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1. Wochenhausaufgabe: Szenenanalyse
Friedrich von Schiller: „Kabale und Liebe“, Szene III/4
Der Schriftsteller, Dramatiker und Dichter Johann Christoph Friedrich von Schiller (1759 - 1805) ist bis heute eine der bedeutendsten und am meisten gewürdigten Figuren der deutschen Literaturgeschichte und hat diese wesentlich mitgeprägt. Zusammen mit Zeitgenossen wie seinem engen Freund Johann Wolfgang von Goethe und Gottfried Herder war er einer der zentralsten Vorantreiber und Gestalter des Sturm und Drang, sowie Begründer der Weimarer Klassik.
Aufgrund negativer Erfahrungen mit dem absolutistischen System, welches ihm seine ursprünglich geplante theologische Laufbahn untersagte und zu einem Jurastudium zwang, sind seine ersten Werke „Die Räuber“ sowie „Kabale und Liebe“ von herber Systemkritik an Fürstenwillkür, Tyrannen und Mätressenwirtschaft geprägt. Im Laufe der Jahre erlangte er, sowohl für seine klassischen Dramen wie z.B.
„Maria Steward“ und „Wilhelm Tell“, als auch für seine lyrischen Werke wie die Balladen „Die Bürgschaft“ oder „Der Taucher“, große Anerkennung.
Das bürgerliche Trauerspiel „Kabale und Liebe“ (ursprünglich „Luise Millerin“ genannt) ist vor dem Hintergrund des „Sturm und Drang“, welcher der Aufklärung folgte, entstanden. Diese Epoche war gewissermaßen eine Protestbewegung gegen absolutistische Obrigkeiten in den deutschen Staaten, sowie gegen überkommene Moralvorstellungen und Traditionen. Der Widerspruch des „Sturm und Drang“ zum Geist der Aufklärung lag vor allem darin, dass der Wert des Gefühls, des Triebs und der Spontaneität höher eingeschätzt wurde als Verstand und Vernunft, welche nicht mehr als Befreiung aus der Ohnmacht, sondern als Einschränkung gesehen wurde. Das Genie stand als zentraler Begriff im Mittelpunkt und galt als Inbegriff des Schöpferischen, als gottähnliches Individuum, in welchem sich die Kraft der Natur äußerte, welche als Urquell alles Ursprünglichen und Elementaren angesehen wurde.
Schillers Werk „Kabale und Liebe“ handelt von der bürgerlichen Musikertochter Luise Miller, welche mit Ferdinand, dem Sohn des Präsidenten, eine Beziehung führt.
Weder ihr Vater, der Hof und Adel verabscheut und wünscht, dass sie sich standesgemäß verhält, noch der Präsident, der für seinen Sohn eine Heirat mit der Favoritin des Herzogs Lady Milford vorsieht, heißen diese Verbindung gut. Nachdem Ferdinand sich weigert Luise zu verlassen und sich dem Willen seines Vaters zu beugen schmiedet dieser mit seinem Sekretär Wurm, der ebenfalls an einer Heirat mit Luise interessiert ist, eine Intrige. Unter Androhung von Arrest ihrer Eltern wird Luise gezwungen einen Brief zu schreiben, welcher Ferdinand glauben lassen soll, sie betrüge ihn. Ferdinand, der durch Luises distanziertes Verhalten misstrauisch geworden war, glaubt alles und vergiftet sich und seine Geliebte.
Die vorliegende Szene beinhaltet eine Unterhaltung zwischen Luise und Ferdinand, worin Luise, die bereits jegliche Hoffnung auf einen guten Ausgang ihrer Beziehung aufgegeben hat, Ferdinands Fluchtpläne abweist und somit sein Misstrauen gegenüber ihr verursacht.
Die Szene hat eine sehr zentrale Bedeutung und stellt auch mit den Wendepunkt des gesamten Stückes dar, da sie jegliche Hoffnung auf einen glücklichen Wandel zerschmettert und somit der Intrige, welche sonst wahrscheinlich gescheitert wäre, einen Nährboden gibt.
