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  Theresias-monolog

Theresias-Monolog   Der Monolog des Theresias ist eine Textpassage aus „Antigone“, einer der bedeutendsten Tragödien der Antike. Ihr Autor Sophokles (496-406 v.Chr.) ist einer der bekanntesten griechischen Dramatiker dieser Zeit. Sophokles schrieb 130 Dramen davon sind jedoch nur sieben erhalten. In seinen Werken beschrieb er die Auseinandersetzung des Menschen mit dem Schicksal und Grundkonflikte des menschlichen Zusammenlebens, welche auch heute noch in jeder Gesellschaft aktuell sind.

Er stellte Menschen in Extremsituationen dar und wählte außergewöhnliche Persönlichkeiten als Hauptpersonen: Kreon, Haimon, Antigone, Theresias.   Theresias ist ein blinder Seher, der in diesem Monolog Kreon, dem König von Theben voraussagt, was ihn zu künftig erwartet. In der Regieanweisung wird er als „blind mit schneeweißen Haar vorgestellt“. Diese Personenbeschreibung am Anfang der Szene ruft Achtung und Respekt hervor. Seine Worte haben großen Einfluss auf Kreons Politik. Der König lässt sich bei wichtigen Entscheidungen von ihm beraten, was für ihn selbst und Theben bis jetzt von Vorteil war.

(Z.965-968) Kreon will nach unruhigen Zeiten Frieden und Wohlstand für die Stadt. Mit starker Hand und Staatsräson möchte er dieses Ziel erreichen. Sein Sohn Haimon, rechtmäßiger Thronfolger Thebens ist mit Antigone verlobt. Sie, die Nichte von Kreon, ist zum Tode verurteilt, weil sie einen königlichen Erlass missachtete. Ihr Bruder Polyneikes, der gegen seine eigene Heimatstadt Theben gekämpft hat und dabei fiel, durfte als Verräter nicht bestattet werden.

Antigone ignoriert den Befehl des Königs und begräbt ihren Bruder. In Dialogen versuchen Antigone und ihr Verlobter Haimon den König davon zu überzeugen, dass ihr Handeln der Vernunft und dem Götterrecht entsprechen und nicht gegen ihn und die Staatsräson gerichtet sind. Ihre Argumentationen beeinflussen Kreons Standpunkt nicht. Um die letzte ``Sicherheit´´ für die Richtigkeit seiner Entscheidung zu erhalten, ruft er Theresias zu sich. So kommt es im Dialog zwischen Theresias und Kreon zu einem längeren Monolog des Sehers, der als eine Warnung an Kreon zu verstehen ist. Das spiegelt sich in der Textstelle: „Bedenk, auf Messers Schneide schwebt das Glück dir jetzt !“, wider.

(Z.968) Sophokles versucht die Personen durch ihre Sprache zu charakterisieren. An ihrer Sprechweise lassen Rückschlüsse auf den Charakter und Stellung in der Gesellschaft ziehen. Theresias als Seher kleidet seine Aussagen und Visionen in Metaphern.       „Da hört ich unbekannten Laut von Vögeln, die unheilvoll krächzten und in wild verworrnem Ton.“, spricht Theresias warnend.

(Z. 974-975) Er ist erschrocken und macht sich Sorgen um die Zukunft Thebens. So sieht er, dass etwas Ungewöhnliches passiert ist. Das Volk, welches durch die Vögel dargestellt wird, ist in Aufruhr. (Z. 972-975) Als Folge Kreons starren Denkens spaltet sich das Volk Thebens in zwei verfeindete Lager.

Es wird sich gegenseitig niedermetzeln. Das Resultat wird ein mörderischer Krieg sein, der nicht mehr zu verhindern ist (Z.975 – 976); noch schlimmer - die Götter wenden sich von Theben ab. Sie werden die Opfer der Thebaner nicht mehr annehmen, denn der Gallensaft macht diese ungenießbar. (Z.981-982) Theresias weiß , „dass das Opfer böse Zeichen gab und nichtig war“.

Das Götterrecht wurde von Kreon missachtet. Die Staatsgesetze dürfen nicht gegen das Götterrecht - gleichzusetzen mit der Moral - verstoßen. Theresias macht deutlich, dass Theben durch Kreons Starrheit leidet. „Und also leidet unsre Stadt durch deinen Sinn“. (Z.987) Er sagt das ohne Umschreibung, Kreon direkt in das Angesicht.

Mit dieser Feststellung trifft er den Kernpunkt der Problematik und greift Kreon unmittelbar an. Der Seher stellt seine Autorität als Herrscher in Frage. Theresias weiß, dass durch die Sturheit Kreons die Dynastie akut bedroht ist und ob die Götter Theben bestehen lassen, scheint ebenfalls fraglich für ihn. Die Ursache des Missfallens der Götter ist die Entweihung aller „Feuerstätten und Altäre“ durch „Hund und Vögel“. (Z.989) Diese hatten sich an der Leiche von Polyneikes, „Ödipus unselig hingesunkenem Sohn“ verköstigt.

