Buchvorstellung: "von unserem fleisch und blut"
Buchvorstellung: “Von unserem Fleisch und Blut”
von Walter Kolbenhoff
Über den Autor:
Walter Hoffmann wurde 1908 in Berlin als Sohn eines Fabrikarbeiters geboren.
Mit 17 Jahren ging er von Berlin weg und schlägt sich von nun an mit Gelegenheitsjobs in ganz Europa, Afrika und Kleinasien durch.
1930 tritt er in die KPD (kommunistische Partei Deutschlands) ein
1933 flüchtete er nach Hitlers Machtübernahme nach Dänemark und taucht dort unter dem Namen Walter Kolbenhoff unter.
stellte er sich unter seinem dt. Namen Walter Hoffmann nach dem deutschen Überfall auf Dänemark der Wehrmacht, um sie von innen zu zersetzen.
1944 geriet er in amerikanische Kriegsgefangenschaft und lernt so im Lager viele Menschen kennen, die Opfer der NS Erziehung waren.
1947 schreibt er “Von unserem Fleisch und Blut” als der Fischer Verlag einen Roman Wettbewerb veranstaltet, und gewinnt diesem auch.
Kolbenhoff hat fünf Bücher geschrieben: Untermenschen (1933), Ballade von den Torpedos (1936), Von unserem Fleisch und Blut (1947), Heimkehr in die Fremde (1949), Das Wochenende (1970
Über das Buch:
Das Buch handelt von einem 17jährigen Soldaten, der von der NS Erziehung geprägt ist und blind allen Befehlen seiner Vorgesetzten folgt. Er hat alle moralischen Werte und alle menschlichen Bindungen zu seinen Eltern und Freunde verloren. Seiner Erziehung treu versucht er in einer zerstörten Stadt, deren Name allerdings nie genannt wird (es könnte überall gewesen sein) 1945 seinen Weg zum Sieg über “die Anderen” (Alliierten) zu bahnen. Für ihn begann sein Leben erst bei seiner Vereidigung zum Soldaten. Seiner Überzeugung nach ist er und seine zwei letzten Kameraden, von denen er schließlich auch einen töten mußte, da er ihn zum abhauen aufgefordert hatte, die einzigsten die sich für die Wahrheit einsetzen würden.
Sein Vorbild hat ihn so geprägt, daß er völlig aufgehört hat selbst über seine Position nachzudenken.
Wandeln kann er sich trotz seiner negativen Erfahrungen mit dem NS Regime nicht. Aber immer wieder kommen Erinnerung aus seiner Kindheit in ihm hoch, die er jedoch sofort versucht zu unterdrücken, denn der Befehl seines toten Vorgesetzten ist mächtiger als die persönlichen Erfahrungen mit dem Leben. Dieses gelingt ihm aber nicht immer und so wird einem stückchenweise seine Kindheit vor Augen gehalten, wie er seine Familie verraten hat, oder der letzte Versuch seines Bruders ihn von den Braunen abbringen. Gegen Ende des Buches wird die Sehnsucht des Jungen aber so groß, daß er in seinen Augen schwach wird und seine Mutter aufsucht. Die will aber von ihrem Sohn nichts mehr wissen, und schmeißt ihn raus.
In diesem Moment ist die Stimmung auf dem Tiefpunkt, denn hier wäre er bereit gewesen sich endlich zu ändern und seinen sinnlosen Kampf aufzugeben. Aber der Haß der Mutter auf ihn und seine Taten, als er den Vater an die SS verriet ist zu groß, um ihm die nötige Einsicht und Liebe entgegen zu bringen.
Während des Buches deutet der Autor immer wieder Rettung für diesem Jungen an, diese Hoffnung geht aber nach und nach unter. Zuletzt geht er in die Wohnung eines alten Bekannten, bringt diesen um, nachdem dieser ihn nicht da haben wollte und schläft ein. Eine Rettung oder wie sich der Junge weiter verhält läßt der Autor offen, was oft an diesem Buch kritisiert worden ist.
Das Buch handelt in einer einzigen Nacht und erscheint so realistisch, als wäre dieser Junge Kolbenhoff selbst gewesen.
Die Erfahrung für dieses Buch sammelte Kolbenhoff bei seinen Kriegsgefangenenkameraden. Der Name des Jungen und der Name der Stadt in der dieser Roman handelt bleiben unerwähnt.
In dem Buch wechseln sich die Kapitel über den Jungen und über zufällig ausgesuchte andere Personen ab (z.B. Amerikanische Soldaten auf Patrouille, ein Liebespaar im Luftschutzkeller, ein Ehepaar das in den Trümmern schläft).
An dem Buch gefiel mir wie der Autor den Charakter und die Einstellung des Jungen so nahe beschreibt.
Außerdem interessieren mich Bücher über den zweiten Weltkrieg besonders, da dies ein spannendes wenn auch nicht rühmliches Thema der deutschen Geschichte ist. Der Kritikpunkt, daß das Ende offen bleibt finde ich nicht so schlimm, da sich so jeder seinen eigenen Schluß machen kann.
© Johannes Schmidberger
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