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1. Der Besuch der alten Dame
Zum Autor
Friedrich Dürrenmatt wurde, als Sohn eines protestantischen Vaters, am 5. Jänner in Konolfingen (Kanton Bern) geboren. Er besuchte das Gymnasium in Bern ehe er dann in Zürich Theologie, Philosophie und Germanistik studierte. Anfangs arbeitete er als Graphiker, Journalist und schreib erste texte für ein Kabarett. Im Alter von 22 Jahren versuchte er sich erstmals als Schriftsteller.
Den endgültigen Durchbruch erlangte er durch das Bühnenstück „Der Besuch der alten Dame“. Nachdem er große Erfolge mit diesem Stück feierte, wendete er sich ganz der Schriftstellerei zu. Neben seinen Dramen schreibt Dürrenmatt ebenso Hörspiele und Romane. Er stirbt am 14. Dezember 1990 in Neunburg.
Dürrenmatt wurde vielfach ausgezeichnet und erhielt Ehrendoktorate an der Universität Jerusalem, Neuchâtel und Zürich.
Ebenso war er Direktionsmitglied am Basler Theater und Mitherausgeber des Zürcher „Sonntag Journals“. Überdies nahm er am Friedensforum „Für eine atomfreie Welt, für ein Überleben der Menschheit“ teil.
Preise:
Hörspielpreis der Kriegsblinden, 1957
Schiller-Preis der Stadt Mannheim, 1959
Buber-Rosenzweig Medaille, 1977
Österreichischer Staatspreis für europäische Literatur, 1983
Karl-Zuckermayr Medaille, 1984
Georg-Büchner-Preis, 1986
Ernst-Robert-Curtuis-Preis, 1989
Dramen:
Romulus der Große
Die Ehre des Herrn Mississippi
Ein Engel kommt nach Babylon
Der Besuch der alten Dame
Die Physiker
Romane:
Der Richter und sein Henker
Grieche sucht Griechin
Die Panne
Der Verdacht
Das Versprechen
Hörspiele:
Unternehmen Wega
Nächtliches Gespräch mit einem verachteten Menschen
Inhaltsangabe:
Güllen, eine heruntergekommene Kleinstadt irgendwo in Mitteleuropa, erwartet ganz hohen Besuch. Die reichste Frau der Welt, Claire Zachanassian, eine Tochter der Stadt, will ihrer Heimatstadt einen Besuch abstatten. Sie, als wohltätig bekannt, soll der Stadt wieder wirtschaftlichen Aufschwung geben und den Ort aus der Vergessenheit heraushelfen. Vor ihrer Ankunft werden in Güllen bereits Vorbereitungen für einen würdigen Empfang vorbereitet.
Der Bürgermeister schreibt sich eine Rede zurecht, der Maler zeichnet ein Willkommensplakat, Alfred Ill, der ehemalige Geliebte von Claire, ehemals Klara Wäscher, überlegt sich ein paar einschmeichelnde Worte um eine großzügige Spende aus Claire herauszulocken, der Lehrer studiert mit einem Chor ein Empfangslied ein, kurzum, die ganze Stadt ist in Aufregung vor dem hohen Besuch. Doch werden alle Vorbereitungen zunichte gemacht, da Frau Zachanassian schon viel früher als erwartet ankommt. Völlig unvorbereitet trifft sie in der Stadt ein. Nach einem improvisierten Empfang wir das ganze Gepäck in das Hotel geschafft. Ebenso werden ein Sarg und ein schwarzer Panther in ihr Quartier gebracht. Unterdessen unterhält sich Claire mit Ill im Konradsweilerwald, dem Ort an dem sich die beiden früher liebten.
Nach ihrer Rückkehr hält der Burgermeister im goldenen Apostel eine ergreifende Rede, wobei er viele Ereignisse aus dem Leben der jungen Klara abändert und in ein besseres Licht rückt. Claire Zachanassian verspricht in dieser Szene der Stadt Güllen eine Milliarde; unter einer Bedingung: sie verlangt Gerechtigkeit. Nun betritt der Butler die Bühne. Er der ehemalige Oberrichter der Stadt erzählt von der Ungerechtigkeit, welche man Claire vor 45 Jahren angetan hat: Ill habe zwei Zeugen bestochen um einer Vaterschaftsklage auszuweichen. Daraufhin wurde Claire mit Spott und Schande aus der Stadt vertrieben. Die beiden Zeugen werden aufgerufen sich zu zeigen.
