Stiller
Stiller
von Max FrischWichtige Personen:
Mr. White - wird festgenommen und verdächtigt Stiller zu sein
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Anatol Ludwig Stiller - psychisch labiler züricher Bildhauer
Julika Stiller Tschudy - unnahbare Frau von Stiller
Knobel - Wärter von Mr. White, glaubt ihm als einziger
Rolf - Staatsanwalt von Mr. White und später Freund von Stiller
Handlung:
Bei der Einreise in die Schweiz wird der vermeintliche Amerikaner Mr. White festgenommen und wegen seines identischen Aussehens verdächtigt der vor sieben Jahren verschwundene Anatol Ludwig Stiller zu sein, der in eine mysteriöse Agentenaffäre verwickelt gewesen war. Er fühlt sich aber nicht in der Lage diese Anschuldigungen durch Beweise zu widerlegen, da ihm seine eigene Herkunft und Vergangenheit seltsamerweise unbekannt sind.
Sein Gefängniswärter Knobel ist der einzige, der Mr. Whites berühmten "Ich bin nicht Stiller" Glauben schenkt. Zu seiner Belastung werden Stillers alte Freunde und Verwandte, unter anderem auch dessen damalige Frau Julika Stiller-Tschudy, eingeladen, die Mr. White eindeutig als den verschwundenen Stiller identifizieren. Überall begegnen ihm die Leute als wäre er Stiller.
Bei zahlreichen Urlaubstagen an denen er das Gefängnis verlassen darf, lernt er Julika Stiller gut kennen und erfährt viel über Stillers Vergangenheit: Stiller versagte als Bildhauer und als Freiwilliger beim Spanischen Bürgerkrieg.
So sah er die Ehe mit Julika als Bewährungsprobe an. Diese mißglückte ihm aber als Julika mit schwerer Tuberkulose in ein entferntes Sanatorium mußte. Er entsagte ihr, da er ihre Verschlossenheit nicht ertrug und beide keine gemeinsame psychische Ebene für das Zusammenleben fanden.
Mr. White verliebt sich neuerlich in Julika.
Die Vergangenheit Stillers aber, gestaltete aber so, daß er nach einem Selbstmordversuch aus Scheu und Enttäuschung von seinem bisherigen Leben und seiner Frau Julika Abschied nahm.
Er versuchte als "Mr. White" neu anzufangen und scheiterte aber deshalb, weil er an der schweizer Grenze festgenommen wurde.
Die Beweise und der psychische Druck zwingen "Mr. White" alias Stiller schließlich bei einem Besuch in seiner ehemaligen Wohnung seiner objektiven Identität zuzusagen obwohl er subjektiv total gewandelt ist.
"Mr. White" der nun wieder Stiller ist kann sich jetzt wieder mit seiner Frau Julika niederlassen.
Seine neugewonnenen Freunde Rolf, sein Staatsanwalt, und dessen Frau helfen ihm mit sich selbst fertig zu werden. Als Julika an einer Lungenoperation stirbt, lebt er gramvoll allein weiter.
Interpretation:
Stiller hat einen dauernden Kampf um seine Identität auszufechten. Diese wird aber durch die Sehnsucht nach einem anderen Ich sehr gefährdet. So flieht er aus seinem verfehlten Leben und versucht ein neues zu beginnen – er will das Unmögliche, weil er in der Erfüllung des Möglichen versagt hat.
Aufbau:
Der Roman "Stiller" ist in zwei Abschnitte unterteilt.
Der Erste wird von den Aufzeichnungen Stillers während seiner Untersuchungshaft gebildet, die von teils wirren Erzählungen aus seiner "Wandlungszeit" in Amerika geprägt ist.
Durch den dauernden Wechsel zwischen Gegenwart und Vergangenheit werden Erinnerungen und Realität widergespiegelt. Die Handlung an sich wird erst am Ende des ersten Abschnitts nach ca. 380 Seiten wirklich durchsichtig. Spannung entsteht durch Verwirrung und Unwissenheit über Mr. Whites Vergangenheit.
Der zweite Teil besteht aus den Schilderungen der Ereignisse nach "Mr. Whites" Überführung aus der Sicht von Rolf, Stillers Staatsanwalt in sachlicher, linearer und präziser Weise.
Über den Autor:
Max Frisch wurde am 15. Mai 1911 in Zürich als Sohn eines Architekten geboren. Er studierte Architektur, eröffnete ein Architekturbüro und wurde erst später freier Schriftsteller. Zwischen seinen Arbeiten reiste er viel.
Auch seine veröffentlichten Tagebücher verschafften ihm Ruhm und Ehre. Nach insgesamt 12 Auszeichnungen für seine Werke starb er am 4. April 1991 als Dr. der Philipps-Universität und als Schriftsteller in Zürich.
von Andreas Reisinger
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