben zu lassen. Bis dahin habe dieser eine Aufenthaltsgenehmigung für Marseille.
Der Erzähler zieht deshalb bei Georg Binnet und dessen Familie ein und befreundet sich bald mit ihnen. Kurz darauf lernt er auch ein Mädchen, Nadine, kennen und sie werden ein Paar.
Nach einem Monat läuft seine Aufenthaltsgenehmigung ab, er schafft es jedoch eine Verlängerung durchzusetzen. Inzwischen ist ihm das Geld aber knapp geworden und auch von Nadine trennt er sich.
Er trifft wieder auf Paul, der sich beklagt, dass ihm kein Visum bewilligt wird und er zu einem Zwangsaufenthalt in Marseille verpflichtet worden ist. Sie unterhalten sich über Weidel, der Erzähler verheimlicht jedoch dessen Tod und bittet Paul sich um Weidels Ausreise zu kümmern.
Kurz darauf sieht der Erzähler auch Heinz, ebenfalls ein Freund aus der Zeit des Arbeitslagers, wieder. Auch dieser will nach Mexiko auswandern. Er schenkt dem Erzähler einen gefälschten Entlassungsschein des Lagers, damit diesem ein längerer Aufenthalt in Marseille gewehrt werden würde.
Als Binnets Sohn krank wird, findet er einen deutschen Arzt für ihn.
Dieser will ebenfalls nach Mexiko emigrieren. Sie unterhalten sich über Visen und Transite und der Erzähler sehnt sich danach, wieder in seine Heimat zurück zu gehen.
In einem Cafe am Hafen sieht er zum ersten Mal Weidels Frau, ohne sie zu kennen. Sie macht jedoch sofort einen starken Eindruck auf ihn. (Textstelle: S 90)
Er wartet am nächsten Abend wieder im selben Cafe, um sie wieder zu sehen und um seinem einsamen Hotelzimmer zu entkommen. Der Erzähler fürchtet sich jedoch davor, die Frau anzusprechen, auch wenn er sie nun fast täglich sieht.
An einem dieser Abende erfährt er zufällig von einem Schiff nach Lissabon. Er erzählt dem deutschen Arzt, mit dem er sich inzwischen angefreundet hat, davon und dieser will sofort mehr darüber erfahren. Er lädt den Erzähler zum Essen ein und wieder betritt die geheimnisvolle Frau, die ständig auf der Suche nach jemandem zu sein scheint, das Lokal. Zum Erstaunen des Erzählers kennt sie der Arzt. Er findet heraus, dass ihr Name Marie ist und dass auch sie die Stadt verlassen will. Da sie jedoch noch keine Papiere hat, will der Arzt, der ihr Freund ist, ohne sie abreisen.
Der Erzähler ist froh darüber, da er sich sehr zu Marie hingezogen fühlt und mit ihr in Marseille bleiben möchte. Er fragt, nach wem sie suche und Marie erzählt, dass sie auf der Suche nach ihrem Mann sei, da dieser ihr Visum bestätigen müsse. Dabei stellt sich heraus, dass der Dichter Weidel Maries Mann ist. Der Erzähler beschließt jedoch, ihr noch nichts von dessen Tod zu sagen und sich selbst um sie zu kümmern, nachdem er den Arzt losgeworden ist.
Er sucht deshalb am Konsulat um Reiseerlaubnis für Marie, die ja nun „seine“ Frau ist, an, da er das Land mit ihr gemeinsam verlassen will. (Textstelle: S 132 – Erzähler sucht um amerikanisches Transit an)
Am Konsulat trifft er auch Heinz wieder und verspricht, auch ihm einen Schiffsplatz zu besorgen.
Der Erzähler und Marie sehen sich nun jeden Tag aber er weiß nicht, ob sie seinetwegen kommt oder wegen dem Visum, das er ihr versprochen hat. Bei ihren Treffen erzählt Marie, wie sie Weidel kennen gelernt hat und wie sie dann Deutschland mit dem Arzt verlassen hat, da Weidel selbst keine Zeit für sie gehabt hat.
Währenddessen hilft der Erzähler dem Arzt, alles für die Abreise vorzubereiten, um ihn möglichst schnell los zu werden. Er stellt sich bereits eine gemeinsame Zukunft mit Marie vor, als der Arzt wieder zurückkehrt, da sein Schiff beschlagnahmt worden ist. Der Erzähler ist sehr verärgert darüber, dass sein „Rivale“ doch nicht abgereist ist und geht auch Marie deshalb aus dem Weg.
Schließlich bekommt er ein Transit für Amerika, das Transit für Spanien wird ihm jedoch verweigert, weil Weidel einst einen Artikel über die Massenerschießungen während des spanischen Bürgerkrieges geschrieben hat.