Sie sind nun kastriert und geblendet. Nun verkündet Zachanassian ihre Bedingung: Sie wird der Stadt eine Milliarde geben, wenn Ill getötet wird. Der Bürgermeister, völlig entrüstet über dieses Angebot, lehnt den Vorschlag entschieden ab. Mit den Worten „ich warte“ endet der erste Akt.
Ill ist sich sicher, dass alle geschlossen hinter ihm stehe. Und glaubt es sei Solidarität, gemäß dem Motto einer für alle und alle für einen.
Doch als alle nur auf Kredit kaufen und jeder neue, gelbe Schuhe hat, wird Ill misstrauisch. Er geht zum Polizisten der Stadt um Claire anzuzeigen, doch dieser beschwichtigt Ill. Er bemerkt ein Gewehr, dass der Polizist bei sich hat, doch der Polizist meint nur er müssen den davongelaufenen Panther der Claire Zachanassian töten. Als Ill bemerkt, dass auch er neue Schuhe trägt bemerkt er, dass sich alle gegen ihn gewandt haben. Er versucht beim Bürgermeister sich Gehör zu verschaffen. Doch als Ill die Amtsstube des Bürgermeisters betritt, bemerkt er eine neue Schreibmaschine und einen neuen Entwurf für das Gemeindehaus.
Verzweifelt geht Ill zum Priester. Doch auch dieser trägt bereits neue Schuhe und hat sich auch schon eine neue Glocke gekauft. Der Pfarrer fordert Ill auf zu fliehen um die Bevölkerung nicht in Versuchung zu führen. Ill beschließt zu fliehen, doch als er auf dem Weg zum Bahnhof ist, wird er von der Bevölkerung aufgehalten. Er versäumt den Zug, da sie ihm Angst einjagen und er den Zug nicht mehr besteigen kann.
Der Arzt und der Lehrer suchen noch einmal Claire auf um Claire Zachanassian ein Geschäft vorzuschlagen.
Sie wollen einen Kredit bei ihr aufnehme um die aufgelassenen Betriebe wieder aus der Versenkung zu holen. Doch erfahren sie dabei, dass Claire schon die ganze Stadt aufgekauft hat und die wirtschaftliche Krise eine von ihr gewollte ist. Claire heiratet nun im Dom zu Güllen bereits ihren IX Ehemann. Daher sind auch viele Reporter in der Stadt. Die Bevölkerung versucht aufgrund dieser Tatsache Das unmoralische Angebot von Claire so darzulegen als ob es sich um eine Stiftung handle. Zwei Reporter kommen in den Laden von Ill um ihn über diese Stiftung zu fragen, doch Ill erzählt ihnen nicht die Wahrheit.
Der Lehrer, der sich immer öfter im Alkohohl ersäuft, möchte die Wahrheit ans Tageslicht bringen, doch wird er von Ill zum Schweigen gebracht, nachdem er sich mit seinem baldigen Tod abgefunden hat. Nachdem sich auch schon seine Kinder und seien Frau seit langen gegen ihn gestellt haben und ebenso Schulden machen. Nach der Hochzeit redet Ill noch einmal mit Claire, die bereits wieder die Scheidungspapier eingereicht hat. Sie erinnern sich an die alte Zeit, sprechen über ihr gemeinsames Kind, welches im Alter von einem Jahr gestorben ist und sie erzählt ihm, sie habe ein Mausoleum für ihn erbauen lassen. Ill blickt den Tatsachen nun ins Auge und ist bereit zu sterben. Es wird eine Versammlung abgehalten und über die Stiftung abgestimmt.
Da die Presse zugegen ist, wird der eigentliche Grund verschwiegen. Ill nimmt das einstimmige Urteil der Güllener an, doch ist er nicht bereit sich selbst zu richten, wie es ihm der Bürgermeister vorher vorgeschlagen hat. Die Bürger bilden eine Gasse, an deren Ende der Turner steht. Er wird umgebracht. Der Arzt stellt Herzschlag fest. Der Scheck wird überreicht.
Am Ende des Stückes ist ein Sprechchor auf der Bühne und erzählt vom neuen Wohlstand der Stadt.