Dieser Szene vorausgegangen ist die Vorbereitung der Intrige. Was Luise noch nicht weiß ist, dass ihre Eltern, die sie lediglich unterwegs vermutet, bereits in Gewahrsam genommen wurden und somit der Erpressung nichts mehr im Wege steht. Auch der Brief ist bereits entworfen und muss nur noch von ihr geschrieben werden. Das Ende der Szene lässt bereits auf den Erfolg der Intrige schließen.
Die Unterhaltung der beiden findet in Luises Haus statt, was insofern von Bedeutung ist, als dass dies das bürgerliche Terrain darstellt, auf das sich Ferdinand herablässt. Luise ist hier geschützt und ihm überlegen.
Außerdem verbindet sie das Haus mit ihren Eltern und ihrem Vater, zu dem sie eine sehr enge Beziehung besitzt.
Die Szene beginnt direkt mit der eindringlichen Bitte Luises „Ich bitte dich, höre auf!“ (S.49, Z.1) und ihrem Geständnis, dass sie an „keine glücklichen Tage“ mehr glaubt. Dieser abrupte Einstieg zeigt sehr deutlich, dass sie, ohne auch nur vorher mit Ferdinand gesprochen zu haben, alles verloren gibt. Ehe er zu Wort kommen kann stellt sie klar: „Alle meine Hoffnungen sind gesunken“ (Z.
2). Ferdinand hingegen ist umso mehr euphorisch und widerspricht ihr sogleich: „So sind die meinigen gestiegen.“ (Z. 3). Er besitzt wesentlich längere Gesprächsanteile, da er alles versucht, ihr Mut zu machen und sie zur Flucht zu überreden und lässt sich auch durch ihre pessimistischen Kommentare nicht beeinflussen. Selbst nach ihrem erneuten Gesuch ihn zum Schweigen zu bringen: „Brich ab.
Nichts mehr.“ (Z. 15) gibt er nicht auf und versucht alles, ihr seine Liebe darzulegen. Auch ihre kühle Reaktion auf seine Umarmung (Z.35) – ein deutliches Zeichen seiner Zuneigung - und ihr Ausspruch „so schweig und verlass mich“ lassen ihn nicht resignieren. Im Gegenteil: Er „fällt rasch ein“ (S.
50, Z.3), als Luise seinem Plan etwas entgegensetzt und schmiedet euphorisch konkrete Pläne.
Dies ändert sich abrupt, als Luise ausspricht, dass sie, im Gegensatz zu ihm, bereit wäre ihn aufzugeben. Hier wandelt sich schlagartig die Stimmung, die Szene nimmt einen veränderten Lauf. Er wird plötzlich wortkarg, „steht still und murmelt düster: Wirklich?“ (S.50, Z.
14), als könne er kaum begreifen, was er eben gehört hat. Dies stellt den Wendepunkt der Szene dar. Von nun an hat Luise größere Gesprächanteile, da sie ihrerseits versucht ihre Position und Haltung zu rechtfertigen. Er wird zunehmend aggressiver und nervöser („das Gesicht verzerrt und an der Unterlippe nagend“ (Z.22f.)), bis sich schließlich seine Wut entlädt und er die Violine zertrümmert (Z.
35ff.). Dies stellt den endgültigen Bruch in der Szene und in der Beziehung zwischen Luise und Ferdinand dar. Anstatt ihr seine Liebe darzulegen wie zu Beginn der Szene bezeichnet er sie als „Schlange“ (S.51, Z.14) und wirft ihr sogar unter Drohungen vor zu lügen (s.
o.) bzw. einen Liebhaber zu haben (Z.18).
Luises Verhalten und ihre Einstellung sind die ganze Szene über gleich bleibend. Es scheint, als wäre sie so fest vom bevorstehenden Scheitern ihrer Beziehung überzeugt, dass sie sich durch nichts umstimmen lassen wolle.
Ihre anfängliche Distanz Ferdinand gegenüber bleibt bestehen, sie ist äußerst ernst und reserviert und lässt sich auch nicht erweichen. Immer wieder betont sie, dass es keinen Sinn hat. Sie ist sich über das nahende Ende bewusst und meint: „Fassung verlangt diese Stunde – es ist eine trennende.“ (S. 50, Z.40), Ihre Beziehung bezeichnet sie als „verwelkten Strauß der Vergangenheit“ (Z.
