Mozart
1756
Am 27. Januar, 20 Uhr, kommt Joannes Chrysostomus Wolfgangus
Theophilus Mozart in Salzburg zur Welt. Salzburg hatte sich zur Zeit
Mozarts in eine große Mittelstadt entwickelt, die um 1771 etwas über
16.000 Einwohner zählte. Wichtigstes gesellschaftliches und
kulturelles Zentrum waren der geistliche Fürstenhof und die 1623
gegründete Benediktineruniversität. Der Salzburger Kaufmannstand
verfügte über weitreichende Handelsbeziehungen, die Salzburg aus der
provinziellen Enge rückten.
1761
Die ersten Kompositionen Wolfgangs entstehen. Wolfgang Amadeus Mozart
trat erstmals am 1. September 1761 öffentlich in Salzburg auf, wo er
in dem lateinischen Schuldrama "Sigismundus Hungariae Rex" als einer
der "salii" (Tänzer) in der Aula der Universität mitwirkte. Zu seinen
frühen Salzburger Kompositionen zählen u.a. das geistliche Singspiel
"Die Schuldigkeit des Ersten Gebots" KV 35 für den
fürsterzbischöflichen Hof (1767), das Schuldrama "Apollo et
Hyacinthus" KV 38 für die große Aula der Universität (1767), seine
Missa brevis d-Moll KV 65 (61a) für die Universitätskirche sowie die
C-Dur-Messe KV 66, die sogenannte "Dominicus-Messe", für die Primiz
seines Jugendfreundes und nachmaligen Abtes von St.
Peter, Kajetan
Rupert Hagenauer. Mozart besuchte zeitlebens weder eine Schule noch
eine Universität, war aber durch seine Kompositionen für den
erfolgreichen Schulabschluß seiner Freunde mit der Salzburger
Universität eng verbunden.
1762
Am 12. Januar 1762 begab sich der Vater erstmals mit seinen
"Wunderkindern" auf eine Kunstreise. Während der dreiwöchigen Reise
nach München konzertierten Wolfgang und Nannerl vor dem Kurfürsten
Maximilian III. Joseph von Bayern.
Es wurde errechnet, daß Mozart
3720 Tage - das ist beinahe ein Drittel seines Lebens - auf Reisen
war. Trotz der Unbequemlichkeit der Kutschen reiste er gerne. Noch im
Herbst des Jahres 1762 fuhr die Familie Mozart nach Wien. Am 13.
Oktober erhielt sie ihre erste Audienz bei Kaiserin Maria Theresia.
"Der Wolferl ist der Kayserin auf den Schooß gesprungen, sie um den
Halß bekommen und rechtschaffen abgeküsst", berichtete der stolze
Vater seinem Hausherrn Hagenauer am 16.
Oktober in einem Brief. Neben
anderen wertvollen Geschenken erhielten die Kinder je ein Galakleid.
1763
Bald nach seiner Rückkehr aus Wien wurde Leopold Mozart am 28.
Februar 1763 von Fürsterzbischof Sigismund Christoph Graf von
Schrattenbach, der durch seine Aufgeschlossenheit die Reisen der
Mozarts auf großzügigste Weise förderte, zum Vizekapellmeister
ernannt. Wolfgang tritt erstmals als Musiker öffentlich beim
Geburtstag des Fürsterzbischofs auf.
1763-1766
Im Sommer 1763 trat Leopold Mozart mit seiner Familie die große
Westeuropa-Reise an, die sie über Deutschland - Wolfgang konzertierte
erstmals in Augsburg, der Heimatstadt seines Vaters -, Belgien und
Frankreich nach London führte.
Während des Paris-Aufenthaltes erschienen die ersten Kompositionen
Wolfgangs im Druck: die Sonaten für Klavier und Violine KV 6 und 7
für Madame Victoire de France als op. I sowie KV 8 und 9 für Comtesse
Adrienne-Catherine de Tessé, geb. de Noailles, als op. II. Die
Auftritte des Knaben lösten allseits Staunen und Bewunderung aus.Am
23.
April 1764 traf die Familie Mozart in London ein. Neben vier
öffentlichen Konzerten musizierten die Kinder wiederholt bei König
Georg III. und seiner Gemahlin Sophie Charlotte, geb. Prinzessin von
Mecklenburg-Strelitz, welcher Wolfgang die sechs Sonaten für Klavier
und Violine (Flöte) KV 10-15 zueignete.Kaum in die Heimat
zurückgekehrt, entstanden Gerüchte über eine neuerliche Reise der
Familie Mozart. Tatsächlich brachen sie nach nur elf Monaten in
Salzburg nach Wien auf, von wo sie vor der dort herrschenden
Pockenepidemie nach Brünn und Olmütz ausweichen mußten.