Die Personen:
Alfred Ill ist der Krämer der Stadt. Er war der ehemalige Geliebte von Klara Wäscher. Nun ist er alt, hat eine Frau und zwei Kinder. Er soll das Geld aus Claire Zachanassian herausholen. Stark überschätzt, glaubt er es sei ein Kinderspiel dies zu bewerkstelligen.
Früher war er der schwarze Panther von Klara. Bald wird ihm klar, dass ihn die Vergangenheit eingeholt hat und er sich nun für seine in der Vergangenheit begangenen Fehler zu verantworten hat. Zuerst fühlt er sich sicher, doch nur zu bald erkennt er die Ausweglosigkeit seiner Situation und findet sich auch mit seinem Schicksal ab. Doch zuvor versucht er alles menschenmögliche um das sichere Ereignis seines Todes doch noch abzuwenden. Verzweifelt wendet er sich an die führenden Bürger der Stadt, doch alle scheinen sich gegen ihn verschworen zu haben, auch wenn sie dies nicht offensichtlich zu Ausdruck bringen.
Claire Zachanassian, Tochter der Stadt ist gekommen um sich das zurückzuholen, was man ihr angetan hat.
Gerechtigkeit. Sie wurde als Klara Wäscher, hochschwanger, aus der Stadt vertrieben, nachdem die beiden Eunuchen damals falsch ausgesagt haben. An diesen beiden hat sie schon Rache genommen und den ehemaligen Oberrichter Hofer hat sie nun in ihren Dienst als Butler gestellt. Sie verlangt Gerechtigkeit für eine Milliarde. Sie ist eine alte, halb Prothese halb Mensch, kaltblütige Frau, deren einziges Ziel die Rache an Ill und Güllen ist. Darum hat sie auch die ganze Stadt gekauft um keine Alternative zu Ills Mord zu bieten.
Dadurch haben die Bürger nur die Wahl zwischen Armut und Arbeitslosigkeit oder Wohlstand für einen Mord.
Der Bürgermeister ist eigentlich ein Mann von Ehre und Freund von Ill, hat er ihn auch als seinen Nachfolger vorgeschlagen. Doch das Angebot und die wirtschaftlich schlechte Situation der Stadt lassen ihn weich werden. Lehnt er am Anfang das Angebot ab, besucht er gegen Ende des Stücks sogar Ill um ihm vorzuschlagen er solle sich selber töten, damit sich kein Güllener mit Blut befleckt. Ach er hat sich neue Geräte angeschafft, und schon Pläne anfertigen lassen, wie das Geld investiert wird. Seine Stärke sind Reden.
So hält er im goldenen Apostel eine große Begrüßungsansprache.
Der Priester rezitiert oft nur nichtssagende Bibelpassagen. Und fügt auch vor der Ankunft Claires noch pflichtbewusst hinzu, dass neben Claire auch noch Gott die letzt Hoffnung sei. Als Ill bei ihm Hilfe sucht meint er es sei positiv was er durchmache. Ill bemerkt, dass er eine neue Glocke hat, erkennt er, dass auch der Pfarrer seinen Teil des Wohlstandes in Anspruch nimmt, doch gibt es noch einen Funken Christlichkeit in ihm. Flieh, solange du noch kannst; führe uns nicht in Versuchung! Mit diesen Worten möchte er Ill zu Abreise drängen um sich nicht an ihm zu vergehen.
Der Lehrer ist der letzte der noch einen Funken Menschlichkeit in sich trägt, ist es auch er, der gemeinsam mit dem Arzt Claire einen anderen Handel vorschlägt, um der Versuchung eines Mordes auszuweichen. Später wird er zu einem Alkoholiker, der seine moralischen Bedenken im Suff erstickt. Er merkt, wie er sich zu Mörder entwickelt, ist er auch am Ende der Stücks unter den Mördern des Ill.
Der Polizist ist ebenso wie alle anderen Bürger der Stadt anfangs für, später gegen Ill. Auch er hat seine Gewohnheiten geändert; trinkt er nun teures Bier etc. Als Ill ihm von seiner Angst berichtet und er die Verhaftung von Claire Zachanassian verlangt, beschwichtigt er ihn und meint nur, dieses Angebot nicht ernst nehmen zu müssen, da eine Milliarde auf den Kopf eines Gülleners ausgesetzt einfach unrealistisch sei und dies nur ein schlechter Scherz gewesen sei.
