Stefan zweig
Stefan Zweig
Biographie siehe Facharbeit
„SCHACHNOVELLE“
Aufbau:
Rahmenhandlung (Fahrt auf dem Schiff)
Einschub (Biographie von Czentovic)
Rahmenhandlung (Geschehnisse auf dem Schiff, Schachpartien)
Einschub: eigentlich Handlung: Erlebnisse von Dr. B.
Rahmenhandlung (Schachpartien zw. Dr. B. und Czentovic; Schluß)
Start der Reise auf dem Dampfschiff
Zuerst wird das gesamte hektische Geschehen beschrieben, nach und nach kristallisieren sich einzelne Personen heraus.
Der Erzähler, von einem Freund auf den Schachweltmeister aufmerksam gemacht, erzählt anschließend dessen Lebensgeschichte.
Der ICH – Erzähler:
Dieser wird nur indirekt charakterisiert; er ist eine starke, gefestigte Persönlichkeit, Emigrant, Österreicher, stammt aus dem Großbürgertum;
Zu Beginn des Buches nimmt er eine eher distanzierte Haltung zu Geschehen ein, interpretiert, kommentiert;
Er bestimmt mehr oder weniger den Verlauf der Handlung, bis zum Spiel zwischen Czentovic und Dr. B., wo dessen Spielfieber die Kontrolle über die Ereignisse gewinnt.
Czentovic gegenüber nimmt er eine distanzierte, wissenschaftliche Haltung an, während er mit Dr. B.
gleichsam mitfühlt, ihn schließlich sogar vor seinem „Schachfieber“ rettet.
Mirko Czentovic
Mirko ist der Sohn eines armen slawischen Donauschiffers, der bei einem Schiffsunglück ums Leben kommt. Danach nimmt den damals 12 Jährigen der Ortspfarrer aus Mitleid auf und bemüht sich vergeblich, ihm eine gewisse Bildung beizubringen: Czentovic bleibt sein Leben lang ein halber Analphabet. Sein Gehirn arbeitet nur schwerfällig, er redet kaum, wird als grobschlächtig, als ein Bauerntöppel beschrieben. Jedoch verrichtet er – wenn auch teilnahmslos – die ihm aufgetragenen häuslichen Pflichten.
Wenn der Pfarrer mit dem Polizisten Schach spielt, sitzt Mirko scheinbar schläfrig daneben.
Sein Können fällt erst auf, als der Pfarrer zu einem Kranken gerufen wird, und Mirko statt ihm mit dem Polizisten die Partie zu Ende spielt. Im Schachclub der Nachbarstadt zeigt er sein „Talent“ und wird von den Mitgliedern begeistert gefördert. à Schachweltmeister mit 20!
Ihm fehlt allerdings die Gabe blind zu spielen, er muß immer ein Schachbrett vor sich haben. Diese Tatsache beeinträchtigt die Glaubwürdigkeit dieser Figur. Zweig wollte damit aber nur den größtmöglichen Kontrast zwischen ihm und Dr.B.
herstellen.
Seine Geldgierigkeit erregt großen Ärger zwischen den Kollegen (spielt nur gegen Geld). Er ist noch immer der beschränkte, mundfaule Bauernjunge geblieben. Beschrieben wird er auch als „unmenschlicher Schachautomat“, der seine Gegner von oben herab behandelt, sie kaum beachtet, scheinbar gleichgültig gegen sie antritt, da er den Ausgang der Partie sowieso schon kennt, als arrogant, stolz, eitel...
Er beobachtet seine Gegner genau und unauffällig, findet deren Schwächen heraus und nützt sie um zu gewinnen. So auch bei der 2. Partie gegen Dr. B. Er erkennt dessen Ungeduld und macht ihn damit mürbe, besiegt ihn.
Czentovic steht für Gewalt, Terror, Einfältigkeit, für die „brutale Intelligenz des Nationalsozialismus“.
Das Herumschieben der Schachfiguren symbolisiert das Herumjagen der Menschen im Nationalsozialismus. Czentovic selber war aber politisch völlig desinteressiert.
Auf dem Schiff
McConnor, ein ehrgeiziger „schottischer Tiefbauingenieur“, kommt aus Kalifornien; erwarb sich ein Vermögen durch Ölbohrungen; Er wird eher negativ beschrieben („quadratische harte Kinnbacken, kräftige Zähne, rötliche Gesichtsfarbe durch reichlichen Genuß von Whisky...“), was die Sympathie bzw.
Antisympathie des Erzählers widerspiegelt.
