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  Signatur: Betz Verlag 34   Titel: “Das Tagebuch des Dawid Rubinowicz"   Autor: Dawid RUBINOWICZ Herausgeber: Walther Petri Ausstattung: Taschenbuch, kartoniert, gut lesbarer Druck,   Personen: Dawid, seine Eltern und Geschwister, sein Onkel, seine Tante, einige Vettern und verschiedene polnische Polizisten und deutsche Soldaten.   Handlung: Dawid Rubinowicz ist 1927 geboren worden. Er lebt mit seinen Eltern und Geschwistern in einem Bauerndorf in Polen, wo sein Vater eine kleine Molkerei besitzt. Als das Land 1939 von deutschen Soldaten besetzt wird, ändert sich vieles im Leben der Menschen und besonders der Juden: Sie werden durch Gesetze immer stärker eingeengt und dürfen bald nur noch in abgeschlossenen Bezirken (=Ghettos) leben. Im März 1940 beginnt Dawid Rubinowicz sein Tagebuch zu führen. Anfangs schreibt er nur selten, dann werden seine Eintragungen länger - und trauriger.

Im Juni 1942 bricht das Tagebuch mitten in einem Satz ab. Wenig später wird Dawid mit den anderen jüdischen Dorfbewohnern nach Treblinka gebracht und dort ermordet.   Beurteilung: Sehr informativ und erschütternd. Die Tagebuchnotizen sind so beeindruckend, daß es dem Leser schwerfällt, die Lektüre zu unterbrechen. Geeignet ab dem 12 Lebensjahr. Man erfährt, wie schrecklich in der damaligen Zeit mit fremden Menschen (Minderheiten) umgegangen wurde und daß die Ermordung eines ganzen Volkes der Plan der deutschen Regierung war.

  Note: Sehr gut   Name: Mittendorfer Michael   Datum: 24. April 1997     Mit der Übernahme der Regierungsgewalt in Deutschlanf 1933 durch die Nationalsozialisten wurden die Juden von der Staatsgewalt verfolgt. Bezeichnend für den Nationalsozialismus waren barbarischer Rassismus und hemmungslose Menschenverachtung. Mit blutrünstigen Liedern brachte man sich in Stimmung. Entsprechend waren die Taten. Mehr als die Hälfte aller Juden hatte bis 1938 Deutschland verlassen.

Der Rest versuchte durchzuhalten, teils weil er keine Möglichkeit sah auszuwandern, teils weil er sich trotz aller Schikanen nicht von Vewandten und Freunden trennen wollte. Am 1. September 1941, auf den Tag genau 2 Jahre nach Kriegsbeginn, führte das NS Regime ein, daß jeder Jude den “Judenstern” tragen mußte. Schließlich wurden Juden aus Deutschland und allen Ländern, die die deutsche Wehrmacht besetzt hatte, deportiert und in Vernichtungslagern in Osteuropa vergast.   Am 1. September 1939 griff Deutschland Polen an.

In einem Blitzkrieg wurden weite Gebiete besetzt, die Bevölkerung gelangte unter deutsche Herrschaft.   In einem polnischen Dorf, in Bodzentyn, wurde zwölf Jahre nach dem Kriegsende, also 1957, das Tagebuch eines jüdischen Kindes gefunden: ein achtlos weggeworfenes Schulheft, die Seiten dicht beschrieben in sorgfältig schöner Schrift, der Umschlag bestempelt mit RUBINOWICZ DAWID, darunter in kleineren Buchstaben mehrere Male: Rubinowicz D. Eine Frau hatte das Heft von der Erde aufgehoben. Der Junge, der es weggeworfen hatte, wurde befragt und schließlich fand manunter verbliebenen Habseligkeiten weitere 4 Hefte in einem Sack, herbeigeholt aus irgendeinem Winkel eines Hauses, das heute nicht mehr steht. Als diese Frau, die im Gemeinderat und im Dorfrundfunk von Bodzntyn tätig war, in einer Folge von Sendungen das Tagebuch vorlas, sie las aus den Eintragungen vom März 1940 bis zur letzten im Juni 1942, erhielt sie bald Briefe, in denen davon gesprochen wurde, daß die Deutschen sich für solche Bloßstellungen ihrer Verbrechen rächen könnten und daß die nächsten Bomben auf Bodzentyn fallen könnten. Die Angst der polnischen Bevölkerung war tief und unausgelöscht.

Sie ließ, obwohl Jahre vergangen waren, die Zeit noch immer stillstehen. Ende Jänner 1958 las Helena Wolczyk im Dorfrundfunk die letzten Aufzeichnungen Dawids. Im darauffolgendem Jahr sandten ihr Mann, Gemeindesekretär in Bodzentyn, die Hefte einer Warschauer Journalistin, die sie 1960 zum erstenmal veröffentlichte. Seitdem ist das Tagebuch Dawid Rubinowiczs in viele Sprachen übersetzt worden. Heute weiß niemand mehr, wann die Rubinowiczs aus Kielce, der Kreisstadt, wo Dawid (1927) und seine Geschwister geboren worden sind, nach Krajno, dem kleinen Dorf in der Nähe Bodzentyns, kamen. Dawids Vater hatte eine kleine Molkerei betrieben.

