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19. Buchbesprechung Mittendorfer Michael
Quellen: siehe spätere Angaben
Wolfgang Borchert: Draußen vor der Tür
Leben und Werk des Verfassers
Wolfgang Borchert wurde am 20. Mai 1921 in Hamburg geboren. Sein Vater, Fritz Borchert, war Lehrer, seine Mutter, Hertha, war in Norddeutschland eine bekannte Heimatschriftstellerin. Die intensive Bindung an sie bestimmte Borchert nicht nur in seiner Kindheit. 1938 veröffentlichte er seine ersten Gedichte im Hamburger Anzeiger, die er seit seinem 15.
Lebensjahr geschrieben hatte. Wegen seiner schlechten Leistungen verließ er nach der 7. Klasse die Oberrealschule. Sein Wunsch, Schauspieler zu werden, wurde von seinen Eltern abgelehnt; er musste eine Lehre als Buchhändler beginnen. Nebenbei nahm er noch privaten Schauspielerunterricht bei Helmut Gmelin. Im April 1940 verhaftete ihn die Gestapo wegen einer Ode, die das Thema der Knabenliebe behandelte.
Nach einer Nacht Haft und Verhör ließ man ihn wieder frei. Ende des Jahres bestand er seine Schauspielprüfung und brach daraufhin seine Lehre ab. Borchert bekam ein Engagement am Wandertheater „Landesbühne Osthannover“ für das erste Halbjahr 1941. Im Juni wurde er zu einer Panzer-Nachrichten-Ersatzeinheit eingezogen. Die Erfahrung von Drill und Demütigung der Soldatenausbildung und der Eindruck des nahe gelegenen KZ-Buchewald brachten ihn in einen nun bewussten und politisch definierten Gegensatz zum nationalsozialistischen Staat.
Im November 1941 schickt man Borchert an die Ostfront.
Im Dezember kam er bei Kalinin nahe Moskau zum Einsatz. Anfang des Jahres 1942 erkrankte er zum ersten Mal an Gelbsucht und wurde an der Hand verwundet. Er wurde daraufhin in ein Lazarett nach Deutschland verlegt und aufgrund einer Verdächtigung wegen Selbstverstümmelung vor Gericht gestellt, aber trotz der beantragten Todesstrafe freigesprochen. Wegen einer erneuten Anklage wegen staatsgefährdender Briefe blieb er weiter in Haft, die nach sechs Wochen in anschließende Frontbewährung umgewandelt wird. Im Dezember erfolgte ein erneuter Einsatz an der Front, und zwar als waffenloser Melder in den Kämpfen um Toropez nördlich von Smolensk. Wegen Fußerfrierungen und erneuten Gelbsuchtanfällen kam er im Januar 1943 ins Seuchenlazarett nach Smolensk und wurde nach Deutschland versetzt.
Hier erhielt er dann im September Heimaturlaub und trat als Kabarettist im Hamburger „Bronzekeller“ auf. Gegen Ende des Jahres sollte er wegen Dienstuntauglichkeit aus der Armee entlassen und an ein Fronttheater abgestellt werden. Borchert feierte den Vorabend seiner Entlassung in der Hindenburg-Kaserne in Kassel mit dem Vortrag einer Goebbels Parodie, wurde wegen seiner Witze erneut verraten, verhaftet, aber zunächst dann doch freigelassen, jedoch Anfang 1944 erneut verhaftet und wegen „Zersetzung der Wehrkraft“ zu neun Monaten Gefängnis verurteilt. Im September erfolgte eine Entlassung zur „Bewährung vor dem Feind“. Im Frühjahr 1945 geriet er bei Frankfurt am Main in französische Kriegsgefangenschaft. Aus einem Gefangenentransport gelang ihm die Flucht.
Er schlugt sich zu Fuß nach Hamburg durch, wo er trotz erneuter Anfälle einer rätselhaften Leberkrankheit am 10. Mai ankommt. Dort gründete er am 1. November 1945 mit den Schauspielerinnen Lotte Manzart und Viola Wahlen sowie der Radiolektorin Ruth Malchow das Hinterhoftheater „Die Komödie“. Zur selben Zeit trat er auch im Kabarett „Janmaaten im Haven“ auf. Im November wurde er Regieassistent bei der Aufführung von „Nathan“ am Hamburger Schauspielhaus.
Diese Arbeit wurde durch eine erneute Krankheit unterbrochen. Ab Winter 1945/46 war Wolfgang Borchert bis zu seinem Tod ans Bett gebunden. Der Aufenthalt im Krankenhaus brachte dann seinen schriftstellerischen Durchbruch. Am 24. Januar 1946 entstanden dort auf dem Krankenbett vier Erzählungen. Er wurde nach Ostern wegen eines unheilbaren Leberleidens aus dem Krankenhaus entlassen und schrieb bis zum Ende des Jahres insgesamt noch 24 Erzählungen und Kurzgeschichten.
Im Dezember 1946 erschien der Gedichtband „Laterne, Nacht und Sterne“. Etwas zum Jahreswechsel schrieb er in wenigen Tagen das Werk „Draußen vor der Tür“, das am 13. Februar 1947 zum ersten Mal vom Nordwestdeutschen Rundfunk gesendet wurde. Der Prosaband „Die Hundeblume“ erscheint dann im April desselben Jahres. Seine Freunde hatte ihm in Basel einen Platz im Clara-Spital verschafft, wohin er am 22. September 1947 reiste.
