Friedrich schiller
Die Jungfrau von Orleans
Friedrich Schiller
Autor:
Friedrich Schiller wurde am 10. 11. 1759 in Marbach am Neckar geboren. Er verstarb auf der Höhe seines dichterischen Schaffens am 9. 5. 1805 in Weimar.
Er studierte die Rechte und Medizin in Stuttgart an der „Militärpflanzschule“.
Von 1794 an datiert die Freundschaft mit Goethe, die 1799 zur Übersiedelung Schillers von Jena nach Weimar führte. Dort vertrat er Goethe gelegentlich in der Direktion des Weimarer Hoftheaters, dessen Blütezeit um die Jahrhundertwende eng mit dem zusammenwirken der beiden Dichter verbunden ist.
Werk:
Schiller verfasste „Die Jungfrau von Orleans“ vier Jahre vor seinem Tod. Schiller sah das Stück unter den Zuschauern und man empfing ihn mit allgemeinen Klatschen, Vivat und Zuruf.
Die Wirkung des Stückes erscheint bedeutend und weitreichend.
Neben dem spöttischen Widerspruch aus dem Kreis der Romantiker, Schillers stärksten zeitgenössischen Gegnern und der fraglosen Anerkennung seiner Freunde für dieses Stück, folgt eine starke Ausstrahlung übers gesamte 19. Jahrhundert und nach Frankreich und England.
Personen:
Bis auf wenige Ausnahmen sind die Personen des Stücks historisch belegt, Schiller verfährt aber sehr frei mit seinen Quellen. Er formt die Charaktere nach poetisch – dramatischen Gesichtspunkten, er hält sich nicht genau an biographische Daten und historische Fakten des Kriegsverlaufes, er verwendet sie als Elemente seines dichterischen Entwurfs. Dies gilt vor allem für die Titelfigur.
Inhalt:
Die Nachrichten von den Siegen der Engländer über die mutlos gewordenen Franzosen sind bis in die ländliche Gegend in der Johanna aufgewachsen ist.
Ihr Vater, der reiche Landmann Thibaut d`Arc, verheiratet unter dem Eindruck der drohenden Kriegsnöte seine beiden Töchter Margot und Louison mit ihren Freiern. Auch Johanna wünscht er unter dem männlichen Schutz ihres Bewerbers Raimond. Doch als der Landmann Bertrand mit einem Helm kommt, dem ihm eine Zigeunerin unter seltsamen Umständen aufgedrängt hat, entreißt ihm Johanna diesen: „Mein ist der Helm, und mir gehört er zu.“
Der Helm ist für sie das Zeichen zur Rettung des Königs aufzubrechen. Schon ist Paris erobert. Die Engländer stehen vor Orleans.
Johanna nimmt Abschied von ihrer geliebten Heimat und sie ahnt, dass sie nie mehr zurückkehren wird.
Im Hoflager König Karls zu Chinon hat das scheinbar unaufhaltsame Vorrücken der Engländer zur völligen Mutlosigkeit des Königs geführt. Das Parlament in Paris hat Karl seines Thrones für verlustig erklärt und den jungen Harry Lancaster als König eingesetzt. Herzog Philipp von Burgund und Karls eigene Mutter, Königin Isabeau, haben dem neuen König gehuldigt.
Doch das Unglück scheint sich erschöpft zu haben. Der lothringische Ritter Raoul berichtet von einer Schlacht, bei der die Engländer den Verlust von2000 Mann zu beklagen hatten, die Franzosen aber nicht einen Mann verloren.
Das Wunder führte eine „Jungfrau mit behelmtem Haupt“ herbei, die plötzlich aus der Tiefe des Gehölzes trat und „wie eine Kriegsgöttin schön und zugleich schrecklich anzuschauen“, die Feinde verwirrte und die Franken zu kriegerischer Begeisterung mitriss. Kaum hat der Ritter seinen Bericht beendet naht Johanna selbst.
Karl möchte das „Wundermädchen“ prüfen und befielt Graf Dunois seinen Platz am Thron einzunehmen. Doch sie erkennt den König, den sie nie zuvor gesehen hat, und beugt ihr Knie vor ihm. Der überraschten Hofgesellschaft enthüllt sie da Wunder ihrer Berufung. Die Heilige Mutter Gottes selbst war zu ihr getreten.
(LP: S. 38) Mit dem Bild der Himmelskönigin auf der Fahne zieht Johanna in den Kampf.
Im Lager der Engländer herrscht Verwirrung und die geschlagenen Feldherren, der Kriegsheld Talbot und der Herzog von Burgund, drohen sich zu entzweien. Königin Isabeau stiftet Frieden. Ehe noch ein neuer Schlachtplan gefasst ist bricht Johanna mit ihren Scharen in das englische Lager ein. Johanna gelingt es nach der siegreichen Schlacht sogar den abtrünnigen Herzog von Burgund mit der Überzeugungskraft ihrer Worte für die Sache Frankreichs zurückzugewinnen.
Er findet sich sogar unter dem Einfluss Johannas zur Versöhnung mit Du Chatel, dem Mörder seines Vaters, bereit.