Dennoch
erkrankten die Kinder schwer. Ende Januar 1768 begann Mozart auf
Anregung von Kaiser Joseph II. mit der Komposition der Opera buffa
"La Finta semplice" KV 51 (46a), die auf Grund einer Theaterintrige
gegen den jungen Salzburger Komponisten vermutlich erst im Mai 1769
in seiner Heimatstadt uraufgeführt werden konnte.
1767
Erste Uraufführungen, bis 1769 2. Wiener Reise.
1769
Während seines Salzburg-Aufenthaltes 1769 wurde Mozart unbesoldeter
Konzertmeister der Salzburger Hofmusik.
Am 13. Dezember traten Vater
und Sohn die beschwerliche Reise über den Brenner nach Italien an.
Ihr Weg führte sie über Verona, Mailand, Florenz und Rom nach Neapel,
wo Wolfgang überall große Triumphe feierte: In Verona gab Mozart sein
erstes Konzert in Italien, in Mailand erhielt er einen Opernauftrag
für die Karnevals-Stagione 1770/1771, die Opera seria "Mitridate, Re
di Ponto" KV 87 (74a), die am 26. Dezember 1770 im Mailänder Regio
Ducal Teatro unter der Leitung des erst 14jährigen Knaben mit großem
Beifall in Szene ging. In Bologna traf er mit dem berühmten
italienischen Musiktheoretiker Padre Giovanni Battista Martini
zusammen, der ihm ein Zeugnis über seine musikalischen Fähigkeiten
ausstellte. In Rom übergab der Kardinalsekretär Graf Pallavicini
Mozart die Insignien des ihm von Papst Clemens XIV.
verliehenen
Ordens vom "Goldenen Sporn", jenem päpstlichen Orden höchsten Grades,
den vor ihm nur Orlando di Lasso erhalten hatte. Auf seiner Rückreise
wurde Mozart am 10. Oktober 1770 in Bologna nach einer Prüfungsarbeit
Mitglied der Accademia Filarmonica.
1771
Mit einem Opernauftrag für den Karneval in Mailand 1772/1773 ("Lucio
Silla" KV 135) kehrten Vater und Sohn am 28. März 1771 nach Salzburg
zurück. 138 Tage blieben sie in der Salzach-Stadt, um dann erneut
nach Mailand aufzubrechen, wo anläßlich der Vermählung des Erzherzogs
Ferdinand mit der Prinzessin Maria Ricciarda Beatrice d'Este von
Modena am 17.
Oktober 1771 Mozarts "Ascanio in Alba" KV 111
aufgeführt wurde. Am 15. Dezember 1771 kehrten sie nach Salzburg
zurück. Einen Tag später starb Mozarts Dienstherr und Gönner
Sigismund Christoph Graf von Schrattenbach. Zu Ehren des neuen
Fürsterzbischofs Hieronymus Graf Colloredo wurde Mozarts Serenata
dramatica "Il Sogno di Scipione" KV 126 aufgeführt. Der politische
Wandel - Fürsterzbischof Hieronymus galt als strenger, unnachgiebiger
und in kulturellen Dingen unaufgeschlossener Landesherr - machte sich
sehr rasch in den Reiseunternehmungen Mozarts bemerkbar.
1772
Mozart wird Konzertmeister der Salzburger Hofkapelle. Von der dritten
Italien-Reise, deren Grund die Aufführung des Dramma per musica
"Lucio Silla" im Regio Ducal Teatro in Mailand war, kehrten sie unter
dem Vorwand einer Erkrankung Leopolds verspätet nach Salzburg zurück.
1773
Die Familie Mozart übersiedelt in das sogenannte Tanzmeisterhaus,
heute Makartplatz 8-9. Auch eine dritte Reise nach Wien (14. Juli bis
26. September 1773) und München (6.
Dezember 1774 bis 7. März 1775)
brachte nicht die gewünschte Anstellung außerhalb Salzburgs.
1777-1779
Im August 1777 erbat Mozart seine Dienstentlassung, um sein "Glück
weiter zu suchen". Ein erneutes Gesuch um Reiseurlaub des Vaters
wurde vom Fürsterzbischof Ende September 1777 zurückgewiesen. Mozart
reiste mit seiner Mutter nach Mannheim und Paris. Auch bei dieser
Reise erfüllten sich seine Hoffnungen nicht.
Am 23. September 1777
brach Mozart, nachdem das Urlaubsgesuch des Vaters von
Fürsterzbischof Hieronymus abgelehnt worden war, um 6 Uhr früh mit
seiner Mutter Anna Maria in Richtung Mannheim und Paris auf.