„Selfmademan“, Kapitalist, gewohnt sich immer durchzusetzen und Erfolg zu haben, faßt den kleinsten Widerstand als Beleidigung auf, überlegen, arrogant, schiebt die Schuld seines Versagens immer auf andere bzw. anderes(er verliert das Schachspiel wegen einer „momentanen Unaufmerksamkeit“ und wegen des Lärms im Nebenraum); hält sich selbst für unfehlbar, perfekt; will seine Schwächen nicht zugeben; für ihn ist alles ein Geschäft, sucht im Spiel Selbstbestätigung, fanatisch, risikofreudig,
Alle Anwesenden spielen gemeinsam gegen Czentovic, McConnor zahlt; Als sie verlieren, fordert dieser ungehalten Revanche. In der 2. Partie taucht Dr. B.
auf und rettet sie. McConnor ist nicht etwa neidisch, im Gegenteil er freut sich diebisch, daß nun eine Chance besteht den arroganten Weltmeister zu besiegen. Seine Großzügigkeit zeigt er, indem er Dr. B. die weiteren Partien finanziert (wenn auch im eigenen Interesse), um so mehr ist er enttäuscht, als dieser einfach aufgibt, denn dieses Wort gibt es in seinen Vorstellungen nicht.
Alles und alle in seiner Umgebung haben perfekt zu funktionieren, er ist gewöhnt zu bestimmen was passiert, benutzt die Menschen als seine Marionetten;
Historischer Zusammenhang: McConnor vertritt die Großkapitalisten, die bis zu letzt glaubten Hitler für sich einspannen zu können; Sie verachteten zwar die Brutalität des Nationalsozialismus, wollten aber nichts desto trotz davon profitieren; Hitler deuteten sie als den Feind des drohenden Kommunismus.
Dr. B.
Seine Erlebnisse stellen die eigentliche Handlung dar.
Dr. B., ein österreichischer Emigrant, befindet sich ebenfalls auf diesem Passagierschiff von New York nach Buenos Aires.
Er wird als 45 jähriger Mann mit schmalem, scharfem, aber blassem Gesicht beschrieben. Der Leser erfährt nicht seinen Namen, obwohl ihn der Erzähler vermutlich weiß à Wahrung der Anonymität; zeigt wie sehr ihn der Erzähler schätzt;
Sein Vater war Mitglied der christlich-sozialen Partei und hatte gute Verbindungen zum österr. Kaiserhaus und zu verschiedenen vermögenden Klöstern. Dr. B. führt eine Familientradition fort und verwaltet als Anwalt deren Vermögen.
Es gelingt ihm beträchtliche Beträge vor den Nationalsozialisten in Sicherheit zu bringen. Der Leser lernt Dr. B. als umsichtigen und überaus vorsichtigen Juristen kennen. Trotzdem gelingt es den Nazis einen Spitzel in die Kanzlei einzuschleusen, bald darauf wird Dr. B.
verhaftet. Zuvor kann er aber noch alle wichtigen Papiere in Sicherheit bringen. Im Hotel Metropole, dem Hauptquartier der Gestapo, wird versucht ihn durch totalen Reizentzug zum Reden zu bringen. Einige Zeit kann er dem Druck standhalten, doch die Isolation beginnt ihn mürbe zu machen. Er ist geradezu froh, wenn sie ihn aus seinem Zimmer holen, um ihn zu befragen, da dies Abwechslung bedeutet. In einem unbeobachteten Moment kann aus einer Manteltasche ein Buch über die 150 Meisterschachpartien stehlen.
Sein Geist bekommt Nahrung, indem er, zuerst mit Krümeln, danach mittels Vorstellung, diese Partien nachspielt, auswendig lernt. Nach einigen Monaten kennt er alle 150 Versionen, er beginnt gegen sich selbst zu spielen; ist also Schwarz und Weiß gleichzeitig. Dies führt zu einer Bewußtseinsspaltung und treibt ihn in den Wahnsinn. Für den Anwalt bedeutet das Schachspiel das Überleben, jedoch als Preis dafür bezahlt er mit einer Persönlichkeitszerstörung. Ihm bleibt nichts übrig außer Resignation.
Dr.
B. bekommt ein Nervenfieber, verletzt sich selber und muß in ein Krankenhaus. Dort wird er als geheilter Mann entlassen. Der Arzt warnte ihn jedoch vor weiteren Schachspielen, da diese eine Rückfall erwirken könnten.
Die Schachpartie auf dem Schiff ist für ihn ein Test; ob er von der Isolierhaft völlig genesen ist.
Schon während der ersten Partie ist ein Rückfall erkennbar.
Er läßt sich aber nicht von einer 2. abbringen und gerät erneut in den Strudel des Schachfiebers. Vor einem totalen Zusammenbruch kann ihn der Erzähler gerade noch retten. Dr. B. gewinnt sofort wieder die Kontrolle über sich und ist wieder der kultivierte, höfliche Mann.
Für ihn ist Schachspielen nicht Selbstbestätigung (McConnor) oder Geldverdienen (Czentovic) sondern eine existentielle Frage: Bin ich nach der Isolationshaft noch normal?
Historisch:
Dr. B. präsentiert die konservativen Gegner des Nationalsozialismus, die glaubten, alleine mit Hilfe des Geistes den Brutalen Faschismus aufhalten zu können. Klarerweise waren sie nicht sehr erfolgreich; das einzige Mittel das ihnen blieb, war der Rückzug und Resignation. Sein Protest war ein individuell-geistiger, ohne real-politische Folgen. Dr.
B. konnte sich seiner Niederlage bzw. Vernichtung nur durch Flucht entziehen.
Schluß
Deutungsmöglichkeiten des relativ offenen Schlusses:
- Brutalen Terror (Czentovic) kann man weder mit finanziellen Mitteln (McConnor) noch mit Geist und Intelligenz besiegen.
