A) schillers jugend ist vom absolutismus geprägt
Thema:
Das Drama „Kabale und Liebe“ von Friedrich Schiller ist nach den Worten Erich Auerbachs „wie kaum ein anderes ein Dolchstoß in das Herz des Absolutismus“.
Weisen Sie wesentliche Kritikelemente am Absolutismus in Schillers bürgerlichem Trauerspiel nach!
Gliederung
Schillers Jugend ist vom Absolutismus geprägt
B) Schiller kritisiert in seinem bürgerlichen Trauerspiel „Kabale und Liebe“ den Absolutismus
I. Kritik am Lebensstil des Adels
1. Mätressenwesen
2. Luxusleben
II. Kritik an den Lastern des Adels
Persönliche Stellung zum Fürsten ist wichtiger als alles andere
2.
Amt als Mittel zur Verfolgung eigener Interessen
3. Machtübernahme durch Betrug
III. Kritik an den politischen Praktiken des Adels
Gleichgültigkeit gegenüber den Untertanen
Ohnmacht und Rechtlosigkeit der Untertanen
Skrupellosigkeit der Herrschenden
Intrigen zur Herrschaftssicherung
C) Kabale und Liebe – ein revolutionäres bürgerliches Trauerspiel
A) „Die ersten Jugendjahre bestimmen vielleicht die Gesichtszüge des Menschen durch sein ganzes Leben, so wie sie überhaupt die Grundlage seines moralischen Charakters sind“ (Quelle 2)
(Friedrich Schiller 1779)
Friedrich Schiller, der Sohn eines Wundarztes und späteren Offiziers, wurde im Jahre 1759, in der Epoche des Absolutismus geboren. Er bereitete sich auf eine theologische Laufbahn vor, musste aber auf Drängen von Herzog Karl Eugen, der 1744 die Regierung übernommen hatte und für seine prachtliebende Hofhaltung und hohe Rüstungsausgaben bekannt war, in die „Militär-Pflanzschule“, also in die spätere „Hohe Karlsschule“ eintreten. Mit seinem persönlichen und beruflichen Vorankommen war Schiller auf Gedeih und Verderb dem Fürsten ausgeliefert. Schiller hatte ein Jurastudium zu beginnen, welches ihn aber in keinster Weise ansprach.
Als die Akademie verlegt wurde, wurde Schiller schließlich zu einem Medizinstudium gezwungen, welches ihm letztendlich doch mehr entsprach. 1780 wurde er aus der Karlsschule als Militärarzt entlassen. Schon seit seiner frühen Jugendzeit hatte Schiller Gedichte geschrieben und sich für das Literarische begeistert. Karl Eugen machte sich das rhetorische Geschick Schillers zunutze, indem er Lobreden auf höfische Personen, zum Beispiel auf die herogliche Mätresse, verlangte. 1777 begann er mit der Arbeit an „Die Räuber“. Die Aufführung des Stücks wurde zu einem überwältigenden Erfolg.
Als ihm der Herzog jegliche schriftstellerische Arbeit untersagte, floh Schiller 1782 nach Mannheim. Später entstand in Bauerbach das Trauerspiel „Luise Millerin“, dann „Kabale und Liebe“ genannt. In diesem rechnet er mit Herzog Karl Eugen und dem absolutistischen System ab. Im folgenden möchte ich die wesentlichen Kritikelemente am Absolutismus im Trauerspiel „Kabale und Liebe“ aufzeigen.
I. Ein erster wesentlicher Kritikpunkt am politischen System des Absolutismus ist die Verschwendungssucht des Adels.
Er spricht hier zuerst das Mätressenwesen an: Die Geliebte des Herzogs erhält von diesem kostbarste Brillanten, die „soeben erst aus Venedig“ (S. 29) kommen.