1778
Am 3. Juli 1778 traf Mozart ein schwerer Schicksalsschlag: seine
Mutter starb in Paris. Mozart kehrte Mitte Januar 1779 nach einer
enttäuschenden Reise alleine nach Salzburg zurück. An großen Werken
entstanden zu dieser Zeit nur die Symphonie in D-Dur KV 297 (300a)
und die heute verschollene Sinfonia concertante für Bläser KV 297B
(Anh.
9).
1779
Am 17. Januar 1779 wurde Mozart als Hoforganist erneut in den
Hofdienst aufgenommen.
1780-1781
Nach längerem Aufenthalt in Salzburg reiste er Ende 1780 zur
Aufführung seiner Opera seria "Idomeneo, Re di Creta" KV 366 nach
München und begab sich am 12. März 1781 auf Weisung des
Fürsterzbischofs nach Wien, knüpfte dort verschiedene
gesellschaftliche Kontakte und nahm wiederum Verbindung mit der
Familie Weber, die er in Mannheim kennengelernt hatte und die im
Jahre 1779 nach Wien übersiedelt war, auf. Er widersetzte sich den
Anordnungen des Fürsterzbischofs und drohte, nicht zurückzukehren.
Die Familie Mozart besuchte regelmäßig Theateraufführungen im nahe
gelegenen, seit 1775 bestehenden Hoftheater und nahm Kontakte zu den
dort gastierenden Schauspieltruppen auf. Am 17. September 1780
spielte erstmals die Truppe Emanuel Schikaneders, des nachmaligen
Textdichters Mozarts, in Salzburg.Am 5. November des selben Jahres
verließ Mozart sein Elternhaus und reiste zur Fertigstellung seiner
Oper "Idomeneo" KV 366 nach München. Der ersten Aufführung wohnten
auch sein Vater und seine Schwester Nannerl bei.
1781
Wiederholte Auseinandersetzungen mit dem Fürsterzbischof führten am
8. Juni 1781 zum endgültigen Bruch mit dem Salzburger Dienstgeber.
Mozart versuchte, in Wien Fuß zu fassen und finanzierte seinen
Lebensunterhalt vornehmlich als Opernkomponist, als Klaviervirtuose
mit eigenen Kompositionen und als Lehrer.
1782
Seinen ersten Wiener Opernerfolg erreichte er mit dem am 16. Juli
1782 im Burgtheater aufgeführten Singspiel "Die Entführung aus dem
Serail" KV 384. Noch im selben Jahr heiratete er gegen den Willen
seines Vaters Constanze Weber, die Tochter des Theaterfaktotums Franz
Fridolin Weber und seiner Ehefrau Maria Cäcilia.
Zu Ende des Jahres
1782 beendete Mozart das erste der später Joseph Haydn gewidmeten
sechs Streichquartette KV 387, 421 (417b), 428 (421b), 458, 464, 465,
die am 1. September 1785 mit einer denkwürdigen Widmung an den großen
Komponisten bei Artaria im Druck erschienen.
1783
Nach mehr als eineinhalb Jahren in Wien reiste Mozart mit seiner Frau
Constanze nach Salzburg, um seinen Vater und seine Schwester zu
besuchen.Während seines Salzburger Aufenthaltes fand am 26. Oktober
1783 in der Stiftskirche St. Peter die Uraufführung der c-Moll-Messe
KV 427 (417a) statt, bei der Constanze die Sopranpartie sang.
Freundschaftliche Verbindungen wurden wieder aufgenommen. Ein Freund
der Familie, der Konzertmeister Johann Michael Haydn, sollte auf
Befehl des Fürsterzbischofs Duette für Violine und Viola schreiben.
Weil ihn eine heftige Krankheit unfähig machte, diesen Auftrag
auszuführen, komponierte Mozart in wenigen Tagen die Duette für
Violine und Viola in G-Dur KV 423 und B-Dur KV 424 und reichte sie in
Hayds Namen ein.
1784
Mozarts zweites Kind, Carl Thomas, wird geboren. Ab Februar 1784
legte Mozart ein "Verzeichnis aller meiner Werke" an, das mit dem
Klavierkonzert in Es-Dur KV 449 für seine Schülerin Barbara von
Ployer beginnt. Am 1.
April 1784 gab Mozart seine erste Akademie im
Burgtheater, in der seine Symphonien KV 425 und 385, die zwei
Klavierkonzerte KV 450, 451 sowie das Klavierquintett KV 452
aufgeführt wurden.