– Das Gegenteil: Dr. B.
ist nicht besiegt; er kann immer noch ein produktives Leben führen, wenn er nie wieder Schach spielt.
Meiner Meinung nach, wird so ein Trauma, wie totaler Reizentzug und Gehirnwäsche ein Leben lang Auswirkungen auf Dr. B. haben. Er wird es nie überwinden, geschweige denn ganz vergessen können. Besonders da er gezwungen ist als flüchtiger Emigrant umher zu reisen, wird er immer wieder an die Geschehnisse erinnert.
Der Erzähler und Dr. B. haben vorwiegend positive Eigenschaften, während die Kennzeichen McConnors und Czentovic‘ eher negativ sind. Die zwei Erstgenannten sind beides österr. Emigranten auf der Flucht, McConnor und Czentovic haben den sichtbaren Erfolg gemeinsam.
Das Werk in seiner Gesamtheit stellt die Brutalität des faschistischen Regimes dar und zeigt eine nationalsozialistische Terrormethode: die Gehirnwäsche.
Offensichtliche Gewalt kommt jedoch nie vor. Dr. B. erleidet diesen Terror in 2 Varianten:
Isolationshaft und damit verbundene Gehirnwäsche
in dem eiskalten „Roboter“ Czentovic
Auch ist für Zweig Terror ansteckend. Dr. B.
nimmt beim Schachspiel gegen Czentovic dessen barsche Feindseligkeit an, ohne daß er es merkt. Der Autor wertet jede Art der Gewalt ab, indem er den sonst positiv beschriebenen Dr. B. hier negativ darstellt.
Symbolik:
Das Schachspiel hat verschiedene Bedeutungen:
eiskalte Logik (Czentovic)
Geist, Intellekt, Kreativität, Phantasie
Mittel zum Überleben
begrenzten Raum
gekreuzte Gitterstäbe, Gefängnis
am Schluß: Beweis für wiedergefunden Normalität
Wie in allen Büchern Zweigs ist auch dieses hier reich an Metaphern mit animalischen und technischen bzw. mechanischen Ausdrücken.
Manchmal ist seine Sprache mit den vielen schillernden Attributen sogar etwas zu üppig und blumig.
Vermutlich begann Zweig im Herbst 1941 an dieser Novelle zu schreiben, obwohl er, wie er sich Freunden gegenüber ausdrückte, „ohne das alte Vergnügen“ arbeitete, da er zu dieser Zeit so gut wie kein Publikum hatte. Seiner Meinung war, daß die Schachnovelle nicht für die breite Masse der Leser geeignet sei (das Thema erschien ihm zu abstrakt), sondern für eine kleine Gruppe, besonders für Schachspieler. Deshalb wollte er dieses Werk auch nur in einer limitierten Auflage erscheinen lassen.
Zweig spielte selber bereits in seiner Salzburger Zeit Schach. Allerdings eingehender beschäftigte er sich mit diesem Spiel erst in Petropolis, wo er sich ein Buch mit Meisterpartien zulegte und sie mit seiner Frau Lotte durchging.
Drei Wochen vor seinem Tod gab er die Fertigstellung der Schachnovelle bekannt und verschickte sie an drei Verleger. Ein Manuskript ging an seinen Freund Ben Hübsch, dem er das Recht zusprach, über das Werk zu verfügen, wie er wolle. Ungefähr 10 Monate nach seinem Tod erschien die Schachnovelle gleichzeitig in zwei argentinischen Verlagen in limitierter Ausgabe.
Die erste europäische Ausgabe erschien Anfang 1943 in Stockholm. Bis jetzt wurden im deutschsprachigen Raum ca. 2 Millionen (Taschenbuch) Exemplare verkauft.
Insgesamt wurde die Schachnovelle in 25 Sprachen übersetzt.
Den Durchbruch schaffte dieses Werk aber erst Mitte der achtziger Jahre.
Gründe für den Erfolg:
der biographische Hintergrund; die Tatsache, daß es Zweigs letztes Werk vor dem Selbstmord war.
das Nichterwähnen der physischen Gewalt, welche so gut wie alle der Opfer des Nationalsozialismus betraf; nur von einer Isolationshaft zu lesen, ist leichter zu verdauen.
Zweig erwähnte, daß Dr. B.
nur ein Ausnahmefall war, er wollte keineswegs die physische Gewalt verharmlosen; doch diese Bemerkung wird von vielen überlesen.
Darstellung der Einsamkeit
könnte die Faszination auf Jugendlich erklären; auch der Autor war in seiner letzten Zeit sehr einsam;
große Spannung bei nur mittleren Länge
Besonders in China ist die Schachnovelle nach der Kulturrevolution (von 66 – 76) sehr beliebt, da sie Großteils ihr eigenes Schicksal widerspiegelt. Selbst Opfer des Faschismus und der bevorzugten Praktik der Gehirnwäsche, können sie sich sehr gut mit Dr. B. identifizieren.
