Dichtung im spätmittelalter
Dichtung im Spätmittelalter
1250 – 1500
Inhaltsverzeichnis
Vorwort
Johannes Tauler
Sein Leben
Seine Lehre
Seine Werke
Heinrich Seuse
Sein Leben
Seine Lehre
Seine Werke
Meister Eckhart von Hohenheim
Sein Leben
Seine Lehre
Seine Werke
Der Ackermann aus Böhmen
Zum Autor
Zum Buch
Passions- u. Mysterienspiele
Anhang
Textbeispiel
Quellenverzeichnis
Folien (im Anhang)
1. Vorwort
Mit dem Eintritt des Landadels tritt eine neue Gattung in den Literaturprozess ein. Die religiöse Literatur etabliert sich neben der Minnelyrik, der Spruchdichtung und dem höfischen Roman. Aber woher kommt dieser Aufschwung? Um dies zu erklären muss man sich die damaligen Verhältnisse etwas genauer anschauen. Hier einige Stichwörter mit den charakteristischen Eigenschaften dieser Zeit.
Pest
Rittertum (Die Ritter verlieren allerdings allmählich an macht weil die Städte ihre eigene Miliz bilden)
Kreuzzüge
Handelsaufschwung à Städte und Zünfte etablieren sich à Aufkommen der Geldwährung
Extremer Wechsel von Päpsten und Königen (Eckharts erlebt 16 Päpste, 6 deutsche Könige und Kaiser, 7 französische und 4 englische Könige)
Inquisition
Investitur Streitigkeiten
Bei genauerer Betrachtung des Referats sieht man des öfteren den Namen „Dominikaner“ bzw. „Dominikanerorden“. Es ist wichtig auf diese Glaubensgemeinschaft einzugehen da alle hier behandelten Mystiker Mitglied in der Gruppe waren und somit auch ihr Leben von ihnen Maßgeblich beeinflusst wurde.
Die Dominikaner kommen ursprünglich aus dem Süden Frankreichs und sind nach ihrem Gründer Dominikus Guzman benannt. 1216 wurde der Orden durch den Papst bestätigt was gewisse Privilegien, wie zum Beispiel die Verkündigung der Lehre und die Beichtabnahme, mit einschloss. Der Gründer war der Ansicht dass nur ein glaubwürdiges Leben der Predigt Durchschlagskraft verleiht und verpflichtete sich daher der radikalen Armut.
In kurzer Zeit verbreitete sich der Orden zum Teil bis nach Grönland. Ziele waren unter anderem das Leben in Armut, das Bekehren von Ketzern sowie Schulung und Volksbildung. Die Dominikaner bekleideten viele hohe kirchliche Funktionen und brachten sogar bedeutende Maler hervor. Dominikaner tragen eine weiße, gegürtete Tunika mit weißem Skapulier und schwarzem Mantel mit Kapuzenkragen.
Des weiteren gilt es auch den Begriff der Mystik zu klären:
Das Wort Mystik kommt aus dem griechischen und heißt soviel wie „geheim“, „den Geweihten heilig und Bezeichnet das Streben Gott unmittelbar zu erschauen durch Versenkung in sein Wesen und durch innere Betrachtung, Erleuchtung und Liebe.
Aber wenden wir uns nun dem Hauptteil des Referats zu.
2. Johannes Tauler
Sein Leben
Johannes Tauler (auch Taler, Taweler ) dessen Geburtsdatum unbekannt ist, ( man schätzt dass er zwischen 1300 und 1310 in Straßburg geboren wurde ) war ein deutscher Mystiker, der jetzt am Hauptportal der neuen Kirche in Straßburg begraben liegt. Er starb am 16.6.1361. Diese Datum ist auch Gedenktag der evangelischen Kirche.
Sein Name bedeutet „Gott ist gnädig“ und kommt aus dem hebräischen.
