Comedian harmonists
Comedian Harmonists
Angefangen hatte alles mit einer winzigen Zeitungsanzeige, die der gerade volljährig gewordene Harry Frommermann am 18.12.27 im Berliner Lokal-Anzeiger aufgab. Der junge Mann hatte - wie außer ihm im späteren Ensemble nur Robert Biberti - keine akademische Gesangs- und Musikausbildung. Auf seine Annonce hin meldeten sich in diesen Wirtschaftskrisenzeiten 70-100 Männer, meist minderen Talents. Als Harry die Hoffnung schon fast aufgegeben hatte, stand Robert Biberti in der Mansardentür.
Er war der einzige, der beim Vorsingen von Frommermann angenommen wurde. Neben seiner außergewöhnlichen Baßstimme, wird dazu beigetragen haben, dass er Harrys Begeisterung für die Revellers teilte.Der Anfang war gemacht. Schon wenige Tage später holte Biberti zwei Chorkollegen aus dem Großen Schauspielhaus nach: Den Bulgaren Ari Leschnikoff und den Polen Roman Cycowski. In der Anfangsformation sang noch Walter Nußbaum als zweiter Tenor, aber er wurde im März 1929 durch Erich Collin ersetzt. Im März 1928 brachte Ari Leschnikoff dann noch seinen Freund Erwin Bootz mit, den jüngsten der sechs.
Zwischen Frommermann und ihm entwickelte sich bald eine Art Konkurrenzverhältnis, weil Bootz mit seiner guten Ausbildung Frommermanns Arrangements etwas überheblich als bloßes Rohmaterial behandelte. Frommermann fühlte sich ihm lange unterlegen, glich aber durch enormen Fleiß und erstaunliche Kreativität aus, was ihm Bootz voraus hatte. Der Lebemann Bootz war als einziger der sechs mit beträchtlichen Finanzmitteln gesegnet, die ihm seine Mutter sandte, so konnte er etwa die verabredeten Strafen, für das Zuspätkommen bei Proben, lächelnd bezahlen.Die erste Probe fand am 5. Januar 1928 in Frommermanns Mansarde statt. Klar war, dass Monate harten Probens bevorstanden, für die keinerlei Geld gezahlt werden konnte.
Das mußte also durch Chorsingen beschafft werden, oder beispielsweise durch Singen in den großen Berliner Hinterhöfen. Die Polizei nannte das "Betteln" und verlangte Genehmigungen dafür. Die Entbehrungen waren groß, aber alle einte die Hoffnung auf Erfolg. Im Juni 1928 unternahmen die Sänger in der "Berliner Scala" ein erstes Vorsingen, das katastrophal ausging: Man erklärte ihnen, dass die Scala ein Vergnügunslokal sei, kein Beerdigungsinstitut. Schließlich fand im Spätsommer bei dem Agenten Levy, mit dem Frommermann verwandt war, ein zweites Vorsingen statt. Levy hörte mit versteinertem Gesicht zu, griff dann zum Telefonhörer und rief den Berliner Varietékönig Erik Charell an, bei dem das Sextett sein gesamtes kleines Repertoire gleich noch ein zweites Mal vortragen mußte.
Charell machte spontan ein Angebot, das Levy zum Entsetzen der sechs Männer schnöde ablehnte. Er schickte die Sänger zunächst in die Kneipe und ging dann mit ihnen schnurstracks zu Charells größtem Konkurrenten: Haller mit seiner Revue im Admiralpalast. Kaum waren sie dort angekommen, erschien ein Fahrradbote mit einem Brief von Charell. "Ich biete die doppelte Gage. Wenn sie bei Haller abschließen, mache ich sie in der Branche unmöglich." So kamen sie zu der phantastischen Abendgage von 120 Mark, also 20 Mark für jeden.
Am 28. September 1928 kam es in Charells "Großem Schauspielhaus" zum ersten Auftritt. Nur drei Wochen später pendelten die Comedian Harmonists am Abend nach der Vorstellung noch zum Programm im Kabarett der Komiker und bald auch an andere Orte. Die Einkünfte stiegen rasch. Wo immer sich Gelegenheit bot, sang man drei oder vier Titel, kassierte die Gage und zog weiter. Bald engagierten alle renommierten Veranstalter in Berlin die Gruppe.