„Der Amokläufer“
Aufbau:
Kurze Einleitung
Rahmenhandlung (Beginn der Schiffahrt)
Eigentliche Handlung (Erzählung vom Arzt)
Rahmenhandlung
Schluß
Kurze Einleitung
In dieser Einleitung – eigentlich ein Epilog, denn er hat nichts direkt mit der Geschichte zu tun – beschreibt der Erzähler seine Position; die Umstände, unter denen er die Geschichte zu hören bekam.
Er erwähnt ausdrücklich, daß seit dem Geschehen einige Jahre vergangen sind und er somit das Vertrauen des Arztes, der ihm doch sehr Privates mitteilte, nicht ausnutzt. Diese Anonymität unterstützt er auch, indem keine der vorkommenden Personen mit Nahmen genannt werden.
Rahmenhandlung
Hier wird zuerst die Atmosphäre auf dem Dampfer sehr detailliert geschildert: überfüllt, stickig, laut, unruhig, muffig, es gibt keinen Platz zum Alleinsein, eintönig, heiß à Schlaf während des Tages, wach in der Nacht ist die einzige Fluchtmöglichkeit, die der Autor nützt.
Die Nacht ist ein großer Gegensatz dazu: leeres Deck, strahlender Himmel, rauschend, schimmernd, sinnlich, träumerisch, vollkommenes Aufgehen in dieser Atmosphäre (S.78: „Ich fühlte mich selbst nicht mehr“);
Der ICH – Erzähler ist ein weitgereister Mann, der von Kalkutta nach Europa zurück will; er kommentiert und lenkt damit gewissermaßen das Geschehen; scheint sehr gebildet zu sein, da er viel liest und keinerlei Interesse an dem üblichen Geschwätz der Leute zeigt; beobachtet Mimik und Gestik des Arztes sehr genau à beschreibt damit indirekt seine Gefühle; durch das Beobachten des Umfeldes (Himmel, Schiffstreiben,..
.) bringt der Erzähler auch seine eigenen Gefühle zum Ausdruck;
Mitten in seinem nächtlichen Spaziergang stieß er auf den Arzt, der ihm „koboldhaft, finster, grauenhaft,...“ erscheint; er erschien ihm unheimlich, hatte leichte Angst vor ihm; der Fremde bat ihn niemanden etwas von seiner Anwesenheit auf dem Schiff zu erzählen; ansonsten wechselten sie kein Wort miteinander;
Während des nächsten Tages quälten den Erzähler die Ungewißheit und vor allem seine Neugier; er wollte alles über den Unbekannten herausfinden; ungeduldig und voll Leidenschaft wartete er auf die Nacht; In der Nacht suchte er den Mann wieder auf; (Widerwillig wurde er von ihm magisch angezogen)
Seine Schilderung wird immer wieder vom Schlagen der Schiffsglocke unterbrochen à Voraus deutend auf den Tod des Arztes („wenn seine letzte Stunde schlägt“)
Zuerst verachtet der Leser Arzt für sein Verhalten, jedoch nach und nach wird er einem sympathisch: als der Doktor bereut, sich schämt und die Konsequenzen zieht, besser gesagt, er alles tut um es wiedergutzumachen;
Bei der Frau ist es eher umgekehrt: ihr Stolz und Mut zu Beginn erweckt Bewunderung; Später scheitert sie genau daran; Der Leser hat eher Mitleid mit ihr, ist erschrocken, das er etwas für gut befand, woran sie starb.
Erlebnis des Arztes:
Er studierte in Deutschland Medizin; war besessen von einer herrischen, frechen Frau, für die er Geld aus der Spitalskasse stahl; Ein Onkel verhinderte einen größeren Skandal, aber als Arzt war es um ihn geschehen; ließ sich von der holländischen Regierung für 10 Jahre nach Indien verschicken; bekam ein stattliches Reisegeld, davon ging die Hälfte an seinen Onkel, die andere Hälfte verlor er an die nächste schöne Frau; Nach diesen 10 Jahren hatte er die Möglichkeit nach Europa mit einer Pension zurückzukehren.
Zuerst war noch begeistert von seinem neuen Lebensraum. Er sammelte Heilmittel der Eingeborenen, interessierte sich für die Umgebung,... Doch mit der Zeit kam er mit der Einsamkeit (die nächste Stadt war 2 Tagesreisen entfernt) nicht mehr zurecht; er wurde Alkoholiker und wartete nur noch darauf, daß die 10 Jahre vergingen, verfiel Depressionen und einer Lethargie, träumte und las von weißen Frauen;
Eines Tages stand plötzlich eine vor ihm: eine verschleierte Frau, die unerkannt bleiben wollte, graziöse, stolze Haltung, starke, entschlossene Persönlichkeit; redet jedoch um den heißen Brei herum, war zu stolz um zu bitten;
Ihr Hochmut reizte ihn; er quälte sie; half ihr nicht, obwohl er wußte, was sie wollte: eine Abtreibung; genoß es zuzusehen, wie sich verschiedenste Gefühle in ihr stritten; mit seiner Macht wollte er ihren Stolz, ihren Willen brechen;
Zuerst mußte sie ihren Schleier ablegen: Ihr Gesicht beschrieb er wieder als kühn, entschlossen,..
