1
Deutschvortrag
1. Einleitung
Ich begrüsse euch ganz herzlich zu meinem Deutschvortrag über das Buch „Stiller“ von Max Frisch. Ich habe mir Mühe gegeben, den Vortrag spannend zu gestalten und freue mich, euch in den nächsten 25 Minuten das Buch auf eine interessante Weise präsentieren zu dürfen. Ich wurde eher zufällig auf das Buch aufmerksam. Durch den ersten Satz. Das genügte bereits, dass ich wissen wollte, was eigentlich hinter diesem Satz steckt.
Nun zum Ablauf des Vortrages:
<verschiedene Titel>
Am Rand der Folie könnt ihr immer sehen, bei welchem Punkt ich bereits angekommen bin.
2. Thematik
„Unstimmigkeiten unserer Existenz durch irgendeine Art von Selbstüberforderung, die zur Selbstentfremdung führt und schliesslich zur Sterilität, weil es uns nicht gelingt, uns selbst anzunehmen...“
So fasst Max Frisch selbst das Thema seines Romans „Stiller“ zusammen.
Dieser Satz ist relativ anspruchsvoll, verschachtelt und wirkt leicht überladen. Darum nun etwas ausführlicher, dass es etwas deutlicher wird.
Der Mensch von heute steht vor dem Problem, in einer Massengesellschaft als Individuum zu überleben. Das Christentum kann ihm keinen Halt mehr geben. Wie findet der Mensch zu sich selbst? Philosophen, die in der Mitte unseres Jahrhunderts grossen Einfluss hatten, waren der Ansicht, der Mensch sei verurteilt, frei zu sein. Das Individuum könne sich in der modernen, aufgeklärten Welt nicht mehr einfach wie früher Gott zuwenden.
Der Einzelne sei ganz auf sich alleine gestellt. Das macht den Menschen Angst. Deshalb fügen sie sich in vorgegebene Rollen. Sie übernehmen Ideale, die ihnen durch Medien präsentiert werden. Viele wenden sich auch religiösen Sekten zu, in denen sie Gemeinschaft und Orientierung finden wollen. Andererseits leidet das Individuum oft an seiner Alltagswirklichkeit und den falschen Idealen.
Genau das ist die Handlung & Grundproblematik dieses Buches. Der Kampf eines Menschen um seine subjektive und gegen seine objektive Identität. Dieses Problem nimmt im Buch eine sehr grosse Stellung ein. Max Frisch hat in der Figur Stiller einen Menschen konstruiert, der erfüllt ist von der Sehnsucht nach einem freien Leben. Durch seine Ich-Schwäche ist er aber nicht in der Lage, sich selbst anzunehmen. Er flieht vor den falschen Erwartungen, die die Gesellschaft an ihn und er an sich selbst stellt.
Denn die Gesellschaft erwartet, dass der Einzelne so ist, wie die Anderen ihn sehen. Er will sich in einen neuen Menschen verwandeln, muss aber erkennen, dass er seiner Vergangenheit nicht entfliehen kann. Er begibt sich auf die Such nach dem eigenen Ich.
3. Handlung
Nach der Thematik möchte ich nun zur Handlung des Buches kommen.
„Ich bin nicht Stiller!“ Mit diesem Satz beginnt der Roman.
Gleichzeitig wird hiermit deutlich, wie viel der Person an der Richtigkeit dieser Aussage liegt. Die Person beginnt mit Tagebuchaufzeichnungen nach einer Woche Haft in einem Zürcher Gefängnis. Die Person wird beim Grenzübertritt in die Schweiz festgenommen und verdächtigt, mit dem seit sieben Jahren verschollenen Bildhauer Ludwig Stiller identisch zu sein. Die Person behauptet Mr. White zu heissen. Doch weder der Kommissar noch sein Verteidiger Dr.