Der Arzt ist beinahe so wie der Lehrer. Er begleitet ihn, als er Claire den Vorschlag von einem Kredit unterbreitet. Gleich am Anfang erzählt im Claire er soll später Herzschlag diagnostizieren. Dies macht er auch am Ende des Stücks.
Weiters sind im Stück noch Vertreter der Presse. die Kinder von Ill, seine Frau, der Richter alias Butler, die beiden Eunuchen, und andere mitwirkend.
Alle, bis auf die Pressevertreter sind sie gegen Ill. Haben sie doch so viele Schulden gemacht und warten nur darauf, bis Ill getötet wird um diese zu begleichen. Der Sohn hat ein neues Auto, die Tochter spielt Tennis, die Ehefrau hat einen neuen Nerz.
Aufbau und Interpretation:
Das Werk ist in drei Akte gegliedert. Dürrenmatt bedient sich der Bauelemente des aristotelischen Dramas. Im ersten Akt werden Schauplatz und Ort des Geschehens vorgestellt und es wird eine Ahnung auf das kommende Unheil vorausgedeutet.
Im zweiten Akt spitzt sich die Lage zu, die Güllener stürzen sich in Schulden und Ill hat eine Vorahnung auf das ihm erwartende Schicksal. Im dritten Akt erfolgt der Höhepunkt: der Mord an Ill. Zusätzlich fügt Dürrenmatt einige Formen des epischen Theaters hinzu: Bäume werden von Schauspielern dargestellt etc.
Trotz der Tatsache, dass sich Dürrenmatt der gleichen Formenlehre wie Bert Brecht bedient, unterscheidet er sich dadurch, dass es in Anbetracht der heutigen Moral der Menschheit nicht möglich ist, die Gesellschaft zu ändern. Es wird von Idealen gesprochen, doch die Gier und die Aussicht auf bessere Zeiten lassen Moral und Werte vergessen. Der Mord passiert.
Dies kommt vor allem dadurch heraus, dass bereits im ersten Akt Anzeichen zu erkennen sind. Der zweite Akt, hauptsächlicher Schauplatz ist der Laden von Ill, nimmt eine Sonderstellung ein. Zachanassian, in diesem Akt ohne besondere Bedeutung, kommt immer wieder zu Wort und ist so stets zugegen. Während die Bürger ihren Geschäften nachgehen, wartet sie immerzu, auf ihrem Balkon sitzend, und frühstückt mit ihrem neuen Gemahl. So gerät sie während des gesamten Aktes nie in Vergessenheit.
Jeder Akt hat eine Hauptfigur: im ersten Akt ist Claire Zachanassian die Hauptperson, sie steht für die rachsüchtige Medea.
Der zweite Akt ist Ill gewidmet, der den weltlichen Bürger und im dritten Akt steht das Mordkollektiv für die Politik.
Synchron verläuft auch das Verhalten der Bürger gegenüber Ill mit dem moralischen Verfall und dem sittlichen Untergang. Zuerst ist Ill noch der beliebteste Bürger der Stadt, wird als Nachfolger des Bürgermeisters hoch geschätzt, dann kommen erste Tadel auf. Plötzlich ist er nicht mehr für den Posten des Bürgermeisters geeignet. Dann gegen Ende des Stückes wird er Als Schwein bezeichnet.
Der Schlusschor erzählt ganz am Ende des Stückes über den neuen Reichtum.
Dass die Wohltäterin nun wieder abgereist sei und nun sich alles zum Guten gewandt hat. Ill wird in dieser Szene kein einziges Mal erwähnt.
Vergleich mit der Inszenierung der Bühnenspielgruppe Dachsberg
Inhaltlich unterscheidet sich die Inszenierung von Horst Pühringer kaum von der Dürrenmatts. Doch wurden einige Änderungen am Text vorgenommen, und dieser gekürzt. Ebenso wurden Passagen aktualisiert und übersprungen. Ein Beispiel: Im Original heißt es, Goethe habe in Güllen übernachtet, Brahms ein Quartett komponiert.
In der Neuauflage wurde diese Passage abgeändert. Nun heißt es Karl Moik hat in Güllen übernachtet und Hansi Hinterseer ein Liebeslied geschrieben. Solche Änderungen finden sich das ganze Stück hindurch. Ebenso wird die Szene in der der Gerichtsvollzieher auf die Bühne kommt ausgelassen. Dies ergibt sich durch die völlige Neuauflage. Aus dem Original, einer Tragikkomödie wurde ein Musiktheaterstück, dessen Titel auch von „Besuch der alten Dame“ in der „schwarze Engel“ umbenannt wurde.