Der Erzähler ist jedoch nicht allzu enttäuscht wegen des verweigerten Transits, da er sowieso nicht mehr abreisen will.
Obwohl er Marie weiterhin meidet, trifft er eines Tages zufällig auf sie. Marie bittet ihn, ihr zu helfen. Sie will weiter nach Weidel suchen, weil sie am Konsulat gehört habe, dass ihr Mann doch in der Stadt sei. Der Erzähler versucht umsonst, ihr die ewige Suche auszureden.
Er verspricht ihr deshalb, ihr Transit zu beschaffen und bittet einen Bekannten, der mit dem Konsul befreundet ist, das für ihn zu erledigen.
Der Erzähler beschließt, nun doch gemeinsam mit Marie abzureisen, er hält diesen Plan aber noch vor ihr geheim, denn noch fehlt ihm das Geld für die Abfahrt.
Da erfährt er jedoch, dass nun doch der Arzt mit Marie reisen will und der Erzähler ärgert sich, dass er noch keine Schiffskarte bekommen hat und deshalb nicht selbst mit ihr fahren kann. (Textstelle: S 260 – Beschreibung der Abfahrtswilligen)
Da trifft er aber plötzlich auf einen alten Bekannten, der bereit ist, ihm sein Ticket zu überlassen, wenn der Erzähler ihm Geld von Weidels Konto überweist. Der Erzähler willigt ein, auch wenn er noch nicht sicher ist, ob er wirklich abfahren will.
Doch als er alles für seine Abreise vorbereitet hat, beschließt er, doch seine Chance zu nützen und zu versuchen, Marie endgültig für sich zu gewinnen. Er will ihr nun endlich die Wahrheit über Weidel erzählen und berichtet ihr von Weidels Tod.
Doch diesmal glaubt Marie ihm nicht, weil sie am Konsulat nachgefragt und dort erfahren habe, dass ihr Mann erst kürzlich dort gewesen sei. Nun hofft sie, dass er auch auf ihrem Schiff sein würde. Der Erzähler versucht aber nicht zu erklären, dass er sich als Weidel ausgegeben hat, sondern fühlt, dass er letzten Endes gegen den Toten verloren hat. Nie würde er Marie so viel bedeuten wie Weidel. Er gibt daraufhin sein schwerverdientes Schiffsticket zurück.
Der Erzähler beschließt nach Maries Abfahrt, endgültig in Frankreich zu bleiben und nimmt eine Arbeit am Land an.
Er ist dazu entschlossen, bei den Binnets zu bleiben und ihr Schicksal zu teilen, egal, was auch passieren würde.
Später erfährt er, dass das Schiff, mit dem Marie und der Arzt abgefahren sind, untergegangen ist.
Zum Roman
Der Roman „Transit“ erschien 1944 in englischer Übersetzung und wurde erstmals 1948 in deutscher Sprache veröffentlicht. Er ist teilweise autobiographisch, beschreibt aber auch zeitgeschichtliche Ereignisse und die Situation der Menschen, wobei das zentrale Thema der verzweifelte Versuch der Exilanten, ein Visum zu erlangen und so eine Chance zur Ausreise zu bekommen, ist.
Die Idee zu diesem Buch kam Anna Seghers auf der Überfahrt nach Mexiko, als sie sich von ihren Erlebnissen im besetzten Europa distanzieren wollte.
Die zeitgeschichtlichen Aspekte stellen dabei die Flucht aus den belagerten Gebieten, die Selbstmorde deutscher Emigranten, wie etwa des österreichischen Schriftstellers Ernst Weiß, der Seghers als Vorbild für Weidel gedient hat, der Streit um Aus- und Durchreisegenehmigungen und die Flucht nach Übersee dar.
Außerdem stehen in „Transit“ Aufgabe und Verantwortung des Schriftstellers zur Diskussion. Seghers war der Meinung, dass antifaschistische Literatur auf Erfahrungen beruhen und ästhetische Mittel beinhalten sollte, um den Erlebnissen dieser Epoche des Faschismus und Krieg gerecht zu werden. Man müsse sich mit der Zeit auseinander setzen.
Seghers’ Ziel dabei war es, sich als antifaschistische Schriftstellerin durchzusetzen.
Ihr Werk wird außerdem von drei Gestaltungsmomenten beeinflusst: dem Motiv der verkehrten Welt (z.B.
: der Erzähler erhält seine Papiere ohne Mühe, bleibt aber im besetzten Land; die Flucht bringt Marie und dem Arzt nicht die Rettung, sondern den Tod), von historisch – mythischen Stoffen und realen Begebenheiten.