. Mit großer Berechnung kalkulierte sie alles ganz genau: Sie suchte gerade ihn auf, da er nicht mehr lange bleiben wird und bietet ihm eine hohe Summe (die mehr ist als seine Pension), wenn er sofort abreist. Ihre Strategie fordert ihn nur noch mehr heraus. Er wollte sie besitzen und demütigen(sie soll ihn anflehen um Hilfe!), war besessen von ihr, wollte als Gegenleistung mit ihr schlafen;
à zuviel für sie; stürmte weg von ihm
reizte den Arzt um so mehr; er folgte ihr überall hin, rannte Amok (deshalb auch der Titel) um bei ihr sein zu können; es konnte ihn nichts mehr aufhalten; er wollte sie nur noch sehen, in ihrer Nähe sein und demütigte sich dabei selber; flehte sie an ihr helfen zu dürfen; wollte Selbstmord begehen; nur der Gedanke, sie könnte ihn noch brauchen, hielt ihn davon ab; Seine Hartnäckigkeit stieß sie verständlicherweise nur noch mehr ab. Sie war mit einem reichen Engländer (einem Großkaufmann) verheiratet, der oft lange auf Reisen war, und hatte ein Verhältnis mit einem jungen Offizier von dem sie schwanger wurde; Da ihr Mann in einer Woche zurückkommt, muß die Abtreibung noch vorher stattfinden; Als letzer Ausweg wandte sie sich an eine „Engelmacherin“, die sie schwer verletzte; Mit dem Tode ringend, schickte sie nach dem Arzt, der nur noch ihre Ehre, jedoch nicht ihr Leben retten konnte. Er versprach ihr unter allen Umständen ihr Geheimnis zu bewahren.
Als ihr Mann zurückkehrte, will er seine Frau nach zu einer Autopsie nach England verschiffen lassen. Beide sind auf dem Dampfer, wo auch der Arzt und der Erzähler sich befinden.
Rahmenhandlung
Nachdem der Arzt dem Erzähler diese Geschichte offenbarte, blieb er verschwunden, auch in der nächsten Nacht.
Schluß
In Neapel kam es zu einem Zwischenfall: Als der Sarg in ein anderes Schiff verladen wurde, stürzte etwas Schweres herab und riß ihn mit ins Meer. Später wurde die Leiche eines etwa 40 Jährigen angeschwemmt. Niemand schöpfte Verdacht.
Nur der Erzähler wußte mehr.
„Der Amokläufer“ wurde von Zweig in einem Band „Amok“ mit 4 weiteren Novellen veröffentlicht. Sie alle haben das zentrale Thema „Leidenschaft in der Unterwelt“.
„Die Mondscheingasse“
Rahmenhandlung
Binnenhandlung (Vorgeschichte, Ehe)
Rahmenhandlung (Schluß)
Französische Hafenstadt
Der ICH Erzähler landete mit dem Schiff in einer französischen Hafenstadt. Den Anschlußzug nach Deutschland verpaßt, war er gezwungen hier zu übernachten. Die Stadt war ihm unbekannt, doch er beschrieb sie als schmutzig, unrein, grell, Geruch nach Fäulnis, laute Menschen, Matrosen, die auf eine Dirne warten,.
.. Allerdings war ihm das nicht unangenehm, denn er liebte es in dem Schmutz, den Leidenschaften der Menschen herumzuwühlen. Seiner Meinung nach erfährt man dadurch viel mehr über die Person. Er findet es wunderbar alles beobachten zu können, ohne dabei selber von sich etwas preisgeben zu müssen.
Plötzlich hörte er ein deutsches Lied aus dem „Freischütz“.
Das er dieses Lied zuordnen und fließend Französisch sprechen kann, zeigen seine hohe Bildung. Er ging der Stimme nach und landete in eine kleinen heruntergekommenen Bar. Darin befanden sich die Wirtin, das Mädchen Francoise und eine Frau, die sofort zu ihm hin eilte um ihn zu bedienen.
Diese beschrieb er sehr negativ: ausgelaugt, verbraucht, ohne jede Energie, heruntergekommen, unangenehm,...
; Sie verdient sich ihr Brot als Hure.
Später kommt ein Mann herein, den sie in Deutsch anredet. Eigenschaften, wie verschüchtert, demütig, zitternd, fast ängstlich werden ihm zugeordnet. Im Gegensatz zu der Frau ist an ihm nichts mutwillig Böses, man hat eher Mitleid mit ihm. Die Frau demütigt und beschimpft ihn, versucht ihn mit dem Erzähler eifersüchtig zu machen, brüllt ihn an, quält ihn und scheint auch noch Freude daran zu empfinden. Er scheint keinen Funken Stolz zu besitzen, schämt sich für die Frau; will nicht mit ihr alleine sein, deshalb geht er mit dem Erzähler; Erzähler solidarisiert sich mit ihm, fühlt die Erniedrigung durch die Frau, und kommt ihm deshalb zu Hilfe, behandelt ihn höflich;
Beim Zahlen, zählt er seine Münzen sorgsam ab (da er nicht viel zu besitzen scheint) à Frau beschimpft ihn einen „Geizhals“; Daraufhin zeigt der Mann zum ersten Mal eine Reaktion: Wut; Er gibt sein ganzes Geld der jüngeren Bedienerin.