Dieser Titel ist ebenso passend, da der schwarze Engel als Zeichen für baldige Besserung anzusehen ist, doch diese ihren Preis verlangt. Ein unmoralisches Angebot stellt dieser Engel. Der wohlstandbringende Dämon, welcher dem Volk Reichtum für einen Mord verspricht. Tatsächlich hatte der Regisseur freie Hand was seine Interpretation des Stücks angeht. So kamen Lieder hinzu, teils Kompositionen von Jürgen Geißlbrecht, teils von anderen übernommen (Pink Floyd mit „money“), eine komplette Band übernahm die instrumentale Untermalung anstatt eines Gitarristen so wie beim Original. Die Liedertexte sind allesamt inhaltlich eng mit der Handlung auf der Bühne verknüpft: Anfangs feiern Bürgermeister, Lehrer, Arzt und Pfarrer den baldigen Wohlstand ausgelassen mit Sekt.
Das dabei gesungene Lied heißt „Der Traum vom Reichtum“. Das erste Lied das Claire Zachanassian zum Besten gibt heißt „Man kann alles kaufen“. Es wird in der Szene gesungen, als der Bürgermeister im goldenen Apostel das Angebot (noch) ablehnt. In weiterer Folge werden weitere Lieder gesungen die den Momentanen Gefühlszustand gut untermalen. Besonders das Lied „mein Herz“, welches Claire Zachanassian in der Peterschen Scheune nach ihrer Hochzeit mit ihrem neuen Liebhaber singt, zeigt, dass sie eigentlich in ihrem Inneren eine gebückte alte, Frau ist, welche immer nur nach außen hin im Licht stand, doch in Wirklichkeit schon lange eine nach Rache trachtende Person ist, welche nur noch einmal lieben möchte, so wie sie Ill geliebt hat. Doch bekanntlich ging diese Liebe ja zu Bruch und sie wurde zur Hure.
Eindrucksvoll auch der Lehrer, der betrunken von seinen alten Idealen singt und bemerkt, dass er gegen die Unmoral, die die Gier im Menschen hervorruft, nicht antreten kann.
„Zwei Frühlingsseelen“ wird von Ill gesungen, als er sich schon mit seinem Schicksal abgefunden hat. Er erkennt die Ausweglosigkeit seiner Lage. Er ist im Begriff sich zu verabschieden und saugt die Eindrücke des Herbstes ein letztes Mal ein.
„Erste Wahl“ ist für mich eines der eindruckvollsten Lieder im ganzen Stück. Es wird von Ills Frau gesungen.
Sie, im neuen Nerz singt von den Vorteilen des neuen Wohlstandes. Zuletzt erklingt noch der Schlussmarsch, eine schräge Komposition, welche passend für die gespielte Szene ist. Es naht die Abstimmung gegen Alfred Ill.
Im Großen und Ganzen wurde das Stück sehr gut inszeniert, besonders die Hauptdarsteller glänzen durch schauspielerische Höchstleistungen, welche man ihnen im Schulalltag gar nicht zutrauen Würde. Ebenso ist die Maske, das Bühnenbild und der Ton sehr beeindruckend. Imponierend auch die Vertonung.
Eine sehr gute Band und gute Sänger runden das Ganze zu einer wirklich kurzweiligen Aufführung ab. Ebenso die versteckten Anspielungen auf gewisse Politiker in unserem Land, die Scheinheiligkeit der Kirche und den sich im Alkohol Trost spendenden Lehrer kommen sehr gut zur Geltung. Doch wird für meine Geschmack doch etwas zu viel gesungen, auch wenn die Lieder wirklich gut sind, denke ich man hätte es doch mehr bei einem Sprechstück belassen können und hätte nicht jede Schlüsselszene musikalisch untermauern müssen. Doch gehört angemerkt, dass dieser Kritikpunkt nicht auf die Qualität
der Lieder und der Band zu verstehen ist sonder einfach das Original zu sehr abgeändert wurde.