5f.). Am Ende sagt sie ihm zitternd Lebewohl (S.51, Z.4f.).
Ferdinand hingegen macht eine gewaltige Veränderung durch. Anfangs ist er voller Hoffnung und sogar bereit, alles für Luise aufzugeben. Er würde sogar, wenn nötig, seinen Vater erpressen und ausliefern, auch wenn es „die höchste Gefahr“ (S.49, Z.9) ist. Aber er meint: „Die höchste Gefahr musste da sein, wenn meine Liebe den Riesensprung wagen sollte.
“ (S.49, Z.10f.). Mehrmals betont er, dass Luise sein ein und alles ist und er nichts weiter zum glücklich sein braucht: „Du, Luise und ich und die Liebe!“ (S.49, Z.
13f.). Des Weiteren sei es ihm völlig egal, wo sie seien: „Mein Vaterland ist, wo mich Luise liebt.“ (S.49, Z.21f.
), womit er auch den Wunsch der Flucht begründet. Denn „wo wir sein mögen, Luise, geht eine Sonne auf, eine unter…“ (S.49, Z.24f.). Er beteuert dass für ihn nichts weiter zählt, als mit ihr zusammen zu sein, dass er „kein Pflicht mehr als die Liebe“ (S.
49, Z.34), wie Luise meint, hat: „Deine Ruhe ist meine heiligste.“ (S.49, Z.35). Jedoch nach dem Wendepunkt der Szene wandelt sich seine zärtliche Stimmung in Zweifel, Ungläubigkeit und Aggression.
Er kann Luises Verhalten nicht nachvollziehen und ist wie „betäubt“ (S.51, Z.9), glaubt ihr ihre Gründe nicht und verdächtigt sie.
Mit Luise und Ferdinand treffen Vertreter zweier verschiedener Stände aufeinander. Ferdinand gehört dem Adel an, scheint sich aber nicht besonders viel daraus zu machen. Für Luise wäre er bereit diesen Stand zu verlassen und in einfachen Verhältnissen zu leben.
Am Beispiel seines Vaters, der nur durch eine Intrige an die Macht gekommen ist, ist er sich über die Verlogenheit des Adels sehr wohl bewusst und will diese auch als Mittel zum Zweck im Fall seines Vater benutzen: Er will, wenn nötig „das schwarze Geheimnis seiner Mordtat erpressen“ (S.49, Z.7f.) um die Flucht zu finanzieren. Auch materielle Dinge sind für ihn nicht von großer Bedeutung, so sagt er: „Ich gehe, mache meine Kostbarkeiten zu Geld, erheben Summen auf meinen Vater“ (S.50, Z.
4f.), was seine obere Aussage noch unterstreicht. Des Weiteren bezeichnet er seinen Vater als „Räuber“ (S.50, Z.6), den er ruhigen Gewissens „ausplündern“ können, da seine Schätze „Blutgeld des Vaterlandes“ (S.50, Z.
6f.) seien. Er durchbricht deutlich die ständische Ordnung und lässt sich auf die bürgerliche Ebene herab, was durch seine Beziehung zu Luise, für dessen Scheitern er den Grund nicht bei sich sondern in der Gesellschaft sucht, und seinen festen Wunsch, sie trotz aller Schwierigkeiten heiraten zu wollen deutlich wird.
Luise dagegen ist, auch maßgeblich durch die Erziehung ihres Vaters, sehr Standes bewusst und bereit sich den damit verbundenen Konventionen zu unterwerfen. Die Standesunterschiede zwischen ihr und ihrem Geliebten stellen für sie ein enormes Hindernis dar und treiben Luise schließlich dazu, die Beziehung aufzugeben. So meint sie: „Ferdinand – dich zu verlieren! Doch! Man verliert ja nur, was man besessen hat, und dein Herz gehört deinem Stande.
“ (S.50, Z.18ff.). Ihre Beziehung, bzw. ihr Glaube, man könne die Unterschiede überwinden bezeichnet sie als „Kirchenraub“, den sie „schauernd“ aufgibt.
