Das heilige experiment
20.10.2000Das heilige Experiment
Das Werk „Das heilige Experiment“ von Fritz Hochwälder handelt in Paraguay des Jahre 1767. Don Miura ist ein Abgesandter des spanischen Königs und kommt mit einem Auftrag nach Buenes Aires. Er soll die Vorwürfe die aus dem Mutterland kommen untersuchen. Jedoch weiß der Leser noch nicht, dass egal was seine Ermittlungen ergeben werden, er verpflichtet ist, den Jesuitenstaat aufzulösen.
Der Jesuitenstaat ist ein Staat, in dem die Ureinwohner von Südamerika in Ruhe leben und wirtschaften können, nachdem sie getauft worden sind. Die Indianer werden von den Jesuiten sowohl geistig wie auch wirtschaftlich geleitet. Dieser Staat basiert nicht auf Zwang, wie es von vielen spanischen Gutsbesitzern praktiziert wurde, denn die Indianer mussten freiwillig in den Staat eintreten. Was auch sehr viele taten, der Fürsorgestaat umfasste schlussendlich bis zu 150 000 Indianer.
Als am 16. Juli des Jahres 1767 zwei Abgesandte eines Indianerstammes beim Provinzial von Paraguay um Audience ersuchen, weiß dieser noch nicht, das dies der letzte Tag für ihn und den jesuitischen Fürsorgestaat sein sollte.
Zunächst allerdings deckt der Abgesandte des Königs auf, das sämtliche Vorwürfe, die in Spanien so lautstark vorgetragen wurden, sich als gänzlich falsch erweisen. Jedoch erfährt der Provinzial, dass das Urteil längst gesprochen wurde, da der Jesuitenstaat anscheinend eine Bedrohung für die spanische Krone darstellt. Nach diesem Schock beschließt der Provinzial Don Miura unter Arrest zu stellen und den Staat, wenn nötig, mit der Waffe zu verteidigen.
In diesem Moment tritt der Legat in Erscheinung. Er befiehlt dem Provinzial den Fürsorgestaat aufzugeben und aus Paraguay zu verschwinden, da sonst für den gesamten Orden Gefahr bestünde. Der Provinzial folgt diesen Anordnungen schweren Herzens, doch die Indianer wollen ihren Staat nicht einfach aufgeben und in die Sklaverei verfallen.
Auch einige andere Pater sind für den Kampf, und so kommt es wenig später zu einer Schießerei, wobei der Provinzial verwundet wird und später seinen Verletzungen erliegt. Der Staat wird von den Spaniern übernommen.
Die Tragödie an der ganzen Geschichte liegt darin, dass man den Jesuitenstaat nicht aufgrund der Beschuldigungen aufgelöst hatte, sondern, dass das Urteil schon längst vorher gesprochen worden ist. Die Anschuldigungen, dass die Jesuiten ihr Volk unterdrücken, Bodenschätze ausbeuten oder wucherischen Handel betreiben erwiesen sich als gänzlich falsch. Und gerade deshalb musste der Staat vernichtet und die Jesuiten aus Paraguay vertrieben werden. Der Staat wurde nämlich zur Gefahr für die spanische Krone.
Zitat Miura (Seite 41,42): Was habt ihr aufgerichtet (...) Ein Reich der Liebe und Gerechtigkeit. (..
.) die Indios singen Euer Loblied – und laufen unsern Grundbesitzern davon! Eure Produkte gehen in die Welt hinaus – unsere Händler verarmen. Bei euch herrscht Frieden und Wohlstand – im spanischen Mutterland Elend und Unzufriedenheit. Dieses Land, das wir mit unserm Blut erobert haben – ihr macht es groß: gegen uns! (...
) Und wir, wir sollten dem zusehen, wir sollten euch nicht hindern? Narren wären wir, ...
Die Jesuiten hatten nichts falsch gemacht, sie hatten genau das erreicht was sie wollten, nämlich Frieden und Zufriedenheit für die Indianer. Doch das kann gefährlich werden. Wie im Zitat beschrieben hatten die Spanier Angst vor so einem Staat.
Sie dachten so ein Beispiel könnte vielleicht Schule machen und sich immer weiter ausbreiten, also das Experiment, was an solches eigentlich gelungen war, gleich im Keim ersticken.
Man könnte die damalige Situation vielleicht vergleichen mit der heutigen Agrarpolitik der Industriestaaten. Obwohl wir einen gewaltigen Überschuss an Agrarprodukten haben, wir schwimmen ja sozusagen im Milchsee, müssen trotzdem noch viele Millionen Menschen auf der Erde Hunger leiden. Wäre doch schön, wenn man ihnen die Nahrungsmittel einfach schicken könnte. Denkste, dann könnte ja der Preis für einen Liter Milch um 10 Groschen fallen.
Natürlich ist das alles schon ein bisschen komplizierter, auch Arbeitsplätze hängen davon ab, ich finde nur, dass man hier sehr wohl eine Verbindung sehen kann.
Um unsere eigene Wirtschaft stabil zu halten, muss man es halt in Kauf nehmen, wenn manch andere darunter leiden.
Ein passendes Zitat:
Provinzial: Damit opfern wir die Seelen von hunderttausenden christlichen Indios.
Querini (Legat): Auch dieses Opfer müssen wir zur höheren Ehre Gottes darbringen.
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