Mit 14 trat der junge Tauler in den Dominikanerorden ein und erhielt die damals übliche 6-7 jährige Ausbildung in den Fächern Naturwissenschaften, Logik und Theologie. Ob Johannes anschließend zu einem höheren theologischen Studium nach Köln geschickt wurde und dort mit Eckhart und Seuse zusammentraf, ist umstritten. Bis 1338/39 wirkte er als Prediger und Seelsorger in Straßburg. (Er lehrte in der Sprache des Volkes ein praktisches Christentum in tätiger Liebe) Aufgrund der Auseinandersetzung zwischen Kaiser und Papst wurde der Dominikanerkonvikt, und mit ihm Tauler vom Papst gezwungen, Straßburg zu verlassen. Daraufhin zog der Orden nach Basel.
Dort kam Johannes in Kontakt mit Heinrich v. Nördlingen und dem Kreis der Gottesfreunde. 1346/47 kehrte er nach Straßburg zurück und fand auch dort einen Kreis von Gottesfreunden vor, u. a. Rulman Merswin. Reisen führten ihn wiederholt nach Köln, Paris und Holland.
Er stand in Verbindung mit Heinrich Seuse, Heinrich v. Loewen, Johannes Ruysbroek, Egenolf v. Ehenheim, Dietrich v. Colmar, Christine und Margareta Ebner, Venturio v. Bergamo. Ein 1364 auftretendes Buch, später auch „Meisterbuch“ genannt gibt Auskunft darüber mit welcher geistigen Strömung Tauler in Verbindung gebracht worden ist und beschreibt, nach Meinung der Fachleute, den wichtigsten Abschnitt von seinem Leben.
Das Buch heißt eigentlich der „Gottesfreund im Oberland“ und stammte von einem unbekannten Verfasser. In dem Buch geht es hauptsächlich um „Ethisches Erneuerungstreben“ und es ist somit auch ein Hinweis auf den Verfasser, der wohl ein Mitglied der „Gottesfreunde“ war, denn die Art und Weise wie das Meisterbuch geschrieben war, ließ auf die mystische Frömmigkeitsbewegung als Autor schließen. Diese Gruppierung ist eine unorganisierte Gemeinschaft die nach Glaubensvertiefung und ethischer Entwicklung sucht. Ob Tauler dieser Gruppe nahestand ist auch heute noch umstritten.
Seine Lehre
Sie ist auf dem Hintergrund zeitbedingter Umstände zu sehen. Zum einen zeigen sich Verfallssymptome im eigenen Orden (Das Gemeinschaftsleben wird zugunsten von persönlicher Bequemlichkeit aufgegeben) zum anderen tragen Kaiser und Papst einen politischen Konflikt aus was zu einer erheblichen Einschränkung der Gottesdienstarbeit in den Klöstern führte.
Zu diesem Zeitpunkt trat die private Seelvorsorge in den Vordergrund. Als im Jahre 1439 auch noch die Pest ausbricht verschlechtert sich die Lebensmittelversorgung und das Wirtschafts- und Bildungssystem extrem, bis sie nach 7 Jahren endet und in Europa ein Viertel der Bevölkerung vernichtet hat. Dieses schlimme Ereignis wurde als Strafe Gottes empfunden und äußerte sich in Aberglaube, Teufelskult und Gottesverleugnung.
Seine Lehre basierte deshalb auf den beiden Standpunkten: Vereinigung des Menschen mit Gott in „unio mystica“ und ethische Vervollkommnung des Menschen, denn nach Tauler strebt der Mensch von Natur aus die Annäherung an Gott an; das vollkommene Sein Gottes ist sein Ziel. Um diesen Zustand zu erreichen muss der Betroffene jedoch erst einmal zu einer persönlichen inneren Einheit gelangen. Tauler gibt Ratschläge und Anweisungen zur Vorbereitung auf die Erfahrung der „unio mystica“, der Seins Erfahrung, in der der Mensch die Zusammengehörigkeit alles Seienden erlebt.