(S.50, Z.21). Sie begründet ihre Entscheidung damit, dass sie „einem Bündnis entsagen [will], das die Fugen der Bürgerwelt auseinander treiben und die allgemeine ewige Ordnung zugrunde stürzen würde“(S.50, Z.28ff.
). Dafür, dass sie mit ihm eine Beziehung eingegangen ist, die komplett gegen alle Regeln verstoßen habe, meint sie: „Ich bin eine Verbrecherin!“ (S. 50, Z.30) und bezeichnet ihr Anliegen ihn zu heiraten als frech und töricht. Zum Scheitern der Beziehung meint sie lediglich: „Mein Unglück ist meine Strafe.“ (S.
50, Z.31f.) womit sie sich die komplette Schuld gibt. Im Gegensatz zu ihr sei seine Liebe „warm wie das Leben“ und „ohne Schranken“ (S.50, Z.41f.
), da für ihn ständische Ordnung keine Rolle spielt – sie jedoch ist gefangen in den Schranken, die ihr Stand mit sich bringt und meint: „Meine Pflicht heißt mich bleiben und dulden“ (S.51, Z.12f.), was auch ihre Liebe zu ihm stark beeinflusst.
Neben dem Standesunterschied haben beide vollkommen unterschiedliche Familienbindungen. Für Luise spielt ihr Vater eine sehr zentrale Rolle.
Dies wird dadurch deutlich, dass sie sofort nach Ferdinands Fluchtgedanken auf ihn verweist: „Ich habe einen Vater, der kein Vermögen hat als diese einzige Tochter… (S.49, Z.36f.). Nicht einmal um ihrer Liebe Willen wäre sie bereit ihren Vater zu verlassen. Er ist, neben dem Standesunterschied ihr zweites Argument, weshalb sie nicht mitkommen kann.
Für Ferdinand ist sein Vater ein Verbrecher, den er bereit wäre dem Gericht auszuliefern. Luise, die so eine Art von Beziehung nicht kennt, fürchtet, falls Ferdinand solche Maßnahmen zur Ermöglichung ihrer Flucht ergreifen müsste, den „Fluch“ seines Vaters. Er wäre sein Fluch, „der uns Flüchtlinge wie ein Gespenst von Meer zu Meer jagen würde“ (S.50, Z.12f.) und ist nicht bereit unter den gegebenen Bedingungen einzuwilligen – eher gäbe sie ihn auf.
Der Grund für Ferdinands Unverständnis ihren Argumenten gegenüber mag in den beiden genannten Punkten liegen: Er, der dem Adel angehört unterliegt keinerlei Verpflichtungen, sein Plan erscheint finanziell als auch sonst realisierbar. Seiner Liebe steht nichts im Weg, keine Familienbindung noch andere Verpflichtungen, wie er mehrmals betont. Seine komplett anderen Verhältnisse mögen ihm ihre Argumente als irrational erscheinen lassen, weshalb er letztendlich voller Wut ausspricht: „Kalte Pflicht gegen feurige Liebe“ (S.51, Z.17).
Während des gesamten Dialogs ist Luise ihm gewissermaßen überlegen, da er trotz seiner Bemühungen nicht zu ihr durchdringen kann.
Sie bleibt standhaft und fällt letztendlich die Entscheidung, ihn aufzugeben. Er reagiert mit Verzweiflung und Verwirrung als er sieht, dass alle seine Versuche fehlgeschlagen haben. Dies wird symbolisch durch die Violine ausgedrückt, auf der er zu spielen meinte – was Harmonie darstellen würde – doch die er schließlich zertrümmert. Obwohl es Luise noch so schwer fällt, sie lässt sich nicht wieder umstimmen. Sie muss mit sich kämpfen um die Fassung zu bewahren (Regieanweisung: Tränen unterdrückend S.51, Z.
1), hat sich aber besser im Griff als Ferdinand. Sie erträgt er auch, dass er anfängt sie zu beschimpfen und meint: „Bleiben Sie bei dieser Vermutung – sie macht vielleicht weniger elend.“ (S.51, Z.15f.).