Im März 1929 folgte das erste Gastspiel in Hamburg, bald darauf ging es auch in andere deutsche Städte, nach Köln und, gegen Ende des Jahres 1929, nach Leipzig. Die Auftritte in dieser Stadt müssen für das Sextett den Durchbruch schlechthin bedeutet haben. Die gefeierten Stars der sämtlich ausverkauften Abende waren die Comedian Harmonists mit ihren Einlagen. Das Publikum scheint gerast zu haben; spätere Rückblicke auf die Theatersaison nennen das Stück als die erfolgreichste Inszenierung des Jahres. Jedoch waren die Comedian Harmonists bis zu diesem Zeitpunkt stets nur eine Art Einlage in einem größeren Revueprogramm. Der Erfolg muß sie wohl angespornt haben, nun engagiert größere Vorhaben anzugehen: Sie wollten eigene Konzerte geben.
Bei aller Popularität, die durch Grammophonplatten und zahlreiche Rundfunkauftritte gefördert wurde, waren sie doch noch nicht landesweit bekannt. Deshalb bedeutete eine eigene Konzertournee ein schwer kalkulierbares Risiko für die Veranstalter, so dass das Ensembe selbst Säle für die Auftritte mieten und sämtliche Risiken übernehmen mußte. Als erster Auftrittsort für die eigene Vorstellung wurde Leipzig festgelegt, wo man vier Wochen vorher so gefeiert worden war. An die Premiere am 26.1.30 erinnerte sich Ari Leschnikoff 45 Jahre später so: "Dieses Schreien, dieses Toben des Publikums - also ich war - ich war baff.
Ich konnte kein Wort...,nur Tränen. Ich habe geweint vor Freude." Und Biberti resümierte: "Später hatten wir in Leipzig noch viele Konzerte, ich weiß nicht, wieviele im Jahr.
Sie waren in zwei Stunden ausverkauft. Eine Zeitungsnotiz genügte: "Die Comedian Harmonists kommen!" - Keine Reklame, nichts - wir waren sofort ausverkauft."1930 hatten sie ihr erstes Auslandsgastspiel in Amsterdam und sangen erstmals auch in einem Film mit; in Gassenhauer. In "Die drei von der Tankstelle" sangen sie im gleichen Jahr das berühmte "Ein Freund, ein guter Freund" und bekamen für einen Drehtag 1500 Mark. Man verdiente enorme Summen, führte ein aufwendiges Leben, fuhr große Autos, hatte Affären. In ihren besten Jahren, so erinnert sich Roman Cycowski später, mußte jeder einzelne 40000 bis 60000 Mark Jahreseinkommen versteuern.
Frühzeitig, lange vor dem ersten Auftritt, hatten die Mitglieder des Ensembles einen Vertrag abgeschlossen, der jedem gleiche Anteile an den Einnahmen sicherte.1932 traten die Comedian Harmonists gar in den geheiligten Wänden der Berliner Philharmonie auf. Dass dort Unterhaltungsmusik gegeben wurde, muß als eine Sensation ersten Ranges empfunden worden sein, vor der den Harmonists die Knie zitterten. Aber das konservative Musikpublikum schien mit dieser "Entweihung" gar keine Schwierigkeiten gehabt zu haben. 2700 Besucher applaudierten enthusiastisch. Das war gewissermaßen der Ritterschlag, denn von nun an galten die Konzerte der Gruppe als Kunst, d.
h. es mußte von den Einnahmen keine Vergnügungssteuer mehr abgeführt werden. 150 Konzerte im Jahr wurden absolviert.
Dann begann das Jahr 1933 und brachte den Machtantritt der Nazis. Zunächst einmal schien sich wenig zu verändern. Die Sänger interessierten sich nicht für Politik, hielten sich wohl auch für so populär, dass sie ohnehin keine Befürchtungen für sich selbst hegten.