An seiner Lehre kann man nur teilweise aktiv teilhaben. Die Liebe zu Gott ist Antrieb für den Willen und entscheidender als Vernunft und Verstand. Die Erfahrung der Gottesvereinigung, bestimmt von Gefühl und Erlebnis, dagegen kann nicht herbeigeführt werden. Die aktive persönliche Vorbereitung ist für das mystische Erlebnis Voraussetzung. Die persönliche Erfahrung religiöser Inhalte - in je individueller, zeitgebundener Ausgestaltung - und die aktive, auf das alltägliche Leben gerichtete ethische Verantwortung sind Ziel der Entwicklung zu und in der Gottesvereinigung und Kern Taulerscher Mystik.
Seine Werke
Von Tauler sind keine Schriften überliefert.
Er wirkte vor allem durch seine Predigten von denen 84 bekannt sind. In diesen Predigten kritisierte er unkirchliche Mystik sowie die Unzulänglichkeit innerhalb der Kirche an sich. Martin Luther schätzte diese Theologie sehr. Im 16. Jahrhundert ist Taulers Werk in der katholischen Kirche deshalb kurzzeitig in den Verdacht der Häresie und auf den Index der verbotenen Bücher gekommen.
3.
Heinrich Seuse
Sein Leben
Heinrich Seuse, dessen Name „Der reiche Schützer“ bedeutet und aus dem althochdeutschen kommt, stammte aus dem Geschlecht der Ritter von Berg und war deutscher Mystiker und Mönch. Er wurde am 21. März 1295 irgendwo am Bodensee, vermutlich in Konstanz oder Überlingen geboren und starb mit 71 Jahren (1366) in Ulm. Ihm sind ebenfalls Gedenktage gewidmet und zwar am 23. (katholisch) und am 25. (evangelisch) Januar.
Der junge Heinrich trat mit 13 Jahren in den Dominikanerorden ein, also in denselben Orden in den auch Tauler ein paar Jahre später eintrat. Als 18-jähriger erlebte er seine Bekehrung, also ein Gnaderlebnis durch dass er zum „Diener der ewigen Weisheit“ wurde. Bald darauf hatte er eine Ekstase, die ihn zu noch tieferem Verständnis der christlichen Geheimnisse führte und seine Umwandlung vollendete. Von da an führte er ein streng asketisches Leben im „Dienst der Ewigen Weisheit“. Er studierte in Konstanz, Straßburg und Köln und war ein Schüler Meister Eckhards, den er sehr verehrte. Im Jahre 1326 kehrte er nach Konstanz zurück, wo er das „Büchlein der Wahrheit“ schrieb.
Da er in dieser Schrift Meister Eckhard verteidigte, wurde gegen ihn wegen Ketzerei Anklage erhoben. Jedenfalls wollte er nicht nach Paris um die Magisterwürde zu erhalten sondern widmete sich ganz der Seelsorge in der Schweiz und am Oberrhein. In dieser zeit stand er auch Johannes Tauler, Heinrich von Nördlingen und den Gottesfreunden in Verbindung. Er war damals ein großer, bekannter und beliebter Seelsorger was an seiner Weisheit, seinem Mitgefühl und seinem Einfühlungsvermögen, gerade auch bei Menschen die nicht an Gott glaubten, lag. Durch strengste Kasteiung um Gelassenheit und Selbstbeherrschung ringend, wurden ihm Visionen, Entrückungen und himmlische Einsichten zuteil, die in bedeutenden Schriften niedergelegt sind. Im Jahre 1338 musste er jedoch Konstanz aufgrund seiner Parteinahme im Investiturstreit verlassen.
Den Wanderprediger verfolgten üble Krankheiten und Verleumdungen bis er schließlich 10 Jahre später in das Dominikanerkloster nach Ulm versetzt wurde, wo er dann auch die Ruhe fand seine Briefe und Predigten zusammenzustellen. Über die letzten Lebensjahre Seuses fehlt leider fast jede Nachricht.
Seine Lehre
Bei Seuse müssen wir eigentlich mehr von seiner „Arbeit“ sprechen wie von seiner Lehre, da er ein Grossteil seines Tun der seelsorglichen Betreuung von Klostergemeinschaften widmete. Wie schon angedeutet war er sehr beliebt und wurde dann auch schließlich Lektor und Prior.
