Siddharta
SIDDHARTA
Inhalt:
Hermann Hesse erzählt in seinem Roman den Lebensweg des Brahmensohnes Siddharta.
Erster Teil
Siddharta, ein junger, wißbegieriger junger Mann beschließt eines Tages sein Vaterhaus zu verlassen. Er will den Samanen folgen um selbst ein Samane zu werden. Sein Vater ist jedoch strikt dagegen, doch als er merkt daß er sein Sohn durch nichts von seinem Verlangen
abbringen kann (Siddharta verharrt in einem Stehstreik), gibt er dem Wunsch nach und läßt ihn ziehen. Sein Ziel ist es, sein „ICH“, das „innerste“, das „Unzerstörbare“ zu finden.
Govinda, Siddhartas Freund, begleitet ihn auf seiner Reise.
Bei den Samanen wird ihm gelehrt, daß man sein Ich nur finden kann, indem man jeden Trieb (Lust, Sucht) im Herzen auslöscht. Durch Entselbstung und Entfremdung (er schlüpft in Tausende fremde Gestalten) versucht er diese Triebe auszulöschen; jedoch bemerkt er bald, daß er auch bei den Samanen das Wesentliche nicht finden kann und verläßt diese.
Siddharta und Govinda setzen ihre Reise fort. Sie hören während ihrer Reise ständig den Namen „Gotama“, der Name eines Mönches, der mit seinen Lehren durchs Land zieht. Es wird behauptet, dieser Mann sei ein Buddha, der das Nirwana, die Vollendung erreicht hat, den Teufel überwunden und mit Göttern geredet hat.
Govinda, der sich von der Euphorie des Volkes anstecken läßt, bittet Siddharta Gotama aufzusuchen.
In der Stadt Savathi begegnen sie ihm; sie erkennen ihn sofort unter Tausenden von Pilgern und Mönchen aufgrund seiner „Vollkommenheit“, „Ruhe“ und „Stille“.
Govinda ist von der Rede/lehre Gotamas derart beeindruckt, daß er beschließt Gotama um Aufnahme in dessen Gemeinschaft zu bitten, was ihm auch gewährt wird. (erste eigenständige Tat Govindas !).
Siddharta hingegen entdeckt in Gotamas Lehre einen Fehler. Er macht ihm in einem Gespräch auch darauf aufmerksam. Nach diesem Gespräch erkannte Siddharta, daß er kein Jüngling mehr ist, sondern erwachsen, da der Wunsch Lehrer zu haben bzw.
Lehren zu hören nicht mehr vorhanden ist. Die einzige Lehre, die für ihn noch von Bedeutung ist, nämlich die Lehre über sei Ich hat er noch nicht gefunden. Er erkannte jedoch, daß er diese bei sich selbst finden muß.
Zweiter Teil
Siddharta beschloß von nun an alleine durch die Welt zu ziehen, wobei er alles (Natur, Zeit..) viel bewußter aufnahm.
Auf seiner Reise begegnete er der schönen Kurtisane Kamala. Von ihr wollte er „Liebe“ lernen, lernen was Liebe ist und was es bedeutet. Sie ist bereit ihn in ihrem Schloß aufzunehmen, jedoch mußte Siddharta dafür drei Dinge besitzen: Schuhe, Gewand und Geld.
Siddharta, der zuvor nur von Fasten, Warten und Denken lebte, beschafft sich die ihm aufgetragenen Dinge und lebte von nun an bei Kamala. Sie lehrt ihn ein guter Liebhaber zu sein, Siddhartas Lebensstil ändert sich vollkommen. Er ist ein wohlhabender Mann, wobei er in seinem Herzen immer noch seinen alten Idealen folgt.
Bei dem Kaufmann Kamaswami, lernt er den Handel, er wird ein reicher Geschäftsmann.
Von da an holt ihn der Reichtum vollends ein, er wird zum geizigen, spielsüchtigen Würfler –
er hört vollends auf ein „Samane“ zu sein.
In einem Traum erkennt Siddharta, welch ein unehrliches, schmutziges Leben er führt, er beschließt von diesem Leben zu flüchten. Kamala, die schon die lange Zeit gewußt hat, daß Siddharta sie eines Tages verlassen wird, erwartet ein Kind von ihm.
Siddharta, der nicht weiß wohin er gehen soll, gelangt an einen großen Fluß; er wünscht sich nichts sehnlichster als den Tod.
Als er gerade seinem Leben ein Ende machen wollte, hört er aus seiner tiefsten Seele kommend ein Wort, eine Silbe, die ihn vom Tode bewahrt.
<<es ist das alte Anfangs- und Schlußwort aller brahmischen Gebete, das „OM“, das soviel bedeutet wie „das Vollkommene“ oder die „Vollendung“.
Als Siddharta unter einem Baum am Fluß liegt, begegnet ihm Govinda, sein alter Jugendfreund. Obwohl Siddharta das Denken schwerfällt, erkennt er nach einem Gespräch mit seinem alten Freunde, daß er nun wieder ein „Kind“ ist und daß der Zeitpunkt zu einem Neuanfang gekommen ist.
Er beschließt bei dem Fluß zu bleiben und als Fährmann zu arbeiten. Er findet Aufnahme bei dem alten Fährmann Vesudeva, der ihn die Geheimnisse des Flusses lehrt. Von diesem Zeitpunkt an, findet Siddharta auf jede Frage eine Antwort vom Fluß.
