Klasse 10c, kühnlenz
Klasse 10c, Kühnlenz 9.1.1998
Textanalyse
mit integrierter literarischer Charakteristik
Textgrundlage:
Dürrenmatt, Die Physiker
Der Moralist und Satiriker Dürrenmatt greift in seinem Drama ”Die Physiker” schlechthin das Thema des Atomzeitalters auf - die Macht der Wissenschaften, insbesondere die Macht der Physik. Das Werk handelt von dem Physiker Möbius, die ins Irrenhaus geflüchtet ist, weil die Auswirkungen seiner Entdeckungen, die er gemacht hat, die Menschheit bedrohen würde. In der Mitte des ersten Aktes besucht ihn seine ehemalige Frau Lina Rose, um von ihm Abschied zu nehmen. Diese Person möchte ich nun charakterisieren.
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Frau Rose wird dem Leser als herzensgute Frau dargestellt, die eigentlich in Ihrem ganzen Leben Möbius Unterstützung, nicht nur in finanzieller Hinsicht, gab (vgl. S. 34 / Z. 9 u. a.).
Nun kann Sie nach der Heirat das zusätzliche Geld nicht mehr aufbringen (S. 34 / Z. 21-22) und macht sich deswegen große Vorwürfe (S. 35 / Z. 5). Sie blickt der Zukunft ängstlich entgegen, weil sie nun 9 Kinder zu versorgen hat (S.
34 / Z. 28). Viele ihrer Aussagen wie zum Beispiel ”Vielleicht etwas eilig, wir lernten uns im September an einer Tagung kennen ” (S. 31 / Z. 17-18) muss Sie immer wieder begründen (S. 31 / Z.
31), vielleicht um die moralische Richtigkeit zu rechtfertigen.
Dennoch ist Ihr jetziges Verhältnis zu Möbius aufgrund dessen (vermeintlicher) Krankheit eher gemäßigt. Sie hat ihren vorherigen Gatten die letzten Jahre kein einziges Mal besucht, denn die Buben haben ihren Vater noch nie kennengelernt (S. 32 / Z. 21). Das (warscheinlich letzte) Treffen hält Sie nur für ”schicklich”, wenn auch nicht für unbedingt notwendig (S.
32 / Z. 19). Auch begrüßt Sie Möbius eher verhalten als erfreut (vgl. S. 36). Es scheint direkt, also nimmt Frau Rose ihren Mann nur noch als Balast wahr.
Frau Rose ist ein Bewunderer des Sanatorium ”Les Cerisiers” (S. 35 / Z. 9-10), in dem sie Ihren Möbius, für den Sie jetzt immer mehr eine Art Beschützer- / Mutterrolle übernimmt, für gut aufgehoben hält. Dies kann man auch aus den Kosenamen (”Meine liebes, liebes Johann-Wilhelmlein” , S. 36 / Z. 16-17), die sie Möbius gibt, schließen.
Des Weiteren beschwichtigt sie Möbius´ Aussagen (”Ich bin ein ungenügender Vater gewesen” - ”Aber Johann Wilhelmlein” immer wieder (S. 39 / Z. 4-5; vgl. auch S. 37, Z. 27-31).
Sie nimmt als Möbius also als eher kranken Menschen wahr und zeigt ihr Mitleid durch ihre freundlichen Beschwichtigungen.
Frau Möbius ist eine beruflich sehr vielfältige Frau. Es ist bekannt, dass sie in einem Transportgeschäft und später in einer Schokoladenfabrik gearbeitet hat (S. 34 / Z. 4-5 + 10). Dies läßt eventuell Rückschlüsse auf eine eher mäßige schulische Ausbildung zu.
Ebenso ist der Grund, weshalb Sie auf der Tagung war (S. 31 / Z. 18), leider unbekannt (der dann wieder Rückschlüsse auf Ihre intellektuelle Begabung zulassen könnte!).
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Insgesamt gesehen nimmt die Szene vom Besuch der Familie Rose einen interessanten Part im Buch auf, in der man schon früh über die Vergangenheit eines Physikers liest. Die Szene, in der die gute Frau Rose traurig berichtet, dass Sie auf die Marianen ”dampfen” will, die Jungen ”etwas von Buxtehude” immer ”inniger” flöten und Möbius den Wahnsinnigen spielt, hinterlässt insgesamt einen guten Eindruck - wie das gesamte Werk.
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Markus Kühnlenz
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