Bohnenblust nehmen ihm seine Identität als White ab. Nun beginnt Stiller – alias White – auf Druck von seinem Verteidiger ein Tagebuch seines Lebens zu schreiben. Doch die Aufzeichnungen fördern die geforderten Fakten nicht zu Tage. Die Gespräche mit seinem Verteidiger verlaufen demnach auch ergebnislos. Stiller erfährt über seinen Halbbruder Wilfried, dass seine Mutter inzwischen gestorben ist und sein Stiefvater im Altersheim lebt. Auch Stillers Ehefrau ist überzeugt, dass es sich bei dem rätselhaften White tatsächlich um ihren verschollenen Ehemann handelt.
Darum reist sie nach Zürich und trifft ihn zum ersten Mal. Stiller spielt Julika, seine angeblichen Ehefrau, gegenüber die Rolle des White weiter. Die Konfrotation mit seiner und Julikas Vergangenheit entlockt Stiller kein Geständnis. Jede Begegnung ist von vorneherein zum Scheitern verurteilt, da Julika ihren Stiller, er aber auf seiner Identität als White beharrt. Nun beginnt White in einer längeren Erzählpassage die Entwicklung der Ehe zwischen Stiller & Julika zu protokollieren. Obwohl White ausdrücklich darauf hinweist, dass seine Aufzeichnungen ausschliesslich auf Informationen Julikas und seines Verteidigers beruhen, gibt er mit gewissen Aussagen schon einen ersten Hinweis auf seine wahre Identität.
Ähnlich wie am Anfang wendet sich White nun wieder der Gegenwart zu. Selbstreflexionen und Wiedergaben von Gesprächen bilden den Stoff der Aufzeichnungen. Um White zu enttarnen und Stiller als Dienstpflichtigen zu registrieren, wird der mit den Schweizer Behörden konfrontiert. Doch auch dieser Versuch bleibt erfolglos. Nun berichtet White wie ihm Rolf, der Staatsanwalt über die Vergangenheit seiner Ehe erzählt. Obwohl weiterhin aus der Perspektive Whites berichtet wird, schimmert immer wieder Stillers wahre Identität durch.
Stiller erhält auch Besuch von Professor Haefeli und dessen Frau. Ihr Sohn Alex hatte ihnen gegenüber mehrfach von seinem Freund Stiller gesprochen und ihn sechs Jahre zuvor vor seinem Selbstmord auch im Abschiedsbrief erwähnt. Hier wird das erste Mal das Thema des Selbstmordes aufgeführt. Später wird Stiller dann eine Selbstmordversuch begehen. White protokolliert die Schilderungen Sibylles über ihr ehemaliges Liebesverhältnis zu Stiller. Sein eigenen Vergangenheit wird für ihn wieder zum Gegenstand seiner Aufzeichnungen.
Zum Schluss seiner Tagebuchaufzeichnungen wird Stillers vorgeschobenen Identität als White für seine Mitmenschen immer fragwürdiger, bis er sein Rollenspiel endgültig aufgibt und seine Aufzeichnungen beendet. Das gerichtliche Urteil war wie erwartet, dass das Gericht ihn für identisch mit dem seit sechs Jahren, neun Monaten und 21 Tagen verschollenen Anatol Ludwig Stiller, Bürger von Zürich und Bildhauer halten. Die letzten 50 Seiten des Buches berichtet und bewertet Rolf, der Staatsanwalt und Freund Stillers nun aus seiner subjektiven Sicht die weitere Entwicklung. Nach dem Tod von seiner Frau Julika lebt Stiller einsam in Glion am Genfersee weiter.
4. Die Personen und ihre Beziehungen
Das Gerüst der Romans besteht nicht aus einem bestimmten Handlungsschema, sondern aus einem Viereck von Figuren.
Diese Figuren werden aus mehreren Sichtweisen von Personen vorgestellt, was dem Leser die Möglichkeit gibt, sich ein Bild davon zu machen, wie sich die Personenbeziehungen verhalten. Vom Charakter her sind Männer und Frauen als Gegensätze konzipiert. Die Eheleute Stiller passen weder von ihrem Temperatment noch von ihrer sozialen Herkunft her gut zueinander. Von den vier Hauptgestalten (Stiller, Julika, Rolf und Sibylle) abgesehen, sind nur vier Figuren so aufgeführt, dass sich ihre Charakteren beschreiben lassen: Der Verteidiger Dr.Bohnenblust, der Gefängniswärter Knobel, der Architekt Sturzenegger und der Landwirt Wilfried Stiller, der Halbbruder des Verschollenen. Knobel wartet auf die tägliche Fortsetzung der von Stiller erzählten Mordgeschichten.