Auf die Frage Lady Milfords, was denn die Steine kosteten, antwortet der Bote bedrückt, dass sie „keinen Heller“ kosten würden (vgl. S. 29). Die „siebentausend Landskinder, [die nach Amerika fortgehen,] [.
..] zahlen alles“ (S. 29). Er meint damit, dass der Herzog deutsche Soldaten nach Amerika verkauft, die dort im Unabhängigkeitskrieg kämpfen, nur um seiner Geliebten ein „angemessenes“ Hochzeitsgeschenk zu machen.
Als nächstes zielt Friedrich Schiller auf den luxuriösen Lebenswandel des Adels ab.
Es werden zum Beispiel Bärenhatzen ausgetragen (vgl. S. 30) und Bälle veranstaltet (vgl. S. 55)Weil dieses Leben Unmengen an Geld verschlingt, ist der Adel in ständigen Finanzierungsschwierigkeiten. Da kommt ein Krieg im Ausland ganz recht, noch dazu wenn ein Land Soldaten benötigt und bereit ist, gut für das „Joch Menschen“ (S.
29) zu bezahlen, um die Staatskasse zu füllen. Also verkaufen die Fürsten deutsche Soldaten nach England, die gegen Amerika im Unabhängigkeitskrieg kämpfen. Mit der Aussage des Kammerdieners „Die zahlen alles“ (S. 29) meint er, dass dadurch die ungeheure Prunksucht finanziert wird. Aufständische Soldaten, die nicht einsehen, diese Prunksucht mit ihrem Leben zu bezahlen und fragen „wie teuer der Fürst das Joch Menschen verkaufe“ (S. 29), werden wie „die Maulaffen nieder[geschossen]“ (S.
30).
II. Ein weiteres Argument in der Kritik am Absolutismus ist der ausgeprägte Egoismus des adeligen Standes.
Auf Gefühle wird keine Rücksicht genommen, das einzige, was zählt, ist die Stellung zum Fürsten. Je näher, desto besser. Da Lady Milford die Geliebte des Herzogs ist, zwingt der Präsident seinen Sohn Ferdinand, diese zu heiraten.
Mit dieser Heirat käme die Familie des Präsidenten dem Fürsten ein ganzes Stück näher. Als sich aber im Gespräch zwischen Vater und Sohn Ferdinand unwillig zeigt, wird die Wichtigkeit der Stellung zum Fürsten besonders deutlich: Weil der Hofmarschall die Heirat bereits in der „ganze[n] Stadt“ (S. 20) kundgemacht hat, will der Präsident keinesfalls als Lügner vor dem Fürsten dastehen und droht somit, wegen seines enormen Egoismus, sogar seinem Sohn: „Wenn du mich zum Lügner machst, Junge – vor dem Fürsten [...] Höre, Junge [.
..].“ (S. 24/25). Hieraus wird klar: Die Stellung zum Fürsten bedeutet alles, Gefühle nichts.
Ein weiterer Aspekt verdeutlicht den Egoismus: Um seine Stellung zum Fürsten zu verbessern, plant der Präsident wahrscheinlich schon lange im voraus die Heirat seines Sohnes mit der Mätresse des Fürsten, Lady Milford. Als er nun von der Liebe seines Sohnes zu einer Bürgerlichen erfährt, missbraucht er sein Amt als Mittel zur Verfolgung eigener Interessen. Der ihm gegenüber immer noch vorhandene Respekt des Bürgertums lässt sich daran erkennen, dass sich zwar Vater Miller gegen den Adeligen wehrt, aber immer noch ein „Halten zu Gnaden“ (S. 45) einfügt. Der Präsident betritt das Haus des Musikus, um dort die Hindernisse für die Heirat seines Sohnes mit Lady Milford aus dem Weg zu räumen. Nach einem kurzen Gespräch ordnet der Präsident an, dass der „Vater ins Zuchthaus [soll] – an den Pranger Mutter und Metze von Tochter [gestellt werden sollen]!“ (S.
