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  Schwerpunkt wilhelms haltung gegenüber dem theater

  ?21.12.1998 Alexandra Seite 1       Wilhelm Meisters Lehrjahre Schwerpunkt: Wilhelms Haltung gegenüber dem Theater       Inhalt:   1.1. Darstellung des Themas 1.2.

Inhaltsangabe 1.3. biographische Angaben und epochale Einordnung 2. Untersuchung der Fragestellung 2.1. Fazit 3.

1. Primärliteratur 3.2. Sekundärliteratur       1.1 In dem Roman “Wilhelm Meisters Lehrjahre” wird die Geschichte eines jungen Mannes erzählt, der trotz seiner bürgerlichen Herkunft die Möglichkeit findet seine persönliche Neigungen herauszufinden und sie in Harmonie mit der Gesellschaft zu verwirklichen.   1.

2. Zu Beginn der Handlung ist der Protagonist Wilhelm noch vollkommen in den Bann des Theaters gezogen, das ihn seit seiner frühen Kindheit so tief beeinflußt hat, dass einen unmächtigen Drang verspürt selbst gegen den Unwillen seines Vaters sein Leben als Schauspieler oder Theaterschriftsteller zu verbringen. Durch seine Liebe zu einer Schauspielerin wird seine Vorstellung vom Theaterleben noch stärker romantisiert. Als er sich jedoch von ihr betrogen glaubt projeziert er seine Enttäuschung auf das Theater und seine schriftstellerischen Fähigkeiten, so dass er sich von seinem früheren Traum für immer abwenden will. Wenig später wird Wilhelm von seinem Vater mit einer Geschäftsreise beauftragt, die er am Anfang auch erfolgversprechend auszuführen scheint bis er auf ein versprengtes Wandertheater stößt und dessen Leitung er übernimmt. Allerdings muß er feststellen, dass den meisten Schauspielern mehr an Ruhm und einem bequemes Leben als an künstlerischem Ausdruck gelegen ist, was jedoch seine Begeisterung noch nicht bremst.

Durch die Beschäftigung mit Shakespeare und den Lebensbericht einer Stifsdame sowie den Einfluß einer aristokratischen Geheimgesellschaft erkennt Wilhelm schließlich, dass die Theaterwelt nicht mehr als leerer Schein ist und entschließt sich ein nützliches Leben zu führen.         Seite 2   1.3 Goethe schrieb den Roman “ Wilhelm Meisters Lehrjahre” aus dem neuen Bewusstsein heraus, das sich während seiner Arbeit mit Herder und der Italienreise entwickelt hatte. Bis 1786 hatte Goethe als oberster Beamter im Weimarer Staatsdienst gearbeitet und zwang sich dort zu einer pflichtbewußten Arbeitsweise. Jedoch mußte er bald erkennen, dass er viele seiner Ziele wegen der Furcht des Adels, Privilegien zu verlieren, aufgeben mußte. Enttäuscht zog er sich nach Italien zurück wo er durch das Studium der antiken Kunst und die italienische Lebensweise zu einer neuen Weltauffassung mit einem starken Wunsch nach Klarheit und Harmonie kam.

Diese Harmonie sah er als Einklang der individuellen Wünsche mit den gesellschaftlichen Pflichten, der aber nicht durch äußeren Druck sondern nur den eigenen Wunsch zur Selbsterziehung entstehen könne.   Bildung mache erst aus der “rohen Natur” den kultivierten Menschen, da sie ihm im Idealfall die Möglichkeit gebe die tierischen Instinkte mit der Vernunft harmonisch zu verbinden. Um das Individuum von der Notwendigkeit seinen eigenen Verstand auszubilden zu überzeugen, sei Erziehung notwendig. Die könne aber nicht nur durch Belehrung wie zum Beispiel durch nachahmenswerte Vorbilder sondern auch durch den Genuss der Harmonie des Ästhetischen gewonnen werden. Dadurch kam es zur Entstehung der Bildungsromane, die exemplarisch am Lebenslauf des Protagonisten verdeutlichten wie die Entfaltung der Individualität im Sinne des Humanität möglich sei. “ Wilhelm Meisters Lehrjahre” hatte lange Jahre eine Vorbildstellung in dieser Gattung inne.

