Romeo und julia auf dem dorfe
Romeo und Julia auf dem Dorfe
Autor:
Gottfried Keller wurde am 19. Juli 1819 in Zürich als Sohn eines Drechslermeisters geboren. Sein Vater starb früh ohne Geld zu hinterlassen, deshalb kam er in die Armenschule, dann in die Real- und in die Kantonschule, aus der er aber aufgrund einiger Streiche hinausgeworfen wurde. Später wollte er Maler werden, doch weil er keinen geeigneten Lehrer fand, verbrachte er einige Jahre mit eigenen Zeichenstudien und ersten schriftstellerischen Versuchen. Sein erster Erfolg war der Roman „Der grüne Heinrich“. Mit 21 Jahren siedelte er nach München um dort Malerei zu studieren.
Doch seine Bilder hatten keine Erfolge, deshalb geriet er in finanzielle Not und kehrte schließlich 1842 erfolglos in seine Heimat zurück. Aufgrund innerpolitischen Kämpfen in der Schweiz schrieb er Gedichte für Freiheit, die ihn mit deutschen Emigranten wie Follen und W.Schulz in Verbindung brachten und ihm die Herausgabe eines eigenen Gedichtbandes im Jahre 1846 ermöglichten. 1848 gab er die Malerei auf und verließ Zürich, um nach einer unglücklichen Liebe zu einer 17 jährigen nach Heidelberg zur Weiterbildung an einer Universität zu ziehen. Nach einem weiteren tragischen Liebeserlebnis siedelte er nach Berlin, wo er aber nur wenig Erfolg hatte und er kurz darauf „Romeo und Julia auf dem Dorfe“ verfasste. 1856 erzielte er mit dem Nachfolgerwerk „Die Leute von Seldwyla“ endlich den gewünschte Erfolg.
1855 kehrte er nach Zürich zurück, wo er mehrere erfolgreiche Werke schrieb. 1861 wurde er Erster Staatsschreiber und ab 1876 lebte er im Ruhestand. Er bekam in der Schweiz und in Deutschland viele Auszeichnungen, aber nach dem Tod seiner Schwester, die ihm den Haushalt geführt hatte, starb er selbst am 15. Juli 1890.
Inhalt:
Die Bauern Manz und Marti wohnen in einem Dorf in der Nähe der Stadt Seldwyla. Beide besitzen einen Acker, die nur von einem brachen und wüsten Wiesenstück, von dem sie immer wieder einen Streifen abschneiden, getrennt sind.
Eines Tages, als die Bauern gerade eine Pause zwischen der Feldarbeit einlegten, kommen ihre beiden Kinder, ein Junge und ein Mädchen, mit dem Frühstück für ihre Väter, ziehen sich aber danach in den Wald zurück um miteinander zu spielen. Der Junge heißt Sali und ist der Sohn von Manz, das Mädchen Vrenchen und die Tochter von Marti. Die Bauern unterhalten sich in der Zwischenzeit über die Versteigerung des mittleren Ackers, von der sie am Tag zuvor erfahren hatten. Dieser soll angeblich dem schwarzen Geiger gehören, doch der hat keine Beweise dafür.
Die Zeit vergeht, Sali und Vrenchen wachsen heran, und indessen soll nun endlich der mittlere Acker versteigert werden. Da sich niemand für diesen interessiert, finden sich nur wenige Leute zur Versteigerung ein.
Manz und Marti sind die einzigen ernstzunehmenden Bieter und schließlich ersteigert Manz den Grund. Deshalb fordert er Marti auf, die abgepflügten Stücke wieder zurückzugeben, doch Marti weigert sich und so führen die beiden seit diesem Tag einen gerichtlichen Prozess bis sie ihr ganzes Vermögen verlieren. Manz ist der erste von beiden, der den Hof aufgibt, und mit Sali und seiner Frau in die Stadt zieht. Dort mieten sie sich einen Gasthof, der aber keinen Gewinn einbringt und auch Marti, der mit Vrenchen auf dem Land geblieben ist, gelingt es nicht, den Hof wieder aufzubauen. So kommt es, dass sich die beiden Erzfeinde am kleinen Fluss, an dem nur die unterste Schicht angelt, treffen. Auf einer Brücke bricht ein Kampf zwischen den beiden aus, aber nach einigen Minuten stürzen Sali und Vrenchen herbei, um ihre Väter zurückzuhalten.
Dies ist der Augenblick, an dem sich die beiden herangewachsenen Kinder seit Jahren das erste Mal wiedersehen.
Sali verliebt sich sofort in Vrenchen und besucht sie bald darauf bei ihr zu Hause. Auf dem Weg dorthin kommt ihm Marti, Vrenchens Vater, entgegen, mit dem er aber kein Wort wechselt. Bei Vrenchen angekommen, vereinbaren die beiden sich auf einem Acker zu treffen, um ungesehen zu bleiben. Dort treffen sie auf den schwarzen Geiger, der sich aber bald darauf auf den Weg ins Dorf macht. In der Zwischenzeit aber kehrt Marti um, weil er wissen will, was Sali in diesem Dorf treibt.
Doch als er seine Tochter nicht auf dem Hof findet, läuft er auf die Äcker um sie zu suchen. Dort entdeckt er die beiden und er will seine Wut an Vrenchen auslassen, doch Sali schlägt ihn mit einem Stein bewußtlos. Marti bekommt einen geistigen Schaden und wird in eine geschlossene psychiatrische Anstalt eingewießen, doch niemand erfährt, was sich wirklich auf dem Feld zugetragen hat. Vrenchen ist nun Vollwaise und beschließt den Hof aufzugeben und sich eine Arbeit zu suchen. Bevor sie sich aber auf den Weg macht, ist es ihr größter Wunsch, einmal mit Sali tanzen zu gehen. Nachdem Sali ihr neue Schuhe gekauft hat, ziehen sie von einem Gasthof zum anderen bis sie abends schließlich ins „Paradisgärtchen“ kommen, wo sie den Geiger wieder treffen, der ihnen sein Leben in den Bergen in einer kleinen Gemeinschaft schildert und sie einlädt, sich ihnen anzuschließen.
Sie entscheiden sich in ihrer Freude dafür, da sie so zusammenbleiben können. Doch auf halben Weg in die Berge entscheidet sich Vrenchen anders. Deshalb verlassen die beiden die Gruppe und kommen zu einem Fluß, an dessen Ufer ein Schiff steht.
S.87 (Das Schiff ..
.)
Am nächsten Morgen findet man die beiden Leichen, und in Zeitungen wird berichtet, dass die beiden keinen Ausweg in ihrer Liebe sahen, und deshalb das Schiff entwendeten, um auf diesem ihre Hochzeit halten zu können.
Interpretation:
Keller, der sein Leben lang keine erfolgreiche Beziehung hat, nimmt einen Zeitungsartikel, in dem er von dem Schicksal eines armen Liebespaares aus bäuerlichen Verhältnissen hört, dass sich aufgrund des Streites der Familien erschossen hatte, als Ansporn, nach Shakespeares Vorbild, eine Liebestragödie zu schreiben.
Keller kritisiert in diesem Buch die Gesellschaft, die verhindert, dass Sali und Vrenchen die Erfüllung ihres Glücks finden. Auch die Eltern der Kinder tragen dazu bei, dass sie sich umbrachten, da sie nur an ihr eigenes Leben denken und nicht an die Folgen, die es für ihre Kinder haben könnte.
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