Hier starb er – einen Tag vor der Uraufführung seines Werkes „Draußen vor der Tür“ in den Hamburger Kammerspielen – am 21. November 1947. Wolfgang Borchert wurde 26 Jahre alt.
Nach seiner Rückkehr nach Hamburg blieben dem todkranken Borchert nur zwei knappe Jahre zum Schreiben. Vieles, was er geschrieben hat, handelt vom Elend der Hungernden und Kriegskrüppel, von Heimkehrern und Heimatlosen, zweifellos fließen auch eigene Erlebnisse und die aktuelle Situation Deutschlands in sein Werk ein. Es entstehen in rascher Folge 24 Prosastücke und eine Gedichtsammlung.
Im darauf folgenden Jahr schrieb er noch weitere 22 Geschichten.
Werke:
Draußen vor der Tür
Die Hundeblume
Das Brot
Die Kegelbahn
An diesem Dienstag
Mein bleicher Bruder
Nachts schlafen die Ratten noch
Quellen: https://www.dhm.de/lemo/html/biografien/BorchertWolfgang/
https://www.whv.shuttle.
de/whv/kaethekollwitz/deutsch/carste~1.htm
https://www.sewanee.edu/german/Literatur/borchert.html
https://privat.schlund.
de/a/alexscherm/facharbeit/facharbeit.htm#leben
https://www.ub.fu-berlin.de/internetquellen/fachinformation/germanistik/autoren/multi_ab/borchert.html
Das vorliegende Werk:
Zeit u.
Ort des Geschehens – Zeitspanne
Der zweite Weltkrieg ist zu Ende. Auf dem Schlachtfeld, durch Luftangriffe, in den Todeslagern des Hitlerregimes, in Terroraktionen gegen die Zivilbevölkerung, in den Gefangenenlagern, durch Hunger und Seuchen sind rund 55 Millionen Menschen ums Leben gekommen. Allein durch die „Endlösung“ der Judenfrage, durch den „Holocaust“ waren an die sechs Millionen Menschen, nahezu das gesamte europäische Judentum, ausgerottet worden. Die japanischen Städte Hiroshima und Nagasaki waren durch die schrecklichste aller neuen Waffen, die Atombombe zerstört. 35 Millionen Menschen trugen an den Verwundungen, die sie erlitten hatten. Auf Millionen Vermisste und Gefangene warteten die Angehörigen.
Weite Teile der Kriegsgebiete waren Trümmerfelder. Die Menschen in fast ganz Europa hungerten und froren. Und dennoch – selbst hier regte sich Hoffnung, rührten sich die Kräfte, denen der Untergang der menschenfeindlichen Diktatur den Weg zu einer neuen und besseren Zukunft öffnete.
Nach dem 2. Weltkrieg bot Deutschland ein Bild der Zerstörung. Auch innerlich hatte der Krieg viele Menschen verletzt - auch zerstört.
Deshalb kann man bei der Betrachtung dieser Zeit die äußere Not nicht von der inneren trennen, die physische nicht von der psychischen. Borchert beschreibt die Heimkehr eines Soldaten. Diese bezieht sich temporär auf wenige Tage.
Schauplatz ist die Stadt Hamburg im Herbst des Jahres 1946. (siehe Photo)
Quellen: https://www.historyfound.
source.pt.htm/nachkrieg#del.pdf
https://www.historysource.postware.
del.com/europe_hamburg.htm
Aus Geschichte lernen 8, Oskar Achs – Manfred Scheuch; Ed. Hölzel Wien 1997
Fabel
Beckmann, ein Soldat des zweiten Weltkrieges, kehrt nach langer Abwesenheit nach Kriegsende nach Deutschland zurück. Zuhause stellt er fest, dass er von seiner Frau verlassen worden ist. Die Gefangenschaft hat ihm alle Hoffnung geraubt und so beschließt er, sich selbst zu töten.
Doch die Elbe, in der er sich ertränken will, trägt ihn wieder ans Ufer zurück. Wieder ist er in die Wirklichkeit zurückgeworfen. Er ist gezwungen das Leben neu zu beginnen, aber alle seine Versuche missglücken.
Als er am Ufer der Elbe erwacht, begegnet er dem Anderen und erzählt seine Geschichte. Er beschreibt seine Kriegserlebnisse: wie er in Russland gefangen war, die Heirat seiner Frau mit einem anderen Mann und den Tod seines kleinen Kindes in den Trümmern seines Hauses. Plötzlich erscheint ein junges Mädchen, das ihn mit sich nach Hause nimmt.
Es schenkt ihm Kleider eines im Krieg verschollenen Mannes. Als er erfährt, dass dieser Mann in Stalingrad vermisst ist, erträgt er das Gewand nicht mehr. Kurz darauf kehrt der verschollen Geglaubte zurück: einbeinig und auf Krücken. Beckmann erkennt in ihm ein Mitglied seines Spähtrupps in Stalingrad wieder. Verstört flieht er aus dem Haus und sucht seinen alten Oberst auf, dem er die Verantwortung über die Toten seines Trupps zurückgeben möchte. Der Oberst lacht Beckmann aber nur verunsichert aus.