      2 Wilhelms Haltung gegenüber dem Theater   Wilhelms Haltung gegenüber dem Theater verändert sich im Laufe des Romans stufenweise. Die erste Begegnung Wilhelms mit dem Theater findet bereits in seier frühen Kindheit statt und ist deshalb besonders prägend. Der Anlass ist ein Puppenspiel, das der Vater an Weihnachten aufführen lässt. Erst gibt sich Wilhelm nur der “Freude der Überraschung und des Staunens” (S.15) hin, bei der wiederholten Aufführung ist empfindet er aber schon tiefes Drängen hinter die Kulisse zu schauen, nachzuforschen und zu verstehen was vor sich geht. Er ist sogar bereit für einen Erkenntnisgewinn einen Teil der Ergötzenden Illusion aufzugeben.

Aus seinem Wunsch nach Verstehen entwickelt sich schließlich das Verlangen selbst an dem Puppenspiel beteiligt zu sein. Das eigene Aufführen des Stückes beeindruckt ihn so stark, dass er später der Mutter das Textheft entwendet und auswendig lernt. In Wilhelm entsteht nun auch das Interesse sich anderen Stücken zuzuwenden, jedoch beschäftigt er sich mit ihnen nur sehr oberflächlich und liest meist nur den fünften Akt, da dort die abenteuerlichte   Seite 3   Handlung vorkommt. Schließlich versucht sich Wilhelm selbst als Theaterschriftsteller, bringt aber nie wirklich etwas zu Stande, da ihm Erfahrung und Talent fehlt. Auch and den Versuchen mit seinen Freunden ein Stück aufzuführen zeigt sich, dass Wilhelm der Sinn für das Machbare fehlt. Er glaubt zwar bis zur Aufführung daran alles unter Kontrolle zu haben, muß dann aber erkennen, dass er nicht bedacht hat, “dass doch jeder wissen müsse, was und wo er es zu sagen habe” (S.

26) Durch Wilhelms Unwissenheit und seine kindliche- spielerische Einstellung ist sein Theaterprojekt zum Scheitern verurteilt. Ein weiteres Zeichen dafür, dass Wilhelm sich durch seine Theaterleidenschaft von der Realität fortreißen läßt, zeigt sich an seinem Gedicht der beiden Musen. Durch seine naive Haltung und die mangelnde Theaterkenntnis zeichnet er sie nur in Schwarz- Weiß, so wie er sie seinen Vorurteilen gemäß sieht ohne wirklich abzuwägen. Dem professionellen Theater begegnet Wilhelm erst später, als er Mariane kennenlernt und auch dann ist er nicht in der Lage Abstand zu gewinnen. Durch seine Liebe zu der Schauspielerin verklärt er auch das Theater und idealisiert seine Vorstellungen. Ein Zeichen dafür, dass Wilhelm weder zum Theater noch zu seinen kindlichen Erfahrungen mit dem Puppenspiel Distanz gewonnen hat, sind seine leidenschaftlichen Erzählungen gegenüber seiner Gelieben.

  “ Die Begeisterung des jungen Mannes ist liebenswert, und sie wird auch so dargestellt, zusammen mit der Erinnerung, die sie in Wilhelm hervorruft. Zur gleichen Zeit aber wird dieser enthusiastische Zustand mit Ironie behandelt. ... Während Wilhelm mit Begeisterung erzählt, .

.., schläft Mariane ein, die gewiß für ihn Sympathie empfindet. ...

Das Verhalten der alten Barbara, die inzwischen den Wein mit Bedacht genießt, rückt Wilhelms Leidenschaft noch stärker in ironische Beleuchtung.”   Von seinem verklärten Standpunkt sieht Wilhelm weiterhin keinen Grund sich um die Sorgen des alltäglichen Lebens zu kümmern. Als Sohn einer wohlhabenden Bürgerfamilie hat er sich nie Gedanken um seine Lebenserhaltung machen müssen und glaubt, dass Schicksaal würde ihm schon weiterhelfen solange er seine Begabungen leben würde. Deshalb begegnet er auch später Melina mit vollkommenen Unverständnis, als sich dieser nach seiner Hochzeit seine sicherere Stellung als die eines Schauspielers suchen will. Wilhelm glaubt nähmlich durch das Theater die Menschen erreichen zu müssen, ihnen den Sinn der Stücke nahezubringen, “ ihre Herzen aufzuschließen, ihre Gemüter zu berühren und ihnen himmlische Genüsse zu bereiten” (S. 66).

