Johann nestroy
Johann Nestroy
oder
Ehrlich währt am längsten
Frau von Erbsenstein, die siebenundzwanzigjährige kluge und aufgeregte heiratslustige Witwe, wartet seit Stunden im Hause ihres Onkels auf ihren Bräutigam. Doch dieser läßt sich nicht blicken. Unterdessen unterhält sich ihr erotisch leicht angeregter Onkel Kauz mit einem jungen Mann namens Schnoferl über einen Diebstahl. Damals wurde Geld aus Kauz‘ Kassa gestohlen. Verdächtigt wird der damalige Kassier Stimmer, doch von ihm fehlt jede Spur. Schnoferl weiß wohl etwas zuviel über diesen Vorfall, deshalb drängt Kauz auf ein anderes Gesprächsthema hin.
Schnoferl meint, Kauz in einer Vorstadt Wiens gesehen zu haben, doch dieser streitet natürlich ab, dort den Mädchen der eher niederen Stände nachzustellen. Ihr Gespräch wird unterbrochen durch Gigl, einem leidenschaftlichen aber schüchternen Liebhaber, der der lang erwartete Bräutigam ist. Als er mit Schnoferl alleine ist, gesteht er ihm, dass er Frau von Erbsenstein nicht heiraten kann, weil er sich in ein Mädchen namens Thekla verliebt hat. Und zu seinem Unglück ist sie auch noch umgezogen, ohne ihm ihre Adresse zu hinterlassen und ohne ihm genaue Gründe dafür zu nennen. Schnoferl, der Frau von Erbsenstein glühend verehrt aber selber kein Glück bei den Frauen hat, möchte Gigl davon überzeugen, dass es besser wäre, dieses Mädchen zu vergessen, wo sie doch nur eine arme Stickerin aus einer Vorstadt Wiens ist. Als Frau von Erbsenstein durch Schnoferl von Gigls Fehltritt erfährt, ist sie anfangs sehr aufgebracht, doch sie lässt sich von Schnoferl einreden, dass das eine völlig harmlose Bekanntschaft war.
Ließ sich vorerst auch Gigl beruhigen, so entflammt wieder sein Herz für Thekla, als er sie im Haus bemerkt. Gigl soll erzählen, wie er Thekla kennengelernt hat, in diesem Gespräch wird dem Leser klar (den Beteiligten bleibt es allerdings verborgen), dass Kauz das Mädchen Thekla kennt. Er hat ihr einmal im dunklen aufgelauert, doch zum Glück war Gigl in der Nähe, der ihr helfen konnte. Trotz aller Versuche, Gigl zur Hochzeit mit Frau von Erbsenstein zu bewegen, kommt es nicht zur Vermählung.
Im Haus von Knöpfel, einem Wäschehändler, leben auch seine Schwester, Madame Storch, seine Tochter Peppi und Sabine und Rosalie, Verwandte von Knöpfels verstorbener Frau. Überraschend kommt Schnoferl zu Besuch und erzählt von einem Freund, der Liebeskummer hätte.
Natürlich handelt es sich um Gigl, und Schnoferl meint, die Mädchen könnten ihn vielleicht etwas von seinem Kummer ablenken. Sie beschließen, alle gemeinsam zu kochen und zu essen. Madame Storch hat auch ihre neue Nachbarin, Thekla eingeladen, natürlich nicht aus Höflichkeit, sondern aus Neugier, um sie ausfragen zu können. Auch Kauz stößt zu der Gesellschaft, weil er wieder den jungen Mädchen nachgestellt hatte und so zufällig in diesem Haus landet. Schnoferl und Kauz unterhalten sich wieder über den Diebstahl. Schnoferl erzählt, er hätte herausgefunden, dass Stimmer eine Tochter hat, die er aber zu Verwandten gegeben hätte.
Außerdem wolle er noch etwas über einen gewissen Herrn Käfer erfahren. Kauz ist damit gar nicht einverstanden. Als Gigl und Thekla zusammentreffen, hält er wieder um ihre Hand an, aber sie sagt, sie könne ihn nicht heiraten. Mitten in das Mahl platzt dann schließlich noch Frau von Erbsenstein und verkündet, Thekla sei die Tochter von Herrn Stimmer, der Kauz damals um eine immense Summe bestohlen hat.
Madame Storch, Rosalie, Sabine, Peppi und Knöpfel wurden von Herrn Kauz zu sich nach Hause eingeladen. Die Mädchen sind etwas verärgert, da Kauz noch immer nicht zu Hause ist und sie sich langweilen.
Als er von seiner Geschäftsverhandlung zurückkommt, erfährt der Leser, dass er bei Käfer war und diesem eine größere Summe für einen Brief und seine Abreise geboten hat. Die Mädchen wollen mit Kauz blinde Kuh spielen, deshalb werden ihm die Augen verbunden. Sie haben nur Schabernack im Sinn, und verstecken ihm seinen Rock. Die Geldbörse, die sich darin befindet, nimmt Sabine inzwischen an sich. Kauz muss natürlich seiner Nichte weismachen, er wäre nicht in Gesellschaft. In einem Gespräch stellt sich heraus, dass Schnoferl Gigl, Thekla und Frau von Erbsenstein in das Haus von Herrn Kauz eingeladen hat.
Unterdessen gibt Sabine die Brieftasche an Rosalie weiter, diese wiederum gibt sie Gigl. Außerdem kommt es zu einer Versöhnung von Frau von Erbsenstein mit Thekla. Diese erklärt, dass ihr Vater unschuldig ab Diebstahl sei. Währenddessen wird die Geldbörse an Schnoferl weitergegeben. Dieser will wissen, wem sie gehört, und stöbert etwas darin, bis er einen Brief findet, an Käfer adressiert. Dieser Brief beweist Stimmers Unschuld, denn Käfer hat mit einem Komplizen den Diebstahl abgesprochen.
Frau von Erbsenstein erkennt die Handschrift ihres Onkels, verrät ihn aber nicht. Dieser sucht inzwischen verzweifelt nach der Geldbörse. Als Schnoferl schließlich Kauz als eigentlichen Dieb entlarvt, bittet dessen Nichte, nichts zu verraten, um keine Schande über das Haus zu bringen. Denn Kauz hatte den Diebstahl nur vorgetäuscht, um seinen Verwandten nicht ihren Anteil eines Erbes auszahlen zu müssen. Schnoferl nimmt den Brief an sich und erklärt, Kauz hätte das Geld nur verlegt. Allerdings stellt er Bedingungen, unter denen Kauz den Brief wieder bekommt.
Er muss die Erbschaftsanteile mit Prozenten an die Verwandten bezahlen, Thekla soll eine ordentliche Aussteuer haben, ihr Vater eine Entschädigung dafür, dass er solange als Dieb verdächtigt wurde und die Armen sollen auch nicht leer ausgehen. Zähneknirschend willigt Kauz ein, doch aus lauter Unmut schimpft er auf die Mädchen. Diese sind beleidigt und erklären ihm, dass sie keine weiteren Besuche mehr dulden. Frau von Erbsenstein erklärt sich aus lauter Dank bereit, Schnoferl zu heiraten, dieser ist natürlich überglücklich. Auch der Vermählung von Gigl und Thekla steht nun nichts mehr im Weg.
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