Beckmann sucht nun einen Beruf, um ein neues Leben zu beginnen. Er sucht einen Kabarettdirektor auf, dem er Lieder über den Krieg vorträgt. Dieser schickt ihn jedoch wieder weg, da er die Wahrheit unverblümt darlegt.
Der Andere überredet Beckmann wieder nicht in die Elbe zu springen. Er sucht nun verzweifelt seine Eltern. Als er deren Wohnung erreicht, muss er feststellen, dass sich diese das Leben genommen haben.
Seine letzte Hoffnung ist damit zerbrochen. Wieder kehrt er zur Elbe zurück, und diesmal hält ihn anscheinend nichts davon ab, seinen Plan zu vollziehen. Vor seinem Auge ziehen noch einmal alle Gestalten vorbei, denen er seit seiner Heimkehr begegnet ist. Er sieht in diesem Traum noch einmal den Oberst, den Kabarettdirektor, seine Frau mit einem neuen Mann und all die anderen Statisten. Am Schluss des Dramas trifft Beckmann nochmals auf den Einbeinigen. Er spricht ihn an seinem Selbstmord schuldig.
Beckmann kann nicht mehr vor seinem Gewissen fliehen, das ihn ohne sein Wissen zum Mörder machte. Wo er hinkommt, begegnet er Schuld. Schließlich verliert er die Kontrolle über sein eigenes Leben.
Aus seinem Traum erwacht, erkennt er, dass er kein Selbstmord begehen darf, wenn er nicht selbst zum Mörder werden will. Er muss leben.
Art des Werkes
Das Werk wird oft der Epoche des Expressionismus zugeteilt, ist jedoch klar Nachkriegsliteratur.
Borchert schreibt in einer expressionistischen Tradition. Er verbindet in seinem Werk „Draußen vor der Tür“ viele Forderungen des Expressionismus, wie zum Beispiel das Streben nach Erneuerung und Verwesentlichung des Menschen, Protest gegen bürgerliche Autoriätsstrukturen, Kritik am kapitalistischen Wirtschaftssystem, Übertreibung,… .
Draußen vor der Tür ist ein Zeit- und Gegenwartsstück. Es handelt von den Problemen eines Kriegsheimkehrers. Das Drama, das oft als expressionistisch bezeichnet wird, besteht aus fünf Szenen, denen ein einleitender Text, das „Vorspiel“ und „Traum“ vorangestellt sind.
Quellen: Referat über Expressionismus Hannes Mautz, Steffi Sturm
Drama Definition Killinger Literaturgeschichte o.
A.
ausführliche Inhaltsangabe
Beckmann, die Hauptfigur, kehrt am Bein Verletzt und eine Gasmaskenbrille tragend vom Krieg heim. Von seiner Frau verlassen, heimatlos, vom Krieg und Gefangenschaft aller Kraft und Hoffnungen beraubt, beschließt er, seinem Leben ein Ende zu setzen. Dabei versucht er sich in die Elbe zu stürzen, doch die Elbe wirft ihn unwillig wieder ans Ufer zurück. Beckmann sieht sich um die erträumte ewige Ruhe, den Tod, betrogen und in eine Wirklichkeit geworfen, die jeden Sinn für ihn verloren hat. Er sieht sich gezwungen, im Leben Fuß fassen zu müssen, aber alle seine Versuche schlagen fehl.
Als er am Ufer erwacht, begegnet er zum ersten Mal dem Anderen und erzählt ihm seine Geschichte: seine Gefangenschaft in Russland, die Heirat seiner Frau mit einem anderen Mann und der Tod seines Kindes in den Trümmern von Berlin. Nun taucht ein junges Mädchen auf und nimmt ihn voller Mitleid mit nach Hause. Sie schenkt ihm die Kleider ihres verschollenen Mannes. Als Beckmann erfährt, dass dieser Mann in Stalingrad vermisst sei, bekommt er Gewissensbisse um die 11 Menschen die unter seinem Kommando dort starben. Der Verschollene kehrt einbeinig und auf Krücken zurück. Beckmann flieht vor seinem Gewissen, und der Andere rät dem Einsamen und Hilflosen, seinen ehemaligen Oberst aufzusuchen und ihm die Verantwortung zurückzugeben, die ihn jener im Krieg für einen Spähtrupp aufgeladen hat.
Zuerst verunsichert, lacht der Oberst Beckmann schließlich aus, er sei ein Komiker und solle sich im Theater melden. Die nächste Szene zeigt, wie der betrunkene Beckmann einen Kabarettdirektor aufsucht, bei dem er mit traurigen Bänkelliedern über die Leiden des Krieges um Arbeit bittet. Dieser schickt Beckmann weg, da keiner an der Wahrheit interessiert sei. Nochmals überredet ihn der Andere nicht in die Elbe zu springen sondern seine Eltern zu suchen. Vor seinem Geburtshaus erfährt er von einer Frau Kramer, dass sich die Beiden das Leben genommen haben, nachdem sich das Ende des Krieges abzeichnete. Seine letzte Hoffnung ist zusammengebrochen, es gibt für ihn auch keine Rückkehr in die Alltagswelt seines Elternhauses.
