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  Vergleich der gedichte ,,die stadt" von theodor storm (1851)

Vergleich der Gedichte ,,Die Stadt" von Theodor Storm (1851) und ,,Ringsum ruhet die Stadt" von Friedrich Hölderlin (1801)     In seinem Gedicht ,,Die Stadt" beschreibt Theodor Storm die Lage sowie die natürliche Umgebung seiner Geburtsstadt. Gelegen ist sie an einem ,,grauen Meer". Durch sie hindurch ziehen Nebelschwaden und in der Ruhe kann man nur das Rauschen des Meeres wahrnehmen. Auch in der Natur herrscht Stille vor: kein Tier, kein Geräusch ist zu vernehmen, außer dem Wehen des Strandgrases und dem Gekrächze der Wandergans. Besonders betont das lyrische Ich aber, wie wichtig diese Stadt für es ist, da es die Jugenderinnerungen mit ihr verbindet. Storm hebt in seinem Gedicht besonders die Eintönigkeit der Stadt hervor.

Häufig tritt in diesem Zusammenhang die charakteristische Farbe ,,grau" auf, die beim Leser sofort Assoziationen riesiger, einheitlicher Reihenhäuser erzeugt. Aber er bezeichnet nicht nur die Stadt selbst als grau, sondern ebenso auch den Strand und das Meer, an denen sie gelegen ist. Diese triste Stimmung wird verstärkt durch den drückenden Nebel und das gleichmäßige Rauschen des Meeres. Die formale Umsetzung erfährt dieses Motiv durch die Reime. Aus drei Strophen zu je fünf Versen bestehend folgt jede Strophe dem festen Reimschema a b a a b. Bei genauerem Untersuchen der Reime entdeckt man, dass viele Reimwörter eigentlich Wiederholungen sind.

Diese wiederholten Wörter ,,Stadt" und ,,Meer" ziehen sich durch das ganze Gedicht hindurch und tauchen immer wieder auf. Einerseits hebt Storm hier die tragende Bedeutung der Stadt und des Meeres für das Gedicht hervor, andererseits wird dadurch auch Einförmigkeit und Langeweile erzeugt, was die bedrückende Stimmung noch verstärkt. Doch nicht nur die Stadt wird als trist und ruhig beschrieben, auch die Natur schweigt. Durch eine Inversion und eine Litotes, nämlich ,,es rauscht kein Wald", deutet Storm auch außerhalb der Stadt eine gewisse Eintönigkeit an. Eine nur in Herbstnächten vorbeifliegende Wandergans lässt auch keine positive Stimmung aufkommen, da sie nur einen ,,hartem Schrei" von sich hören lässt. Aber selbst die wenigen Ausnahmen in der strengen Form bewirken keinerlei Aufweichung der tristen Stimmung.

Dieses Adjektiv beschreibt eigentlich genau die Stimmung, die in den ersten zwei Strophen vorherrscht. Eine weitere Ausnahme bildet der zweite Vers der zweiten Strophe: wieder wird der Jambus unterbrochen, um ein bestimmtes Wort, nämlich ,,kein", zu kennzeichnen. Diese Strophe ist des weiteren die einzige, die sieben Silben aufweist. Auffällig ist auch die Häufung dunkler Vokale in ihr: ,,Vogel ohne Unterlass". Auch diese Ausnahme dient nur dazu, das negative Gefühl nur noch weiter zu verstärken! Eine unerwartete Wendung nimmt das Gedicht jedoch in der dritten Strophe. Storm greift die Motive ,,Stadt" und ,,Meer" wieder auf.

Durch die Wiederaufnahme des Wortes ,,Meer" im Reim aus der ersten Strophe bringt sie eine Häufung positiv besetzter Wörter. Z.B. hängt der ,,Jugend Zauber" des lyrischen Ich an der Stadt. Diese guten Erinnerungen lassen die an sich triste Stadt plötzlich in einem anderen Licht erscheinen. Zum ersten Mal im Gedicht tritt hier das lyrische Ich richtig auf (,,mein Herz") und personalisiert die Stadt sogar, indem es sie direkt mit ,,du graue Stadt am Meer" anredet.