2. Der Dämon und Fräulein Prym
Zum Autor
Paulo Coelho, geboren 1947 in Rio de Janeiro, war vor seiner Karriere als Schriftsteller Theaterdirektor, Liedtexter, er schrieb Bühnenstücke, arbeitet als Journalist und schrieb Stücke für das Fernsehen.
Als er 1986 seine Wanderung nach Santiago beschrieb, wurde dieses Buch zum Bestseller. Im Nächsten Jahr gelang ihm dann ein weiterer Verkaufsschlager mit „Der Alchimist“.
Seine Werke werden in 150 Ländern veröffentlicht und in 50 Sprachen übersetzt. 1998 war er der am zweitmeist gelesene Autor weltweit. Paulo Coelho ist Mitglied bei der UNESCO und setzt sich dort besonders für kulturellen Dialog ein.
Preise
Prix Lectrices d’Elle, 1995
Knight of Arts and letters, 1996
Flaiano International Award, 1996
Crystal Award, 1999
Golden Medal of Galicia, 1999
Chevalier de L’Ordre national de la Légion d’honneur, 2000
uvm.
Werke
Der Alchimist
Am Ufer des Rio Piedra saß ich und weinte
Der Fünfte Berg
Der Wanderer
Auf dem Jakobsweg
Unterwegs
Veronika beschließt zu sterben
Handbuch des Kriegers des Lichts
Der Dämon und Fräulein Prym
Inhaltsangabe:
Inspiriert von Dürrenmatts Besuch der alten Dame, schreibt Paulo Coelho eine märchenhafte Erzählung über Gier, Hass und Tod.
Am Beginn des Buches, als ein Mann in das verschlafene Dorf Bescos, ein Ort in den Pyrenäen, kommt, bemerkt die Dorfälteste, Berthe, das nun der Tag gekommen sei, auf den sie schon die ganzen Jahre wartet. Sie, ihr Mann ist schon einige Zeit tot, sitzt täglich draußen vor ihrem Haus, betrachtet die Bergwelt, redet mit dem Geist ihres Mannes, der sie umgibt und richtet ihr Leben auf den Moment ein, der nun gekommen ist. Der Mann hat ein etwas schäbiges Auftreten. Seine Haare sind etwas länger als für gewöhnlich, seine Kleider sind zerschlissen und er ist unrasiert. Doch Berthe erkennt ihn als den Dämon, der das Dorf auseinander spalten wird.
Er geht in das Hotel und lässt sich dort unter einem falschen Namen einschreiben. In seinem Gepäck hat er elf Goldbarren bei sich.
Als er am Morgen in den Wald geht, erwartet ihn bereits Chantal Prym, die Kellnerin des Hotels, welche den Ruf hat, auch manchmal mit Gästen ins Bett zu steigen, doch nur immer wegen der Hoffnung, dass sie von irgendeinem mitgenommen wird, weg von diesem aussterbenden Dorf. So sitzt sie dort, ein Buch lesend und wartet neugierig. Als er zurück ins Dorf geht, bemerkt er Chantal. Er spricht sie an, gesteht ihr, dass seine Angaben im Melderegister falsch sind und bittet sie mitzukommen, denn er wolle ihr etwas zeigen.
Chantal, kurz überlegend, sagte zu. Sie gehen zu einem markant geformten Felsen. Dort, in der Erde vergraben, lag ein ganzer Barren Gold. Wieder gehen sie ein Stück, nachdem Chantal den einen Barren wieder mit Erde bedeckte. Dann, an einer zweiten Stelle, lagen zehn weiter Goldbarren unter der Erde. Chantal wird unheimlich.
Im weiteren Verlauf der Unterhaltung, unterbreitet ihr der Fremde sein Angebot. Ein Mord, und das ganze Gold soll dem Ort gehören. Die Frist beträgt sieben Tage. Cahntal hat die Aufgabe es zu verbreiten. Sie kann wählen. Entweder sie nimmt den einen Barren und verschwindet aus der Stadt oder sie fügt sie seinem Willen.
Ihm geht es um die Suche nach der Wahrheit. Er, ein ehemaliger Waffenhändler und -Fabrikant, hatte ein schreckliches Erlebnis. Seine Familie wurde entführt und die Entführer verlangten eine hohe Summe Lösegeld. Dabei kamen alle ums Leben. Seitdem ist er gequält von einem inneren Dämon, der immer stärker seine Gewalt um seine Seele legt.