Von Anfang der Szene an appelliert er an sie, ihrer Liebe Willen mit ihm zu fliehen und alles hinter sich zu lassen. Er kommt ihr immer mehr entgegen und ist sogar bereit ihren Vater, der ein Hinderungsgrund gewesen wäre, mitzunehmen. Zudem appelliert er an ihre Liebe und dass es außer ihnen und ihrer Zuneigung nichts Wichtiges in der Welt gäbe, was man nicht auch an anderen Orten finden könnte. Er versucht ihr die Idee schmackhaft zu machen und ihr ihre Bedenken auszureden, appelliert an sie, die Standesunterschiede nicht so eine große Bedeutung beizumessen. Es wird deutlich, dass er, obwohl er alles aufgeben müsste, immer noch an der Heirat festhält und seinem Plan nichts entgegensteht.
Luise hingegen appelliert eindringlich an ihn sie in Ruhe zu lassen und einzusehen, dass es keinen Sinn hat.
Sie versucht alles ihm klarzumachen, dass sie auf keinen Fall – aufgrund ihres Vater und ihrem Standesbewusstsein – mit ihm fliehen wird und sich verpflichtet fühlt zu bleiben. Des Weiteren appelliert sie an ihn dies zu akzeptieren und sie die „Heldin des Augenblicks“ (S.50, Z.26) sein zu lassen, die die ohnehin sinnlose Verbindung aufkündigt. Sie hofft bei ihm auf Verständnis, stößt aber auf Misstrauen und Aggression.
Die beiden verbindet eine Liebesbeziehung, die aber von Luises Seite her nur eingeschränkt gelebt werden kann.
Dies wiederum kann Ferdinand, der wesentlich uneingeschränkter ist nicht nachvollziehen und fühlt sich lediglich hintergangen und betrogen, da er sich ihr Verhalten nicht anders erklären kann. Er ist sehr verletzt und enttäuscht und nur durch dieses Gefühl, was nach dem Dialog der beiden bei ihm verursacht wurde, erlang die Intrige überhaupt ihre Wirkung.
Die Szene, die am Ende des dritten Akts steht und somit mit zum Höhepunkt gehört, soll beim Zuschauer Spannung hervorrufen und den Konflikt zum endgültigen Ausbruch bringen – in dem Fall die Intrige zur Vollendung. Durch Ferdinands extreme Veränderung wird die Geschichte in eine vollkommen neue Richtung gelenkt. Vorher wäre es undenkbar gewesen, dass er jemals auf den Brief angesprungen wäre und geglaubt hätte, Luise betrüge ihn, da die Liebe zwischen den beiden unerschütterlich schien. Der Zuschauer wird durch diese Szene Zeuge des endgültigen Bruchs zwischen den beiden, weshalb auch das Gelingen der Intrige wahrscheinlich erscheint.
Auch die Wichtigkeit der Beziehung zwischen Luise und ihrem Vater wird nochmals betont. Da der Zuschauer durch die vorausgegangenen Szenen bereits von der Vorbereitung der Intrige und von der Gefangennahme der Eltern Luises weiß, entsteht große Spannung, wie sie auf die Situation reagieren wird. Es wird zudem Neugier geweckt, ob sie den von Wurm verfassten Brief schreiben wird, was nach der vorliegenden Szene allerdings wahrscheinlich erscheint, da sie Ferdinand ohnehin schon verloren hat.
Nach Betrachtung aller Punkte bestätigt sich die Interpretationshypothese, dass diese Szene von enormer Bedeutung ist, da sie einen Wendepunkt in der Beziehung zwischen Ferdinand und Luise darstellt und durch das in ihr geschaffene Misstrauen Ferdinands der Intrige den nötigen Nährboden gibt. Hätte diese Unterhaltung der beiden nicht stattgefunden, wäre der Plan höchstwahrscheinlich gescheitert und die Katastrophe hätte verhindert werden können. Doch dadurch, das Ferdinand komplettes Unverständnis für Luises Argumente zeigt und sie sofort verdächtigt, ist er sofort bereit zu glauben, sie hätte einen Liebhaber, da dies den für ihn einzigen plausiblen Grund darstellt.
Letztendlich bedeutet die Szene nicht nur den Wendepunkt in der Beziehung der beiden, sondern im gesamten Drama und ist in ihrer zentralen Position bestätigt.
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