Nicht zuletzt Gregor XVI bestätigte 1831 seinen Kult. In einer Rede damals sagte er folgendes: „Seuse ist der Dichter unter den deutschen Mystikern, dessen Schriften einen großen Bilder- u.
Gefühlsreichtum bezeugen. Beispielhaft ist die innere Biographie des Dieners der ewigen Weisheit.“ Es lässt sich also durchaus etwas von seinen Werken ableiten. Dort heißt es dass sich der Mensch passiv (durch strenges Meditieren) und aktiv (durch selbstgewählte Bußübungen) an Gott ausliefern sollte. Ziel seiner Theologie ist die Vereinigung mit Gott, was nur stufenweise und mit Gelassenheit zu erreichen ist
Seine Werke
Sein wohl bekanntestes Werk ist sein „Büchlein der ewigen Wahrheiten“ Es wurde in seiner Konstanzer Zeit um 1926 geschrieben. In dem Buch verteidigt er Meister Eckhards Mystik und übt scharfe Kritik an den Brüdern des freien Geistes.
Das „Büchlein der ewigen Weisheit“ war eines der beliebtesten mittelalterlich Andachtsbücher. Die Kenntnis von Seuses Werken verdanken wir hauptsächlich seiner geistlichen Tochter Elsbeth Stagel in Töss, die Gespräche mit ihm niederschrieb und seine Briefe sammelte. Diese sind in einer längeren und einer kürzeren Form erhalten, dem sogenannten „Großen u. Kleinen Briefbuch“ (Briefe an Ordensschwestern) wobei das „Kleine Briefbuch“ aus leicht veränderten Auszügen aus dem Großen besteht. Er verfasste auch ein Buch auf Latein, nämlich das „Horologium Sapientiae“, welches dem „Büchlein der ewigen Weisheit“ sehr nahe steht. Das „Exemplar“ oder auch „Vita“ genannt, war die erste Autobiographie deutscher Sprache und somit auch Meilenstein der deutschen Literaturgeschichte.
Allerdings sind die Eingriffe von Elsbeth Stagel und anderen Bearbeitern nur schwer abzuwägen. Alle seine Werke gehören heute zu den Standartwerken deutscher Mystik.
Heinrich Seuse
4. Meister Eckhart von Hohenheim
Sein Leben
Meister Eckhart von Hohenheim (auch Eckehart oder Echart genannt) wurde um 1260 in Hohenheim geboren. Sein Name stammt aus dem Althochdeutschen und bedeutet soviel wie „stark wie ein Schwert“ Die evangelische Kirche hat auch ihm einen Gedenktag gewidmet. (27.
März)
Sein Name lässt auf Landadel schließen (Er nannte sich selbst auch Echardus de Hohenheim) aber im Grunde weiß die Geschichte nichts genaueres über seine Herkunft und seine Familie. Aller Wahrscheinlichkeit nach wurde er schon im kindlichen Alter dem Erfurter Dominikanerkloster übergeben wo er seine glaubensnotwendige Grundkenntnisse erhielt. Im Jahre 1277 schickte man ihn nach Paris auf die Universität „Sorbonne“ um dort die freien Künste („artes liberales“) zu studieren. Das konnte nur mit der Einverständniserklärung des Ordensvorstands in Köln passieren. Seine Reise wurde aber bewilligt und zeugte von dem großen Vertrauen in Meister Eckhart. 1280 reiste er nach Köln weiter um dort Theologie zu studieren.
Dort wurde ein Grundstein für sein zukünftiges Weltbild gelegt. Er wurde von mehreren Personen bzw. anderen theologischen und philosophischen Ansichten beeinflusst aus dem dann so allmählich seine eigene Theologie erwuchs. Vielmehr war es eine Mischung aus philosophischem Streben und mystischer Verinnerlichung. Sein „Motto“ damals war: „Man soll Heiligkeit gründen auf ein Sein, denn die Werke heiligen nicht uns, sondern wir sollen die Werke heiligen“ Bis 1294 wirkte er in Paris und Köln als Lehrer und gab seine Ideen zunächst an jüngere Studierende weiter. Seine Arbeit änderte sich schlagartig als er von seinem Provinzial Dietrich von Freiberg als Vikar und Vorstand des Erfurter Konvents nach Thüringen zurückgerufen wurde.
