Georg friedrich händel
Biografie
Der Komponist Georg Friedrich Händel wurde am 23. Februar 1685 in Halle an der Saale geboren. Er erhielt bereits früh Orgelunterricht durch Friedrich W. Zachow. Nachdem er zunächt ein Jurastudium begann, widmete er sich bald ganz der Musik und wurde Organist an der Dom- und Schloßkirche. 1703 erhielt er eine Stelle als Violinist an der Hamburger Oper.
Die Jahre 1706 bis 1710 verbrachte Händel in Italien, wo er vom dortigen Adel begeistert aufgenommen wurde. Er erhielt hier viele Anregungen und studierte eingehend die italienische Oper. Die Folgezeit verbrachte er abwechselnd in und in London und Hannover, wohin er 1710 zum Hofkapellmeister berufen wurde. In England feierte er mit seinen Kompositionen so große Erfolge, daß die Königin Anne ihm ein hohes Jahresgehalt aussetzte. 1727 wurde ihm das englische Bürgerrecht verliehen. Händels kompositorisches Schaffen umfasst über vierzig, fast ausschließlich italienische Opern, daneben zahlreiche Oratorien und Instrumentalwerke.
Händel starb am 14. April 1759 in London.
Georg Friedrich HändelDer Messias (1741)
Noch zu seinen Lebzeiten wurde Händel in England und auf dem europäischen Festland "der Komponist des Messias" genannt und auch heute noch fallen Komponist und Werk meist in einem Atemzug. Was hebt dieses Oratorium nun von Händels übrigem Werk ab, das immerhin 40 Opern, 21 weitere Oratorien, 18 Orgelkonzerte, dazu mannigfaltige Orchester- und Kammermusik umfaßt?
Bach und Händel gelten heute als die überragenden Komponistenpersönlichkeiten der Barockzeit. Das Leben der beiden Musiker, die sich übrigens nie begegnet sind, verlief sehr unterschiedlich. Beide wurden 1685 in Thüringen geboren und begannen ihre Karriere als Organisten, doch auf Händel warteten Erfolge in Deutschland, Italien und vor allem in England, während sich das Leben Bachs auf ein sehr begrenztes Territorium beschränkte und im Vergleich zu Händels Biografie recht glanzlos verlief.
Ab 1703 lernte Händel an der Hamburger Oper die Melodik des italienischen Belcanto kennen. Der Einundzwanzigjährige beschloß daraufhin, nach Italien zu reisen und bildete sich in Florenz, Rom, Neapel und Venedig, wo er 1709 mit seiner Oper Agrippina einen ersten großen Erfolg errang. Schließlich aber wurde weder Italien noch Deutschland, sondern London seine Heimat. Der Earl of Manchester, Gesandter in Venedig, hatte Händels Oper gehört und erwähnte, daß die italienische Oper in der britischen Hauptstadt noch in den Kinderschuhen stecke und ein junger, begabter Komponist in der Metropole sehr willkommen wäre. So reiste Händel gegen Ende des Jahres 1710 zum ersten mal nach London und präsentierte sich am 24. Februar 1711 mit der Oper Rinaldo.
1712 läßt sich der Komponist in der Stadt an der Themse nieder und widmet sich bis 1741, dem Jahr des Messias, der Komposition von Opern, wobei er gelegentlich nicht von Mißerfolgen verschont blieb. Trotzdem wurde Händel zum englischen Nationalkomponisten und einige seiner Werke zierten staatliche Feierlichkeiten: 1713 entstand das Te Deum anläßlich des Utrechter Friedens, 1727 folgten die Coronation Anthems zur Krönung Georgs II. und 1749 die Feuerwerksmusik zur Feier des Aachener Friedens. Mit seinen englischen Oratorien erzielte Händel jedoch die breiteste Wirkung, da das aufstrebende Bürgertum und die wiederbelebte englische Chortradition für ein rasche Verbreitung sorgten. In dieser Werkgruppe vereinigten sich die Talente des Komponisten: Es sind die ausdrucksvollen Arien im Stile des Belcanto, die deutsche Kontrapunktik in den Fugen, die englische Klangpracht der Chorsätze und die opernhafte Dramatik, die Händels Musik als eine Synthese europäischer Musikentwicklungen erscheinen lassen.
Ankündigung der Londoner Erstaufführung
Der Messias, den Händel in der unglaublich kurzen Zeit von nur 24 Tagen schrieb, ist, sowohl was den Text als auch was die Musik betrifft, ein sehr persönliches Werk, das im Gegensatz zu anderen großen Oratorien der Musikgeschichte die Gefühle und Gedanken eines Einzelnen ausdrückt - also kein Vorbild im Glauben darstellt.
Die Textvorlage stammt von Charles Jennens, einem reichen Privatmann, der sich dem Schreiben als Amateur hingab. So wie Bachs Matthäus-Passion entstand auch dieses Meisterwerk durch die Zusammenarbeit zweier Künstler von sehr unterschiedlichem Rang. Es gibt keine Handlung im Messias, sondern nur Reflektionen auf das Leben, den Tod und die Auferstehung Jesu. Die Kirche lehnte das Werk damals ab, weil es den geistlichen Führern zu unkonventionell, zu unreligiös war. Andere Oratorien Händels, die zumeist Geschichten aus dem Alten Testament veranschaulichen, waren für die Gemeinde verständlicher. Aber Händel komponierte seine geistlichen Werke ja nicht wie Bach für den Gottesdienst, sondern vielmehr für konzertante Aufführungen.