Die anderen, vorigen Aussagen schienen an ihm einfach abzuprallen.
Als die beiden die Kneipe verlassen, zwingt sich der Mann dem Erzähler geradezu auf: er will ihm die seltsame Szene erklären;
Ehegeschichte, Hintergrundinformation
Der Mann und die Frau waren bis vor etwa 4 Jahren miteinander verheiratet. In ihrer Ehe hatte nur der Mann das Sagen. Er verdiente das Geld, war vermögend, sie stammt aus einer ärmeren Familie, besaß so gut wie nichts. Dies führte er ihr immer wieder vor Augen, verlangte von ihr um jeden Schilling zu betteln, ihn nicht nur einmal zu bitten; damit quälte und erniedrigte er sie die ganze Zeit; bis es ihr zu bunt wurde und abhaute; danach drehte sich das Machtverhältnis um;
Er war besessen von ihr, forschte sie aus und folgte ihm; zwei Mal gab sie ihm noch eine Chance und immer vermasselte er es mit seiner Geldgier; Jetzt, beim dritten Mal, behandelt sie ihn, wie er sie in ihrer Ehe;
(Ich bin mir nicht sicher, ob bei diesen beiden noch Liebe im Spiel ist. Viel mehr ist es ein Kampf nach Macht.
Einer hat die Oberhand und bestimmt über den anderen, quält ihn;)
Der Mann bat den Erzähler, mit der Frau zu reden, sie zu überzeugen mit ihm zu kommen, denn er wird nicht ohne sie gehen, eher würde er sie mit seinem Messer töten; Der Gedanke sie, seinen Besitz, zu verlieren, macht ihn krank. Je mehr sie sich ihm verweigert um so mehr will er sie haben; Er fällt sogar vor dem Erzähler auf die Knie, um in dazu zu bewegen; Erst als ihn der Erzähler hoch reißt, gewinnt er wieder Kontrolle über sich. Er beraubt sich selber um den letzten Rest Selbstachtung und Stolz den er noch hat, warum sollte ihn also noch jemand lieben? Das ist genau das, was er nicht versteht.
Schluß
Am nächsten Morgen wußte der Erzähler nicht mehr, was er träumte und was Wirklichkeit ist, so unwahrscheinlich erscheint ihm die ganze Geschichte;
Er suchte die Gasse mit der Kneipe erneut, fand sie aber nicht wieder. Erst kurz vor seiner Abreise machte er sie aus und sah den Mann vor der Tür des Lokals sitzen. Er winkte dem Erzähler, doch dieser wollte nicht nur noch weg.
Er sah noch wie der Mann mit einem Messer oder einer Münze in der Hand – im Mondschein war dies nicht zu erkennen – in die Kneipe stürmte.
à offener Schluß
Zum Titel:
Unter Mondscheingasse stellt man sich etwas Romantisches vor. à Kontrast dazu, was wirklich geschieht; Ironie
„Brennendes Geheimnis“
Schauplatz: Baden und am Semmering
Mathilde:
Jüdin, temperamentvoll, verheiratet (aber nicht wirklich glücklich, denn ihr Mann befriedigt nur ihre äußeren Bedürfnisse; er hat das Sagen im Haus); liebt den Luxus, modern, attraktiv, überheblich, flirtet gerne, genießt es von Männern bewundert zu werden, liebt das Risiko und die Aufregung,...
Das Verhältnis zu ihrem Sohn ist ein sehr distanziertes.
Sie spricht mit ihm französisch, kommandiert ihn die ganze Zeit herum, behandelt ihn wie einen kleinen Jungen. Sie belügt ihn schamlos, verrät ihn und glaubt, er ist zu blöd und nicht reif genug um dies zu bemerken. à verletzt Edgar sehr
Während des ganzen Aufenthaltes am Semmering versucht Mathilde ihren Sohn loszuwerden, obwohl er der eigentliche Grund für den Aufenthalt ist.
Erst zum Schluß, als es beinahe schon zu spät ist, begreift sie, was sie angerichtet hat. Nicht nur sie hat sich schändlich benommen, sie hat von ihrem Sohn das selbe verlangt, hat ihn sogar bestraft, als er sich moralisch richtig verhielt. Über die Güte Edgars und seiner Gnade ihr gegenüber (als er sie dem Vater gegenüber nicht verrät) ist sie so erleichtert, daß sie schwört nur noch für ihren Sohn da zu sein und ihn ewig zu lieben.
Er hat sie vor weiteren Fehlern bewahrt, ihr gezeigt, daß Abenteuer die Liebe zu einem Sohn nicht aufwiegen können.
Für mich klingt es sehr nach einer selbst auferlegten Buße, so zu sagen, um all ihre Fehler Edgar gegenüber wieder auszubügeln, wird sie immer für ihn da sein. Edgar ist am Semmering ihr Gewissen, das sie allerdings zu Hause lassen wollte. (Szenen mit dem Baron, wo er den Vater erwähnt,...