Zwar wird gerade dieser Vers wiederholt, trotzdem fällt dies nicht mehr als dumpfe Wiederholung auf, sondern als Ausdruck einer persönlichen Beziehung zu ihr. Auch weitere Wiederholungen, wie etwa das Wort ,,dir" oder ,,der Jugend Zauber für und für" sind als Zeichen der Freude und Verbundenheit zu betrachten. Der Zugang zu Friedrich Hölderlins Gedicht ist nicht einfach. Es besteht aus einer Strophe à 18 Zeilen. Er stellt in seinem Gedicht ,,Ringsum ruhet die Stadt" die Zufriedenheit der Menschen dar, z.B.

dass sie nach einem schweren Arbeitstag zu Ruhe gehen können. Außerdem wird das schwärmerische der Nacht dargestellt z.B. den Sternenhimmel, der die Stadt zu einem Ort des Friedens macht. Er beschreibt sie als eine Art Paradies. Sie bietet den Menschen Geborgenheit und Sicherheit.

Das Gedicht wirkt romantisch und strahlt eine gewisse Ruhe aus – „eine erleuchtete Gasse mit Fackeln geschmückt“. In der Stadt scheint es allen Menschen gut zu gehen, sie haben Arbeit und ein ausgefülltes Leben. Sie erscheint als wunderbarer Platz für die Menschen; die Natur ist unberührt und für die Menschen geheimnisvoll („die schwärmerische Nacht“, „glänzt die Erstaunende dort, die Fremdlingin unter den Menschen“). Das Gedicht zeigt Streben nach Schönheit, ist ein Zeichen für die Sehnsucht des Dichters nach Harmonie. Auch scheinen die Lebensverhältnisse glücklich überein zu stimmen aller Lebensverhältnisse „Satt gehn heim von Freuden des Tags zu ruhen die Menschen, und Gewinn und Verlust wägt ein sinniges Haupt wohlzufrieden zu Haus“. Das lyrische Ich schafft sich eine künstliche Harmonie, um im Alltag zu überleben.


Dazu ist die Nacht besonders geeignet, denn sie verdeckt alle Unstimmigkeiten des Tages. In Friedrich Hölderlins Gedicht liegt ein freier Rhythmus vor. Dadurch hat es eher den Charakter einer Beschreibung. Dem Leser werden auch Einzelheiten der Menschen geschildert, während es in Storms lyrischem Werk eigentlich nur um die Stimmung bzw. Wirkung der Stadt auf die Einwohner geht. In dem einen Gedicht wird die Stadt als etwas Schönes und Wunderbares dargestellt; im Gegensatz dazu beschreibt sie Storm als eine eintönige, langweilige und graue Siedlung.

Selbst die Natur hat sich diesem Schema angepasst. Das ist darin begründet, dass Storm seine Gedichte zeit- und realgetreu geschrieben hat. Und doch steht Storm der Stadt positiv gegenüber. Er ist mit ihr direkt verbunden, da er seine Jugendzeit in ihr verbracht hat. So erhält sie eine ganz besondere Bedeutung für ihn. In seinem Werk wird also eine bestimmte Stadt angesprochen, nämlich seine Heimatstadt.

Der Standpunkt Hölderlins zu „seiner Stadt“ ist schwer zu erkennen. Man kann aber annehmen, dass er, wie Storm, die Stadt mag, da er sie als ruhig und friedlich beschreibt. Während der Nacht fühlt er sich in der Stadt besonders wohl, da der Alltagsstress und der tagbezogene Lärm nicht vorhanden sind. Beide Gedichte haben zwar das gleiche Thema - die Stadt. Trotzdem sind sie in Aufbau und Wirkung sehr unterschiedlich. Obwohl beide eine gute Beziehung zur Stadt zu haben scheinen, stellen sie sie auf verschiedene Weise dar.

So erscheinen dem Leser beide Gedichte anders und wirken dementsprechend auf ihn. Die Unterschiede ergeben sich auch aus der Zugehörigkeit zur verschiedenen Literaturepochen. Hölderlins Lyrik weist klassische und romantische Merkmale auf, Storms literarische Heimat ist der Realismus.  

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