Beckmann gibt endgültig auf. Sein Weg führt ihn wieder zur Elbe. Sein anderes "Ich" - der Andere - versucht vergebens, ihn zur Umkehr zu bewegen. In einem weiteren Traum ziehen an Beckmann die Gestalten vorbei, denen er seit der Heimkehr in seine Vaterstadt begegnet ist: der alte Mann bzw. Gott, der Straßenkehrer, der Tod. Auch seine "Mörder" erscheinen ihm nochmals: der Oberst, der Direktor, Frau Kramer, seine Frau mit ihrem neuen Mann.
Am Ende des Dramas trifft Beckmann auf den Einbeinigen. Dieser spricht ihn schuldig an seinem Selbstmord. Tragischerweise wurde Beckmann ohne sein Wissen und Wollen zum Mörder. Er kann der gegebenen Situation nicht entfliehen: Wo er hinkommt, wird er mit Schuld und Tod konfrontiert. Die Kontrolle über sein eigenes Leben ist ihm verloren gegangen. Als er aus dem Traum erwacht, muss er erkennen, dass er kein Recht auf Selbstmord hat, er ist zum Leben verdammt, verraten wie er ist: Keiner hört ihn, und keiner gibt ihm mehr Antwort.
Werk- (Text-)analyse
inhaltlich
Borchert versucht in seinem Stück die Hoffnungslosigkeit der Nachkriegszeit zu zeigen. Der Hoffnungslosigkeit zu Beginn des Werkes steht die Hoffnungslosigkeit am Ende gegenüber. Das sich aufdrängende Thema in einem solchen Werk wäre der Tod, Krieg und Vernichtung. Doch Borchert wählt keines dieser Motive als Intention, sondern das Leben ist der Gegenstand, mit welchem er sich beschäftigt.
Als besonderes greift er das Elend hervor, in welchem die Menschen nach dem zweiten Weltkrieg lebten. Er beschreibt Kriegskrüppel und Heimkehrer die der Krieg verunstaltet hat.
Er zeigt die Gräuel des Krieges auf, und versucht uns klar zu machen, was Leben heißt, dass wir nur ein Leben haben und dieses auch dementsprechend schätzen sollten.
Er prangert an, dass die Verantwortlichen des Krieges (die Offiziere), auch nach dem Krieg noch in Luxus lebten, während die einfachen Soldaten kaum etwas zu essen hatten. Dieser Luxus verbindet sich im vorliegenden Werk noch mit der Abschiebung der Verantwortung durch die Offiziere.
Quellen: Draußen vor der Tür
in der Darstellung
stilistische Mittel
Beckmann, die Hauptfigur, durchläuft die Stationen des Dramas ohne eine Weiterentwicklung. Die Handlung spielt auf drei verschiedenen Ebenen, die zum Teil ineinander übergreifen. Die erste Ebene verkörpert die Wirklichkeit.
Beckmanns Gang von Tür zu Tür gliedert den Ablauf. Der zweiten Ebene sind die beiden Träume und die Anklage seiner toten Kriegskameraden zuzuordnen. Die Traumszenen spiegeln die Bedrückung wider, unter deren Last Beckmann leidet: die schwere Verantwortung der Lebenden für die Toten und die jähe, erschreckende Erkenntnis, dass „alle Menschen“ auch er selbst, Mörder sind. Gott und der Tod haben eine gesonderte Stellung außerhalb der bereits genannten Ebenen, weil sie unabhängig von der Realität und den Träumen stehen.
Borchert stellt vor allem den Gegensatz moralisch – unmoralisch in diesem Werk dar. Diesen verdeutlicht er mit dem Bild des Soldaten, der für sein Vaterland gekämpft hat, nun heimkehrt, und nichts mehr hat, außer sein Leben.
Die Offiziere, welche ihn geleitet haben und Schuld am Tod der Millionen haben, leben hingegen in Saus und Braus und lehnen jegliche Verantwortung ab, Beckmann, der einfache Soldat, tut das nicht. Er stellt eine moralisch korrekte Person da, die gerade wegen ihrer Moral leiden muss und zu ewigem Leid, oder Leben, verurteilt ist.
Quellen: Ausführliche Buchbesprechung Anleitung
Killinger Literaturkundebuch o.A.
KLG o.A.
Charaktere
Der alte Mann: Borchert beschreibt in seinem Werk Gott als einen alten, schwachen Mann, an den keiner mehr glaubt, der hilflos allem gegenübersteht. Beckmann trifft ihn, als er resignieren will. Der Alte kommt die Straße herauf und trauert nur um seine armen Kinder. Beckmann verspottet ihn schier am Anfang. "Ach, du bist der liebe Gott. Wer hat dich eigentlich so genannt, lieber Gott? Die Menschen? Ja? Oder du selbst? .
.. Seltsam, ja, das müssen ganz seltsame Menschen sein, die dich so nennen, ... ich kenne keinen, der ein lieber Gott ist, du!" 1 Er klagt ihn an und macht ihn verantwortlich für den Tod seines einjährigen Sohnes.