45).
Eng damit verbunden, welche Methoden der Präsident zur Verfolgung seiner Interessen benutzt, ist die Frage, wie er überhaupt zu der Stellung gekommen ist. Ferdinand macht im Haus von Miller eine Andeutung, die darauf schließen lässt:
„[...] unterdessen erzähl ich der Residenz eine Geschichte, wie man Präsident wird“ (S.
48). Es lässt sich also leicht erschließen, dass der Vater nicht mit rechten Dingen an sein Amt gekommen ist. Wie er an die Macht kam, verrät uns ein Gespräch zwischen dem Präsidenten und seinem Sekretär Wurm: Bei der Überlegung, wie man Ferdinand und Luise trennen könne, spricht Wurm das Verbrechen an, welches der Präsident an seinem Vorgänger beging, um selbst das Amt zu übernehmen: „[In der Nacht, in der] die große Mine losgehen und den guten Mann in die Luft blasen sollte [spielte der Präsident noch mit seinem Vorgänger Piquet]“ (S. 50). Wurm spricht hier bildlich, aber er meint und weiß es selbst, dass es Mord war, durch welchen Wurm, der Präsident und der quittungsfälschende Hofmarschall „gestiegen sind“ (vgl. S.
54).
III. Am schärfsten aber kritisiert Schiller - über Verschwendungssucht und Egoismus hinaus - die rücksichtslosen Herrscherpraktiken in der damaligen Zeit.
Hand in Hand mit dem Absolutismus geht die Ausbeutung des Landes und der Bevölkerung. Der dritte Stand hat seine Steuern und Abgaben zu leisten, ohne Rücksicht auf die finanzielle Lage bei Missernten oder anderen Miseren. An eine Unterstützung durch den Fürsten bei Unglücksfällen ist schon überhaupt nicht zu denken.
So verwüstete ein Feuer eine Stadt, bei dem „vierhundert Familien an den Bettelstab gebracht [wurden]“ (S.31), ohne dass von offizieller Seite her Hilfe gewährt wurde.
Ein weiters Beispiel für die rücksichtslosen Herrscherpraktiken ist die Ohnmacht bzw. die Rechtlosigkeit der Untertanen gegenüber den absolutistischen Herrschern. Der Präsident will die Familie Miller in deren Wohnung verhaften lassen, Miller aber beabsichtigt „zum Herzog“ (S. 46) zu laufen.
Da der Absolutismus allerdings eine Hierarchie ist, führt kein Weg am Präsidenten vorbei, der dies auch auszunutzen weiß: „Hast du vergessen, daß ich die Schwelle bin, worüber du springen oder den Hals brechen mußt?“ (S. 46). Auch kann der Präsident später in der Intrige ohne Probleme grundlos das Ehepaar festnehemen. „Dieser Verhaftsbefehl muß ohne Aufschub in die Gerichte [...
] ganz in der Stille“ (S. 53). Dadurch wird klar, dass die Bevölkerung von der Willkür völlig abhängig ist.
Die moralische Skrupellosigkeit spielt in der damaligen Zeit eine große Rolle. So kommt der Präsident nur, wie schon erwähnt, durch ein Verbrechen an sein Amt. Aber auch der machtgierige Wurm, Sekretär des Präsidenten, ist moralisch absolut skrupellos.
Das Verhalten am Hof färbt auf ihn ab. Der Präsident lobt seinen Sekretär, als dieser ihm seinen Plan vorträgt: „Der Schüler übertrifft seinen Meister“ (S. 52). Wurm denkt sich die „satanisch fein[e]“ (S. 52) Intrige aus, setzt den falschen Liebesbrief auf und diktiert denselben schließlich auch Luise. Desweiteren nimmt der Präsident den Vorschlag Wurms, einen Eid der Familie Miller abzupressen, auf, da ein solcher „nichts bei uns [den Besseren], bei dieser Menschenart alles“ (S.