). Sie will aus dieser straffen Gesellschaftsordnung, aus ihrer Mutter- und Ehefraurolle entfliegen und sich ins Abenteuer stürzen, das ihr der Baron anbietet. Zwischen den beiden entbrennt ein heißer Flirt, aber zu einer Affäre kommt es nicht, obwohl sie von beiden gewünscht wird. à Edgar steht dazwischen; Sie benehmen sich wie zwei verliebt Teenager, die mit billigen Tricks den kleinen Bruder (Edgar) loswerden wollen, zeigen aber ihre „Zuneigung“ offen, da sie annehmen, er sei noch zu blöde um etwas mit zu bekommen.
Edgar
ist kränklich, kein Selbstbewußtsein, hat keine Freunde in seinem Alter, Stubenhocker, der gerne liest; Vor seinem Vater hat er – wie auch seine Mutter - großen Respekt, fürchtet ihn sogar ein wenig. Beide wissen das und drohen sich gegenseitig immer wieder „es“ dem Vater zu erzählen.
Er leidet unter der Tabuisierung der Sexualität. Er weiß, daß es da etwas gibt, das die Erwachsenen vor ihm verheimlichen, das es das ist, was zwischen dem Baron und seiner Mutter passiert, kann es aber nicht genau definieren. à das Geheimnis, das ihn brennend interessiert (Titel!); Diesen ersten indirekten Kontakt mit Sexualität erlebt er sehr negativ: seine Mutter belügt ihn, verletzt ihn, schlägt ihn sogar; Das schlimmste ist jedoch, daß ihn sein vermeintlicher Freund, der Baron, ihn verrät, betrügt, mißbraucht. Er beginnt ihn zu hassen. Nicht nur dafür, daß er von ihm betrogen wurde, sondern er macht ihn auch unbewußt für die Verhaltensweise seiner Mutter ihm gegenüber verantwortlich. Edgar hätte alles für seinen Freund getan, hat den Baron bewundert, ihm bedingungslos vertraut; er kam sich klein und unbeholfen ihm gegenüber vor, wollte alles richtig machen, war stolz auf ihn; Laut seinem Vater ist er ein Versager.
Dieser Aussage scheint für ihn durch seinen neuen Freund ein wenig widerlegt, der ihm Selbstbewußtsein gibt, ihn für etwas Besonderes erklärt.
Sein Grund für sein Weglaufen ist sein Gefühlschaos. Bisher war das Wort von Erwachsenen Gold, sie erzählen, daß man nicht lügt,... und dann tun sie es selber, denn er weiß, daß seine Mutter ihn belogen hat.
Wem soll er nun glauben? Seinem Wissen oder seiner Erziehung (seinem Vater)?
Auch läuft er vor dem Erwachsen sein weg. Will wieder Kind sein, wo alles viel einfacher war à typisches Pubertätsproblem
Baron
Beamter, nimmt sich nur Urlaub, weil er diesen dem Staat nicht schenken will, jung, beliebt, haßt die Einsamkeit, blüht nur unter der Bewunderung anderer richtig auf, kennt sich gut mit Frauen aus, liebt Abwechslung und Risiko, haßt Kinder, taktisch kluger Kopf, eitel, selbstbewußt,..
Bei seinem Verhältnis zu Mathilde spielen Gefühle kaum eine Rolle. Er will Spaß haben, auch wenn das auf Kosten anderer geht, das ist ihm egal. Jede Frau, die er „rumkriegt“ ist für ihn Selbstbestätigung.
(Allerdings zweifelt er gar nicht daran auch Mathilde ins Bett zu bekommen. à Überheblichkeit, Arroganz) ; Geht die Eroberung Mathildes mit Strategie an, handelt nicht übereilt, aus dem Gefühl heraus.
Obwohl er Kinder haßt, benutzt er Edgar dafür, denn für ihn sind Kinder dumm, sie durchschauen einem nicht, lassen sich am Ende leicht aus dem Weg räumen. Er sieht seine Ansicht darin bestätigt, wie leicht Edgar sich eine Freundschaft vorgaukeln läßt, jedoch hat er nicht mit dessen Hartnäckigkeit gerechnet.
Zu Beginn wird aus der Sicht des Barons, danach, als Edgar den Betrug an ihn wittert, aus der Sicht des Jungen erzählt. à Verdeutlichung der Absichten des Barons einerseits und die Auswirkungen auf den Jungen andererseits.
„Angst“
Schauplatz: Wien
Irene Wagner
ist mit einem Anwalt verheiratet, hat zwei Kinder, lebt in eher reichen Verhältnissen (Großbürgertum); Ihre Aufgaben beschränken sich auf gelegentliches einkaufen gehen, Kaffeeplausch mit Bekannten und für ihren Mann immer da zu sein, ihn zu bedienen und zu verwöhnen. Um den Haushalt kümmern sich die Angestellten, ihre Kinder haben ein Kindermädchen à Glück und Zufriedenheit (auch Langeweile)
Der Musiker bot eine willkommene Abwechslung, Aufregung, Risiko; Aus Trägheit widerstand sie ihm nicht, läßt sich einfach gehen. Es reizte sie, daß er sie als Frau sah und nicht, wie die anderen, als reiche, angesehene Frau eines Anwalts. Sie war sich sehr wohl bewußt, daß sie damit ihre Ehe gefährdet, hatte deshalb auch große Angst, aber zu Beginn war die Leidenschaft noch größer als ihre Furcht. Erst als die Gefahr Gestalt annimmt (die Frau, indirekt ihr Mann), wird sie sich des vollen Ausmaßes bewußt.