Aber dennoch: Erste vertraglich vereinbarte Konzerte wurden schon im Jahre 1933 abgesagt, weil man keine Juden mehr auf deutschen Bühnen sehen wollte. Auch die UFA verweigerte den Ensemblemitgliedern die Mitarbeit an Filmaufnahmen. Vielleicht wollten sich die sechs Sänger darüber selbst hinwegtäuschen, dass darin deutliche Zeichen zu sehen waren, die noch weit Schlimmeres ankündigten. Vielleicht hofften sie wie viele, dass der Nazispuk rasch vorübergehen würde. Jedenfalls haben sie anfangs wohl die direkten Auswirkungen der Zeit nicht deutlich genug wahrgenommen. Am ersten November 1933 erließ Goebbels eine folgenschwere Durchführungsverordnung zum Gesetz, die die Mitgliedschaft in der Reichskulturkammer und ihren Untergliederungen regelte.
Danach mußte jeder die Mitgliedschaft in der Reichsmusikkammer beantragt haben, wenn er auf deutschen Bühnen Musik darbieten wollte. Paragraph 10 regelte, wodurch man von der Mitgliedschaft ausgeschlossen werden konnte: "...wenn Tatsachen vorliegen, aus denen sich ergibt, dass die in Frage kommende Person, die für die Ausübung ihrer Tätigkeit erforderliche Zuverlässigkeit und Eignung nicht besitzt." Es gab keinen Zweifel, wie das zu verstehen war, und es wurde verstanden.
Juden konnten nicht Mitglieder in den Kammern werden. Um auch wirklich das letzte Mißverständnis zu beseitigen, erklärte Goebbels am 5. März 1934 in aller Deutlichkeit und Ausführlichkeit, dass 1. nur auftreten durfte, wer Kammermitglied war, und 2. Juden definitiv nicht Kammermitglied werden konnten. Alle sechs Ensemblemitglieder hatten schon länger einen Antrag auf Mitgliedschaft gestellt, aber nun konnte man kaum noch auf einen positiven Bescheid hoffen, auch wenn die Gruppe immerhin gemischt und nicht volljüdisch war.
Jedenfalls hielten sich die Comedian Harmonists zu diesem Zeitpunkt gerade auf einer ausgedehnten Deutschland-Tournee auf, für die sie einige Tage später eine Sondererlaubnis erhielten. Aber dennoch gab es neben Absagen in vielen Orten Rangeleien und immer neue Schikanen. Das letzte Konzert in München behielten alle Akteure in besonderer Erinnerung. Ihr Abschiedslied "Auf Wiedersehen, my Dear" gewann eine sehr hintergründige Bedeutung.
Ab dem 1. Mai 1934, an dem die Sondergenehmigung auslief, blieb der Gruppe jeglicher Auftritt auf einer deutschen Bühne versagt; auch der Rundfunk hatte das Ensemble seit Frühjahr 1934 gesperrt.
1934 kam es dann auch wegen der Verdienstausfälle innerhalb der Gruppe zum Streit. Die "Arier" beanspruchten einen höheren Anteil, weil ja die anderen Schuld daran seien, dass man in Deutschland nicht mehr auftreten und verdienen könne. Aber am Ende blieb es doch dabei, dass jedem ein Sechstel zustand. Vor allem hielt sich die Gruppe nun mit Auslandauftritten über Wasser. Sie reisten in den letzten Monaten ihres Bestehens nach Dänemark, nach Amerika (dort gab es den berühmten Auftritt in New York auf dem Flugzeugträger "Saratoga" vor der versammelten Atlantik- und Pazifikflotte und außerdem mehr als 30 Rundfunkauftritte), nach Italien und Norwegen. Nicht zuletzt wurden diese Auslandsauftritte auch unternommen, um zu testen, ob es möglich war, jenseits der Heimat sein Auskommen zu verdienen.
Besonders der New-York-Aufenthalt stand unter dieser Frage. Aber letztlich kehrten alle gemeinsam wieder zurück.Die Situation in Deutschland war außerordentlich bedrohlich, trotzdem klammerte man sich an die letzten Hoffnungen. Zwar waren die Comedian Harmonists nicht in die Reichskammer aufgenommen worden und durften folglich nicht mehr in Deutschland auftreten, aber andererseits war immer noch keine förmliche Ablehnung eingegangen. Das geschah nun am 22. Februar 1935.
