Störfall (nachrichten eines tages) - von christa wolf
Störfall (Nachrichten eines Tages)
von Christa WolfAutor:Wolf, Christa (1929- ), Schriftstellerin und Essayistin, eine der bedeutendsten zeitgenössischen Autorinnen der deutschsprachigen Literatur.
Wolf wurde am 18. März 1929 in Landsberg an der Warthe (heute: Gorzów Wielkopolski, Polen) geboren. Sie studierte Germanistik in Jena und Leipzig und war danach als Verlagslektorin und Redakteurin tätig. Seit 1962 ist sie freie Schriftstellerin. Als in der Deutschen Demokratischen Republik lebende Schriftstellerin thematisierte sie in ihrem ersten Roman Der geteilte Himmel (1963) die Problematik der deutsch-deutschen Teilung.
Die letzten Kriegsjahre und die Anfangsphase der DDR waren Thema der Romane Nachdenken über Christa T. (1969) und Kindheitsmuster (1976). Mit der Bearbeitung des Kassandramythos (Kassandra, 1983) behandelte Wolf das Motiv des Handelns wider besseren Wissens. Das Reaktorunglück in Tschernobyl im April 1986 ist Thema der Erzählung Störfall (1987). Ihre Erzählung Was bleibt, die sie bereits 1979 geschrieben hatte, wurde erst im Jahr 1990 publiziert. In diesem autobiographisch geprägten Werk zeichnete sie das Psychogramm einer vom Staatssicherheitsdienst der DDR (Stasi) überwachten Frau.
Das Buch löste heftige Kontroversen aus, nachdem Wolf selbst in den Verdacht geriet, als Informantin der Staatssicherheit tätig gewesen zu sein. Wolfs literarische Vorbilder waren neben Bertolt Brecht die Schriftstellerinnen Anna Seghers und Ingeborg Bachmann.
Christa Wolf wurde 1980 mit dem Georg-Büchner-Preis und 1984 mit dem Österreichischen Staatspreis für Europäische Literatur ausgezeichnet.
Inhalt und Interpretation:
In der Erzählung „Störfall“ laufen zwei Handlungen parallel ab. Die eine betrifft die radioaktive Verseuchung von Mensch und Natur durch den Brand im Kernkraftwerk Tschernobyl – eine verheerende Konsequenz einer außer Kontrolle geratenen wissenschaftlich-technologischen Entwicklung. Die andere handelt von der Gehirnoperation des Bruders der Erzählerin, bei der vom Fortschritt in Naturwissenschaft und Technik und deren Beherrschung das einzelne Leben abhängt.
Die Ich-Erzählerin verfolgt an diesem Tag im April 1986 in ihrem Haus auf dem Lande die beiden sich konträr zueinander entwickelnden Nachrichtenströme und bedenkt die Tragweite dieser Mitteilungen für ihr zurückgezogenes Dasein. Ein weiteres Erzählelement weist dort in die Geschichte des Zweiten Weltkriegs zurück, indem Reisende Zeugnisse ihrer Kriegserlebnisse aufsuchen.
Am Ende ist die Operation des Bruders gut verlaufen, das Ausmaß der Verheerungen durch den radioaktiven Fallout wird ahnbar. Die Erzählung schließt mit einem mahnenden Schreckenstraum über die Schwierigkeit „von dieser Erde Abschied zu nehmen“.
Christa Wolf stellt in dieser Erzählung einen unmittelbar bedrohlich empfundenen Themenkomplex, nämlich das Verhältnis zur Zukunftstechnologie, zur Debatte. Ansicht von 2 Seiten: einerseits Gehirnoperation des Bruders, die gut verläuft; andererseits Tschernobylunfall.
Für die Erzählerin in diesem Buch ist einerseits die Beziehung zu ihrem Bruder wichtig, der praktisch der einzige Mensch in ihrem Leben ist, da sie keine Familie hat und andererseits ihr Garten, der eigentlich ihr „Paradies“ ist. Beides wird unmittelbar bedroht. Falls sie ihren Bruder und ihren Garten verlieren würde, dann hätte sie nichts mehr.
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