Der Roman spiegelt die zentralen Probleme der Exilanten wieder: die ständige Entfremdung und Verunsicherung. Diese Faktoren werden besonders anhand der Schicksale der Zufallsbekanntschaften des Erzählers veranschaulicht, wie etwa seinen Nachbarn oder den Menschen, die er am Konsulat kennen lernt. Familie Binnet dagegen symbolisiert das „gewöhnliche“ Leben derer, die nicht vom Abfahrtsgedanken besessen sind.
Vor allem vermittelt „Transit“ dem Leser aber ein anschauliches Bild des Emigrantendaseins mit seinen individuellen Konflikten und wird somit zu einer Art Zeitdokument, wobei Anna Seghers jede Sentimentalität vermeidet.
Sie lässt den Erzähler einem fiktiven Gesprächspartner die Begebenheiten berichten und die kurzen Erzählabschnitte wie Filmsequenzen aufeinander folgen, um so einzelne, präzise Bilder zu erschaffen.
Charakterisierung der Personen
Der Erzähler:
Der Erzähler ist ein junger Deutscher, der 1937 aus einem deutschen Konzentrationslager und nach der Besetzung Frankreichs durch die Wehrmacht aus einem französischen Arbeitslager geflohen ist. Mit falschen Papieren und unter falschem Namen gelingt es ihm, weil er durch Zufall für den Schriftsteller Weidel gehalten wird, ein Visum und die Einreisegenehmigung nach Mexiko zu bekommen. Er gibt jedoch beides wieder zurück, weil er sich letztendlich doch entschieden hat, zu bleiben.
Der Erzähler ist namenlos und verbirgt sich hinter einigen verschiedenen Identitäten, die für das Erlangen seiner Genehmigungen auf den Behörden annimmt. Seine wahre Identität droht dabei verloren zu gehen, was aber Dank der Gespräche mit ehemaligen Mitgefangenen und Freunden nicht geschieht.
Im Verlauf des Romans lernt er das Richtige zu tun: er bewahrt im Gegensatz zu vielen seiner Mitgefangenen Solidarität gegenüber seinen Freunden und setzt sich für sie ein, obwohl er dadurch seine eigenen Pläne zerstören könnte.
Während er am Anfang noch unentschlossen ist, was er als nächstes tun muss, und ständig auf der Flucht ist, hat er am Ende bereits eine Entwicklung durchgemacht. Er entscheidet sich in Marseille zu bleiben und seine Freunde, vor allem die Familie Binnet, nicht im Stich zu lassen, sondern, wenn nötig, an ihrer Seite gegen den Faschismus zu kämpfen.
(Textstelle: Selbstbeschreibung des Erzählers S 264 – 265)
Weidel:
Weidel ist ein deutscher Schriftsteller, der Deutschland aus Furcht vor dem Nationalsozialismus verlassen hat und schließlich nach Paris gekommen ist. Doch auch dort fühlt er sich bedroht und gemeinsam mit zwei anderen Schriftstellern plant er die Flucht. Diese lassen ihn jedoch im Stich. Nachdem ihn dann auch noch seine Frau verlässt und sein Verlag seine Geschichten nicht mehr drucken will, begeht er Selbstmord.
Nach und nach findet der Erzähler mehr über Weidel heraus: Dieser hat sich politisch engagiert und aufgrund einer Geschichte über den Spanischen Bürgerkrieg ist ihm das spanische Visum verweigert worden. Ohne Aussicht auf eine baldige Flucht und von allen im Stich gelassen ist Weidel nicht mehr in der Lage, diese Zeit der Krise und des Krieges zu ertragen. Für den Erzähler hat er jedoch trotz seines Scheiterns Großartiges vollbracht, da seine Geschichten den Menschen Freude bereiten und diese so der Wirklichkeit entfliehen können. Deshalb ist der Erzähler der Ansicht, dass Weidel doch etwas für sein Volk getan hat.
Marie:
Marie ist Weidels Ehefrau. Im Verlauf des Romans wird ihre Lebensgeschichte aufgerollt: Sie lernt Weidel eher zufällig kennen, als dieser bereits aus Deutschland flüchten will.
Als sie ihn bittet, sie mitzunehmen, willigt er ein und sie heiraten in Paris. Dort fühlt sich Marie jedoch bald von Weidel vernachlässigt und trennt sich von ihm. Schließlich zieht sie mit ihrem neuen Freund, dem Arzt, nach Marseille weiter, will Weidel aber trotzdem dort treffen, um mit ihm nach Mexiko auszuwandern. Der Brief, in dem sie ihm ihren Plan mitteilen will, kommt jedoch nie an, da ihr Mann bereits tot ist. Doch davon erfährt Marie nichts und befindet sich deshalb auf ständiger Suche nach Weidel.