Bach komponierte für die Thomaskirche - Händel für Covent Garden. Die Musik stand hier also im Vordergrund und somit hatte Händel auch mehr Freiheiten und bessere Aufführungsmöglichkeiten als Bach in Leipzig. Man darf annehmen, daß die Oratorienaufführungen in London auf einem hohen künstlerischen Niveau stattfanden, während in Leipzig eine eher mittelmäßige Leistung geboten wurde. Aufgrund dieser äußerlichen Umstände ist es auch verständlich, daß Händel schon zu Lebzeiten berühmt werden konnte und Bach erst nach seinem Tod wirklich gewürdigt wurde. Händels Ruf war auch in Irland bekannt und 1742 bat der irische Vizekönig den Komponisten mit seinem Oratorienensemble nach Dublin, wo der Messias am 13. April zum ersten mal aufgeführt wurde.
Neben der besonderen Textvorlage gab es aber noch einen weiteren Umstand, der dieses Oratorium von anderen Werken des Meisters abgrenzte: Der Erlös sämtlicher Aufführungen kam einem wohltätigen Zweck zugute, in Dublin dem Mercer's Hospital, das sich um Strafgefangene bemühte, und später einem Londoner Heim für Findelkinder.
Wie alle Händelschen Oratorien ist auch der Messias dreiteilig: Im ersten Teil geht es um die Geburt Jesu und daher kann man diesen Teil auch gelegentlich in einer separaten Aufführung während der Weihnachtszeit erleben. Das Werk beginnt mit der langsamen, schwermütigen Einleitung der Sinfony. Nach etwa zwei Minuten geht die Sinfony in eine bewegte Fuge über, die wie die langsame Einleitung in e-moll steht - der Tonart, die den Tod symbolisiert. Trost, aus e-moll wird E-Dur, bringt dem Zuhörer der Tenor mit dem Accompagnato Comfort ye, das seine Fortsetzung in der Bravourarie Ev'ry valley findet. In den zahlreichen Koloraturen zeigt sich Händels Umsetzung des italienischen Belcanto.
Ein Beispiel für einen Chorsatz, wie nur Händel ihn schreiben konnte, ist die Nummer 12 des Oratoriums: For unto us a child is born. Die Musik ist einfach und verständlich gehalten, immerhin wurde sie für das Volk komponiert, und entbehrt trotzdem nicht einer gewissen Virtuosität wie sie sich etwa in den Melismen zeigt, die stets als Kontrapunkt zum Thema erklingen. Die Leidensgeschichte Jesu nimmt im zweiten Teil nur einen geringen Rahmen ein, viel umfassender wird die Auferstehung, der Triumph über den Tod, dargestellt. Der zweite Teil endet mit dem berühmtesten aller Chorwerke Händels: dem Halleluja . Leider wurde dieses Stück oft in den unterschiedlichsten Zusammenhängen mißbraucht, ich denke da vor allem an Werbung, Filmmusik und Karikaturen. Fast jeder kennt den Anfang dieses Chores, doch nur relativ wenige haben ihn vollständig gehört.
Das geniale in dieser Komposition zeigt sich in der Einfachheit der musikalischen Mittel und im formalen Aufbau: Händel nutzt in den einzelnen Formteilen verschiedene Satztechniken. Zu Beginn singt der Chor mehrstimmig aber homophon, dann unisono. Es schließt sich ein Choralsatz an, dem ein fugenähnlicher Teil als Steigerung bis zum grandiosen Finale folgt. Verbindend wirkt der Halleluja-Ruf, der am Ende des Satzes noch ein letztes mal in langen Notenwerten wiederholt wird. Am Autograph läßt sich erahnen, in welcher Eile der Komponist diesen Satz zu Papier brachte:
Das Ende des "Halleluja", rechts unten das Datum der Fertigstellung (6. September 1741)
Der dritte Teil thematisiert das ewige Leben.
Von großer Intensität ist das Accompagnato Behold, I tell you a mystery, das eine Wandlung beim Klang der letzten Trompete ankündigtDie Baßarie The trumpet shall sound schildert das Jüngste Gericht als einen Tag der Freude, da die Toten erwachen und zur Unsterblichkeit verklärt werden. Am Ende des mehrstündigen Oratoriums steht eine kunstvolle Fuge, die ebenso wie der Halleluja-Chor und die Trompetenarie in D-Dur komponiert wurde - Händel verwendet diese Tonart, um königliche Größe, einen Sieg oder Triumph auszudrücken. Der Sieg über den Tod ist die zentrale Botschaft des Messias.
Das Werk wird seit 1744 jährlich in der Westminster Abbey aufgeführt, wobei das Aufgebot an Musikern oft monumentale Züge annahm. Es war üblich, sich beim Halleluja-Chor von den Plätzen zu erheben und diesen stehend anzuhören, wie es auch der König bei der ersten Londoner Aufführung getan haben soll. 1759 wurde Händel in der Abteikirche beigesetzt - eine Ehre, wie sie nur verdienten Engländern zuteil wurde.
Daß dabei gerade die Deutschen in England nicht unbedingt beliebt waren, belegt ein Kommentar des Gulliver-Autors Jonathan Swift, der sich zu Händel folgendermaßen äußerte: "Ein Deutscher, und ein Genie - ein Wunder!"
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