Jahre vergehen, und die Nachricht, daß Gotama im sterben liegt, geht durchs ganze Land. Auch Kamala will ein letztes mal den Buddha sehen, sie reist mit ihrem Sohn durch den Wald. Sie wird von einer Schlange gebissen, Vesudeva findet sie, bringt sie zu seiner und Siddhartas Hütte- jedoch jede Hilfe kommt zu spät und sie verstirbt.
Kamalas Sohn bleibt bei seinem Vater. Der kleine Siddharta ist jedoch an die ärmlich Verhältnisse seines Vaters nicht gewöhnt. Er ist sehr ungehorsam und unhöflich, er kann nicht verstehen, warum ihm sein Vater immer nur mit Milde und Geduld, trotz aller Missetaten, begegnet.
Schließlich beschließt er zu fliehen und wieder in die Stadt zurückzukehren.
Siddharta will seinen Sohn zurückholen, erkennt aber bald, daß die sinnlos ist.
Siddharta ist voller Schmerz und Sehnsucht erfüllt, er will wieder Antworten vom Fluß erlangen. Doch dieses mal gibt ihm der Fluß viel mehr, was er ihm je gegeben hat. Er gibt ihm die Antwort auf all seine Fragen; Siddharta hörte in dem Fluß das Om, die Vollendung.
Vesudeva der inzwischen sehr alt geworden ist, hat nur mehr auf diesen Augenblick gewartet, er erkennt, daß seine Aufgabe erfüllt ist und daß er nun seinen eigenen Weg gehen kann.
(Tod)
Der Fährmann Siddharta ist auch in der Stadt bekannt, man spricht dort von einem weißen, alten Mann, der die Vollendung gefunden hat. So macht sich auch der ewig suchende Govinda auf den Weg um diesem Mann aufzusuchen. In einem langen Gespräch mit seinem Jugendfreund erkennt Govinda, daß aus Siddharta, dem einst Suchenden ein Weiser geworden ist, einer der das erstrebenswerteste gefunden hat; er sieht in ihm alle Dinge gleichzeitig
--- Siddharta hat die Vollendung erlangt.
Wort und Sacherklärungen
Siddharta: (“der sein Ziel erreicht hat“), Name des Buddha um 560- 480 v. Chr..
Entsprechend der Sitte indischer Adelsgeschlechter trägt auch Siddharta den Namen eines Heiligen.
Govinda: Govinda war ein Wagenlenker eines reichen indischen Geschäftsmannes, welchem er über den Sinn des Lebens predigte.
Kamala: Anspielung auf Kama, den indischen Liebesgott.
Kamaswami: Swami bedeutet übersetzt Meister, Besitzer.
Vesudeva: einer der Namen Krishnas (mystischer indischer König)
Brahmane: Mitglied der obersten Kaste der Hindus. Die Brahmanen waren seit den ältesten Zeiten Priester, Dichter Gelehrte und Politiker.
Die Hindus werden nicht durch ein gemeinsames Bekenntnis geeint, sie können vielmehr Polytheisten, Monotheisten und Atheisten sein.
Brahma od. Brahman: indische Religion; ursprünglich Zauberspruch, dann die Kraft, die alle Welten schafft und erhält, später zu einer männlichen Gottheit verkörpert.
Om: mystische Silbe in heiligen Texten der Hindus und Buddhisten (in der Bedeutung „das Vollkommene“, „die Vollendung“)
Nirwana: im Buddhismus die Erlösung als vollständiges Aufhören des Lebenstriebes; äußerster Gegensatz zu Sansara
Sansara: die sich ewig wiederholende Erneuerung des Daseins mit allen seinen Leiden.
Entstehung und Aufnahme der Erzählung
Der Beginn der Niederschrift ist im Februar 1920 anzusetzen. Es entstand der „Erste Teil“.
Erst mit Hilfe philosophischer Studien, Meditationen, Yogaübungen und zahlreicher psychoanalytischer Sitzungen bei Carl Gustav Jung bereitete sich Hesse auf die Vollendung dieser Dichtung vor. (Mai 1922)
Hermann Hesses „Siddharta“ fand begeisterte Aufnahme und Zustimmung bei der Bevölkerung. Siddharta gewann dem Dichter neue Leser, vor allem bei der Jugend fand er großen Anklang.
Berühmte deutschsprachige, aber auch und vor allem englische Schriftsteller waren von Hesses Werk begeistert.
Geradezu sensationell war der Erfolg unter den Anhängern der amerikanischen Hippiebewegung. Diese jungen Menschen glaubten in diesem Werk das Vorbild für einen Bewusstseinserweiterung durch subjektive Wandlung gefunden zu haben.
Gerade aber das war nicht Hesses Absicht.
Zitate zum Verständnis von Siddharta
„Diese Erzählung ist die Bekenntnis eines Mannes von christlicher Herkunft und Erziehung, der schon früh die Kirche verließ und sich um das Verstehen anderer Religionen bemüht hat, besonders um indische und chinesische Glaubensformen. Ich suchte das zu ergründen, was allen Konfessionen und allen menschlichen Formen der Frömmigkeit gemeinsam ist, was über allen nationalen Verschiedenheiten steht, was von jeder Rasse und von jedem einzelnen geglaubt und verehrt werden kann.“ (Briefausschnitt an die persischen Leser des „Siddharta“)
„Ich bin kein Vertreter einer festen, fertig formulierten Lehre, ich bin ein Mensch des Werdens und der Wandlungen, und so steht neben dem „Jeder ist allein“ in meinen Büchern auch noch anderes, zum Beispiel ist der ganze „Siddharta“ ein Bekenntnis zur Liebe und dasselbe Bekenntnis steht auch in andern meiner Bücher.“
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