Er kann Realität und Fiktion nicht mehr unterscheiden. Den Verteidiger Dr.Bohnenblust könnte man als intellektueller Schweizer Typ charakterisieren, der an die Schweiz glaubt und darum von Anfang an bei Stiller schlechte Karten hat. Sturzenegger stellt den Typus des Gesellschaftsmenschen dar, er beherrscht die „Mechanik in den menschlichen Beziehungen“.
Mit Mechanik meint er wohl die Floskeln die nichts mit einem ehrlichen Empfinden zu tun haben.
5.
Interpretation
Ich will versuchen euch nun die diversen Themen und Motive die in Stiller vorkommen zu deuten. Im Vordergrund steht dabei natürlich das Problem, mit der verleugneten Identität Stillers.
Der Roman beginnt mit einem Verzweiflungsschrei: „Ich bin nicht Stiller!“ und endet mit dem Satz „Stiller blieb in Glion und lebte allein.“ Dies zeigt einen Prozess der Veränderung und Verwandlung eines Menschen auf. Und dieser Prozess kommt in Gang, weil das Individuum den Zwängen seiner festgelegten Rolle entfliehen will. Es leidet unter dem falschen Bild, das es von sich und der Gesellschaft hat.
Stiller flieht nach Amerika und nimmt dort die Identität „White“ an. Im Zürcher Gefängnis verwandelt sich White Schritt für Schritt zurück in Stiller. Diese Umwandlung ist aber kein einfaches Spiel, indem man beliebig zwischen den einzelnen Rollen wechseln kann. Der Stiller des Romanendes ist nicht mehr derselbe, der am Anfang die Flucht angetreten hat, obwohl er paradoxerweise doch noch dieselbe Person ist. Ich teile aus diesem Grund, die Persönlichkeit „Stiller“ in 3 verschiedene Stiller, um sie besser zu interpretieren:
Nun müssen wir herausfinden, warum Stiller 1 die Flucht nach Amerika macht und in die Rolle des White schlüpft. Stiller 2 ist White im Gefängnis: Es ist der uns in den Aufzeichnungen vorgestellte Stiller, der sich durch diese Tagebücher selbst erkennen will.
Und die Aufgabe der White-Rolle führt zu Stiller 3: Hier machte er die Erkenntnis, dass man seine Vergangenheit nicht einfach leugnen und mit einem gespaltenen Ich leben kann. Stiller 3 ist also weder Stiller 1 noch Stiller 2, sondern das Resultat dieser Wandlungsprozesse.
Nun zu Stiller 1:
Stiller leidet an einer ständigen Selbstüberforderung weil er Idealen entsprechen möchte, die nichts mit seiner Persönlichkeit zu tun haben und die er natürlich nicht erfüllen kann. Sein Gewissen bereitet ihm so stetig Schuldgefühle und das führt zur Selbstentfremdung. So kommt es, dass er sich als Feigling und Versager zurückzieht. Stiller ist psychologisch gesehen eine kranke Persönlichkeit.
In der Psychoanalyse versteht man dagegen unter einer gesunden Persönlichkeit eine, die ihre Umwelt aktiv meistert, eine gewisse Einheitlichkeit zeigt und imstande ist, die Welt und sich selbst richtig zu erkennen.
Die Spannung zwischen Stiller und Stillers Ideal ein mutiger, furchtloser Mann zu sein, verhindert, dass er eine gesunde Persönlichkeit werden kann. Er hat Minderwertigkeitskomplexe, Angst und oft überfällt ihn auch Schwermut. Auch seine sozialen Beziehungen werden durch dieses Verhalten gestört. Aber Stillers Leiden an sich selbst ist nicht nur ein persönliches Problem. Er sieht sich von einer kranken Gesellschaft gezwungen, seine Rollen zu spielen.