52) bedeutet. Als aber die Intrige fehlschlägt, zögert der Präsident keine Sekunde, die Schuld und Verantwortung auf seinen Sekretär abzuschieben: „Über dich die Verantwortung“ (S. 109), weist er ihn erbarmungslos ab.
Zuletzt wird von Schiller auch der Gebrauch von Intrigen zur Durchsetzung eigener Ziele im Stück angeklagt. Der Präsident heckt zusammen mit seinem Sekretär einen Plan aus, um Ferdinand und Luise gewaltsam zu trennen, und sein Ziel, Ferdinand mit Lady Milford zu verheiraten, zu erreichen. Ein gefälschter Liebesbrief und ein Eid der ganzen Familie wird erzwungen, um die „Kabale“ fruchten zu lassen.
Als Gegenleistung werden Luises Vater und Mutter, vorher grundlos verhaftet und eingesperrt, wieder freigelassen. Der Hofmarschall soll „den [gefälschten Liebes-] Brief irgendwo herausfallen lassen, wo er dem Major zu Gesicht kommen muß“ (S. 57). Die Intrige geht zunächst problemlos auf, doch als Ferdinand vor den Augen seines Vaters durch Selbstmord stirbt, behauptet er, Wurm sei an allem Schuld: „Über dich die Verantwortung“ (S. 109). In seinem Zorn prangert Wurm eine weitere Verschwörung an: „Ruft Mord durch die Gassen! Weckt die Justiz auf! Gerichtsdiener, bindet mich! Führt mich von hinnen! Ich will Geheimnisse aufdecken [.
..]“ (S. 109). Damit hat er sich entschlossen, auch den Mord aufzudecken, durch welchen der Präsident, er selbst und der Hofmarschall zu Macht und Ansehen gekommen sind. Wäre die Intrige reibungslos aufgegangen, wäre also Ferdinand nicht gestorben, hätte Luise nicht geredet, hätte das Stück ein anderes Ende gehabt.
Ferdinand hätte wahrscheinlich Lady Milford geheiratet und seinem Vater dankbar gewesen, die „Bürgerliche“ überführt zu haben.
Die Veröffentlichung eines Stückes wie „Kabale und Liebe“ von Friedrich Schiller war zur damaligen Zeit sicherlich ein, auch in persönlicher Hinsicht, riskantes Unterfangen. Die Motive dieses Sturm-und-Drang-Stückes entstanden laut Walter Schafarschik „aus der Empörung gegen den Herzog Karl Eugen und aus der tiefen Einsicht in die Unmoral vieler Regenten seiner Zeit“ (S. 128). Das Stück hatte einen unglaublichen Erfolg. Es wurde zum Beispiel in Berlin 1784 innerhalb eines Monats siebenmal aufgeführt.
Nach dem zweiten Akt [erhoben sich, nicht nur bei der Premiere] alle Zuschauer [...] und brachen in stürmisches Beifallrufen aus“ (S. 128).
Quellenangabe:
Schiller, Friedrich: Kabale und Liebe.
Ein bürgerliches Trauerspiel.
Anmerkungen von Walter Schafarschik. Stuttgart 1997
Bertelsmann Discovery ´99: Das Große Universallexikon
Herrmann, Hans Peter und Herrmann, Martina: Friedrich Schiller, Kabale und Liebe. Frankfurt 1983 (= Grundlagen und Gedanken zum Verständnis des Dramas)
Van Rinsum: Interpretationen-Dramen. München 1978
André Schramm
Hausaufgabe aus dem Deutschen
Klasse 11 a
22.03.
1999
Literarische Erörterung zu
Friedrich Schiller: Kabale und Liebe
Thema:
Das Drama „Kabale und Liebe“ von Friedrich Schiller ist nach den Worten Erich Auerbachs „wie kaum ein anderes ein Dolchstoß in das Herz des Absolutismus“.
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