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  "reigen"

„Reigen“ Arthur Schnitzler    Geschichte des Werks     Die Komödie entstand 1896/97 und erschien 1900 in einem 200 Auflagen starkem Privatdruck. Die erste Buchausgabe erschien 1903. Die Uraufführung der Szenen 4-6 1903 in München und die Uraufführung des gesamten Werks in Berlin 1920 im „Kleinen Schauspielhaus“ lösten eine Welle der Empörung aus Es handelt sich um ein Werk das Skandale und Fehlinterpretationen hervorrief. So wird es heute noch oft fälschlicher weise als „erotische Literatur“ bezeichnet. Viele machen eine Kette von Missverständnissen für diese Fehlinterpretation verantwortlich. Dem Dichter selbst war die Skandalträchtigkeit des Stücks von Anfang an bewusst.

So meinte er in einem Vorwort seines Privatdrucks: „Ein Erscheinen der nachfolgenden Szenen ist vorläufig ausgeschlossen. Ich habe sie nun als Manuskript in Druck gegeben; denn ich glaube, ihr Wert liegt anderswo als darin, dass ihr Inhalt den geltenden Begriffen nach die Veröffentlichung zu verbieten scheint.“ Dieser Furcht war nicht unbegründet, denn bei der Uraufführung der Szenen 4-6 1903 waren Demonstrationen die Folge. Der preußische Kultusminister untersagte daraufhin weitere Vorstellungen. Die wegen Unzucht und Erregung öffentlichen Ärgernissen angezeigten Schauspieler wurden freigesprochen. Aber nach organisierten Krawallen deutschnationaler, katholischer und antisemitischer Kreise verbot Schnitzler weitere Inszenierungen.

Erst 1982, nach dem Tod von Schnitzlers Sohn und Erben Heinrich, gelangt das Werk wieder auf die Bühne. Ein Kritiker meinte: „Allein unser Publikum ist dafür noch nicht reif. Es würde in seiner überwältigenden Mehrheit das Buch nur im pornografischen Interesse lesen.“         Inhalt und Interpretation     Der Reigen ist eigentlich nur eine Abfolge von 10 Liebschaften bei denen immer ein Partner bleibt und mit einem neuen Partner die nächste Liebesnacht erlebt. Also A mit B; B mit C,..

. LG: Aber Schnitzler ging in der Auflösung jeder Kombination nicht nur bis ans Ende, zu A zurück, sondern er ließ auch über eine soziale Stufenleiter von der Prostituierten bis zur Starschauspielerin, vom einfachen Soldaten bis zum Grafen auf und abrupt wieder absteigen. Die Paare legen aber eine Doppelmoral an den Tag, die Lust und Liebe klar trennt. Zehnfach variiert wiederholt sich das Ritual der Verführung: Unterwürfigkeit und Schamlosigkeit; Lust am Abenteuer und eheliche Pflichterfüllung, Frivolität und Naivität, all diese Verhaltensweisen streben ausschließlich das Ziel sexueller Befriedigung an. Es beginnt also immer mit einem Dialog der ausschließlich der Verführung dient. Dann wird er von den berühmten Gedankenstrichen, bzw.

vom Fallen des Vorhangs unterbrochen, was natürlich den Liebesakt symbolisieren soll. Danach setzt sich der Dialog fort.   Über die Struktur des Stücks, das Verhalten der Figuren und ihre Sprache vermittelt sich Schnitzlers kritische Sicht zum damaligen Umgang mit Sexualität. Schnitzler, der sich mit der Psychoanalyse intensiv auseinandergesetzt hat, nimmt im Reigen eines der bestimmenden Themen im Wien der Jahrhundertwende auf. So hatte v. Krafft-Ebing in seiner „Psychopathologia sexualis“ (1886) den tiefenpsychologischen Aspekt sexuellen Verhaltens behandelt.

1903, im Jahr der Erstveröffentlichung des Reigen, erschien Otto Weiningers sexualpsychologische Abhandlung „Geschlecht und Charakter“. Zwei Jahre später veröffentlichte Sigmund Freud seine „Drei Abhandlungen zur Sexualtheorie“. Freud war von der damaligen Literatur begeistert. Er ging mit vielen Autoren der damaligen Zeit konform. Schnitzler wollte ein Werk schaffen, in dem er die Öffentlichkeit mit Sexualität konfrontiert und provoziert. Den scheinbar ist das das Einzige, was alle gesellschaftlichen Schichten verbindet.

Ihm war aber von vornherein klar, dass er mit dieser Aussage nicht den Vorstellungen der Bevölkerung entsprechen würde.   ® Leseprobe   Arthur Schnitzler (1862-1931)     Er wurde in Wien geboren. Sein Vater war ein jüdischer Arzt. Für die damalige Zeit war es also nicht verwunderlich dass er ebenfalls Medizin studierte. Seine naturwissenschaftliche Ausbildung war für sein literarisches Werk ebenso wichtig wie seine Erfahrungen als praktischer Arzt. Damals lernte er auch Siegmund Freud kennen, den er wegen seinen Erkenntnissen über psychische Erkrankungen und vor allem wegen der damals aufkommenden Psychoanalyse sehr schätzte.


So machte er zum Beispiel die Hypnose zum Thema in „Die Frage an das Schicksal“ aus dem „Anatol-Zyklus“ oder die Traumdeutung in „Die Traumnovelle“. Als er mit seiner Literatur erste Erfolge feierte, wendete er sich vom Arztberuf ab. Nach dem Tod seines Vaters pflegte er Kontakte zu einer in einem Wiener Café entstandenen Gruppe „Jung Wien“. Richard Beer-Hofmann und Hugo von Hofmannsthal zählten zu seinem engeren Freundeskreis. Neben den Problemen die seine jüdische Abstammung mit sich brachten, machten ihm vor allem Frauen zu schaffen. Er litt unter extremer Bindungsangst und konnte deshalb nie lange in der selben Beziehung bleiben.

Erst als 42-Jähriger heiratet er Olga Gussmann von der er sich aber wieder scheiden lässt. Die Beziehungen zwischen Mann und Frau sind auch eines seiner Hauptthemen, dass sich beinahe durch alle Bereiche seines literarischen Schaffens zieht. Er versuchte durch die vorwiegende Verwendung von Einaktern die Traditionelle Dramenform zu zerschlagen und Schwerpunkt wieder auf die Handlung zu setzten. Nur ein Indiz dafür, dass er versuchte, sich gegen die bestehende Ordnung aufzulehnen. Er und seine Kollegen aus dem „Jung Wien“ waren alle in die Gesellschaft integriert. Trotzdem oder grade deshalb lehnten sie sich gegen dieses System auf.

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