Borchert gibt in diesem Werk Gott allein die Schuld für die Zerstörungen, die Trümmer, die unzähligen Toten und überträgt hier meiner Meinung nach auch die eigenen Gefühle, die Erfahrungen, die er im Krieg mitgemacht hat, auf die Person Beckmanns. Er klagt ihn an und fragt nach seinem Verbleiben in Zeiten der Not. Man habe zwar nach ihm gerufen, aber nie eine Antwort erhalten. Es wird deutlich, Borchert bzw. Beckmann haben in ihrer Situation ihren Glauben an Gott verloren. Gott erscheint als überholte und machtlose Institution.
Borchert hat zu seinem Glauben an Gott nicht wieder gefunden. Das Geschehene beweist, dass ein "lieber Gott" nicht existieren kann. "Gottes" Rechtfertigung besteht nur darin, dass es doch die Menschen seien, die sich von Gott abgewendet haben und nicht er von ihnen. Muss in einem Leben ohne Gott, in einer Welt, die sich nicht an göttlichen Maßstäben orientiert, nicht zwangsläufig früher oder später der Zusammenbruch erfolgen? Dies akzeptiert Beckmann nicht. Für ihn steht nicht die Freiheit des Menschen, sich für oder gegen Gott zu entscheiden, im Vordergrund, sondern er fordert Gottes Hilfe in jedem Fall, anderweitig wäre es Gott, der den Menschen die Tür verschließt. Er legt Gott "das Zulassen" als Ohnmacht aus.
Daraus ergibt sich für Beckmann die Schlussfolgerung: Gott ist tot oder er schläft. Ein anderer, der Tod, ist an seinen Platz getreten. Die Allmacht des Todes triumphiert. Gott ist nicht mehr zeitgemäß. "Auch Gott steht draußen, und keiner macht ihm mehr eine Tür auf. Nur der Tod, der Tod hat zuletzt doch eine Tür für uns.
Und dahin bin ich unterwegs."² Beckmann sieht sich auf dem Weg zum Tod und nicht zum ewigen Leben bei Gott. Gottes Argumente sind zu schwach, um Beckmann von dieser Sichtweise abzubringen. Im Gegensatz zu Gott tritt der Tod als Sieger auf.
Wolfgang Borchert: Draußen vor der Tür. Hamburg 1986.
S. 41; RoRoRo Nr. 170
a.a.O. S.
43
Quellen: eigene Interpretation
https://www.fundus.org/inpack=?!12453
Der Tod: Bereits im Vorspiel des Stücks lüftet Borchert die Maske mancher seiner Figuren. Der Tod wird durch zwei verschiedene Gestalten sinnbildlich dargestellt. Zu Beginn des Stückes als Bestattungsunternehmer, der dauernd rülpsen muss, weil er sich an seinen Opfern überfressen hat, am Schluss als Straßenkehrer. Einfluss auf ihn nimmt aber nur der Straßenkehrer.
Er kommt in der Schlussszene zu einem Gespräch mit Beckmann und dem Anderen. Beckmann ist am Boden zerstört und will nicht mehr leben. In diesem Gespräch bezeichnet der Tod sich selbst nicht als Straßenkehrer, sondern als "ein Angestellter des Beerdigungsinstitutes Abfall und Verwesung"). Den Straßenkehrer könnte man als Gegenspieler zum Anderen bezeichnen. Er zeigt Beckmann als einziger eine offene Tür. Beckmann ruft ihm nur zu: "Tod, Tod, lass mir die Tür offen.
Tod, mach die Tür nicht zu." Dieser antwortet darauf: "Meine Tür steht immer offen. Morgens. Nachmittags. Nachts. Im Licht und im Nebel.
Immer ist meine Tür offen. Immer. Überall."1 Er gibt Beckmann das Gefühl, zu ihm könne er immer kommen, egal wann. Hier würde er aufgenommen. Bei ihm steht eine Tür für ihn offen und nicht wie in all den anderen Situationen, wo er nur immer draußen vor der Tür stand.
Dass es den Tod gibt, lässt sich nicht leugnen, weil er seine Existenz gerade in der Zeit während des Krieges und danach millionenfach bewiesen hat. Viele Menschen waren unmittelbar betroffen, so auch Beckmann durch den Tod seiner Kameraden und den Selbstmord seiner Eltern. Obwohl ihn der Tod jede Nacht in Gestalt seiner toten Kameraden verfolgt und unglücklich macht, erscheint er ihm andererseits für sich selbst als letzten Ausweg aus aller Hoffnungslosigkeit und als Befreiung von der Bürde der Verantwortung. Letztlich lässt Borchert aber den Anderen die Oberhand gewinnen. Der Einfluss des Straßenkehrers ebbt ab.
a.
a.O. S. 44
Quellen: eigene Interpreation
https://privat.schlund.de/a/alexscherm/facharbeit/facharbeit.
htm
Teil über den Tod.
Der Andere: Der Andere ist "eine Art lebensbejahendes, optimistisches anderes ego, das" Beckmann "auf seinen bisherigen Lebensstationen begleitet hat"1 und sich am Schluss vergebens bemüht, ihn zum Umkehren zu bewegen. Er nennt sich selbst einen Jasager.
Während Beckmann sein Leben beenden möchte, versucht ihn der Andere zum Leben zu bewegen. Er ist ein Optimist, der trotz des Bösen nach dem Guten sucht. Dieser treibt ihn an, wenn Beckmann meint, nicht mehr zu können.
