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Ansichten eines Clowns
Über den Autor : Heinrich Böll
Heinrich Böll wurde geboren am 21.12.1917 in Köln und starb am 16.7.1985. Er war Sohn eines Bildhauers und Schreinermeisters und verlebte seine Kindheit in einer bürgerlich-katholischen und antifaschistisch gesonnenen Familie.
Er bestand 1937 das Abitur und war dann Buchhandelslehrling. Von 1939-45 Infanterist, in amerikanischer Gefangenschaft, Ende 1945 kehrte er nach Köln zurück. Er studierte Germanistik und war seit 1951 freier Schriftsteller in Köln. 1964 war er Gastdozent für Poetik der Universität Frankfurt. 1972 bekam er den Literatur - Nobelpreis.
Er war ein Erzähler der Nachkriegszeit von herber Sachlichkeit der Sprache und hatte eine Neigung zu einer minuziösen Wiedergabe der Außenwelt.
Er begann mit satirischen Anklagen gegen den Widersinn des Krieges und den akuten menschlichen und sozialen Problemen und wurde zum ironischen Kritiker und katholisch – religiösen Moralisten gegen Heuchelei der Gesellschaft und Entwürdigung des Menschen. Zuerst waren seine Werke wohlwollende Satiren durch Vereinfachung der Phantasie, später erkannte man dann die zunehmende Politisierung und Verbitterung.
Weitere Werke :
·) Wanderer, kommst du nach Sparta... (1950)
·) Die Spurlosen (1957)
·) Brief an einen jungen Katholiken (1961)
·) Die verlorene Ehe der Katharina Blum (1974)
·) Warum haben wir aufeinander geschossen ? Dialog mit L.
Kopelew (1981)
·) Die Verwundung (1983)
Über das Stück : Ansichten eines Clowns
An einem Tag im März 1962 erzählt ein an Ich und Welt leidender Mensch in 25 monologischen Kapiteln das Geschehen zweier Stunden, in denen er im wesentlichen Telefongespräche führt, um sich Geld zu borgen und um zu erfahren, wo seine frühere Geliebte ist. In diese Zeit nimmt er assoziativ verknüpfte Erinnerungen herein, die bis in den zweiten Weltkrieg zurück reichen. Es geht ihm dabei um ein doppeltes Darstellungsziel : Um Kritik an gesellschaftlichen, politischen, geistigen und religiösen Verhältnissen, die durch Egoismus, Unaufrichtigkeit und Oberflächlichkeit der Menschen charakterisiert sind. Und es geht um das Portrait eines Böll-Helden, der in Clown Schnier schon völlig zum Außenseiter geworden ist; arm aus Protest, auf unkonventionelle Weise fromm, aus bürgerlicher Perspektive ein Versager. Radikalität und übersteigerte Sensibilität, was seine eigene Person, impulsive Rücksichtslosigkeit, was andere betrifft, kennzeichnen sein Bild.
Der Inhalt
Hans Schnier, von Beruf Komiker, leidet seit der Trennung von seiner Jugendliebe Marie Derkum an Kopfschmerzen und erhöhtem Alkoholkonsum.
Er ging mit 21 von der Schule. Seine Mutter war böse auf ihn weil er Clown werden wollte, denn sie dachten anfangs er wolle vielleicht Schauspieler werden. Durch den erhöhten Alkoholkonsum leidet auch seine berufliche Karriere. Er lacht während den Aufführungen über seine eigenen, vom Alkohol beeinflußten, unkontrollierten Bewegungen, was für einen Clown das peinlichste ist. Er tritt im Laufe der Zeit nur noch bei kleinen Veranstaltungen auf und ist jetzt schon in einer finanziellen Notlage.
Ausschlaggebend für sein Alkoholproblem war die Trennung von seiner Marie Derkum.
