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Einleitung
Zur Einstimmung einige Dias der nordfriesischen Küstenlandschaft. Dazu 1-2 Landschaftsbeschreibungen aus dem „Schimmelreiter“ (S. 52, evtl. S. 58)
2.Zusammenfassung
Ein Reisender reitet mit seinem Pferd einen Deich entlang, es ist stürmisch und er möchte so schnell als möglich zu einer Siedlung.
Da begegnet ihm auf dem Deich eine dunkle Gestalt mit schwarzem Umhang und brennenden Augen, die aus dem bleichen Gesicht hervorstechen. Sein Reittier, ein Schimmel, galoppiert geräuschlos vorbei.
Diese Erscheinung dauert nur wenige Sekunden, doch sie hinterlässt eine bleibende Erinnerung. Der Sturm braust inzwischen auf, der einsame Reisende erreicht noch rechtzeitig ein Wirtshaus. Dort findet gerade eine Versammlung des Deichgrafen und seiner Gefolgsleute statt. Der Reisende erzählt den anwesenden Leuten von seinem gespenstigen Erlebnis.
Grosse Bestürzung bricht aus, denn der Schimmelreiter, wie die Leute diese Erscheinung nennen, tritt nur vor Deichbrüchen oder sonstigen Katastrophen auf. Darauf erhebt sich der alte Schulmeister und beginnt auf ausdrücklichen Wunsch der Anwesenden, die wahre Geschichte des Schimmelreiters zu erzählen:
Hauke Haien war sein richtiger Name. Sein Vater Tede galt als der intelligenteste Mann der ganzen Umgebung, sein Sohn schien diese Eigenschaft von ihm geerbt zu haben. Er interessierte sich für das Meer und die Deiche, war wissbegierig und lernte vom blossen Zuschauen. Eines Tages, Hauke ist kaum älter als 14 Jahre, stellt er die Berechnungen seines Vaters in Frage, er will selbst mehr darüber erfahren. Sein Vater gibt ihm die Bücher des Euklid zu lesen.
Diese sind aber auf holländisch geschrieben, das stellt für den Jungen jedoch kein Hindernis dar. Er lernt in einem Winter holländisch und liest fortan begierig die Bücher.
Sein Vater ist besorgt, dass sein Sohn eines Tages nicht fähig sein wird, mit eigenen Händen zu arbeiten. Darum schickt er ihn zum Deichbau, doch das macht die Sache für den Vater nur noch schlimmer: Hauke bastelt jetzt eigene Deichmodelle, analysiert die Strömung anhand dieser Modelle und stellt Berechnungen für den Winkel des Deiches an.Hauke wird so schnell klar: Die Deiche sind völlig nutzlos, weil sie falsch konstruiert sind.
Hauke ist aber nicht einfach ein stilles und besonnenes Kind, er kann durchaus zu Gewaltausbrüchen neigen.
So erwürgt er aus blosser Wut den Angorakater seiner Nachbarin, weil dieser ihm den erbeuteten Vogel entreissen wollte.Sein Vater beschafft ihm darauf eine Stelle als Kleinknecht beim Deichgrafen Tede Volkerts.
Der Deichgraf ist geistig schwerfällig und vermag es nicht, seine Rechnungen und Geschäfte ohne Hilfe in Ordnung zu halten. Hauke übernimmt diese Aufgabe und freundet sich mit der Tochter des Deichgrafen Elke an. Elke ist fasziniert von Haukes Rechnungen, sie selbst ist eine Bewunderin der Mathematik.
Doch so wie Hauke sich eine Gefährtin schuf, so erhielt er auch einen Feind: Ole Peters, der Grossknecht, ist neidisch auf Hauke, denn Hauke hat alles, was er selbst gerne hätte: Er ist unentbehrlich für den Deichgrafen, erhält Zuneigung von Elke.
Doch das schlimmste für Ole ist, dass Hauke ihm geistig hochaus überlegen ist. Ole überhäuft Hauke mit Arbeit, er will ihn sogar verletzen, indem er ihm zu schwere Lasten auflädt, doch Elke kann das Schlimmste verhindern. Fortan ist Hauke nur noch für das Rechnungswesen zuständig. Er mischt sich bald auch in das Deichwesen ein; so deckt er die Mängel auf, die Elkes Vater geflissentlich übersehen hat.
Während Hauke auf dem Gut des Deichgrafen arbeitet, verlieben sich Elke und Hauke allmählich. Die Feindschaft zwischen Hauke und Ole vergrössert sich noch mehr, als Hauke ein Turnier im Ballwerfen gewinnt, denn Ole hatte anfänglich versucht, ihn davon auszuschliessen.
Hauke wird von der Menge gefeiert. Am abendlichen Tanzfest hat Elke nur Augen für Hauke und ignoriert den stänkernden Ole völlig. Am folgenden Tag macht sich Hauke auf den Weg in die Stadt und kauft einen Goldring für Elke. Er versteckt ihn aber vorerst vor ihr, denn sie leben nebeneinander, als sei nichts zwischen ihnen.
Ole Peters hat seinen Dienst gekündigt und die dicke Volina, wie sie von allen genannt wird, geheiratet. Hauke steigt zum Grossknecht auf, führt aber weiterhin die Deichgeschäfte.
Kurz darauf stirbt Haukes Vater. Sein Vater wusste, was in Haukes Kopf vorging, er ahnte, dass Hauke einmal selbst Deichgraf werden wollte. So lebte er bescheiden bis ans Ende seiner Tage und vermehrte seinen Besitz merklich. Hauke erbt so einiges an Ländereien. Hauke und Elke versprechen sich die Ehe, doch wenige Wochen später stirbt auch Elkes Vater.