Weiter hat Stiller Probleme mit der bürgerlichen Enge und der Selbstgefälligkeit seiner Heimat, der Schweiz. Jedes Mal wird Stiller böse, wenn er über die Schweiz redet. Ebenfallst prägend für Stiller waren seine gescheiterten Liebesbeziehungen. Für ihn war die Trennung von der Polin Anja ein herber Verlust. Er glaubt, dass sie ihn als Weichei und Träumer sah, und ihn deswegen verliess. Stillers Angst, auch seine sozialen Bindungen zu verlieren, hat hier seine Ursache.
Dieses Problem zeigt auch die langjährige Ehekrise mit seiner Frau Julika.
Stillers Flucht aus Zürich ist die Flucht in ein anderes Ich und in eine neue, fremde Welt. Das Vertraute scheint in einem anderen Licht. Stiller begegnet diesem Neuen in Amerika. In seinen Aufzeichnungen erscheinen immer wieder Erinnerungen an das andere Leben, in dem er ein unbeschriebenes Blatt, ein Mann ohne Vergangenheit war. Der Markt in Mexiko erscheint ihm schön, trotz des Gestanks nach Fäulnis und Verwesung.
Der Totentag der Indianer in Mexiko fasziniert ihn, weil die Frauen keine Rolle spielen. In dieser Kultur scheint die Differenz zwischen der eigenen Persönlichkeit und dem ständigen Zwang, etwas darzustellen, aufgehoben.
Nun zu Stiller 2 als er als schizoide (= der Schizophrenie ähnlich) Persönlichkeit zurückkehrt:
Angesichts der Erinnerungen an Mexiko stellt sich Stiller die Frage, warum er eigentlich nicht dort geblieben ist. Stiller kann seine Vergangenheit nicht vergessen. Stiller erkennt, dass es eine absurde Sehnsucht ist, anders sein zu wollen. Das eigene Bewusstsein ist wie ein Kerker, dem man nicht entfliehen kann.
Man kann seine Vergangenheit nicht einfach auslöschen, man kann sie nur verdrängen. Sie taucht immer wieder auf. Stiller erlebt eine Ahnung davon, noch einmal geboren zu werden. Das Gefühl einer ungeheuren Freiheit, sein Leben von sich geworfen zu haben, befähigt ihn, die Rückkehr zu wagen. Die Situation ist paradox. Stiller muss zurück, weil er sich selbst nicht los wird.
Rückkehr als Stiller 1 würde aber bedeuten, dass er wieder in die Rolle schlüpft, aus der er sich befreien wollte. Wenn Stillers Wandlung nicht anerkannt wird, wenn er nicht verständlich machen kann, dass er nie Stiller gewesen ist, wird er nur wiederholen, was er als Stiller 1 war. Diese Angst lässt ihm nur einen Ausweg: Er muss eine Rolle annehmen, um sich selbst einen Schutzpanzer vor der Gesellschaft und sich selbst aufzubauen.
Die Situation Stillers nach seiner Verhaftung kann auch symbolisch gedeutet werden. Das Gefängnis ist eine Hoffnung, denn so lange er sich gegenüber der Gesellschaft nicht als Stiller zu erkenn gibt, bleibt er verhaftet. Das Gefängnis zeigt aber auch seine Ohnmacht, weil er nicht in der Lage ist, sein wahres Ich zu erkennen.
Stiller ist zunächst Gefangener der Gesellschaft, die ihn zwingen möchte, sich zu seiner objektiven Identität zu bekennen, obwohl er sich verzweifelt dagegen wehrt. Für diese Forderungen der Gesellschaft steht exemplarisch die Person seines Verteidigers Dr.Bohnenblust. Für diesen bedeutet das Leben eines Menschen nur die rein äusserlichen, nachweisbaren Fakten. Ihn interessiert lediglich eine klare und blanke und brauchbare Wahrheit. In Stillers Auge vertritt er das Tote.