Marie Derkum war im Kreis der Katholiken und wollte auch ihn einmal in diesen Kreis mitnehmen, so daß auch er vielleicht zu den Katholiken konvertieren würde. Er dachte an ein fröhliches Beisammensein, wurde aber durch die Trockenheit der Katholiken enttäuscht und empfand das Zusammentreffen eher als anstrengend. Im Laufe der Zeit verspürte er das „fleischliche Verlangen“, wie es die Katholiken bezeichnen zu Marie Derkum und überraschte sie zu Hause. Nachdem sie sich anfangs zwar weigerte, haben sie „die Sache“ dann doch getan. Er mußte dann nach Hause gehen, damit ihr Vater nichts davon merkt. Zu Hause erzählte er es dann seinem Bruder Leo und sagte das er von zu Hause weg will.
Er ging dann zurück zum Hause Derkum und hatte dort eine Auseinandersetzung mit ihrem Vater, der ihm sagt, daß Marie nach Köln gefahren ist. Nach einigen Komplikationen kamen sie dann endgültig zusammen und sie reisten von Stadt zu Stadt und von Hotel zu Hotel. Im Laufe der Zeit begannen sie auch über Kinder zu sprechen und sie erklärte ihm, daß sich für eine Heirat dem Katholizismus fügen müßte und sie von ihm eine schriftliche Vereinbarung will, daß sie die Kinder katholisch erziehen. Er fühlte sich daraufhin bedrängt und es kam zum Streit. Er willigte im Endeffekt zwar zu allem ein, sie aber bemerkte, daß er dies nur unfreiwillig tat und verließ ihn. Er schrieb immer wieder Briefe aber es kam keine Antwort.
Monika Silvs, sozusagen seine Angestellte, sorgt immer dafür, daß seine Wohnung bei seiner Rückkehr in Ordnung ist. Er hat Monika sehr gern, aber sein Hang zur Monogamie verbietet ihn, mehr aus der freundschaftlichen Beziehung zu Monika Silvs werden zu lassen.
Er versucht, durch seine finanzielle Notlage gezwungen, seine Verwandten und Bekannten telefonisch zu erreichen, um sie um Geld zu beten.
Zuerst ruft er seine Mutter an. Für ihn ist seine Mutter eigentlich tot, weil sie damals Schuld am tot seiner Schwester Henriette war. Sie wollte das Henriette sich zur Flak nach Bonn meldet um den von ihr so bezeichneten „jüdischen Yankees“ den gar aus zu machen.
Henriette kam dort ums Leben. Seine Mutter ist jetzt Präsidentin des Zentralkomitees der Gesellschaft zur Versöhnung rassischer Gegensätze. Seine Mutter merkt, daß er nur wegen des Geldes anruft. Sofort winkt er ab und erzählt ihr, daß sie sich keine Sorgen machen müsse und er kein Geld von ihr will. Statt dessen erzählt er ihr, daß er nach Amerika muß weil er dort ein Angebot von einem jüdischen Yankee bekommen hat (eine Anspielung auf die Zeit, wo Henriette gestorben ist).
Als nächsten rief er seinen Bruder Leo an.
Dieser konvertierte zum Katholizismus und studierte in einem Konvikt die Theologie. Dieser war aber zur Zeit beim Abendessen und nicht erreichbar. Hans hinterließ für ihn eine Nachricht, daß Leo ihn dringend zurückrufen solle (seelischer Notfall).
Dann entschließt er sich, alle Katholiken, die er damals durch Marie kennengelernt hat, anzurufen und um Geld zu beten.
Er ruft Kinkel an, sagt ihm das er in einer Krise steckt und Marie sucht. Er beschuldigt Kinkel der Entführung von Marie und gibt den Katholiken die Schuld, daß Marie jetzt nicht mehr bei ihm ist.