Chantal bereitet dieses Angebot schlaflose Nächte.
Ständig hadert sie mit dem Gedanken das Gold zu nehmen und aus dem Ort zu verschwinden. Einmal war es bereits soweit, dass sie im Wald war und nach dem Gold grub, doch dann wurde sie von einem fabelartigen Wolf angegriffen. Der Fremde war in der Nähe und lenkte das Tier ab. Schließlich kamen beide mit dem Schrecken davon. Eines Tages dann, als wieder die Männer in der Hotelbar sitzen, Geschichten erzählen und der Fremde auch seine Weisheiten zum Besten gibt, bricht Chantal das Schweigen und erzählt vom unmoralischen Angebot, welches der Mann dem Ort gemacht hat. Das versetzt alle in Aufregung.
Chantal indes wird immer zerrissener und auch bei ihr versucht sich ein Dämon ihrer Seele zu bemächtigen. Doch sie strebt dagegen an. Nun eines Abend treffen sich die Vertreter des Dorfes in der Sakristei um den Vorschlag zu überdenken und um zu einem Schluss zu kommen. Sie kamen zu der Vereinbarung, dass der Mord geschehen wir. Bald war auch ein Opfer bestimmt: die alte Berthe, welche immer nur täglich draußen sitzt und die Berge betrachtet. Sie scheint den wenigsten Nutzten für das Dorf zu haben.
In der Nacht dann war es soweit. Berthe sollte umgebracht werden. Das ganze Dorf versammelte sich, die Männer hatten Gewehre dabei. Doch als der Bürgermeister gerade den Befehl zum Schießen geben wollte erhebt sich Cahntal und rief die Menschen zur Vernunft auf, wie töricht sie nur seien. Der Fremde fühlte seinen Dämon kleiner werden und merkte, dass die Antwort, die er suchte, doch nicht jene war welche er glaubte schon gewusst zu haben.
Berthe überlebt in weiterer Folge Dank der Bemühungen von Chantal Prym, der unscheinbaren Kellnerin, die als einzige das Blutbad verhinderte.
Am Ende des Buches verlässt Chantal das Dorf, blickt noch einmal zurück, redet mit Berthe und kehrte Bescos nun für immer den Rücken.
Personen
Chantal Prym Sie ist eine der drei Hauptpersonen in diesem Buch. Chantal ist noch die einzige jüngere Person, die das Dorf noch nicht verlassen hat, alle anderen sind bereits ausgewandert und sie wünscht sich eigentlich auch nichts sehnlicheres, als endlich dieses aussterbende Dorf zu verlassen. Daher, in der Hoffnung mitgenommen zu werden, hat sie auch des Öfteren einen Beischlaf mit Gästen, die sich im Hotel befinden. Als der Fremde ihr das Angebot, welches er dem Dorf machen möchte, unterbreitet, wird sie der Lockvogel, der es den anderen Dorfbewohnern mitteilen soll. Ein innerer Kampf beginnt.
Sie hat schlaflose Nächte, überlegt, versucht mit dem einen Goldbarren, dessen Versteck sie kennt, zu fliehen, doch schlussendlich erfüllt sie doch den Willen des Fremden. In ihr wächst ein Dämon, der sie auch einnehmen möchte, doch ist Chantal zu stark, obwohl sie doch des Öfteren zu kämpfen hat.
Der Fremde, im Hotel eingetragen als Carlos, ist in Wirklichkeit ein Industrieller, welcher mit Waffen handelte und sie herstellte. Nachdem seine ganze Familie bei einer Entführung getötet wurde, ist er auf der Suche nach der Wahrheit. In sich trägt er einen Dämon, der ihn veranlasst, Ein unberührtes Dorf auf die Probe zu stellen. Er möchte wissen ob alle Menschen schlecht sind.
Wir jemand getötet, weiß er, dass es in der Natur des Menschen liegt, schlecht zu sein. Lehnen die Bewohner das Verbrechen ab, so weiß er, dass es wenigstens noch ein bisschen moralische Werte auf dieser Welt hochgehalten werden.
Sein Dämon hat schon fast seine ganze Seele geraubt, doch manchmal gelingt es dem Rest des Guten in ihm sich aufzuraffen und gegen das Böse anzutreten. Am Ende des Buches beginnt die Flamme des guten nun wieder zu leuchten und bringt Licht in seine schwarze Seele.
