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  Schillers drama "die räuber" entstand in einer zeit, in der die freiheit des menschen, dessen leidenschaft und autorität im vordergrund ragte

Schillers Drama „Die Räuber“ entstand in einer Zeit, in der die Freiheit des Menschen, dessen Leidenschaft und Autorität im Vordergrund ragte. Junge Studenten des 18. Jahrhunderts lehnten sich gegen die Aufklärung und den Rationalismus, und stehen sinnbildlich für die Periode des Sturm und Drangs. Grundlage dieser Epoche ist der Geniekult, weshalb sie auch als Geniezeit bezeichnet wird. Dieser Begriff spiegelt die völlig uneingeschränkte Handlungsmöglichkeit des Menschen wieder. Denn ohne einengende Blockaden wie dem religiösen „Zwang“, soll er sich seines Bewußtseins frei entfalten können.

  Wenn einer Hauptfigur wie Karl Moor vom Autor soviel Freiheit zugebilligt wird, ist es nicht verwunderlich wenn diese zwei verschiedene Gesichter annimmt. Freilich versucht der Räuberhauptmann als „Robin Hood“ für ausgleichende Gerechtigkeit zu sorgen. Doch tut er dies mit seinen verbrecherischen Methoden, die alles Edle seiner Taten wieder zu Nichte machen. Nun will ich im Nachstehenden feststellen, ob Friedrich Schiller Karl Moor eine Rolle als Verbrecher und Rebell oder eher eine Rolle als edlen Menschen zukommen läßt!?!   Wahrscheinlich kann man durchaus beides behaupten!   Als Karl Moor den Brief seines Bruders Franz erhält, ist er über dessen Inhalt sehr überrascht und verbittert. Da der alte Vater im Geschriebenen ausrichten läßt, daß er seine „Hand von ihm wende“ (Schiller, S.15, Z.

21), schlägt Karls‘ Laune in Wut und Zorn über. Doch wider Erwarten, ist er doch seines „Vaters Sohn – Bruder, [...]“ (Schiller, S.102, Z.

2-3), übt Karl keinerlei Vergeltung weder an seinem Vater noch an Franz, der natürlich der Schuldige ist, hat er doch zu Beginn die Briefe kurzerhand vertauscht! Er nimmt die väterliche Verachtung hin und sucht einen Weg die Qual zu unterdrücken. Auf jeden Fall ein edles Handeln.   Durch diesen Brief veranlaßt, ist es Karl Moors‘ Wille Mörder und Räuber zu werden. Er entwirft seine eigenen Gesetze und handelt auch nach diesen. Hoch anzurechnen ist es ihm, daß er „nicht um des Raubes willen [..

.]“ (Schiller, S.60, Z.10) mordet, sondern als erhabener Mensch auftritt „und selbst sein Dritteil an der Beute, das ihn von Rechts wegen trifft, verschenkt [...

] an Waisenkinder, oder [...] damit arme Jungen von Hoffnung studieren“ (Schiller, S.60, Z.12-15) läßt.

  Jedoch gibt Moor selbst zu ein Verbrecher und Rebell zu sein, indem er sprach „die Welt durch Greuel zu verschönern, und die Gesetzte durch Gesetzlosigkeit aufrecht zu halten“ (Schiller, S.138, Z.32-33). Damit deutet er an verbrecherische Methoden anzuwenden, nämlich gegen die Gesetze zu verstoßen, aber sich auch gegen diese aufzulehnen. Besonders stark äußert sich das Räuber- und Mörderdasein während der Befreiung seines Kompagnons Roller. Als dieser gefangen genommen wurde, steckte Moor und seine Bande ohne groß nachzudenken die gesamte Stadt in Brand.

Das Feuer verbreitete sich so schnell, daß hauptsächlich Kinder, Weiber und Kranke ums Leben kamen. Ein wahrer Verbrecher und Rebell macht sich darüber keine weiteren Gedanken, doch kann man wohl Karl Moor nicht als bloßen Verbrecher abstempeln, denn im folgenden Gespräch bereut er seine Taten. „ - O pfui über den Kindermord! den Weibermord! – den Krankenmord! Wie beugt mich diese Tat! Sie hat meine schönsten Werke vergiftet – [...]“ (Schiller, S.