Sie setzt alles daran, daß ihr Mann nichts erfährt.
Zum Teil aus Angst, verlassen zu werden, zu Teil deshalb, weil sie sich schämt. Gerade vor ihrem Mann, den sie liebt, dessen Achtung sie braucht, will sie sich keine Blöße geben.
Durch die Erpressungen der Frau einerseits und den Lügen ihrem Mann gegenüber andererseits wird sie so unter Druck gesetzt, daß sie schlußendlich nur noch einen Ausweg sieht: Selbstmord. Sie versucht jede Möglichkeit um sich selbst zu retten, nur der naheliegensten, nämlich ihrem Mann alles zu gestehen, zieht sie den Tod vor. Sie will ihn nicht enttäuschen, will ihn nicht für ihren Fehler büßen lassen.
Die Erpresserin gibt sich als ehemalige eifersüchtige Geliebte des Musikers aus à Irenes Stolz ist verletzt.
Sie hatte zwar keine Gefühle investierte, jedoch auch nicht geglaubt so billig zu sein;
Als sie zum letzten Mal bei ihrem Geliebten auftaucht, ihn nach dieser angeblichen Geliebten fragt, die es aber nicht gibt, versteht sie überhaupt nichts mehr, alle wächst ihr über den Kopf, sie hat keine Kontrolle mehr über ihr Leben.
Ihr Mann Fritz
Anwalt mit eigener Kanzlei, gerecht, einfühlsam,.. Einen Fehler zu machen und nicht zu ihm stehen, ist für ihn verwerflicher, als der Fehler selber.
Sogar zu Hause ist er legt er seinen Beruf nicht ganz ab:
Streit zwischen seinen Kindern:
Das Mädchen hat dem Jungen sein Spielzeug zerstört, leugnet es jedoch; mit Strenge und Härte brach er den Widerstand des Mädchens, erwirkte ein Geständnis; danach war er nur noch besorgt, erklärte ihr ihre eigene Tat, führte ihr das Unrecht vor Augen; bestrafte sie (und den Jungen) aber dennoch;
Seiner Meinung nach ist das schlechte Gewissen vor ihrem Geständnis (Ungewißheit) viel schwerer zu ertragen, als die Strafe; er hat sie so zu sagen erlöst von ihrem Leiden;
Meiner Ansicht nach giert er fast danach, daß Menschen zu ihm kommen, ihm ihre Fehltritte eingestehen um sich als „Retter“ oder „Erlöser“(so sieht er sich) aufspielen zu können. (à verschafft ihm Genugtuung, zeigt ihm wie gut/perfekt er im Gegensatz zu ihnen ist.
)
Auch Pflichterfüllung bedeutet für ihn sehr viel. à Er müßte sie zurückrufen, aus Pflicht der Kinder gegenüber, wie er sagte; nicht aus Liebe. Auch stört ihn die Affäre an sich, nicht so sehr, wie die Tatsache, daß sie nicht zu ihrem Fehler stand.
Geliebter
ist ein bekannter Pianist; leichtlebig, liebt das Leben und die Frauen; hat sofort Ersatz für Irene; ist nur gekränkt, daß sie diejenige ist, die ihr Verhältnis beendet; zuerst glaubt er es sei nur Taktik: sie will ihn hinhalten, damit er sich noch mehr nach ihr sehnt. Sie sagt ihm den wahren Grund nicht; Als er aber merkt, daß es ihr ernst ist, trauert er ihr nicht weiter nach, sondern holt sich die Nächste.
Die Person
so wird die Erpresserin von Irene genannt à negativer Beigeschmack, zeigt ihr Einstellung;
wird von Irene als massig, grobschlächtig beschrieben; später, gleichzeitig mit Frau Wagner, erfährt der Leser, daß die Erpresserin in Wirklichkeit eine von ihrem Mann mittellose Schauspielerin ist.
Das Geschehen wird aus der Sicht der Frau geschildert; der Leser weiß nicht mehr als sie selber; à Identifizierung; erzeugt Spannung;
Er ist am Schluß genauso überrascht, wie Irene, als die wahre Rolle des Mannes und der Schauspielerin aufgedeckt werden. à wirft ein anderes Licht auf die Personen: Bis dahin, hatte man das Gefühl weder Irene noch ihr Mann könnten anders handeln, als sie es tun. Auch Fritz wird eher positiv, als starke Persönlichkeit beschrieben.
Am Schluß hat man aber eher das Gefühl, daß der Mann der wahre Verbrecher ist. Er hätte dem grausamen Spiel jederzeit ein Ende bereiten können, der Frau Erlösung verschaffen können, aber er quälte sie à sie steht als das eigentliche Opfer da.
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