Biberti, Bootz und Leschnikoff erhielten positiven Bescheid, die drei Nichtarier wurden abgelehnt. Damit war ihnen endgültig das Recht auf Berufsausübung entzogen und die Gruppe in zwei Hälften geteilt. Kurze Zeit später einigte man sich darauf, dass aus den beiden Teilen jeweils wieder eine neue Gruppe gebildet werden sollte. So trennte sich die Gruppe, die drei Arier blieben in Deutschland, die Nichtarier gingen ins Ausland. Alle versuchten noch weitere musikalische Erfolge zu erzielen, die teilweise auch nicht ausblieben. In dieser Zusammensetzung hat sich die Gruppe jedoch nie wieder getroffen.
Und der Glanz der Comedian Harmonists wurde in diesem Ausmaße nie wieder erreicht.
Die Mitglieder
Erwin Bootz wurde am 30. Juni 1907 in Stettin geboren. Er wuchs in einem verhältnismäßig reichen Elternhaus mit sechs Geschwistern auf. An den Ersten Weltkrieg konnte sich Erwin Bootz auch als alter Mann immer noch genau erinnern. Mit vier Jahren begann Erwin Bootz Klavier zu spielen, er hatte sogar ein eigenes Musikzimmer.
Mit 17 Jahren besuchte er dann die Musikhochschule Berlin. 4 Jahre lang studierte er Musik. 1928, Erwin Bootz war noch immer auf der Musikhochschule, wurde er von Ari Leschnikoff gefragt, ob er nicht Lust habe, bei einem "merkwürdigen Musik-Ensemble" mitzumachen. "Irgendwann an einem Mittag, ich habe noch geschlafen, kam Leschnikoff dann noch einmal an und schleppte mich mit in eine Wohnung, und dort traf ich sie: Frommermann, Cycowski und Biberti."
1938, nachdem sich die Comedian Harmonists trennen mußten, ließ sich Erwin Bootz von seiner Frau Ursula scheiden. Seine Freunde warfen ihm daraufhin vor, sie nur verlassen zu haben, weil sie Jüdin war.
Tatsächlich galt die Eheschließung mit einer jüdischen Frau seit den Nürnberger Rassengesetzen von 1935 als verboten, doch galt dieses Gesetz nicht für bereits bestehende Ehen. Bootz selbst hatte die Vorwürfe gegen ihn immer bestritten. Er heiratete etwa ein Jahr nach der Scheidung seine alte Jugendliebe. Bootz arbeitete von nun an als Komiker, Autor, Orchesterleiter und Komponist. 1942 wurde Erwin Bootz als Soldat einberufen, schon nach einiger Zeit bemerkte man aber seine musikalischen Fähigkeiten. So wurde er zum Alleinunterhalter in verschiedenen Offizierkasinos.
Nach der Geburt seines ersten Sohnes versuchte Bootz in der Filmbranche unterzukommen. Er synchronisierte Trickfilme, kam sogar bei Bavaria in München unter. In dieser Zeit ließ er sich von seiner zweiten Frau scheiden. Er arbeitete auch in Berlin und Hamburg, schrieb über 180 Dialogbücher und übernahm bei zirka 100 Filmen die Dialogregie. 1959 wanderte Bootz nach Kanda aus, dort heiratete er zum dritten Mal. Auch hier war er im Medienbereich erfolgreich, bekam sogar eine eigene TV-Show.
Nach elf Jahren zog er dann doch wieder nach Deutschland zurück, er arbeitete nun hauptsächlich an Theatern in Bochum, Bremen und Berlin.Erwin Bootz starb am 27. Dezember 1982 im Alter von 75 Jahren infolge eines Herzinfarktes in Hamburg.
Ari Leschnikoff wurde am 16. Juli 1897 in der Stadt Haskovo geboren, nicht weit von Sophia. Damals war Bulgarien noch eine türkische Provinz.
Ab 1916 war er auf der Kadettenanstalt in Sophia, er wurde zum Ende des Krieges Leutnant. Ari Leschnikoff hierzu: " Es war eine schreckliche Zeit. Immer nur Disziplin, Disziplin, Disziplin, ganz nach der alten Manier."1922 entschloss er sich, nach Deutschland zu fahren, um dort weiter Musik zu studieren, außerdem wollte er die deutsche Kultur kennenlernen. Da das aus Bulgarien mitgebrachte Geld bald ausging, mußte Ari Leschnikoff bald als Kellner arbeiten. Nebenher lief aber immer noch das Studium.