Der Junge besuchte die Grundschule in Krajno, war im Jahr des Kriegsbeginns in der 7. Klasse versetzt worden, doch dann hatten die Nazis für jüdische Kinder den Schulbesuch verboten. Monate der Not hat Dawid seit den ersten Kriegstagen durchlebt, als er am 21. März 1940 sein Tagebuch beginnt. Auf die erste beschriebene Seite zeichnet er ein Herz. Von nun an hält er die Zeit, hält er sein Leben fest.


Ein leises erschütterndes Selbstgespräch tritt uns aus den Aufzeichnungen entgegen. Dawid verschweigt nicht, wie sehr das Leid seine Kraft aufzehrt, und der Leser fühlt, daß die Sprache nicht ausreicht zu beschreiben, was er empfunden hat. Umringt von tödlicher Bedrohung, führt er das Tagebuch dennoch gewissenhaft weiter. Aus einer Eintragung ist ablesbar, daß sie nachts im Bett niedergeschrieben und am nächsten Tag abgeschlossen wurde. (LESEPROBE) Aber was geschehen ist, hört nicht auf, ihn zuinnerst zu quälen. Doch während und solange er schreibt, entgegnet er der Qual der Ohnmacht.

Er erlebt hautnah die Verfolgung der Juden in seiner Umgebung mit. Mit vor Angst klopfendem Herzen muß er all das Entsetzliche sehen und darüber schreiben müssen. dies hält er durch bis zu dem Zeitpunkt, da in selbst das Schicksal von Bodzentyn fortreißt. Zeile für Zeile geht aus Dawids Eintragungen eine furchtbare Gegenwart hervor, daß wir ahnen, was es hieß ein Jude zu sein und Pole. Hellwach bemerkt Dawid die Zeichen, die vor seinen Augen bedrohlich zu sprechen beginnen: die neue Bekanntmachung, die eine frühere verschärft; die Nachricht erster Aussiedlungen; die Fragen, die die Polizei bei der Haussuchung stellt. Nur selten erlebt Dawid friedliche, schöne Augenblicke wie den, als er auf der Dorfstraße Rad fahren lernt, als er tags darauf schon alleine aufsteigen kann; als er das erste Mal mit seinem Bruder allein in den Wald geht.

Solche Eintragungen verschwinden bald ganz. Angst wird das immer wiederkehrende Grundwort des Tagebuches. Denn auch in Krajno, dem abgelegenen Dorf gibt es in nicht mehr abreißender Folge Haussuchungen, Beschlagnahmungen, Erschießungen, Übergriffe durch die SS und Polizei. Die Tage beginnen einander zu gleichen. Einzig ihr Name unterscheidet sie noch. Ein fortwährendes Kommen und Gehen gehetzter Menschen durchzieht Dawids Bericht.

Aus allem, was er schreibt, wird die nationalsozialistische Methode ersichtlich: durch erbarmungslose Maßnahmen, zu denen die Verteuerung und Verknappung der Lebensmittel und der Entzug des Lebensnotwendigen gehören, das Dasein unerträglich zu machen und Menschen zu vernichten Selbst Juden mußten die Verfügungen der SS durchsetzen helfen. Nur zu diesem Zweck war die Aufstellung jüdische Polizei und die Bildung von Judenräten erfolgt. Keiner der Schrecken, von denen Dawid berichtet, hat sich allein oder zufällig nur an seinem Ort ereignet. Auch die Beschlagnahmung und Zwangsablieferung von Pelzen nicht. Sie waren für Hitlers Wehrmacht bestimmt. Am 14.

Mai 1940 schreibt der 12 jährige: “ Schon die zweite Woche regnet und regnet es. Ich habe nicht einmal was in mein Tagebuch zu schreiben.” Und dennoch tut er es und benennt in zwei Sätzen den Zustand der Welt, wie er ihn in seinem Dorf erlebt: Daß ausnahmsweise einmal nichts Schreckliches geschieht und es statt dessen unaufhörlich regnet. Im März 1942 muß Dawid mit seinem Vater Josek, seiner Mutter Tauba und seinen Geschwistern Malka und Herszel Krajno verlassen und nach Bodzentyn übersiedeln. Wie in allen größeren Ortschaften war auch hier eine Anzahl von Straßen zum geschlossenen Bezirk (zum Ghetto) erklärt worden, in dem die Juden mit ihren Familien monatelang dicht zusammengedrängt zu leben gezwungen waren, bis zu dem Tag, an dem die Transporte in die Lager beginnen. Die Fahrpläne von damals sind erhalten geblieben.