Doch wie soll er das mit seinem begrenzten Wissen und Fähigkeiten tun, da er wie an Serlos Theater nur sich selbst spielt und nicht einmal Shakespeares kennt ? Wilhelms Begeisterung für das Theater entspringt nur sehr lückenhaften Kenntnissen der Theaterliteratur.   Ein weiteres Zeichen dafür, dass Wilhelms Beziehung zu Theater durch irreale Vorstellungen   Seite 4   bestimmt wird ist, das er sich in seinem Enthusiasmus schon als Schöpfer eines Nationaltheaters, vortrefflichen Schauspieler oder Dichter sieht. Daran zeigt sich schon, dass es ihm nur darum geht zu gefallen. Hätte er wirklich eine innere Begabung wäre sein Streben nicht so unbestimmt, sondern würde sich nur auf eine Richtung beschränken. Auf ihn trifft dagegen sein eigener Vergleich mit Kindern zu die alles ausprobieren, was sie beeindruckt hat, da sie glauben, dass es leicht nachzuahmen sei, nur dass Wilhelm hartnäckiger an der Hoffnung festhält selbst eine große Begabung zu besitzen, die ihn mit dem Theater verbindet.   Durch die Lektüre Shakespeares bewegt sich Wilhelm langsam von der Scheinwelt des Theaters weg.

Erst nimmt ihn der Stoff vollkommen gefangen, so dass er glaubt “ vor den aufgeschlagenen, ungeheuren Büchern des Schicksaals zu stehen.” ( S.197) Dann ruft seine Begeisterung Aktivität hervor: Wilhelm beschäftigt sich sehr intensiv mit Shakespeares Werken und bewirkt sogar die Aufführung Hamlets. Auch wenn das Publikum begeistert ist, gelingt es Wilhelm nicht in seiner Rolle über die Selbstdrastellung hinauszukommen, da er immer noch nicht in der Lage ist Abstand zu gewinnen und “sieht in Hamlet nicht so, wie er ist, sondern als einen ihm ähnlichen , empfindsamen, nach Bildung strebenden Menschen.”   Erst in seiner Beschäftigung mit den “Bekenntnissen einer schönen Seele” stößt er auf wirklich neue Gedanken, die seine Einstellung zum Theater grundlegend ändern. Er erkennt, was Serlo schon lange wüßte; nähmlich, dass das Theater ein bloße Scheinwelt und der normale Zuschauer nur in Begeisterung gerät, wenn sich die Kulisse durch perfekte Illusion in Wirklichkeit verwandelt.

Da nur wenige wirklich in der Lage sind die großen Stücke ohne lange Auseinandersetzung wirklich zu begreifen, scheut er sich nicht sie auf das Wesentliche zu reduzieren. Wilhelm dagegen glaube sie durch sein Gefühl erfassen zu können ohne dabei auf die Idee zu kommen, dass er sie durch seine mangelnde Distanz falsch interpretieren könnte. Wilhelm wird klar, dass sich vieles als anders herausstellt als er am Anfang angenommen hat und empfindet das Bedürfnis Klarheit in die verschwommene Auffassung seiner Umwelt zu bringen.   Durch die Erfahrungen, die er während seiner Lehrzeit gemacht hat, ist es ihm gelungen seine Anlagen zu entfalten auch wenn er dabei auf einige Irrwege gekommen ist.   Jedoch ist seine Ausbildung erfolgreicher und wesentlich lebendiger verlaufen als die seines Freundes Werner, was sich schon an ihrer äußeren Gestalt zeigt.             2.

1     Seite 5     2.1 Während seiner Lehrjahre gelingt es Wilhelm nicht nur von bürgerlichen Verhältnissen in die Aristokratie aufzusteigen, sondern auch sich von seiner Hingabe an Illusionen zu befreien und durch die so gewonnene Unabhängigkeit ein für die Gesellschaft nützliches Leben zu führen. Schon die ersten Worte des Romans “das Schauspiel” zeigt, dass das Theater für Wilhelm letzlich nur Schein, nur ein Umweg zur freiwilligen Eingliederung in die Gesellschaft ist. Somit verwirklicht Wilhelm am Ende die Ziele der Klassik.       3.1.

    Goethe, Wilhelm Meisters Lehrjahre, Reclam     3.2.   1. Von den Anfängen bis zur Gegenwart, Klett, 2. Hans Reiss, Goethes Romane, Francke Verlag Bern und München      

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