Nach so großen Erfolgen ist es nicht verwunderlich, dass sich die edelsten und tapfersten Ritter von Frankreich, Dunois und La Hire, um ihre Hand anhalten. Doch Johanna weißt alle Bewerber zurück. „Berufen bin ich zu ganz anderem Werk, die reine Jungfrau kann es nur vollenden, und keinem Manne kann ich Gattin sein.“
Die Schlacht bei Reims, wo der König gekrönt wird, ist im Gange. Johanna hat Talbot niedergestreckt und sein Freund Lionel schwört Rache.
Inzwischen lockt ein schwarzer Ritter Johanna vom Schlachtfeld und redet auf sie ein. Er fordert sie auf sich mit dem bisherigen Ruhm zu begnügen. Doch Johanna sieht in ihm nur einen widerspenstigen Geist der Hölle und achtet die Warnung nicht. Unmittelbar darauf wird sie in einen Zweikampf mit dem englischen Feldherr Lionel verwickelt. Schon hat sie ihn besiegt, als ihr Blick sein Gesicht trifft. Tief von ihm beeindruckt, lässt sie ihr Schwert sinken, und verschont den Feind, um unmittelbar darauf ihre Schuld zu fühlen.
„Gebrochen ist mein Gelübde.“
Von nah und fern ist das Volk herbeigeeilt. Auch Thibaut d`Arc und ihre Schwestern sind gekommen, um Johanna am Tag ihres Triumphes zu sehen. Doch Johanna wankt im Krönungszug mit. Die Orgeltöne der Kathedrale erschallen ihr wie Donner im Ohr. Entsetzt stürzt sie aus der Kirche und als ihr eigener Vater vor dem König und dem Volk ihre Taten als „des Teufels Kunst“ anprangert, schweigt sie wie unter einem Banne stehend.
Alle bis auf Dunois und ihrem einstigen Verlobten Raimond verlassen sie.
Ihre Verbannung lässt die Engländer wieder gegen die Franzosen zu Felde ziehen. Johanna gerät als „Hexe von Orleans“ in die Gefangenschaft von Königin Isabeau. In schwere Ketten gelegt hört sie in einem Turm einen Bericht über den Verlauf der Schlacht. Als sie für die Franzosen verloren scheint, Dunois wird schwer verwundet, der König in Gefangenschaft zu geraten droht, fleht Johanna inbrünstig zu Gott.
Sie wird erhört, die Fesseln fallen von ihr.
Sie eilt zum Kampf und rettet noch einmal die Schlacht für die Franken. Aber diesmal wird sie selbst tödlich verwundet. Versöhnt mit den ihren und mit der Vision der Mutter Gottes vor Augen stirbt sie.
Deutung & Interpretation:
Mit diesem Stück ist Schiller etwas tolles gelungen. Eine 17jährige führt in den Kämpfen um Frankreich die Wende herbei. Allein der Gedanke, dass eine Frau im 15.
Jahrhundert zur Waffe greift ist unglaublich. Eine Frau gehörte an den Herd und zu den Kindern. Außerdem musste ein einfaches Mädchen vom Land, wie Johanna d`Arc eines war bei der Arbeit helfen. Schiller hat daher ihre Entscheidung in den Kampf zu ziehen kritisiert. (LP: S. 9ff) Im 4.
Aufzug wird Johanna von ihrem Vater beschuldigt mit dem Teufel im Bunde zu sein. Sie wagt es nicht zu widersprechen, da sie ihr Gelübde gebrochen und Lionel ziehen hat lassen.
Pers. Leseeindruck:
„Die Jungfrau von Orleans“ hat mir gut gefallen. Dafür zeigt sich vor allem der großartige Aufbau des Stückes verantwortlich. Übersinnliche Mächte und Vorstellungen bestimmen den Ablauf der Handlung: Johannas Berufung, die rätselhafte Herkunft des Helmes, der schwarze Ritter, die Donnerschläge bei der Krönungsszene, ihre Befreiung aus dem Kerker, die Vision der Mutter Gottes im Tode (LP: S.
123)
All diese Dinge stützen meiner Meinung nach die Handlung. Doch das bemerkt der Leser erst bei genauerer Betrachtung des Textes.
Leider lassen die Übersinnliche Mächte und Vorstellungen das Stück manchmal märchenhaft erscheinen, was der Faszination des Themas aber keinen Abbruch bereitet.
Aufbau:
Schiller hat diese romantische Tragödie in fünf Akten aufgebaut. Doch um den Zuseher bzw. den Leser mit dem Stück vertraut zu machen beginnt er mit einem Prolog, einer Vorgeschichte.
Ich finde das gut, da es dem Leser bzw. dem Zuseher zeigt worum es geht.
Der Höhepunkt liegt meiner Meinung nach im 3. Akt. Hier findet die Versöhnung zwischen Frankreich und Burgund ab. Johanna bricht auf dem Schlachtfeld ihr Gelübde, was dem Stück eine Wende gibt.
Sie wird unsicher und schließlich als „Hexe von Orleans“ verbannt.
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