Nebst "Seelsorge und Menschenführung" hatte Eckhart in dieser Funktion aber auch vielerlei Gelegenheiten auf Reisen zu gehen, an Beratungen teilzunehmen - und zu schreiben. Aus dieser Zeit stammt das älteste von ihm erhalten gebliebene Werk „Reden der Unterweisungen“. Allzu lange hielt es ihn aber nicht auf seinem Posten. Um 1300 ging er wieder nach Paris um, anders als Tauler und Seuse, sich den Titel „Magister sacrae theologiae“ Seit diesem Zeitpunkt durfte er sich offiziell „Meister“ nennen, was seinen, ohnehin schon, weithin gerühmten Namen nochmals ehrte. In den folgenden Jahren stand Meister Eckhart wohl im Zenit seiner Existenz. Er wurde zum Provinzial der neu gegründeten sächsischen Provinz gewählt, und hatte somit die Oberaufsicht über 47 Männer- und 70 Frauenklöster des Dominikanerordens.
Ein paar Jahre später (1310) wählten ihn auch die alemannischen Provinzen zu ihrem Generalvikar. Da diese Ansammlung den Ordensobersten nicht passte wurde er ein drittes mal nach Paris geschickt um an der „Sorbonne“ wo er einst selber studierte Vorlesungen zu halten. Sein Werk „Opius tripartitum“ („dreifaches Werk“) entstand dort. 1322 übernimmt Eckhart die Leitung des Studium generale zu Köln wo sich auch der Kreis mit seinen Schülern Tauler und Seuse schließt, denn sie waren dort seine Schüler und würden einst noch eine große Rolle in der deutschen Literaturgeschichte spielen. Der gefeierte Glaubensverkünder geriet allmählich ins Visier konservativer Kräfte was sich in einem Inquisitionsverfahren gegen ihn im Jahre 1326 äußerte, geleitet durch den Erzbischof von Köln. Eckhart nimmt die Züchtigung wohl an, weigert sich aber nach einer ersten Anhörung weiter auszusagen.
Anhörung am 26. September 1326 vor dem ihm übel gesinnten Kirchenfürsten weiter auszusagen. Statt dessen wandte er sich in einem dramatischen Appell am 24. Januar 1327 an Papst Johannes XXII., am 13. Februar ergänzt durch eine Erklärung in der Kölner Predigerkirche, wobei er sich bereit erklärte, ihn in Avignon aufzusuchen und ihm dort Rede und Antwort zu stehen.
Nach Überprüfung des Falls, durch eine speziell für diesen Fall eingesetzte Kommission, ergibt sich dass er in 17 von 28 Thesen für häretisch also ketzerisch befunden wurde. In der im März 1329 präsentierten Verdammungsbulle „In agro dominico" („Im Acker des Herrn") heißt es: „Mit Schmerz tun wir kund, dass Eckehart, Doktor und Professor der heiligen Schrift, aus dem Orden der Predigerbrüder, mehr wissen wollte, als nötig war, und nicht entsprechend der Besonnenheit und nach der Richtschnur des Glaubens, weil er sein Ohr von der Wahrheit abkehrte und sich Erdichtungen zuwandte. Verführt durch den Teufel hat er das finstere und hässliche Dunkel der Sinne statt des Lichtes der Wahrheit verbreitet und sich daher des Verbrechens der Ketzerei schuldig gemacht.“ Bestrafen konnte man den angeblichen Unheilsprediger jedoch nicht mehr. Laut einer brieflichen Mitteilung des Papstes an den Kölner Erzbischof vom 30. April 1428 war Eckhart kurz vor jenem Datum vermutlich in Avignon verstorben.
Um seine Seele zu retten soll er seine ketzerischen Verkündigungen zuletzt widerrufen und auch verworfen haben. Ob er dies tatsächlich tat bleibt ungeklärt. In seinem umfangreichen Werk waren ja durchaus auch streng kirchentreue Passagen zu finden. So wurde er zum „ideologischen Wegbereiter für den konservativen deutschen Idealismus und ein verdeutschtes Christentum ebenso wie für eine liberale, sozial engagierte Glaubensauslegung“.
