Gotthold ephraim lessing
Gotthold Ephraim Lessing
Nathan der Weise
Zum Autor:
Gotthold Ephraim Lessing wurde im Jahre 1729 in Kamenz in der Oberlausitz als Sohn eines Theologen geboren.
Nachdem er die örtliche Stadtschule und die Fürstenschule absolviert hatte, studierte er Theologie und Medizin an der Leipziger Fakultät. In der Zeit nach seinem Studium lebte er als „freier Schriftsteller“ (zu Lessings Zeiten, gab es diesen Ausdruck noch nicht, doch würden wir ihn in der heutigen Zeit höchstwahrscheinlich so nennen). Da Lessing sich chronisch in finanziellen Schwierigkeiten befand, nahm er im Jahre 1760 eine Stelle als Sekretär, bei einem General namens Tauentzien an.
Im Jahre 1767 erhielt er schließlich eine Anstellung am Deutschen Nationaltheater in Hamburg. Dort übte Lessing die Funktionen eines Kritikers und eines Dramaturgen aus.
Nach drei Jahren, gab er diese Stellung auf, und wurde Bibliothekar in Wolfenbüttel.
Gotthold Ephraim Lessing verstarb am 15.2.1781 in Braunschweig.
Art des Buches, Aufbau, Besonderheiten:
Bei „Nathan der Weise“ handelt es sich um ein dramatisches Gedicht in 5 Aufzügen.
Ort und Zeit der Handlung:
Die Handlung dieses Gedichtes findet im Jerusalem in der Zeit der Kreuzzüge statt.
Dieser Ort ist allem Anschein nach, deswegen so gewählt, da in Jerusalem die drei großen Weltreligionen aufeinanderprallen, und es so auch immer wieder gewalttätige Auseinandersetzungen kommt. Leider auch heute noch (Stichwort: „Intifada“).
Inhalt:
Nathan, ein reicher Jude, kehrt von einer Geschäftsreise zurück und erfährt, dass seine Tochter Recha nur knapp von einem Tempelherren vor dem Feuertod gerettet wurde. Dieser Tempelherr gehört dem christlichen Glauben an, und entging zuvor selber nur knapp dem Tod. An ihm sollte die Todesstrafe vollstreckt werden, doch Sultan Saladin begnadigte ihn im letzten Moment. Der Grund für diese Amnestie war, dass der Sultan der Meinung war, dass der Tempelherr seinem verstorbenem Bruder Assad so ähnlich sehe.
Der Tempelherr will anfangs aus religiösen Gründen (Nathans Haus gilt als jüdisch) Rechas Dank nicht entgegennehmen, doch Nathan bewegt ihn schließlich doch zur Annahme des Dankes.
Sultan Saladin, ein Muslim, stellt sich die Frage, welche Religion denn eigentlich die Wahre sei. Da er Nathan für einen sehr weisen Mann hält, stellt er ihm die Frage nach der einzig wahren Religion.
Nathan erzählt im daraufhin die sogenannte Ringparabel. Ein König hatte einen Ring, welcher die besondere Eigenschaft hatte, seinen Träger „vor Gott und Menschen angenehm zu machen“. Da der Vater all seinen drei Söhnen den Ring versprochen hatte, und er keinen enttäuschen wollte, ließ er zwei Duplikate anfertigen und übergibt jedem Sohn einen Ring.
Nach dem Tod des Vaters entstand ein Streit unter den Söhnen welcher Ring den jetzt der „echte“ sei. Der Streit endet schließlich vor einem weisen Richter welcher jeden der drei Söhne auffordert „die Kraft des Steines in seinem Ring an Tag zu legen“, damit meinte der Richter, dass durch das praktische Leben der Humanität und der Nächstenliebe, jeder Ring die ursprüngliche Wirkung erreichen könne.
Der Sultan ist von Nathans Erklärung tief beeindruckt und bietet ihm die Freundschaft an.
Unterdessen verliebt sich der Tempelherr in Nathans Tochter Recha und begehrt sie zur Frau. Nathan aber verweigert ihm die Erlaubnis zur Heirat, da er einen Verdacht hat. Er hat die Vermutung, dass der Tempelherr und Recha verwandt sind.
Als der Tempelherr dann erfährt, dass Recha eigentlich nicht Nathans Tochter ist, sondern ein christlich getauftes Waisenkind ist, wendet er sich an den Patriarchen von Jerusalem, welcher gemäß seines Glaubens entsetzt ist, dass ein christliches Kind in einem jüdischem Haus aufgezogen wurde. Aus diesem Grund will der Patriarch, Nathan mit einer Intrige zu Fall bringen. Zu diesem Zweck schickt er jedoch einen äußerst frommen Klosterbruder, der vor achtzehn Jahren Recha Nathan anvertraut hat. Mit Hilfe des Klosterbruders erkennt Nathan dann im Tempelherrn Rechas Bruder. Der Sultan stellt fest, dass der Tempelherr der Sohn seines verstorbenen Bruders Assad ist. Nathan welcher eigentlich in keinem biologischen Verwandtschaftsverhältnis steht, wird dennoch als Teil der Familie anerkannt.
Denn er ist ja im Grunde Rechas Vater.
Charakteristik:
Nathan, der Weise: Er stellt den Inbegriff der Toleranz da. Nathan hat verstanden, dass im Grunde alle Menschen die gleichen Wurzeln haben. Egal welcher Religion sie angehören. Auch die Anhänger verfeindeter Religionsgruppen sind Brüder und Schwestern – wie sich ja am Ende dieses Buches zeigt. Wobei ich hier mit Brüdern und Schwestern nicht nur das rein familiär, verwandtschaftliche Verhältnis meine.
Er ist zwar Jude, dennoch beansprucht er für „seine“ Religion nicht, dass sie die einzig Wahre ist.
Ringparabel.
Interpretation / Deutung:
„Nathan der Weise“ ist Lessings Aufruf zu Toleranz. Er zeigt in einem Stück wie nah sich Menschen sind, die auf den ersten Blick verfeindet sind. Auch der Ort und die Zeit der Handlung sind sehr wichtig. Gerade in der Zeit der Kreuzzüge, wo die Christen versuchten mit Gewalt alle Nicht-Christen zu bekehren.
Der Ort, Jerusalem, ist bis heute durch seine religiöse Bedeutung immer wieder Ursache von gewalttätigen Ausschreitungen.
Meinung:
Auch wenn mir der sprachliche Stil von „Nathan der Weise“ nicht zusagt, ist der Inhalt sehr gut. Ich glaube auch, dass dieses Buch heute immer noch aktuell ist, nicht nur wegen der Unruhen im Nahen Osten. Vielleicht ist dort dieses dramatische Gedicht noch passender als anderswo, doch auch an vielen anderen Ort der Welt führt ein Mangel an Toleranz immer wieder zu menschlichen Tragödien. Auch in Österreich kann man nur immer wieder zu mehr Toleranz aufrufen. Mehr Toleranz gegenüber Ausländern, mehr Toleranz gegenüber Homosexuellen, mehr Toleranz gegenüber Minderheiten,.
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