Drei Jahre studierte er an dem Konservatorium, bis 1926. Dann bekam er einen Vetrag am Großen Schauspielhaus, als Chorsänger. Hierbei lernte er auch Roman Cycowski und Bob Biberti kennen. Ari Leschnikoff erzählt: "Eines Tages komme ich nach Hause und finde eine Postkarte von Biberti, dass jemand ein Quartett machen will und schöne Stimmen sucht. Am nächsten Tag fuhr er mit mir zu Harry Frommermann, Cycowski war auch dabei, und da haben wir die Comedian Harmonists gegründet."
Nach dem Zerfall der Comedian Harmonists ging Ari Leschnikoff einige Zeit später wieder nach Bulgarien zurück.
1939 kam er jedoch noch einmal nach Deutschland, er versuchte einige Verträge als Solosänger zu erhalten. 1940 kehrte er wieder nach Sophia zurück. Hier nahm er bei der Plattenfirma Mikrophon eine Reihe von Liedern seiner Heimat auf. Ein Jahr später wurde er als Hauptmann der Reserve eingezogen, konnte aber in Sophia bleiben. Von seinem Vermögen aus den Comedian Harmonists kaufte er sich in Sophia ein mehrstöckiges Wohnhaus. Als dieses im Krieg bei einem Bombenanschlag zerstört wurde, stand Ari Leschnikoff vor dem Nichts.
3 Jahre später, 1974, ließ sich seine Frau von ihm scheiden, den kleinen Sohn Simon nahm sie mit. Ari Leschnikoff heiratete jedoch ein zweites Mal. Seine finanzielle Notsituation zwang ihn dazu, in einer Fabrik und später als Gärtner zu arbeiten. Am 31. Juli 1978 starb Ari Leschnikoff völlig verarmt im Alter von 81 Jahren.
Erich A.
Collin wurde am 26. August 1899 in Berlin geboren. Collin's Vater war Kinderarzt und sehr gut mit Albert Einstein befreundet. Als Collin drei Jahre alt war, ging die Ehe seiner Eltern in die Brüche. Erich Abraham Collin war Jude, "reinrassiger" Jude, wie seine Schwester heute noch zu sagen pflegt. Als Collin dann später mal auf einem Kartoffelfeld gesungen hatte, bat ihn eine reiche Dame zu sich herein, ab diesem Zeitpunkt mußte er nicht mehr auf Kartoffelfeldern arbeiten, sondern singen.
Er erhielt auch eine Gesangsausbildung. Kurz bevor Erich A. Collin mit seinem Medizinstudium beginnen wollte, wurde er noch als Soldat ausgebildet, glücklicherweise mußte er aber nicht mehr an die Front. Als 1923 Collin's Vater starb, ging für Erich A. Collin ein Traum in Erfüllung. Er konnte endlich Musik studieren, durch das Verbot seines Vaters hatte er vorher nie die Möglichkeit.
Auf der Musikschule lernte er dann schließlich Erwin Bootz kennen, der brachte ihn zu den Comedian Harmonists.
Nachdem sich die Comedian Harmonists trennen mußten, ging Collin nach Los Angeles und arbeitete dort als Weinverkäufer. Die Firma ging 1942 bankrott. Durch die guten Kontakte zu Albert Einstein bekam Collin schließlich ein Lektorat an einer New Yorker Universität. Dort referierte er über altdeutsche Musik. Leider wurde sein Vetrag nicht verlängert, so mußte Collin wieder als Verkäufer arbeiten.
1947 sah er seine Frau Fernande und seine Tochter Susan wieder, von denen er durch den Krieg getrennt wurde. Als Collin wieder arbeitslos wurde, versuchte er, ein neues Ensemble aufzubauen, Cycowski sagte ihm ab, Frommermann kam kurze Zeit dazu. Nach acht Monaten wurde das Ensemble wieder aufgelöst, es scheiterte an mangelnder Probebereitschaft und Disziplinlosigkeit der jungen Mitglieder. Ab 1956 machte sich Collin mit einer kleinen Werkstatt selbstständig.Am 28. April 1961 starb Erich Abraham Collin mit 62 Jahren während einer Blinddarm-Operation an Herzversagen.