Während der Erzähler, der von ihr fasziniert ist, anfangs noch versucht, sie davon abzubringen, muss er letztendlich enttäuscht einsehen, dass sie ewig weiter nach ihrem Gatten suchen wird, ohne jemals aufzugeben.
Er stellt fest, dass es allein die Hoffnung auf ein Wiedersehen ist, die Maries Entscheidungen zu bleiben oder abzufahren beeinflusst.
Die Situation im Exil
Die Auszüge ins Exil begannen 1933 nach dem Reichstagbrand. Betroffen davon waren vorwiegend Personen aus deutschsprachigen Ländern, die in irgendeiner Form, künstlerisch (Literatur...), politisch oder publizistisch Stellung zum deutschen Rassismus nahmen.
Die Gründe für die Emigration waren unterschiedlich: persönliche Gefährdung aus politischen oder rassischen Gründen, Ablehnung des Nationalsozialismus oder fehlende Aussichten auf eine Fortsetzung der Schriftstellertätigkeit.
Die Flüchtlinge wählten aber meist Exilländer nahe der Grenzen, weil sie hofften, das Naziregime würde nicht lange anhalten und sie könnten bald wieder in ihre Heimat zurück kehren. Im Exil wurden Verlage und Zeitschriften gegründet, die eine Isolation des einzelnen verhindern sollten. Außerdem entstanden Schriftstellerorganisationen und –kongresse.
Während die Autoren anfangs noch, trotz verschiedener politischer Überzeugungen, über die Aufgabe der Exilliteratur übereinstimmten, entstanden bald Differenzen zwischen den einzelnen Gruppierungen und viele weigerten sich, mit Kommunisten zusammenzuarbeiten. Außerdem wurde das Leben der Exilanten von den Bemühungen um Visa, Arbeits- und Aufenthaltsgenehmigungen in den Gastländern beherrscht.
Viele Schriftsteller, wie zum Beispiel Brecht, Döblin und Thomas Mann, wanderten in die USA aus; diejenigen denen die Einreise dort verweigert wurde, weil sie Kommunisten waren, wie etwa Anna Seghers, gingen nach Mexiko oder in die Sowjetunion.
Manche Exilanten begangen Selbstmord (z.B. Kurt Tucholsky, Stefan Zweig), von denjenigen, die das Kriegsende erlebten kehrten einige sofort, andere erst Jahre später in ihre Heimat zurück.
Im Exil bildeten die Exilanten jedoch verschiedene Gruppen, die sich in ihren politischen Einstellungen unterschieden, so dass eine einheitliche kulturelle Zusammenarbeit unmöglich wurde. Deshalb blieben auch ihre literarischen Werke eher unbedeutend, auch wenn sie in Europa bekannt gewesen waren.
In Mexiko wurde von deutschen kommunistischen Einwanderern die Organisation „Freies Deutschland“ gegründet und diese teilten die künftigen Ministerposten eines sozialen Deutschlands untereinander auf. Anna Seghers erhielt dabei den Posten des Kulturministers. Nach dem Krieg kehrten die Mitglieder dieser Organisation wieder nach Deutschland zurück, hatten in ihrer Heimat jedoch keinen politischen Einfluss mehr und galten als Außenseiter.
Der Roman des Exils
Eine besondere Rolle in der Exilliteratur spielten Erzähltexte, vor allem der Roman, da dieser leicht zu übersetzen war und dem Geschmack der Leser entsprach. Außerdem ließen sich in dieser Form Gesellschaft und Geschichte am Besten veranschaulichen. Der Exilroman wird verwendet, um Deutschland um 1933, die Vorgeschichte des Deutschen Reichs (Deutschlandroman) oder die Situation im Exil (Exilroman) darzustellen.
Anna Seghers` „Transit“ zählt zu den Exilromanen.
In diese Romane konnten die Exilanten ihre eigenen Erfahrungen einbringen, waren aber auf Informationen aus Deutschland nach 1933 angewiesen. Da viele Autoren zur Darstellung des Nationalsozialismus auf historische Stoffe zurückgriffen, wurde der historische Roman bald zu seiner wichtigen Gattung.
Verwendete Literatur:
Literatur Brockhaus
Michael Zimmer: Analysen und Reflexionen: Anna Seghers, Beyer Verlag, 1995
Kindlers neues Literaturlexikon
Harenberg Kompakt Lexikon
Internet:
Anna – Seghers – Homepage: Biographie
(https://www.uni-potsdam.de/u/germanistik/literatur20/Seiten/biographie.
htm)
Informationen zu „Transit“
(https://www.tierradenadie.de/archivo/literatura/seghers/transit.htm) und
(https://www.seghers-werke.germanistik.
uni-mainz.de/transit.html)
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