Borchert lässt den Anderen immer dann im Stück auftreten, wenn Beckmann nicht mehr weiter weiß oder Probleme hat, er gibt ihm Ratschläge und versucht ihn zur Umkehr, zum Leben zu bewegen. Der Andere taucht das erste Mal auf, nachdem Beckmann von der Elbe wieder an Land geworfen wurde. In seiner Verzweiflung, dass er nicht tot ist, gesellt sich der Andere zu ihm. Beckmann sieht sich um die gewünschte ewige Ruhe gebracht. Der Andere spricht ihm wieder Mut zu, und Beckmann verlässt mit einem Mädchen den Strand. Nachdem er aus dem Haus des Mädchens flieht und in seiner Hoffnungslosigkeit wieder in Richtung Elbe unterwegs ist, stellt sich ihm der Andere erneut in den Weg.
Beckmann leidet in diesem Gespräch unter seiner Persönlichkeit. Er kann seinen Namen, seine Existenz nicht mehr ertragen. Sein "Dasein" bedeutet zugleich vorhandene Schuld. Der Andere rät Beckmann, dass er nur von seinen Schuldgefühlen loskomme, wenn er die Verantwortung, die er damals für die Soldaten hatte, an seinen Oberst zurückgibt. Leider gelingt das nicht, und auch das Vorsingen im Theater schlägt fehl. Beckmann, der jetzt wieder am Boden zerstört ist, will sich nun erneut umbringen.
Es tritt wieder der Andere zu ihm und überzeugt ihn, dass es doch noch eine Möglichkeit gäbe, eine offene Tür zu finden. Er zeigt ihm Perspektiven auf. Beckmann hört noch einmal auf den Anderen und geht zu seinem Elternhaus. Die Wahrheit, die er dort erfährt, erschlägt ihn völlig. Alle weiteren Versuche des Anderen, ihn zusammen mit verschiedenen Personen vom Weiterleben zu überzeugen, schlagen fehl. Beckmann ist nun völlig heimatlos und sieht keinen Grund mehr, weiterzuleben.
Der Andere und Beckmann sind im Grunde eine Person. Borchert hat die eigentliche Hauptperson auf zwei Rollen verteilt. Man könnte den Anderen auch als die unterdrückte optimistische Seite von Beckmann bezeichnen, die durch den Krieg verschüttet wurde. Beckmanns Situation verdrängt die Person des Anderen, seine negative, pessimistische Seite dominiert. Beide stehen immer im Streit. Sie streiten über den Sinn des Lebens und können sich bis zum Schluss nicht darüber einig werden, wer recht hat.
Borchert geht sogar so weit, dass Beckmann völlig allein dasteht. Der Andere, der ihn lange Zeit getrieben hat, weiterzuleben, verlässt ihn. Auch der "Jasager" kann ihm keine Antwort geben auf die Frage nach dem Recht auf Selbstmord. Vorübergehende, oberflächliche Aufmunterungen konnte der Andere leisten, Hilfe bei der Bewältigung der schweren inneren Konflikte Beckmanns nicht.
Kindler: Kindlers Literatur Lexikon. o.
A
Quellen: eigene Interpretation
Kindlers Literatur Lexikon
Die Elbe: In der zweiten Szene " Der Traum" befindet sich Beckmann, nachdem er vom Ponton aus ins Wasser gesprungen ist, in der Elbe. Borchert lässt vor dem Leser das Bild eines alten Weibes mit hässlichem, breitem Dialekt entstehen. Damit wird trotz der negativen Erscheinungsform die mütterliche Verantwortung der Elbe für Beckmann ausgedrückt. Sie hat Lebenserfahrung. Beckmann soll erst einmal so viel durchmachen wie sie, dann könne er entscheiden, ob er sich des Leben nehmen wolle oder nicht. Beckmann versteht anfangs nicht gleich, wo er sich befindet.
Die Elbe fragt ihn zu Beginn, warum er sich umbringen wolle. Beckmann bringt darauf nur kurz und bündig, dass er schlafen wolle. Die Elbe rügt und kritisiert das Selbstmitleid von Beckmann. Sie lacht in fast aus und verspottet ihn. Sie will das armselige bisschen Leben von ihm nicht haben, und so spuckt sie ihn wieder an Land. Borchert stellt die Elbe im Zwiespalt dar.
Eigentlich macht sie Beckmann wieder Mut und überredet ihn im Grunde genommen, es freiwillig noch mal zu versuchen. Sie tritt als Gegenspielerin des Todes auf. Andererseits gibt sie auch zu erkennen, dass sie nicht jeden zum Weiterleben auffordert. Am Anfang sagt sie: "Du bist mir zu wenig, mein Junge ...
Lebe erst mal ..., wenn dein Herz auf allen vieren angekrochen kommt, dann können wir mal wieder über die Sache reden."1) Es wird deutlich, dass die Elbe seine Entscheidung in diesem Moment zwar positiv beeinflusst, sie lässt ihm aber auch die Möglichkeit offen, sich später doch noch umzubringen. Sie veranlasst ihn, seine Situation neu zu überdenken.