Verlangt wird von Stiller, seine Rolle als Ehemann, Künstler, Schweizer usw. wieder aufzunehmen, die er als Stiller 1 innehatte. Stiller kann sich seine Freiheit nur mit einer Lüge erkaufen. Stiller selber sagte im Buch: Das heisst in meinem Fall: dazu verdammt, eine Rolle zu spielen, die nichts mit mir zu tun hat. (Seite 84)
Bei Stiller 3 sehen wir nun, wie der Schutzpanzer zerbricht:
Die Gesellschaft ist übermächtig. Der Schutzpanzer „White“ bricht zusammen.
Die Aufzeichnungen enden, weil sie ihre wesentliche Funktion für Stiller verloren haben, sich aus der verfremdeten Distanz über sich selbst klar zu werden. Stiller 3 hat Stiller 1 und Stiller 2 aufgegeben. Er hat sich zu seiner objektiven Identität bekannt.
6. Aufbau & Sprache
Das Buch ist in 7 Hefte und ein Nachwort unterteilt. Diese 7 Hefte sind die Tagebücher von Stiller/White die er im Gefängnis auf Anordnung des Verteidiger schreiben musste.
Der Erzähler der Aufzeichnungen aus dem Gefängnis ist White. Er lehnt seine Identität Stillers ab, berichtet aber über ihn. Er macht sich selbst zum Gegenstand seines Erlebnisprotokolls und verändert sich dabei, bis er seine angenommene Identität aufgibt. Anschliessend beginnen die Aufzeichnungen des Staatsanwaltes der einen Bericht abliefert über Stiller und dessen Gespräche. Nun möchte ich einige wichtige sprachliche Elemente die den Roman typisieren erläutern und zu jedem Punkt ein Beispiel geben.
.
.. Ausrufe drücken Stillers Verzweiflung oder Angst aus
„Ich bin nicht Stiller!“ „Hoffentlich plaudert er doch!“ „Meine Angst – die Wiederholung!“
... ironische Nachahmung von Filmgesprächen oder Trivialliteratur; besonders in den Gesprächen mit Knobel.
z.B. mit dem Ausruf „Der Haaröl-Gangster!“
...bürokratische Amtssprache: hohe Informationsdichte über Fakten, oft grundlos exakte Detailwiedergabe, besonders häufig bei dem Verteidiger Dr.
Bohnenblust.
„Man hat mich informiert, ..., dass sie voraussichtlich – voraussichtlich! – niemand anders als Anatol Ludwig Stiller sind, geboren in Zürich, Bildhauer, verheiratet mit Frau Julika Stiller-Tschudy, seit sechs Jahren verschollen, zuletzt wohnhaft Steingartenstrasse 11, Zürich.“
.
..Aneinanderreihen von Hauptsätzen (Parataxe): die Sprache wirkt leer und hohl, er werden nur Floskeln wiedergegeben.
„ich solle doch Vernunft annehmen, meine letzte Gelegenheit zu einem Geständnis, ansonst gerichtliches Urteil, peinlich für Frau Julika, nur ein einziges Wort der Vernunft...
“
...philosophische Sprache: abstrakt begriffliche Sprache, die vor allem durch logische Argumentation gekennzeichnet ist; besonders oft von Rolf verwendet
„Unser Bewusstsein hat sich Laufe einiger Jahrhunderte sehr verändert, unser Gefühlsleben sehr viel weniger. Daher eine Diskrepanz zwischen unserem intellektuellen und unserem emotionellen Niveau.
.
..poetische Sprache: besonders anschaulich durch die verwendeten Adjektive; arbeitet mit Vergleichen und Metaphern; besonders oft in Stillers Erinnerungen und Geschichten zu finden.
„Gegen Abend streckten sich die Schatten der haushohen Kakteen...
. Dann gehen die Maden ins Blut, schliesslich in die Augen, die nun wie Spiegeleier zerlaufen, ein weissilch-gelblicher Brei.
