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  Patrick süskind

DAS BABY-PROJEKT, DIOGENES, 1995   von Anne Fine     Anne Fine: (leider keine Informationen über die Autorin vorhanden)     * aus dem Englischen von Barbara Heller * Wenn Anne Fine, die Meisterin der fiesen Fallstudie, aus der Schule plaudert, ist das auch die hohe Schule der Ironie. Satire pur und liebevoll - da paßt jede Pointe, sitzt jedes Detail. Hamburger Morgenpost     INHALTSANGABE   Der Lehrer Mr. Cartright wird am Anfang des Schuljahres eine sehr schwierige Aufgabe gestellt: Er soll sich der Betreuung der 10c, eine Auslese der Miesen und Fiesen, die, von denen in den letzten paar Jahren im Lehrerzimmer am häufigsten und am lautesten gejammert worden war; widmen. So versucht er also, seinen etwas zurückgebliebenen Schülern die Themen für die Naturwissenschaftsausstellung etwas schmackhaft zu machen: Textiles Gestalten, Ernährungslehre, Hauswirtschaft, Kindliche Entwicklung, Konsumforschung. Doch vergebens.

Eine Protestwelle schlägt ihm entgegen. Letztendlich wird das Thema Kindliche Entwicklung ausgewählt und das Experiment dazu heißt: Mehlbabys. Die Jungen müssen einen drei Kilogramm schweren Mehlsack für ein Monat rund um die Uhr betreuen, um zu sehen, wie schwierig es sei, Verantwortung zu übernehmen. Sie müssen ihre Mehlbabys zu jeder Zeit sauber und trocken halten. Schadhafte Stellen, Flecken und ein Auslaufen der Füllung werden außerordentlich ernst genommen. Zur Feststellung etwaiger Gewichtsverluste aufgrund von Vernachlässigung oder Mißhandlung sowie jeglicher Gewichtszunahme infolge von Manipulationen oder Feuchtigkeitseinwirkung werden die Mehlbabys zweimal wöchentlich offiziell gewogen.

Zu keinem Zeitpunkt, ob am Tage oder nachts, dürfen die Mehlbabys unbeaufsichtigt werden. Läßt sich ein Aufenthalt außer Sichtweite des Mehlbabys nicht vermeiden, so ist - auch wenn es sich nur um eine kurze Zeitspanne handelt - ein verantwortungsbewußter Babysitter heranzuziehen. Es ist ein Babybuch zu führen, in das tägliche Einträge gemacht werden. Ein Eintrag sollte nicht weniger als drei vollständige Sätze und nicht mehr als fünf Seiten umfassen. Bestimmte Personen (die erst nach Beendigung des Experimentes genannt werden) machen es sich zur Aufgabe, über das Wohlergehen der Mehlbabys und die Einhaltung der genannten Regeln zu wachen. Es kann sich dabei um Eltern, Mitschüler, Angehörige des Lehrkörpers oder Außenstehende handeln.

Durch dieses Projekt verändert sich die Psyche des Simon Martin stark. Er beginnt sich über das Leben und den Tod Gedanken zu machen, er entdeckt sich selbst als Person, ,er erfaßt die größten Belastungen der Elternschaft, er forscht in seiner Vergangenheit und dabei erkennt er, wie sehr er sich einen Vater wünscht, denn sein leiblicher Vater hatte ihn und seine Mutter verlassen, als er sechs Wochen alt war. Sime informiert sich genau über den Tag, an dem sein Vater weggegangen ist. Was er angehabt hatte, als er zur Tür hinausging, was er gegessen hatte und welche Melodie er gepfiffen hatte. Der Junge Sajid schlägt Profit aus dem Projekt und eröffnet einen Mehlbaby-Kindergarten, eine Krippe. Für Geld paßt er einige Stunden auf die Babys auf.

Am 11. Tag dreht Robin Foster durch und kickt sein Mehlbaby in den Kanal. Auch die anderen Jungen wollen selbiges tun, weil sie am Rande der Verzweiflung sind, doch Sime, der sich inzwischen zu einer richtigen Muster-Mutter entwickelt hat) kann sie zum Durchhalten überreden. Am Ende der Geschichte erfahrt er den Grund, warum sein Vater ihn und seine Mutter verlassen hat. Doch als Simon sein Mehlbaby zum Abschluß des Projekts abgeben soll, kann er das nicht. Er hat es lieb gewonnen, auch wenn es jetzt ganz gräßlich aussieht.

Er will nicht so sein wie sein Vater. Nach drei Wochen kommt Simon langsam wieder zur Vernunft. Das Ding, mit dem er sich die ganze Zeit unterhalten hatte, war nichts als ein lebloser Mehlsack, ein Teil eines langweiligen Schulprojekts. Und als er die irrealen Mehlklumpen kaputtkickt, macht er sich zum ersten Mal Luft über die Wut über seinen Vater.     ÜBERLEGUNGEN ZUM INHALT DES BUCHES   Dieses Buch hat mich wirklich zum Nachdenken gebracht. Wie wäre es, wenn ich jetzt ein Baby hätte? Was würde sich alles ändern? Würde ich dieser Belastung überhaupt gewachsen sein? Ich denke nicht.

Darum kann ich Robin Foster gut verstehen. Ich glaube, ich würde auch eines Tages ausrasten. Man trägt eine sehr große Verantwortung, man muß so vielen Pflichten nachkommen. Man ist ständig gebunden, hat keine Zeit mehr für sich allein. Meiner Meinung nach ist das Thema junge Eltern sehr interessant und ich werde mich sicherlich noch genauer darüber informieren. Es wäre auch sicher ein Anstoß für eine Diskussionsrunde.


   © Julia Nösterer, 29. Mai 1998

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