Sie versucht ihm klarzumachen, dass sein Schicksal kein Einzelschicksal ist, in dem Sinn: Alle waren Soldaten, alle hinken irgendwo.
Borchert, Wolfgang: Draußen vor der Tür. Hamburg 1956.. S. 12
Quellen: eigene Meinung, bzw.
Interpretation
KLG o.A.
Der Oberst: Der Oberst ist eine pedantisch genaue Person, welche das Kommando über Beckmann im zweiten Weltkrieg hatte. Unter seinem Kommando führte Beckmann einen Spähtrupp von 20 Männern nahe Stalingrad an, von denen nur 9 überlebten. Beckmann will, nach seiner Heimkehr, und seinem vergeblichen Selbstmordversuch in der Elbe die Verantwortung für die 11 Toten an diesen wieder abgeben. Doch wie viele Offiziere der Nachkriegszeit lehnt dieser die Verantwortung mit dem Argument, er habe nur Befehle befolgt, ab.
Unbewusst der Situation beginnt er sogar Beckmann ins Lächerliche zu ziehen und versucht ihm klarzumachen, dass der Krieg nun vorbei sei, und die Toten nicht mehr lebendig werden. Er rät ihm sogar anstatt sich Vorwürfe zu machen, einen Beruf zu suchen.
Das Mädchen: Sie ist die erste freundliche Person, auf die Beckmann nach seinem Selbstmordversuch trifft. Sie sieht ihn auf der Uferbank und nimmt ihn mit sich nachhause. Ihr Mann ist angeblich im Krieg gestorben und so gibt sie ihm, ohne lange nachzudenken, dessen Gewand. Beckmann gewinnt wieder Vertrauen in das Leben, aber ist erst misstrauisch.
Schließlich vertraut er dem Mädchen, doch dann kommt ihr tot geglaubter Mann nachhause und Beckmann muss fluchtartig das Haus verlassen.
Der Heimkehrer: Er ist der Mann des Mädchens. Er kommt als Krüppel aus dem Krieg heim. Beckmann erinnert sich durch ihn der Verantwortung die er für die 11 Toten seiner Abteilung hat. Außerdem verliert er durch ihn das Mädchen, welches ein Hoffnungsschimmer für ihn war.
Beckmann: Beckmann ist ein vom Krieg heimkehrender Soldat.
Er ist zwar körperlich intakt, doch seelisch total verkrüppelt. Er trägt immer eine Gasmaskenbrille und eine Stoppelhaarfrisur. Allein durch die Brille erscheint er schon unmenschlich. Im Krieg verlor er 11 Männer seiner 20 Mann starken Abteilung und seit damals hat er starke Gewissensbisse. Er will sich deshalb in seiner Heimat umbringen. Er versucht dies indem er sich in die Elbe stürzt, doch diese schwemmt ihn wieder an Land, da sie sein Leben als zu wenig wert ansieht.
Er hat Angst davor, für 11 Tote verantwortlich zu sein, versucht auch diese Verantwortung abzuschieben, doch gelingt ihm dies nicht. Er kommt schlussendlich zu der Erkenntnis, dass jeder für die Toten Verantwortung hat. Er leidet unter seiner Schuld. Er kann nicht mehr durchschlafen und seine toten Kameraden tauchen in seinen Träumen auf. Er wird nicht damit fertig, dass unter seinem Kommando diese elf den Tod fanden. Er will seine Schuldgefühle loswerden.
Schließlich resigniert er – muss zurück auf die Straße. Die Toten prägen seine Stimmung und beeinflussen sein Handeln. Der Krieg ist nie wirklich vorbei, denn er wäre erst dann vorbei, wenn die Wunden, die er geschlagen hat, verheilt sind.
Besonderheiten
Vor allem die Träume, welche Vorausdeutungen sind, stellen eine Besonderheit in Borcherts Werk da. Er träumt in seinem ersten Traum von einem General der ein Riesenxylophon spielt, gleichzeitig erscheinen die Toten. Sie stehen aus ihren Massengräbern auf und ziehen als Gladiatoren ein.
Mit ihrem blutigen Gestöhn klagen sie ihn an. Der General sagt dann: „Unteroffizier Beckmann, Sie übernehmen die Verantwortung. Lassen sie abzählen. Und dann stehe ich da, vor den Millionen hohl grinsender Skelette, vor den Fragmenten, den Knochentrümmern, mit meiner Verantwortung, und ich lasse abzählen“ (Borchert, Wolfgang: Draußen vor der Tür. Hamburg 1986. S.
24, RoRoRo 170) In einem zweiten Traum ziehen an Beckmann die Gestalten vorbei, denen er seit der Heimkehr in seine Vaterstadt begegnet ist: der alte Mann bzw. Gott, der Straßenkehrer, der Tod, den er bittet, eine Tür für ihn offenzuhalten. Auch seine „Mörder“ erscheinen ihm nochmals: der Oberst, der Direktor, Frau Kramer, seine Frau mit ihrem neuen Mann. Am Schluss trifft Beckmann nochmals auf den Einbeinigen. Dieser spricht ihn schuldig an seinem Selbstmord. Tragischerweise wurde Beckmann ohne sein Wissen und Wollen zum Mörder.