67, Z.15-18) und fügt noch hinzu: „[...], gehe, mich in irgendeine Kluft der Erde zu verkriechen, wo der Tag vor meiner Schande zurücktritt“ (Schiller, S.67, Z.

24-25). In dieser Szene wird ihm erst richtig bewußt, welchen Schaden er anstellt, lediglich um einen Freund zu befreien, der wenig später doch umkommen sollte. Wie oben schon erwähnt, bemerkt Moor, daß sein Verhalten alles Edle relativiert und in den Schatten stellt, bis er sich schließlich im Disput mit dem Pater selbst als „der Mordbrenner“ (Schiller, S.71, Z.30) bezeichnet.   Genau genommen kann man aber die Unterhaltung mit dem Pater weder als Disput noch als Diskussion oder ähnliches bezeichnen, da es eigentlich kein „Wortgefecht“ ist.

Der Pater wirft Moor Beleidigungen an den Kopf und erwartet natürlich eine gereizte Gegendarstellung der Dinge. „Mich sendet die hohe Obrigkeit, die über Leben und Tod spricht – ihr Diebe – ihr Mordbrenner – ihr Schelmen – giftige Otterbrut, die im Finstern schleicht, und im Verborgenen sticht – Aussatz der Menschheit – Höllenbrut – köstliches Mahl für Raben und Ungeziefer – Kolonie für Galgen und Rad –“ (Schiller, S.69, Z.37f). Als nun Schweizer, ein Bandenmitglied den Kolben des Gewehres vors Gesicht des Paters hielt und ihn anfuhr: „Hund! hör auf zu schimpfen, oder –“ (Schiller, S.70, Z.


3), ging Moor dazwischen und verhöhnte den Pater mit seinen Worten: „Pfui doch, Schweizer! du verdirbst ihm ja das Konzept – er hat seine Predigt so brav auswendig gelernt – nur weiter, mein Herr – [...]“ (Schiller, S.70, Z.5-7)! „Und du, feiner Hauptmann! Herzog der Beutelschneider! Gaunerkönig! Großmogol aller Schelmen unter der Sonne! – Ganz ähnlich jenem ersten abscheulichen Rädelsführer, der tausend Legionen schuldloser Engel in rebellisches Feuer fachte, und mit sich hinab in den tiefen Pfuhl der Verdammnis zog – das Zetergeschrei verlassener Mütter heult deine Fersen nach, Blut saufst du wie Wasser, Menschen wägen auf deinem mörderischen Dolch keine Luftblase auf –“ (Schiller, S.

70, Z.8-16). Die Worte des Paters hatten ihr Ziel verfehlt die Bande einschließlich Moor zur Aufgabe zu überreden. Denn der Räuberhauptmann erwies sich als äußerst einsichtig: „Sehr war, sehr war! [...

]“ (Schiller, S.70, Z.17), indem er mit diesen Worten all seine offenbarten Fehler eingestand. Man kann in dieser Szene von großer Verspottung des Paters reden, da Moor des weiteren für jeden einzelnen Ring an seiner Hand ein zusätzliches Verbrechen erzählen kann: „Bemerken Sie die vier kostbaren Ringe, die ich an jedem Finger trage – gehen Sie hin, und richten Sie Punkt für Punkt den Herren des Gerichts über Leben und Tod aus, was Sie sehen und hören werden – diesen Rubin zog ich einem Minister vom Finger, den ich auf der Jagd zu den Füßen seines Fürsten niederwarf. [..

.] Diesen Demant zog ich einem Finanzrat ab, [...]“ (Schiller, S.71, Z.

36f). Allein aufgrund der Bloßstellung des Paters, würde ich so ein Verhalten gegenüber der Kirche als wenig edel ansehen.   Durchweg erhabene und edle Motive beweist er im dritten Akt mit Kosinsky. Just als er das Alter des Neuankömmlings hörte (24), schreckte Moor zurück: „So, junger Herr“ (Schiller, S.85, Z.7)? In diesen jungen Jahren kann doch nichts so ausweglos sein, um Mörder und Räuber zu werden! Und deshalb belehrte Moor Kosinsky: „Denk, ich rate dir als ein Vater – lern erst die Tiefe des Abgrunds kennen, eh du hineinspringst! Wenn du noch in der Welt eine einzige Freude zu erhaschen weißt – es könnten Augenblicke kommen, wo du – aufwachst – und dann – möchte es zu spät sein.