(Z.990) Als Wahrsager hält er Kreon diese Tatsache vor, denn zur damaligen Zeit war es ein schweres Verbrechen, Menschen unbegraben zu lassen. Ihre Seele schweifte orientierungslos durch die antike Welt, kam nicht zur Ruhe und versetzte die Menschen in Angst und Schrecken. Auch Theresias meint, dass der tote Polyneikes nicht mehr der menschlichen Macht unterliegt. Er gehört nun Hades, dem Gott der Unterwelt. „Den Toten nochmals töten, welch ein Heldenmut“.


(Z.1002) Für Kreon ist sein Herrscherrecht heilig. Er will nicht als Lügner vor seinem Volk stehen, indem seine Verbote unbestraft übertreten werden können. Theresias beweist, dass Götterrecht mehr Gültigkeit besitzt als Herrscherrecht. Ein Herrscher so wie Kreon ist nur ein Mensch und diese können sich irren (Z.995-999), was die Textstelle „Denn zu fehlen ist gemeinsam allen Erdgebornen zwar.

..“, unterstreicht. Deshalb muss Polyneikes begraben werden, um seine Seelenruhe finden zu können. „Gib also nach dem Toten, stich nach Leichen nicht; ..

.“warnt Theresias. (Z.1001) Es ist noch nicht zu spät die Katastrophe abzuwenden. Nach Antigone und Haimon zeigt nun auch der Seher aus seiner Sicht erneut Kreon seinen Fehler auf - jeder kann sich irren, muss aber in der Lage sein umzulenken. Theresias will nur das Beste für Theben und versucht Kreon umzustimmen um die Tragödie von der Stadt abzuwenden und somit das Gleichgewicht zwischen Götterrecht und Staatsräson wieder herzustellen.

Theresias kann Kreon in seinem Monolog nicht überzeugen, Antigone für ihre Tat unbestraft zu lassen. Kreon wirft dem Seher sogar vor, dass er seine Position ausnutzt ihn zu verraten und nur nach Reichtum strebt. (Z. 1010) Im Folgendem verhärtet sich das Gespräch. Es kommt zu keinem Ergebnis, Theresias verlässt wütend den Palast. Der König bleibt erschüttert zurück.

  Insgesamt betrachtet bedient sich Theresias in diesem Monolog einer gehobenen Sprache, die seiner Position gerecht wird. Durch schon erwähnte Metaphern erreicht der Seher eine hohe Anschaulichkeit seiner Aussagen. Besonders beeindruckend ist für mich auch die Metapher der Vögel, die das Volk versinnbildlichen. Auffällig ist, dass bestimmte Wörter wie zum Beispiel „Opfer“ (Z.977/978/985/991) auch in Zusammensetzungen oder „Toten“ (Z. 1001/1002) wiederholt werden.

Damit verstärkt der Sprecher dieser Worte die Eindringlichkeit seiner Aussagen. Den mehrmals erwähnten „Toten“ stellt er in den folgenden Zeilen (Z. 1003/1004) viermal „Gutes“ gegenüber, was die Kernproblematik des Textes die Toten ruhen zu lassen und Staatsräson nicht über Götterwillen zu stellen, unterstreicht. Durch seine Sturheit und zu späte Einsicht steht Kreon am Ende der Tragödie allein und verlassen da.   Sophokles wollte meiner Meinung nach die Menschen zu vernünftigen Handeln ermahnen. Das macht für mich die eigentliche Größe dieses Werkes aus.

Der antike Dichter hat zu seiner Zeit bereits erkannt, worauf es im menschlichen Miteinander ankommt. Das ist mir im Dialog zwischen Theresias und Kreon, aber auch in Kreons Auseinandersetzungen mit Antigone und Haimon bewusst geworden. Aber leider ist das von ihm gesteckte Ziel bei weitem noch nicht erreicht. Kreons politische Fehler sind noch heute unter den Politikern zu beobachten. Kampf um Macht, Recht und Ansehen sind für einige wichtiger als das Wohl der Gesellschaft. Als führungsschwach erweist sich der Machtausübende, welcher in Krisensituationen nicht kompromiss- und verhandlungsbereit ist.

Die Geschichte verdeutlicht, dass Haltungen, die nicht auf Verständigung, sondern auf Abgrenzung mit dem politischem Gegner zielen, dauerhaft keinen Erfolg haben können. Einen Beweis dafür ist der Konflikt zwischen Israel und Palästina. Der Terroranschlag in New York vom 11.09.01, wo über 6000 Tote zu beklagen sind, ist ein Verbrechen an der zivilisierten Menschheit. George W.

Bush hat harte Sanktionen und Vergeltungsschläge angekündigt. Im Gegenzug drohen die Islamisten mit Dschihad, dem heiligen Krieg. Zu gern möchte ich an die Politiker im Sinne Sophokles appellieren keinen Krieg zuzulassen. Die Kompromissbereitschaft aller Herrscher, aller Religionen sollte die Grundlage für eine hoffnungsvolle Zukunft aller Menschen sein.      

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