Nach dem Gespräch ruft Zohnerer, sein Manager an, und erklärt ihm, daß er ihn zumindest ½ Jahr aus dem Komikergeschäft ziehen will um ihn neu aufzubauen. Er hätte momentan keine andere Chance, da die Zeitungen von seinen unglücklichen Versuchen, sein Publikum zu unterhalten, berichten. Er solle aber keinesfalls Versuchen, als Straßenmusikant oder Akrobat sein Geld zu verdienen, da Zohnerer sich dann nicht mehr um ihn kümmern und ihm nicht aus seiner Klemme helfen wird.
Als nächsten auf seiner Liste ruft er Prälat Sommerwild an. Das Gespräch beginnt wieder bei Marie und ihrer Entführung durch die Katholiken. Prälat Sommerwild macht Schnier aber klar, daß die Katholiken keine Schuld trifft, und das sein Trauern jetzt zu spät ist, weil sie mit Heribert Züpfner, Hans‘ früheren besten Freund, verheiratet ist und das die beiden gerade ihre Flitterwochen in Rom verbringen.
Auch Schnier wollte mit Marie nach Rom, aber sie wollte nicht, weil er sagte er möchte um eine Audienz mit dem Papst bitten und sie das als Scherz auffaßte und nicht wollte, daß er sich über die Katholiken lustig macht.
Plötzlich besucht ihn unerwartet sein Vater, weil er von seiner Mutter hörte das er wieder in Bonn ist. Der Vater möchte ihn unterstützen und ihm ein Studium zahlen. Hans meint das es für ein Studium zu spät wäre. Vater möchte ihm monatlich Geld geben, aber 200 Mark sind Hans zu wenig. Hans erklärt ihm das seine Eltern früher zu sehr am Essen gespart haben und er wußte, daß sein Vater sehr viel Geld hat.
Der Vater war daraufhin sehr gekränkt und alle Versuche von Hans, wieder zum Thema Geld zurückzufinden schlugen fehl. Als der Vater gegangen war, rief Hans die Geliebte seines Vaters an, und fragte sie, ob sie nicht ein gutes Wort für die finanzielle Notlage seines Sohnes einlegen kann.
Er ruft nochmals bei dem Konvikt an, wo Leo studiert, und läßt Leo ausrichten, daß er ihn besuchen und Geld mitnehmen soll.
Dann ruft er Monika Silvs an, und bittet sie bei ihm vorbeizukommen und sich um ihn zu kümmern. Sie aber hat keine Zeit. Sie fährt für 14 Tage weg.
Dann läutet das Telefon. Leo erklärt Hans, daß er 6,7 Mark hat auftreiben können, aber heute nicht mehr vorbeikommen kann, weil er im Konvikt nur begrenzt Ausgang hat. Während des Gesprächs erwähnt Leo den Namen Heribert Züpfner und Hans stellt automatisch wieder auf Stur und will gar nicht mehr, daß Leo ihn am nächsten Tag besuchen kommt.
Nach all den Telefonaten und der Aussichtslosigkeit seiner Situation denkt er darüber nach, wie er zu Geld kommen und seine Probleme lösen kann.
Er denkt daran, zu den Katholiken zu konvertieren, wobei aber sein Vater dann sehr enttäuscht sein würde und ihm sicher nie wieder helfen wird.
Er könnte sich auch umbringen, was aber nicht geht, da er für Marie lebt und sich erhofft, daß sie sich von Züpfner irgendwann einmal trennen wird.
Die letzte Möglichkeit für ihn besteht darin, sich gegen die Vereinbarung mit Zohnerer am Bahnhof mit der Gitarre hinzusetzen und zu singen um ein wenig Geld zu erbetteln. Nach langen Überlegungen, welches Lied er denn singen solle, da sein Lieblingslied vielleicht zu katholisch wäre und die Leute dann vielleicht denken, er wäre zu den Katholiken übergetreten, setzt er sich mit seiner Gitarre am Bahnhof, wartet bis seine Marie von den Flitterwochen zurückkommt und singt.
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