(vgl. Inhaltsangabe)
Aufbau des Werkes
Draußen vor der Tür ist ein Zeit- und Gegenwartsstück. Es handelt von den Problemen eines Kriegsheimkehrers. Schauplatz ist die Stadt Hamburg im Herbst des Jahres 1946. Das Drama besteht aus fünf Szenen, denen ein einleitender Text, das "Vorspiel" und der "Traum" vorangestellt sind. Beckmann durchläuft die Stationen des Dramas ohne eine Weiterentwicklung.
Der Hoffnungslosigkeit zu Beginn steht die Hoffnungslosigkeit am Ende gegenüber. Die Handlung spielt auf drei verschiedenen Ebenen, die zum Teil ineinander übergreifen. Die erste Ebene verkörpert die Wirklichkeit. Beckmanns Gang von Tür zu Tür gliedert den Ablauf. Der zweiten Ebene sind die beiden Träume und die Anklage seiner toten Kriegskameraden zuzuordnen. Die Traumszenen spiegeln die Bedrückungen wider, unter deren Last Beckmann leidet: die schwere Verantwortung der Lebenden für die Toten und die jähe, erschreckende Erkenntnis, dass "alle Menschen", auch er selbst, Mörder sind.
Gott und der Tod haben eine gesonderte Stellung, außerhalb der bereits genannten Ebenen, weil sie unabhängig von der Realität und den Träumen stehen.
Quellen: https://privat.schlund.de/a/alexscherm/facharbeit/facharbeit.htm#aufbau
https://www.deutschlehrerforum.
flash.de/borchert/aufbau.htm
https://www.theater.de/borchert/draussenvordertuer/aufbau#aufbau.htm
Sprache
Borchert verwendet bewusst eine volksnahe Sprache.
Die verwendete Sprache ist sehr gefühlsbetont und drückt stark die Emotionen der handelnden Personen aus. Die Personen sprechen ihrem Stand entsprechend, vor allem Beckmann, und wirken dadurch realer und fassbarer. Es werden nur einfache Sätze verwendet, die absichtlich kurz gehalten sind. Fremdwörter kommen, wenn überhaupt, nur selten vor.
Durch die derbe Alltagssprache, die nichts beschönigt, sondern in ihrer Grausamkeit sogar noch übertreibt, gibt Borchert seine Eindrücke wieder, mit denen er seine Kriegserlebnisse verarbeit.
charakteristische Stelle
3.
Szene
Eine Stube, Abend. Eine Tür kreischt und schlägt zu. Der Oberst und seine Familie. Beckmann
Beckmann: Guten Appetit, Herr Oberst.
Der Oberst (kaut): Wie bitte?
Beckmann: Guten Appetit, Herr Oberst.
Oberst: Sie stören beim Abendessen! Ist Ihre Angelegenheit so wichtig?
Beckmann: Nein ich wollte nur feststellen, ob ich mich heute Nacht ersaufe, oder am Leben bleibe.
Und wenn ich am Leben bleibe, weiß ich noch nicht, wie. Und dann möchte ich am Tage manchmal vielleicht etwas essen. Und nachts, nachts möchte ich schlafen. Weiter nichts.
Oberst: Na na na na! Reden sie mal nicht so unmännliches Zeug. Waren doch Soldat, wie?
Beckmann: Nein, Herr Oberst.
Schwiegersohn: Wieso nein? Sie haben doch Uniform an.
Beckmann (eintönig): Ja. Sechs Jahre. Aber ich dachte immer, wenn ich zehn Jahre lang die Uniform eines Briefträgers anhabe, deswegen bin ich noch lange kein Briefträger.
Tochter: Pappi, frag ihn doch mal, was er eigentlich will. Er kuckt fortwährend auf meinen Teller.
Beckmann (freundlich): Ihre Fenster sehen von draußen so warm aus. Ich wollte mal wieder merken, wie das ist durch solche Fenster zu sehen. Von innen aber, von innen. Wissen Sie, wie das ist, wenn nachts so helle warme Fenster da sind und man steht draußen?
[…]
Wolfgang Borchert, a.a.O S20/21
Begründung der Wahl
Ich habe diese Stelle gewählt, da sie anschaulich die Position Beckmanns in der neuen Welt zeigt.
Der Oberst, welcher Schuld am Tod der 11 Männer sein sollte, sitzt nun, nach dem Krieg, zuhause, in einem Haus, in dem eingeheizt ist, in dem etwas zu essen ist. Ihm ist nicht die Frau weggelaufen und er hat eine Zukunft. Beckmann aber steht draußen vor der Tür, hat weder zu essen noch zu trinken, friert und ist innerlich total kaputt. Er versucht in dieser Szene die Verantwortung für sein Versagen weiterzugeben, versucht sich von seiner Schuld zu befreien. Dieses Verlangen ist aber Hoffnungslos. Er schafft es nicht sein Gewissen zu beruhigen und muss weiterziehen.
Wie in dieser Szene werden vor Beckmann noch viele andere Türen, die zurück ins Leben führen verschlossen. Nur die Tür die der Tod für ihn offen hält bleibt bis zum Ende des Stückes für ihn offen. Doch Beckmann ist zum Leben verurteilt, und dazu, dass immer wieder Türen vor ihm zugeschlagen werden.µ
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