Seine Lehre
Eckharts Theologie basiert auf den Lehren seines prominenten Ordensbruders Thomas von Aquin und auf denen eines jüdischen Philosophen Moses Maimonides. Diese Lehre von der Seelengemeinschaft mit Gott („unio mystica“) führte dazu ihm Ketzerei vorzuwerfen.
Um die Einigung mit Gott zu vollziehen muss die Seele einen vierstufigen Prozess durchlaufen. Sie erfährt zunächst ihre eigene Nichtigkeit, die sie mit allen Dingen und Kreaturen außerhalb Gottes verbindet, dann entdeckt sie ihre Ähnlichkeit mit Gott, der von ihr ungeschieden ist. Diese Erkenntnis führt zur Verschmelzung und Wesenseinheit mit Gott und schließlich zur Erfahrung des göttlichen Seins. Eckhards Grundbotschaft, der auch wieder die Einigkeit mit Gott beschreibt, war: „Dass wir uns innen finden im Tage und in der Zeit der Vernunft und im Tage der Weisheit und im Tage der Gerechtigkeit und im Tage der Seligkeit dazu verhelfe uns der Vater und der Sohn und der Heilige Geist. Amen.“ Die Theologie Eckhards hat auch heute noch einen großen Stellenwert in der modernen Welt.
Da er seine Schriften nicht nur auf lateinisch, sondern auch auf deutsch verfasste, hatten Eckharts Lehren großen Einfluss auf die Entwicklung der deutschen Sprache. Seine Gedanken, die Ähnlichkeiten mit dem Zen-Buddhismus aufweisen, wirkten insbesondere auf Nikolaus von Kues sowie auf den Protestantismus und den deutschen Idealismus. Ein unbekannter Autor formulierte einmal folgenden Satz: „Meister Eckhart, aus dessen Universalgedanken es offensichtlich allen recht gemacht werden kann.“
Seine Werke
Die von Eckhart erhaltenen Predigten und Traktate gehen zum größten Teil nicht auf ihn selbst zurück, sondern stammen von Freunden oder Gegnern. Nur die „Pariser Quästionen“ (ca. 1300) und das „Buch der göttlichen Tröstung“ (ca.
1308) sowie eine Reihe von Predigten wurden eindeutig Meister Eckhart zugeschrieben. Es sind allerdings noch andere Werke Eckhards vorhanden bei denen man davon ausgehen kann dass sie von ihm stammten. Dazu gehören 160 handschriftlich übermittelte Predigten und die Schrift „Vom edlen Menschen“
5. Der Ackermann aus Böhmen
Zum Autor
Johannes von Tepl, benannt nach seinem Geburtsort, wurde gegen 1350 geboren und war seit 1386 Lehrer der Lateinschule in Saaz. Nach einem kurzen Aufenthalt in Prag stirbt er mit 65 Jahren an einer schweren Krankheit. Er hinterlässt wohl fünf Kinder und seine Witwe Clara, die - wenn man den Inhalt des „Ackermanns" biographisch beziehen will - seine zweite Frau gewesen sein muss.
Zum Buch
Veranlasst durch den Tod seiner ersten Frau Margret muss „Der Ackermann aus Böhmen" nach dem 1. August 1400, ihrem Todestag, entstanden sein. Der Text ist in 16 bzw. 17 sowohl fragmentarischen als auch vollständigen Handschriften überliefert, die hauptsächlich aus dem oberdeutschen Sprachraum stammen. Seine Überlieferung setzt mit der 2. Hälfte des 15.
