Struktur des stückes:
Struktur des Stückes “Leben des Galilei”:
1. Entdeckung des konfliktträchtigen neuen Wissens
1) Padua 1609
Galilei am Anbruch einer neuen Zeit
2) Venedig 1609
Die Wahrheit über das Fernrohr
3) Padua 1610
Umwälzende astronomische Entdeckungen
Gespräch über die Vernunft des Menschen
2. Erste Phase des Konflikts: Galilei, der tapfere und erfolgreiche Verfechter der Wahrheit
4) Florenz
Präsentation der Entdeckungen vor den Gelehrten des Florentiner Hofes
5) Florenz
Die Pest
6) Rom 1616
Das Collegium Romanum bestätigt die Entdeckungen Galileis
7) Rom 1616
Vermahnung Galileis durch die Inquisition (in Bellarmins Haus, beim Ball)
8) Rom 1616
Gespräch über die gesellschaftliche Bedeutung von Glaube und
Wissenschaft (mit dem kleinen Mönch)
3. Zweite Phase des Konflikts: Galilei, der Held des Volkes und Verräter der Wahrheit
9) Florenz 1624
Erneuter Beginn der astronomischen Forschung
10) 1632
Galileis Ressonanz beim einfachen Volk
11) Florenz 1633
Galileis Auslieferung an die Inquisition durch den Florentiner Hof
12) Gespräch über die (politische) Vernunft des Volkes bzw. die Gefahren der
“neuen Lehre” (Papst - Inquisitor)
Einleitung des Prozesses gegen Galilei
13) Rom 1633
Galileis Widerruf
4. Persönliche und gesellschaftliche Folgen des Widerrufs
14) Arcetri, nach 1633
Galilei als Gefangener der Inquisition
Reflexionen über die historische Verantwortung des Wissenschaftlers
15) 1637
Galileis Wissen überschreitet die Grenze
15 Szenen = Bilder, durchnummeriert in arabischen Ziffern
wider dem Theater des Aristoteles: i.
d. Regel keine Einheit von Ort, Raum und Zeit; der Handlungsverlauf ist linear, daher Charakter einer Chronik - Dramatisierung der Biographie Galileis
zum Handlungsverlauf: die Chronologie der historischen Ereignisse weist eine Spannungskurve auf, der Brecht in der Komposition der einzelnen Bilder Rechnung trägt
Szenen-Titel und Epigramme stehen zu Beginn jeder Szene - Funktion einer Übersicht bzw. eines Kommentars, der Handlung wird damit ihre Spannung genommen, die Aufmerksamkeit des Lesers auf das “Wie” gelenkt;
eine ebensolche Funktion haben die Reflexionsdialoge;
vgl. auch Bauprinzip des szenischen Kontrasts (6/7)
Kompositionsprinzip von Parallele und Kontrast der einzelnen Bilder: 1-14, 6-13,
3-14 (Die Nacht ist hell; Verhältnis Vater-Tochter)
Galilei: Anspruch auf Unabhängigkeit der Forschung bzw. wissenschaftlichen Wahrheit; Methoden seiner Forschung !
Brechts Theatertheorie: Das epische Theater
Das epische Theater bewirkt die kritische Reflexion des Zuschauers, etwa durch handlungsfremde Elemente, z.B.
kommentierende Songs. Der Zuschauer wird dabei in bewußte Distanz zum Dargestellten gebracht. Betont wird der Unterschied zwischen “realer Welt” und “Welt der Bühne”. Deutlich wird somit, daß es sich um kein Illusionstheater (“bürgerliches Theater”) handelt, sondern um eine parabelhafte Lehre. Typisch ist in diesem Sinne das offene Ende der Stücke Brechts. Das Theater soll dem Zuschauer Erkenntnisse vermitteln, aus denen er Lösungen für sein gesellschaftliches Handeln gewinnen kann.
Der Unterschied zwischen dem “bürgerlichen” und dem epischen Theater liegt im wesentlichen darin, daß der Protagonist im epischen Theater weniger durch den eigenen Charakter geprägt ist, als vielmehr durch das “Milieu”, das soziale Umfeld. Der Mensch ist ein Produkt seiner sozialen Umwelt. Ist diese, nach der materialistischen Geschichtsauffassung von Marx, veränderbar, so ist es der Mensch auch.
Da das epische Theater “realistisch” ist, den Zuschauer belehren kann, kann es zum Instrument gesellschaftlicher Veränderungen werden. Denn: der Zuschauer kann die vom Stück vermittelten Erkenntnisse umsetzen.
Durch Verfremdung (“als Methode, zur Erkenntnis zur gelangen” - Herausstreichen von Gegensätzen) und Historisierung (Gegenüberstellung zweier Zeiten) zeigt das epische Theater ein Modell der gesellschaftlichen Wirklichkeit.
Dadurch werden Erkenntnis und damit auch Veränderung der gesellschaftlichen Wirklichkeit ermöglicht. Das Drama fungiert als Erkenntnismodell der gesellschaftlichen Wirklichkeit.
Verfremdung und Sprachgestaltung im “Galilei”:
Antithetik von Begriffen Sätzen: alte Zeit - neue Zeit
Logischer Widersinn: Ludovico im 9. Bild (S.91)
Zusammenfügen scheinbar unvereinbarer Bedeutungsfelder: gute Verkaufbarkeit im der Philosophie im ersten Bild
Metaphern als Leitmotive, ebenfalls kontrastiert: Milch - Buch im 1. Bild, S.
7
Komik und Verfremdung, Gegensatz von Rede und Handlung: der alte Mönch im 6. Bild
Figurenkonstellation: den Repräsentanten der “alten Ordnung” werden jeweils Vertreter der “neuen Zeit” gegenübergestellt
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