So wird Hauke Deichgraf, weil Elke ihm nun auch noch ihren Besitz überträgt, als sie endlich heiraten.
Einige Jahre vergehen, Elke und Hauke sehen sich kaum noch, sie haben noch keine Kinder, auch die Feindschaft mit Ole Peters vergeht nicht. Ole Peters wagt sogar zu behaupten, Hauke sei nur wegen seiner Frau Deichgraf geworden. Das macht Hauke so wütend, dass er unbedingt beweisen muss, was wirklich in ihm steckt.
Sein Plan ist, ein Sück des Wattenmeers durch einen neuartigen Deich, von ihm selbst konstruiert, abzutrennen. So könnte neues Weideland gewonnen werden.
Niemand ist von dieser Idee begeistert, allen voran stänkert Ole Peters.
Hauke gelingt es trotz allem, die Finanzierung zu sichern.
In dieser Zeit entdecken zwei Knechte auf der Hallig Jeversand, auf dem sonst nur ein Gerippe zu sehen ist, ein richtiges Pferd. Als sie hinfahren, ist aber nur das Gerippe da. Am nächsten Tag kommt ein dubioser Händler mit einem verwahrlosten Pferd. Hauke kauft es für einen Spottpreis und pflegt es gesund. Der Schimmel dankt ihm das, indem nur Hauke das Pferd berühren darf.
Das Verhalten des Schimmels nährt die Gerüchte noch mehr, Hauke sei von Teufelshand geleitet.
Der neue Deich wird nun doch endlich gebaut. Hauke überwacht alles und reitet mit seinem Schimmel von Bau zu Bau. Das üble Gerede um Hauke geht weiter, doch er merkt nichts davon, er ist viel zu beschäftigt mit den Arbeiten. Als er es doch bemerkt, wie die Leute ihn anschauen und über ihn reden, bestärkt ihn das, sein Werk zu vollbringen.
In diesem Winter bringt Elke das lang ersehnte Kind zur Welt.
Sie selbst ist aber durch das Kindbettfieber geschwächt und dem Tode nahe. Elke erholt sich wider Erwarten, und im darauffolgenden Sommer kann der Deich geschlossen werden. Beim Zuschliessen des Deiches entdeckt Hauke ein kleines Hündchen, das lebendig in den Deich eingegraben werden soll. Der Volksglaube sagt, ohne ein lebendiges Wesen würde der Deich nicht halten. Hauke rettet das Hündchen im letzten Moment und bringt es seiner Tochter Wienke als Spielgefährten mit. Der Deich wird nun der Behörde übergeben, für Hauke der Höhepunkt seines Lebens, auch Elke ist mit Stolz erfüllt.
Zur grossen Freude von Hauke wird der neugewonnene Koog im Volksmund nicht nach seinem amtlichen Namen genannt, sondern Hauke-Haien-Koog.
Beruflich entwickelt sich alles bestens für Hauke, doch da entdeckt er, dass seine einzige Tochter geistig behindert ist. Ein schwerer Schlag für die Eltern, doch sie umsorgen das Kind mit umsomehr Liebe und Wärme. Die einzigen Spielgefährten von Wienke sind das gerettete Hündchen und eine zahme Lachmöwe, niemand sonst spielt mit ihr. So nimmt ihr Vater sie oft mit auf den neuen Deich, Wienke fürchtet sich jedoch vor dem Meer.
Als Hauke nun eines Tages, noch nicht völlig gesund von einem schweren Fieber, eine schwache Stelle im Deich findet, meldet er es sofort.
Ole Peters lacht ihn aus und will eine Reparatur verhindern, er sagt, der Deich verschlinge zuviel Geld.
Hauke gibt zum ersten Mal in seinem Leben nach. Der alte Deich wird nur billig und unzureichend geflickt. Hauke quälen böse Gedanken.
Im Herbst setzt eine unvorhergesehene und heftige Sturmflut ein. Hauke reitet auf seinem Schimmel den Deich entlang.
Er entdeckt eine Schar Arbeiter, die seinen Deich durchbrechen wollen. Sie waren von Ole Peters geschickt worden, der eine Gelegenheit sah, es Hauke zurückzuzahlen. Doch unglücklicherweise bricht der alte Deich genau an der Stelle, die nicht hinreichend ausgebessert worden war.
Hauke versucht zu retten, was noch zu retten ist. Er währt seine Frau und sein Kind in Sicherheit. Da aber entdeckt er in einem herannahenden Wagen seine Frau und sein Kind.
Machtlos muss Hauke zusehen, wie seine Familie in den Fluten umkommt.
Lesung
Ab Seite 107: „Mein Kind! O Elke...“
bis Seite 108 „..
.ihre zitternden Lichtfunken über die schäumenden Wellen.“
Die Sprache im „Schimmelreiter“ ist herb und knapp, so wie die Bewohner der nordfriesischen Küste eben sind. Theodor Storm erzählt ohne unnötige Schnörkel und Ausschweifungen. Trotzdem mutet der Sprachstil etwas altmodisch an. Das liegt vielleicht daran, dass die Novelle 1888 fertiggestellt wurde, also vor mehr als hundert Jahren.
Es liegt aber auch an den zahlreichen plattdeutschen Wörtern (z.B. Slap, sülvst, etc.) und den technischen Ausdrücken (z.B. Wehl, Kimmung, Siel, etc.
).
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