Jahrhunderts erst spät ein. Es gibt zwei mit Bildern gestaltete Handschriften von denen sich eine in der Heidelberger Unibibliothek befindet. Im Buch selbst handelt es sich um die Wiedergabe eines Streitgesprächs zwischen einem Mann, dessen Frau gerade gestorben ist und der sich selbst als Ackermann bezeichnet, und dem Tod, der von jenem Mann verklagt wird. In 32 Kapiteln diskutieren die zwei Beteiligten ihre verschiedenen Standpunkte bis es schließlich im 33. Kapitel zu einem Urteil Gottes kommt. Dieser mahnt den Ackermann dass Menschen sterblich sind, und den Tod dass er seine Macht nur von Gott „geliehen“ hat (Im Text heißt die Stelle „zu Lehen hat empfangen“) Das letzte Kapitel enthält ein umfangreiches Fürbittegebet, wobei dieses Kapitel sehr umstritten ist da niemand weiß ob es sich hier um die Verarbeitung von selbsterlebten oder lediglich um eine Stilübung handelt.
Hier eine Seite des Ackermanns. Diese illustrierte Form des Buches stammte aus einer Stuttgarter Werkstatt, die im Besitz von Ludwig Henfflin war.6. Passions- und Mysterienspiele
Das Passionsspiel ist eine Form des geistlichen Spiels im Theater des Mittelalters. Es entstand etwa 700 Jahre nach dem Niedergang des antiken Theaters im 10. Jahrhundert, als die ersten Formen des geistlichen Spiels entstanden.
Die Kirche und die christliche Lehre standen im Mittelpunkt des gesellschaftlichen und privaten Lebens. Durch die geistlichen Spiele sollte die Frömmigkeit gefördert und der Glaube und damit die Macht der Kirche gestärkt werden. Das Passionsspiel selber zeichnet den Leidensweg Christi nach. Hier einmal der typische Ablauf eines Passionsspiels:
1. Einzug in Jerusalem: Jesus reitet auf einem Esel nach Jerusalem ein; Menschen breiten Kleider vor ihm aus und begrüßen ihn mit Palmzweigen (Symbole für Passion und ewiges Leben). Seit der frühchristlichen Kunst als Triumphzug Christi gedeutet - Einzug des neuen Königs.
2. Abendmahl: erste Darstellung um 500. Jesus bricht das Brot und verteilt es an seine Jünger; Kennzeichnung des Verräters Judas durch einen Beutel Silberlinge an dessen Gürtel, bzw. dadurch, dass er zur gleichen Zeit in die Schüssel greift wie Jesus.
3. Fußwaschung: Während des Abendmahls wäscht Jesus seinen Jüngern die Füße (meist Petrus dargestellt).
4. Ölbergszene: besonders im byzantinischen Kunstkreis gebräuchlich, in der deutschen Kunst seit 13. Jahrhundert häufige Darstellung des Gebets Jesu und die schlafenden Jünger.
5. Judaskuss: Judas kennzeichnet Jesus für die römischen Schergen. In dem Zusammenhang auch Darstellung von Petrus, wie dieser Malachus das Ohr abhaut.
6. Christus wird vor den Hohepriester Hannas geführt: Seltene Darstellung
7. Christus vor Keiphas: Jesus wird durch den Vorsitzenden des hohen Rates verhört; ebenfalls seltene Darstellung.
8. Verspottung Christi: Christus mit verbundenen Augen wird von Soldaten gedemütigt; altes Motiv.
9.
Christus vor Pontius Pilatus (Statthalter von Jerusalem): rechtskräftige Verurteilung Jesu.
9. Christus vor Herodes.
10. Dornenkrönung: Verspottung als "König der Juden" (Pilatus), gekleidet mit Purpurmantel und Rohrzepter wird Jesu von Soldaten eine Dornenkrone aufs Haupt gepresst. Üblich seit dem 14.
Jahrhundert. Christus als stiller Dulder.
11. Ecce home: Zurschaustellung Christi vor der Menge, die seinen Tod fordern; Pilatus versucht damit an das Mitleid des Volkes zu appellieren. Häufig auch als Einzeldarstellung.
12.
Handwaschung des Pilatus: Zeichen der Unschuld.
13. Kreuztragung: Sturz Jesu, auch Verbindung mit Veronika, die Jesus das Schweißtuch reich.
14. Kreuznaglung: Jesus wird ans Kreuz geschlagen.
15.
