Dimitri schostakowitsch - lady macbeth aus mzensk
Vorwort
Dieser Aufsatz über Schostakowitschs Oper "Lady Macbeth aus Mzensk" versucht die Entstehung und deren musikalische Einordnung sowie dessen Vergleich zum literarischen Gegenstück Leskows aufzuzeigen. Die Auswirkungen dieser neuartigen Musikrichtung sowie deren kritische Stellungnahme für das Musikleben im 20. Jahrhundert in der UdSSR sollen dabei im Mittelpunkt stehen. Ich beginne hierbei mit der politischen Situation in der Sowjetunion ab Nikolaus II., um Veränderungen im politischen System - vom Zarentum zur Sowjetrepublik - aufzuzeigen. Dabei gehe ich kurz und allgemein auf die Musik der Sowjetunion und dessen nationalen Stil ein.
In den nächsten beiden Kapiteln geht es um das musikalische Gesamtschaffen Schostakowitschs sowie dessen Oper "Lady Macbeth aus Mzensk", die ich mit der literarischen Vorlage Nikolai Leskows verglichen habe. Weiterhin bin ich auf musikalische Aspekte der Oper eingegangen. Hierbei stehen musikalische Neuerungen für das Musiktheater im Vordergrund.
Lady Macbeth erzählt vom grausigen Schicksal einer Kaufmannsfrau im 19. Jahrhundert, die aus Liebe zu einem Untergebenen ihren Mann und ihren Schwiegervater tötet und schließlich, zu lebenslanger Zwangsarbeit in Sibirien verurteilt, auf dem Weg dorthin umkommt. Schostakowitsch setzt mit dieser mitreißenden Oper neue Maßstäbe für das Musiktheater.
Trotz des sensationellen Erfolges dieser Oper erschien 1936 - die Oper lief bereits seit 1934 - in der "Prawda" ein Artikel, der die Musik als "Kakophonie" und ihren Schöpfer als Volksfeind denunzierte. Die Oper wurde letztendlich verboten. In Bezug auf Opernkritik - Auswirkungen des ZK-Beschlusses von 1948 - sowie der Kulturpolitik der UdSSR mit ihrem sozialistischen Realismus bin ich in Anlehnung an das Werk Schostakowitschs näher eingegangen. Die von Stalin bevorzugte künstlerische Doktrin schrieb vor, dass die sowjetische Gesellschaft in begeisterten, optimistischen, patriotischen und sozialistischen Begriffen porträtiert werden sollte. Diese Doktrin wurde auf alle Künste angewendet, von der Musik, über die bildenden Künste hin zur Literatur.
Geschichtliche Einordnung
2.
1 Politische Situation in der Sowjetunion (1900 - 1939)
Die imperialistische Großmacht Russland war gegenüber den anderen europäischen Großmächten im späten 19. Jahrhundert gesellschaftlich und wirtschaftlich rückständig. Bis zur Abschaffung der Leibeigenschaft (1861) waren 90% aller Einwohner leibeigene Bauern. Doch auch nach ihrer Befreiung hatten sie keine Chance, eigenes Geld zu erwerben. Also zog ein großer Teil in die Städte, um hier in den neu entstehenden Fabriken Arbeit zu suchen. Der Gegensatz zwischen der wachsenden Armut in den Städten und dem Hof und Prunk des zaristischen Hofes führte zur Gründung einer revolutionären Bewegung mit Entstehung einer sozialdemokratischen Partei.
Die Geschichte der Sowjetunion begann mit dem 07. November 1917, als die Bolschewiki unter der Führung Lenins im Zuge der Oktoberrevolution in Russland die Macht übernahmen. Vorausgegangen war die Februarrevolution, während Zar Nikolaus II. abdanken musste. Nach der Revolution stieg Stalin 1922 zum Generalsekretär der Kommunistischen Partei (KP) auf, festigte seine Machtposition und schaltete nach Lenins Tod (1924) seinen politischen Rivalen Leo Trotzki aus. In den folgenden Jahren entmachtete er nach und nach alle seine Konkurrenten, ab 1927 herrschte er als unumschränkter Diktator.
Mit rücksichtsloser Vernichtung bekämpfte er seine möglichen politischen Gegner.
2.1.1 Zar Nikolaus II. von Russland
1894 bestieg Nikolaus II.[1] den russischen Thron.
Er führte die autokratische Herrschaftsweise seiner Vorgänger fort und lehnte Zugeständnisse an Demokraten und Liberalen zunächst strikt ab. Nikolaus hatte kaum Führungsqualitäten, vertraute in hohem Maße dem Rat seiner Gattin und ließ sich von deren Wunderglauben[2] beeinflussen. Nach außen verfolgte Nikolaus die
traditionelle zaristische Expansionspolitik, die 1904 zu dem für Russland katastrophalen Russisch-Japanischen Krieg[3] führte. Der Krieg wiederum war auslösendes Moment für die Russische Revolution von 1905. Der Zar sah sich nun doch zu Zugeständnissen gezwungen. Mit seinem Oktobermanifest von 1905 gewährte er das allgemeine Wahlrecht und die Einrichtung einer gesetzgebenden Nationalversammlung, der Duma[4].
Zwei Jahre später allerdings löste er die Duma wieder auf und sorgte mit einem neuen Wahlrecht für eine konservative Mehrheit in der Nationalversammlung. Als Befürworter internationaler Zusammenarbeit setzte sich Nikolaus für die Einberufung der Haager Friedenskonferenz[5] ein. Trotz seiner guten persönlichen Beziehungen zu seinem Cousin Kaiser Wilhelm II.[6] standen sich Russland und das Deutsche Reich bei Ausbruch des 1. Weltkrieges 1914 als Feinde gegenüber.
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