[...] wenn dir noch ein Funken von Hoffnung irgend anderswo glimmt, so verlaß diesen schröcklichen Bund, den nur Verzweiflung eingeht, [...

] – Glaub mir, mir! und mache dich eilig hinweg“ (Schiller, S.86, Z.11-24). Doch nun begann Kosinsky seine Leidensgeschichte von seiner Amalia zu erzählen, die Moors‘ Leben stark glich. Aus diesem Grund wurde der Neue aufgenommen und alle zogen nach Franken, per Anweisung des Hauptmanns: „Ich muß sie sehen. – Auf! Rafft zusammen – [.

..]“ (Schiller, S.88, Z.28-29), „Auf! Hurtig! Alle! nach Franken! In acht Tagen müssen wir dort sein“ (Schiller, S.88, Z.

38-39).   In Franken, an seinem Vaterhaus als verkleideter Graf angekommen, bemerkt er prompt bei der ersten Begegnung mit Amalia, daß diese ihn noch immer liebt. Jedoch liebt sie den Karl, der „Nicht eine Fliege [...] leiden sehen – [.

..]“ (Schiller, S.105, Z.3-4) kann, und keinen Verbrecher und Rebell, der ihr „für jeden Kuß einen Mord aufzählen könnte“ (Schiller, S.104, Z.

39). Sie schwärmt von ihrem „alten“ Moor: „[...] – es war so viel, so viel in seinem Angesicht – in seinen Augen – im Ton seiner Stimme, [..

.], das ich so liebe –“ (Schiller, S.103, Z.28-31). Das Karl sich von seiner Verlobten verabschiedet und sich zu erkennen gibt, kann als das Mindeste vom Edlen angesehen werden. Doch als er auch dem alten Moor seine wahre Identität offenbart, ist es diesem ein riesiger Schock, so daß er verstirbt.

Nichtsdestotrotz liebt Amalia ihren Karl weiterhin, und deswegen ist Moor auch sehr überrascht: „Sie vergibt mit, sie liebt mich“ (Schiller, S.135, Z.38-39)! Folglich beschließt der Räuberhauptmann mit Amalia zu gehen, doch wird er von seinen Bandenkollegen zurückgewiesen: „Halt ein, Verräter! – Gleich laß diesen Arm fahren – oder ich will dir ein Wort sagen, daß dir die Ohren gellen, und deine Zähne vor Entsetzen klappern! Denk an die böhmischen Wälder! Hörst du? zagst du? – an die böhmischen Wälder sollst du denken! Treuloser, wo sind deine Schwüre? Vergißt man Wunden so bald? da wir Glück, Ehre und Leben in die Schanze schlugen für dich? Da wir dir standen wie Mauren, auffingen wie Schilder die Hiebe, die deinem Leben galten, - hubst du da nicht deine Hand zum eisernen Eid auf, schwurest, uns nie zu verlassen, wie wir dich nicht verlassen haben? – Ehrloser! Treuvergessener! Und du willst abfallen, wenn eine Metze greint“ (Schiller, S.136, Z.9-23)? Mit diesen Worten ist einzig und allein der Hauptmannsschwur gemeint, den Karl Moor in den böhmischen Wäldern während der Befreiung des Rollers erhoben hatte: „Bei den Gebeinen meines Rollers! Ich will euch niemals verlassen“ (Schiller, S.83, Z.

19-20). Und genau hier an dieser Stelle spiegeln sich die zwei Gesichter des Räuberhauptmanns Karl Moor sehr deutlich. Zumal er ihren Wunsch nachkommt und nach langen Kämpfen mit sich selbst seine Verlobte ersticht.   In diesem Akt ist schön zu erkennen in welch mißlicher Lage sich der Bandenführer befand. Er mußte sich zwischen zwei Seiten entscheiden, nämlich zwischen Amalia und seiner Bande! Egal welchen Entschluß er gefällt hätte, es wäre immer jemand zu Schaden gekommen. Entweder indem er seine Verlobte verlassen hätte oder indem er gegen seinen Schwur gehandelt und seine Räuber im Stich gelassen hätte.

