Jazz
In New Orleans entstand um 1910 aus vielen Wurzeln der erste rein amerikanische Musikstil des 20. Jahrhunderts:
Der New-Orleans JazzDie Zutaten:
Rhythmen, Melodien und Singweise ("Dirty Intonation") der Schwarzen
Instrumente, Melodien und Akkorde der Weißen
Die Sprache der Kreolen
Blues, Spirituals, Ragtime, Gospel - sie beeinflussten den Jazz und wurden auch von ihm beeinflusst, da viele Jazzer auch Blues spielten und in Gospelgottesdiensten mitwirkten oder sich in Bars als Ragtime-Pianisten ihr Geld verdienten.
ein musikliebendes Publikum und ein Stadtviertel, in dem Musiker Geld verdienen konnten: Storyville, das "Rotlichtviertel" in New Orleans mit vielen Bars und Nachtclubs, in denen Musik gespielt wurde, Live natürlich, da es noch keine Musikkonserven (Schallplatten) gab!
In "Marching-Bands", wie es sie heute noch gibt, machten viele Jazzer ihre ersten musikalischen Erfahrungen.
Die Basin-Street war ein musikalisches Zentrum, ihr Name taucht in vielen berühmten Jazznummern auf.
Die Musik wurde meist improvisiert, da damals noch viele Jazzer keine Noten lesen konnten. In einer Jazzband waren die Rollen fest verteilt:
Die Trompete übernahm die Melodie.
Die Klarinette spielte eine improvisierte hohe Begleitstimme.
Die Posaune spielte eine tiefe Begleitstimme.
Die Tuba spielte die Basstöne (meist Grundtöne der Akkorde).
Das Banjo spielte die Akkorde in Vierteln. Dazu konnten noch andere Instrumente treten (Klavier, Schlagzeug, Bass). Trompete und Klarinette, manchmal auch Posaune und Banjo spielten improvisierte Soloteile, meist genauso lang wie die Melodie und zu denselben Akkorden.
Einen Durchgang durch die Melodie nannte man einen Chorus. War also die Melodie 32 Takte lang, dann dauerte ein Chorus auch 32 Takte. Die Musiker verständigten sich über die Reihenfolge der Soli und improvisierten dann jeweils einen oder zwei Choruse. Am Anfang und am Schluss wurde die Melodie gespielt, dazwischen die Soloteile - so sind sehr viele Jazzstücke bis heute aufgebaut.
Einer der ersten Stars mit seiner Gruppe "The Hot Five": Louis Armstrong
Jazz als Popmusik: Der Swing
1917 traten die USA in den ersten Weltkrieg ein, viele amerikanische Soldaten mussten auf die Schlachtfelder Europas. Das Vergnügungsviertel Storyville in New Orleans wurde geschlossen, viele schwarze Musiker aus dem Süden wanderten auf der Suche nach neuen Engagements in die Industriegebiete des Nordens, wo schwarze Arbeiter in der Rüstungsindustrie beschäftigt waren.
In den 20er Jahren wurde so zunächst Chicago, später dann New York zum Brennpunkt der Jazzentwicklung.
Auch Louis Armstrong zog nach Norden, und wo er war, da war der Jazz. Er begann auch zu singen und gilt als Erfinder des "Scat": "be doo be doo be do bou" (Silben für improvisierende Sänger). Hier sieht man ihn auf dem Cover einer berühmten Jazzplatte gemeinsam mit Ella Fitzgerald, der bedeutensten Jazzsängerin des 20. Jahrhunderts.
Bald hörten auch die Weißen die neue Musik.
Der Swing war die Popmusik der30er Jahre, in den Dance-Halls der Großstädte spielten berühmte Bigbands oft für ein weißes Publikum. Der Jazz war keine "schwarze" Musik mehr, sondern wurrde auch vom weißen Establishment gehört.
Einer der ersten Weißen, die mit Jazz Erfolg hatten: Benny Goodman, "The King of Swing" mit seiner Bigband.
Jazz für Kenner: Der Bebop
Für einige junge schwarze Musiker war der Swing, den sie abends in den großen Bigbands spielen mussten, zu kommerziell, zu glatt und zu langweilig. In den vierziger Jahren entstand in kleinen Clubs in New York ein neuer Stil, vor allem durch Charlie Parker (Saxophon) und Dizzie Gillespie (Trompete) : Der Bebop. "Bebop" ist eine Nachahmung der Scatsilben, mit denen Dizzie Gillespie seine Melodien den anderen Musikern vorsang.
Wegen der langen improvisierten Teile, des hohen Tempos und der komplizierten Melodien, die man nicht einfach nachsingen konnte, wurde der Bebop nie so populär wie der Swing. Spätestens jetzt teilte sich das Publikum in jazzbegeisterte Kenner, die Musik hören wollten, und dem breiten Publikum, die den Jazz nur als Tanz- oder Unterhaltungsmusik verwendeten. Auch Louis Armstrong lehnte den neuen Stil ab und blieb dem Swing treu.
Charlie Parker
Vor einem Club
Dizzie Gillespie und Charlie Parker
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