1786
Das Jahr 1786 war hauptsächlich der Oper gewidmet: Am 7. Februar
wurden in Wien "Der Schauspieldirektor" KV 486 (Orangerie in
Schönbrunn) und am 1. Mai "Le Nozze di Figaro" KV 492 (Burgtheater)
uraufgeführt.
1787
Mozart reiste mit seiner Frau zur Prager Aufführung von "Le Nozze di
Figaro" und zur Erstaufführung des "Don Giovanni" KV 527. Eine
weitere Reise führte ihn über Dresden, Meißen und Potsdam nach Berlin
an den Preußischen Hof König Friedrich Wilhelms II.
Die zahlreichen
Reisen und gesellschaftlichen Verpflichtungen zwangen Mozart,
wiederholt von Freunden Geld aufzunehmen. Nach dem Tode Christoph
Willibald Glucks wurde Mozart am 7. Dezember 1787 laut Dekret zum
Kammer-Musiker bei Hof mit einem jährlichen Gehalt von 800 Gulden
ernannt.
1789
Mozart reist nach Berlin.
1790
Seine zwei letzten Reisen führten ihn nach Frankfurt zur
Kaiserkrönung Leopolds II. und nach Prag, wo eine Krönungsoper "La
Clemenza di Tito" KV 621 am 6.
September gegeben wurde.Kaum nach Wien
zurückgekehrt, leitete Mozart am 30. September, vom Flügel aus, die
erste Aufführung der Oper "Die Zauberflöte" KV 620. Der Textdichter
Emanuel Schikaneder sang den Papageno, Mozarts Schwägerin Josepha
Hofer die erste Königin der Nacht.
1791
Mozart wird stellvertretender, unbesoldeter Kapellmeister zu St.
Stephan in Wien, Mozarts sechstes Kind, Franz Xaver Wolfgang, wird
geboren.
Kränklich und von Todesahnung erfüllt, arbeitete Mozart an
seinem letzten Werk - dem unvollendet gebliebenen Requiem KV 626. Am
5. Dezember 1791 um 0.55 Uhr starb Wolfgang Amadeus Mozart im Alter
von 35 Jahren in seiner Wiener Wohnung in der Rauhensteingasse Nr. 8
an "hitzigem Frieselfieber". Am 6.
Dezember findet das Begräbnis auf
dem Friedhof von St. Marx in Wien statt.
Nach dem Tode Mozarts
Nach dem Tode ihres Gatten nahm Constanze mit dem Verleger Johann
Anton André wegen der Herausgabe von Mozarts Kompositionen Kontakt
auf. Bei ihren beiden Kindern - aus ihrer Ehe mit Wolfgang Amadeus
Mozart gingen sechs Kinder hervor, wovon nur zwei überlebten - Carl
Thomas und Franz Xaver Wolfgang wurde bald eine musikalische Begabung
sichtbar. Carl Thomas absolvierte eine Kaufmannslehre in Livorno und
wandte sich dank der Vermittlung Joseph Haydns, einem großen Verehrer
seines Vaters, dem Studium der Musik zu. 1810 gab er jedoch dieses
wieder auf und schlug die Beamtenlaufbahn ein.
Sein jüngerer Bruder
Franz Xaver Wolfgang, genannt W. A. Mozart (Sohn), erhielt Unterricht
bei Johann Nepomuk Hummel, Georg Joseph Vogler, Antonio Salieri sowie
Johann Georg Albrechtsberger und wurde ein bedeutender Komponist und
Pianist.Im Jahre 1809 heiratete Constanze Mozart den dänischen
Legationssekretär Georg Nikolaus Nissen, der neben dem Historiker und
Bibliothekar Friedrich von Schlichtegroll eine der ersten
Mozart-Biographien verfaßte.In der 2. Hälfte des 19.
Jahrhunderts
zeigte sich ein zunehmend wissenschaftliches Interesse am Schaffen
Wolfgang Amadeus Mozarts. Die erste Auflage eines
"Chronologisch-thematischen Verzeichnisses sämmtlicher Tonwerke
Wolfgang Amade Mozart's", das sogenannte "Köchel-Verzeichnis" wurde
1862 von Ludwig Ritter von Köchel bei Breitkopf & Härtel in
Leipzig herausgegeben. Im selben Verlag wurde auf Initiative der
Internationalen Mozart-Stiftung 1877 bis 1910 die alte Mozart-Ausgabe
vorgelegt. Seit 1955 erscheint im Auftrag der Internationalen
Stiftung Mozarteum im Bärenreiter-Verlag Kassel die Neue
Mozart-Ausgabe, deren Hauptcorpus 1991 abgeschlossen wurde.
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