Berthe ist die Dorfälteste. Ihr Mann ist schon seit Jahren gestorben und sie möchte eigentlich auch schon längst tot sein.
So sitzt sie Tag für Tag vor ihrem Haus und beobachtet die Berge, das Dorftreiben, die Pflanzen und die Tiere. Über die Jahre hinweg hat sie bei ihr diese Gabe der Beobachtung so gut entwickelt, dass sie die einzige ist, welche den Fremden sogleich als den Dämon entlarvt, der das Dorf ins Unheil stürzen wird. Sie hat auch die Fähigkeit mit ihrem Mann zu sprechen, der selten von ihrer Seite weicht und sie beschützt. Von den anderen Dorfbewohnern wird sie als verrückt und senil angesehen und wird so ohne ihr Verschulden das beinahe Opfer einer Gewalttat.
Weitere Personen, die erwähnt werden sind der Pfarrer, der Bürgermeister, die Frau des Bürgermeisters, der Besitzer der Ländereien und die Hotelbesitzerin. Sie treffen die Entscheidungen im Dorf und sich auch dafür verantwortlich, dass Berthe beinahe getötet wird.
Alle halten sich für besonders wichtig, und auf die Meinung von Chantal wird sowieso keinen Wert gelegt, da sie sozusagen die Unterste im Dorf ist.
Aufbau und Interpretation
Des Buch ist in viele kürzere Kapitel gegliedert, wobei jedes dieser Kapitel eine Einheit bildet und oft einen Szenenwechsel zur Folge hat.
Die Sprache ist sehr poetisch und es wird mit vielen Symbolen gearbeitet. Buch ist eine Art Märchen für Erwachsene. Coelho hat eine ganz eigentümliche Sprache. Er schreibt sehr poetisch und vermittelt die Geschichte wie ein Märchenerzähler.
Zur Haupthandlung hat das Buch den Kampf zwischen Gut und Böse. Geld, Gier und Hass bilden die Eckpfeiler. Ähnlich wie im Stück „Der Besuch der alten Dame“, spielt die Handlung in einer heruntergekommenen Ortschaft. Doch ist zum Unterschied nicht eine bekannte Person, welche eine Tochter der Stadt ist der Heilsbringer, sondern ein älterer Mann, der willkürlich irgendein Dorf auswählte um die Menschen zu testen. Es geht ihm nicht um Gerechtigkeit, er möchte nur wissen ob wirklich die gesamte Menschheit von Grund auf schlecht ist. Außerdem spielt das Buch auf zwei Ebenen: Die reale Wirklichkeit und die Welt der Dämonen, der Geister und der Seelen, welche noch nicht zur Ruhe gekommen sind.
Und auf beiden Ebenen wir der Kampf ausgetragen. Die beiden Dämonen, jener der Chantal Prym und jener des Fremden, versuchen gemeinsam das Gute in den Menschen zu vertreiben. Oft kämpft Chantal mit ihrem Dämon. In der realen Ebene versucht Chantal das Schicksal abzuwenden, redet mit dem Fremden und ist am Ende des Buches die Einzige, welche erkennt, dass hier ein Verbrechen begangen wird und die Belohnung, nämlich zehn Goldbarren, blutbefleckt sind.
Um das Dorf ranken sie viele Mythen und Geschichten von Heiligen, vom ehemaligen heidnischen Führer des Dorfes, welcher zuerst ein Tyrann war und dann von einem Heiligen zurechtgewiesen wurde.
Coelho beendet mit diesem Roman seine Trilogie über Liebe (Am Ufer des Rio Piedra saß ich und weinte), Tod(Veronika beschließt zu sterben) und Macht (Der Dämon und Fräulein Prym) ab.
Quellen
Literaturprotokoll von Gabriel Maresch, „Der Besuch der alten Dame“ unter www.fundus.org
Buchbesprechung von Sonja Eschlböck „Der Besuch der alten Dame“ unter www.fundus.org
Paulo Coelho „Der Dämon und Fräulein Prym“, Diogenes www.paulocoelho.
com/dtsch/bio.html
Friedrich Dürrenmatt „Der Besuch der alten Dame“, Diogenes
Begleitheft zur Theateraufführung „Der schwarze Engel“ von der Bühnenspielgruppe Dachsberg (Horst Pühringer)
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