Kreuzigung: Seit 5. Jahrhunderten dargestellt; auch in Funktion eines Andachtsbilds.
16. Kreuzabnahme (nicht in Evangelien).
17. Beweinung Christi (nicht in Evangelien).
18. Grablegung
19. Auferstehung
20. Christus erscheint Maria (nicht in der Bibel): früheste Darstellung im 14. Jahrhundert.
21.
Noli me tangere: Christus erscheint vor Maria Magdalena; "noli me tangere" (berühre mich nicht, denn ich bin noch nicht aufgefahren)
22. Gastmahl in Emmaus: Christus gibt sich seinen Jüngern zu erkennen.
23. Der ungläubige Thomas: Christus lässt Thomas seine Wunde berühren, da dieser seinen Augen nicht glauben will.
24. Christus in der Vorhölle: Christus steigt nach seiner Auferstehung in die Vorhölle, um dort die Patriarchen des alten Testaments zu erlösen.
25. Himmelfahrt: seit 4. Jahrhundert dargestellt.
26. Pfingstwunder (Apostelgeschichte): Ausgießung des heiligen Geistes über die Apostel und seit dem 6. Jahrhundert auch Maria.
27. Das jüngste Gericht (Offenbarung des Johannes)
Gespielt wurde auf mehreren Bühnen gleichzeitig oder nacheinander. Die Schauspieler waren zunächst Kleriker bis sie dann von Laiendarstellern abgelöst wurden. Oft war aber die ganze Gemeinde mit in das Spiel einbezogen. Der Vortrag der Texte änderte sich ebenfalls mit der Zeit. Es floss immer mehr die „weltliche“ Sprache mit ein wie z.
B. die Vagantendichtung oder Trinklieder etc. Heute gibt es das Passionsspiel alle 10 Jahre im Oberammergau. Seit 1643 zieht es immer wieder große Publikumsmengen an.
Das Mysterienspiel existiert seit dem 14. Jahrhundert wobei es sich hier auch wieder um szenische Aufführungen geistlicher Art handelt.
Bis heute ist die sprachliche Form erhalten geblieben. Hymenartiger Rhythmus aus Jamben, symbolische Darstellungen Sprache und Dramaturgie. Begleitet werden die Spiele von einem Konzert, das die einzelnen Szenen einstimmt, ausklingen lässt oder zu interpretieren sucht.
7. Anhang
Textbeispiel:
Ausschnitt aus der 2. Predigt Eckharts
Sehet, alsus als er ein ist und einvaltic, alsô kumet er in daz ein, daz ich dâ heize ein bürgelîn in der sêle, und anders kumet er enkeine wîse dar în; sunder alsô kumet er dar în und ist dâ inne.
Mit dem teile ist diu sêle gote glîch und anders niht. Daz ich iu geseit hân, daz ist wâr; des setze ich iu die wârheit tz einem geziugen und mîne ze einem pfande.
Daz wir alsus sîn ein bürgelîn, in dem Jêsus ûfgange und werde enpfangen und êwiclîche in uns blîbe in der wîse, als ich gesprochen hân, des helfe und got. Âmen.
Übersetzung:
Seht, so wie er eins und einfaltig ist, so kommt er in dieses Eine, das ich da heiße ein Bürglein in der Seele, und anders kommt er auf keine Weise da hinein; sondern nur so kommt er da hinein und ist darin. Mit dem Teile ist die Seele Gott gleich und sonst nicht.
Was ich euch gesagt habe,das ist wahr; dafür setze ich euch die Wahrheit zum Zeugen und meine Seele zum Pfande.
Daß wir so ein »Bürglein« seien, in dem Jesus aufsteige und empfangen werde und ewig in uns bleibe in der Weise, wie ich's gesagt habe, dazu helfe uns Gott. Amen.
Quellenverzeichnis:
Universitätsbibliothek Konstanz: Abteilung Germanistik.
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de
www.heiligenlexikon.de
Microsoft Encarta Enzyklopädie
www.biografien-im-netz.de
www.eckhart.
de
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