...Wiederholung: als Verstärkung der Aussage
„ringsum nichts als Sand und Sand und wieder Sand.
“
7. Der Text in seiner Zeit
Die Jahre der nationalsozialistischen Diktatur von 1933 bis 1945 hatten die moderne Kunst und Literatur, wie sie am Ende des 19.Jahrhunderts entstanden war, aus Deutschland vertrieben. Im Gegensatz zu Schweizer Autoren wie Frisch, die sich ungebrochen mit den Themen und Formen der kulturellen Moderne auseinandersetzten, beginnt die westdeutsche Literatur erst in den 50er Jahren, wieder an diese Traditionen anzuschliessen und darauf aufzubauen. Vielfach werden nun Themen aufgenommen, die sich mit Lebensläufen beschäftigen. Situationen und Menschen werden aus verschiedenen Perspektiven dargestellt, und über ihr Leben verschiedene Deutungen angeboten.
Die Grundzüge des Romans Stiller entwirft Max Frisch 1951/52 während seines Amerikaaufenthaltes. Mit ein paar beschriebenen Seiten kommt er zurück, bringt aber dann die endgültige Fassung zu Papier. Stiller erscheint 1954. Frisch hat immer beteuert, dass die theoretischen Probleme, die sein Roman enthält, ihm erst nachträglich völlig klar geworden seien. Die Identitätskrise ist ein zentrales Thema des modernen Menschen – nicht nur im Stiller. Auch in „Homo Faber“ enthält eine vergleichbare Problematik.
Frisch kannte den American Way of Life aus eigener Erfahrung. Durch den Kalten Krieg und die Besetzung Westdeutschlands durch die USA wurde der Einfluss des American Way of Life auf das alte Europa zusehends grösser. Die Merkmale dieser westlichen Kultur, wie z.B. Konsumfreudigkeit, menschliche Oberflächlichkeit, Technikbegeisterung, etc. werden im Stiller wiederkehrende Motive.
Die Schweiz hat nach 1945 einen ähnlich rapiden Wirtschaftsaufschwung erlebt wie die Bundesrepublik seit der Währungsreform 1948. Politisch verhielt sich der Staat neutral. Stiller zeichnet ein kritisches Selbstbild der Schweiz, denn er hält die Schweiz für geist- und leblos. Die Bezüge zur nationalsozialistischen Vergangenheit tauche im Stiller an mehreren Stellen auf. Die Entrüstung der Schweizer über Auschwitz und Buchenwald hält Stiller schlichtweg für Heuchelei. Sobald der Faschismus für das Geschäft nützlich wäre, würde der Schweizer Bürger sich ihm ebenfalls zuwenden, meint Frisch.
8. Der Autor
Ich werde in diesem Abschnitt nicht alles über den Autor Max Frisch erzählen, da Christian Merz uns später ebenfalls ein Buch von ihm vorstellen wird.
Hier die wichtigsten Eckpfeiler von Max Frisch’ Karriere:
geboren 1911 in Zürich
Erste literarische Versuche machte er 1930 als er das Gymnasium verliess
Studium in Germanistik mit dem unsichern Ziel Schriftsteller zu werden
geringer literarischer Erfolg seiner ersten Bücher deprimiert ihn so, dass er 1937 alle Bücher verbrennt.
reiste häufig: z.B. Deutschland, Europa, Amerika, China
Beziehungs- und Eheprobleme begleiten sein Leben
gestorben 1991, ebenfalls in Zürich
9.
Diskussion
Ich möchte mich bei euch für eure Aufmerksamkeit bedanken und nun zum Diskussionsteil meines Vortrages übergehen. Ich habe drei Fragen erarbeitet, die wir nun diskutieren werden:
1.Frage:
Haltet ihr Stillers Problem für aktuell?
2.Frage:
Wann bin ich „ich“?
3.Frage:
Gibt es einen bequemen Weg zur Selbstverwirklichung?
Anmerkungen: |
| impressum | datenschutz
© Copyright Artikelpedia.com