Wider Erwarten schlägt er aber keinen der beiden Wege ein, vielleicht aus Angst, sondern fällt die Entscheidung als letzte große edle Tat, und hier ist es gänzlich unleugbar, mit seinem Kopfgeld einer arme Familie überleben zu helfen: „[...] Ich erinnere mich, einen armen Schelm gesprochen zu haben, als ich herüberkam, der im Taglohn arbeitet und eilf lebendige Kinder hat – Man hat tausend Louisdore geboten, wer den großen Räuber lebendig liefert – dem Mann kann geholfen werden“ (Schiller, S.139, Z.34-38).

In meinen Augen gilt seine Auslieferung als der größte edle Akt „ohne Nebenwirkungen“, den Karl Moor in seinem Leben vollbrachte.  Um die Frage zu beantworten, ob Karl Moor ein Verbrecher und Rebell oder ein edler Mensch ist muß man sich zunächst über die Bedeutung des Begriffes „edel“ schlüssig werden. Für mich bedeutet es soviel wie erhaben, fein, aber auch hochgestellt und schon fast majestätisch. Um edel zu sein oder zu wirken, bedarf es einer vorzüglichen Erziehung, die aber Karl nicht genoß. Er durfte in seiner Kindheit tun und lassen was er wollte und war völlig uneingeschränkt. Dies spiegelt sich natürlich in seinem „heutigen“ Verhalten wieder.

Meiner Meinung nach kann man Karl Moor, dem Räuberhauptmann nicht das Prädikat edel zukommen lassen. Er weißt zwar einige wohltätige, erhabene und beeindruckende Merkmale auf, jedoch gelingt es ihm niemals, ausgenommen der letzten Szene im letzten Akt, diese in Taten umzumünzen. Andererseits möchte ich ihn nicht als alleinigen Verbrecher dahinstellen, denn das er weder an seinem Vater noch an seinem Bruder Franz Rache verübte, mildert Moors‘ räuberische sowie rebellische Motive. Außerdem agierte er als „Robin Hood“, um den Armen und Schwachen zu helfen. Wie schon zu Beginn erwähnt, besitzt er zwei unterschiedliche Gesichter, wenn man so will ein Lachendes und ein Weinendes. Und genau diese Zwiespältigkeit, von der ich rede, ist ebenso prägend für seine Persönlichkeit, wie auch für seine Handlungen.

In meinen Augen gibt es aufgrund dieser obigen Auflistung verschiedenster Aspekte nur eine Möglichkeit Karl Moor zu umschreiben, und dies wäre als „edler Verbrecher“!   Literaturverzeichnis Friedrich Schiller: Die Räuber, Philipp Reclam jun. – Verlag, Stuttgart 1992                               Gliederung:     A Die Freiheit des Einzelnen I Die Unabhängigkeit während der Sturm und Drang – Periode II Ist Karl Moor ein Verbrecher und Rebell oder ein edler Mensch?   B Die zweigeteilte Persönlichkeit des Karl Moor I Die Reaktionen auf den Brief Moor unterdrückt die väterliche Verachtung   II Moors‘ Wille Moor beschließt Mörder und Räuber zu werden mittels eigener Gesetze Moor unterstützt durch den Dritteil seiner Beute   III Die Befreiung des Roller Moor nimmt viel Laster auf sich um Roller zu befreien Die vielen unschuldigen Toten relativieren seine Edeltaten.   IV Der „Disput“ mit dem Pater Pater beleidigt Moor verbal Moor verhöhnt den Pater, indem er keine Tat von sich weist   V Ein neues Bandenmitglied Moor legt Kosinsky ans Herz zu verschwinden Marsch mit Kosinsky nach Franken   VI Begegnung im Vaterhaus als verkleideter Graf Amalia liebt Moor trotz seiner verlorenen „Friedlichkeit“ Moor will mit Amalia gehen Moor legte aber früher den „Hauptmannsschwur“ ab Moor ersticht Amalia auf ihren eigenen Wunsch hin   VII Die zwei Gesichter von Moor Moor muß sich zwischen Amalia und Räuberbande entscheiden Moor entscheidet sich für die dritte Möglichkeit, läßt sich ausliefern und hilft somit einer armen Familie zu überleben   VIII Literaturverzeichnis   C Moor ist nicht allein ein Verbrecher und Rebell, aber auch nicht nur ein edler Mensch, vielmehr kann man kann ihn einen „edlen Verbrecher“ nennen

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