Wer die Fahrpläne liest, hat Entsetzliches vor den Augen: den Pendelverkehr, der die Ghettos leert und an dessen Ende der Tod steht. Die Juden Bodzentyns, unter ihnen Dawids Vater, wurden zur Zwangsarbeit nach Skarzysko gebracht, auf eine der Baustellen unweit der Sprengstoffabrik, die sich ein deutscher Rüstungskonzern angeeignet und zu erweitern begonnen hat. In einem Brief nach Hause schreibt Josek Rubinowicz, daß an allem Abrahm - der Stammvater des jüdischen Volkes - Schuld sei. Der kurze Satz, in gläubiger Strenge auf eine sehr ferne Gestalt gerichtet, läßt uns die Verzweiflung ahnen, mit der Dawids Vater nach der Herkunft des Leids fragt, um einen Sinn und einen letzten Halt zu finden. “Nicht genug, daß der liebe Gott so viele Strafen schickt”, schreibt Dawid. Wie er und seine Eltern erblickten viele fromme Juden in der täglichen Folter die Strafe Gottes für eine uralte Schuld.

Der Glaube daran bezeugt das tiefe Verlangen, noch im furchtbarsten Unglück den willen Gottes zu erkennen, um nicht zu zerbrechen an der Qual und auswegloser Einsamkeit. Daß Dawid der Überwältigung durch Not und Angst, die ihn zum Schreiben zwingen, schreibend zu widerstehen sucht, daß er lautlos jahrelang Widerstand leistet, indem er Tagebuch führt, drängt sich beim Lesen nicht auf, und wir bemerken kaum, was aus der Sorgfalt und Schönheit jeder Heftseite spricht: Dawids Sehnsucht wenigstens in der schönen Ordnung des Geschriebenen geborgen zu sein. Immer ausführlicher werdende Eintragungen, die kaum noch Tage auslassen, zeigen das Ausmaß des Leids, an dem Dawid zu verstummen droht. “Im Herzen ist Trauer, nicht zu beschreiben”, fügt er am 6.Mai 1942 in seinen Bericht. Er schreibt mit innerster Anspannung und getrieben von Sorge um seine Nächsten.

Immer deutlicher wird die Spur tiefer Erschütterung in seinem Text. Dawid läßt Buchstaben aus, vergißt Wörter, verwechselt Monate. Denn während er sich bemüht, von dem, was am Tag der Niederschrift geschehen ist, nichts zu vergessen, bleiben die Ereignisse eines vergangenen Monats in seinem Kopf und gehen ihm nach - bis zu einem Tag, an dem er schreibt, daß es September sei, obwohl es schon Mitte Oktober ist. Genauer kann ein Mensch sich nicht irren und dabei aussprechen, was in ihm vorgeht. Am 1. Juni 1942 bricht das Tagebuch ab.

Mit einem Wort, dem Beginn eines Satzes, der niemals zu Ende kommt. Mitte September 1942 werden die Juden aus Bodzentyn auf die Landstraße nach Suchedniow getrieben. Dort müssen sie ausharren auf einem Platz und mit gebeugtem Kopf sitzen, Tag und Nacht, bis der Zug einläuft. Die Deportation nach dem Vernichtungslager Treblinka haben Hitlers Beamten auf den höchsten Feiertag der Juden, auf das Versöhnungsfest, gelegt. In Treblinka endet Dawids Leben. Heute mahnt dort ein Steinfeld.

Die Inschriften auf den einzelnen Steinen erinnern an Orte und Länder, aus denen die ermordeten Juden kamen. Ein Stein trägt den Namen BODZENTYN. Von Millionen vernichteter Menschen sind nur dieses und wenige andere Tagebücher geblieben (ein vergleichbares Beispiel: Das Tagebuch der Anne Frank, einem jüdischen Mädchen, das sich in den Niederlanden versteckt hielt, entdeckt und ermordet wurde). Wer die Aufzeichnungen Dawids liest, wird bemerken, daß der Junge an keiner Stelle an spätere Leser gedacht hat. Er wollte sein Buch nicht für uns, sondern mußte es für sich schreiben. Verschlossen darin ist eine Stimme, seine schlaflose Angst, sein Schweigen, sein untröstliches Weinen.

Ein holpriger Sandweg durchzieht Treblinka, entlang der Rampe und Gleisen aus Beton, vorüber an dem Steinfeld, zu dem ein gepflasterter Weg - der von damals - führt und dort endet, wo die Vernichtung geschah, wo die Kammer mit dem Gas stand. Neben dem Lagerweg steht ein Wald, von den Deutschen gepflanzt auf Befehl der SS, um den Ort für eine spätere Zeit unkenntlich zu machen. Hinter den Bäumen verborgen, liegt und zerfällt ein übriggebliebenes Rechteck aus Zement, der Boden einer Baracke. Hin und wieder benutzen Fahrzeuge und Traktoren die Wege. Ihr Geräusch kommt gegen diesen Ort nicht an, gegen die alles durchdringende Stille   Zum Schluß meines Referates möchte ich einen kurzen Ausschnitt aus dem Film “SCHINDLERS LISTE” zeigen. Der Filmausschnitt zeigt die Räumung des Ghettos der Stadt Krakau - so ähnlich konnte es auch bei der Räumung des Ghettos von Bodzentyn zugegangen sein.

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