Harry Frommermann, geboren am 12. Oktober 1906 in Berlin. Sein Vater war gebürtiger Russe, die gesamte Familie jüdisch. Als Harry geboren wurde, war sein Vater schon 56 Jahre alt. 10 Jahre ging Harry in die Volks-, dann in die Mittelschule. Er war eigentlich kein fleißiger Schüler.
In seiner Jugend war Frommermann sehr von der Schauspielerei begeistert. Als er mit 16 Jahren seinem Vater stolz verkündete, dass er Schauspieler werden will, war dieser so erbost, dass er Harry sogar schlug. So verstritten sich die beiden. Harry setzte seinen Kopf durch und besuchte eine Schauspielschule, aus der er mit 18 Jahren rausflog. Er muß gegenüber den Professoren sehr frech gewesen sein. Als seine Mutter infolge einer Krankheit starb, war er nun ganz auf sich alleine gestellt.
Durch Begegnungen mit verschiedenen Musikern wandte sich Frommermann nun immer mehr der Musik zu. Mit 21 Jahren gab Harry, völlig begeistert von der Musik der "Revellers", eine Anzeige auf: "Achtung! Selten! Tenor, Baß (Berufssänger, nicht über 25), sehr musikalisch, schön klingende Stimmen, für einzig dastehendes Ensemble, unter Angabe der täglich verfügbaren Zeit, gesucht." Und so entstanden die "Comedian Harmonists".
Nach der Trennung der Comedian Harmonists zog Harry Frommermann nach New York. Er versuchte dort ein neues Ensemble aufzubauen, dies scheiterte an den mangelnden Finanzen. Harry mußte dann zum Militär, mußte aber infolge eines Dienstunfalles nicht im Ausland kämpfen.
Er unterhielt als Entertainer die Verwundeten. Später kam er als Übersetzter nach Deutschland zurück, anschließend arbeitet er in Berlin als Nachrichtenoffizier. Als Frommermann aus nicht geklärten Gründen aus der Armee entlassen wurde, ging er nach Zürich und arbeitet dort als Hausmakler. Nach einem neuen mißlungen Versuch, mit Collin ein neues Ensemble aufzubauen, ging Frommermann schließlich 1949 nach Rom und arbeitete dort als künstlerischer Beirat beim Radio. Erneut versuchte er ein Ensemble zusammenzustellen, ohne Erfolg. 1951 kehrte Frommermann in die Schweiz zurück, versuchte eine Im- und Exportfirma aufzubauen, auch dieser Versuch schlug fehl.
Er ging wieder in die USA, versuchte im Fernsehen unterzukommen, fand aber keine Anstellung. Nun ließ sich auch seine Frau von ihm scheiden. 1956 scheiterte auch seine zweite Ehe. Nach langer Arbeitslosigkeit begann Harry Frommermann als Packer am New Yorker Hafen zu arbeiten, später arbeitete er dann bei einer Firma, die Alarmanlagen herstellte. Harry Frommermann wurde immer kränker. Er versuchte sich als Hilfsbuchhalter, Taxifahrer und Verkäufer von Küchenmöbeln, in seiner freien Zeit widmete er sich immer wieder der Musik.
1962 kehrte Frommermann wieder nach Deutschland zurück, er lebte nun mit Erika von Späth zusammen. Zuhause versuchte Frommermann immer wieder, etwas musikalisches aufzunehmen, in die Öffentlichkeit ging er aber nicht mehr.Frommermanns letzte Lebensjahre waren von Krankheiten überschattet, 1975 starb er in Bremen.
Roman Cycowski wurde am 25. Januar 1901 geboren. Cycowski wuchs in Lodz auf, Lodz gehörte damals zu Russland, heute zu Polen.
Er war, und ist, jüdischen Glaubens. Cycowskis Erinnerungen an seine Kindheit und Jugend sind vom Ersten Weltkrieg geprägt. Schon früh begann er in der Synagoge zu singen, immer wieder. Während des Krieges lernte Roman Cycowski einen deutschen Offizier kennen, der ihm beibrachte, deutsch zu sprechen. Cycowski fühlte sich in Polen nicht wohl, er wollte sein ganzes Leben der Musik widmen und er wollte raus aus Polen. So kam er also nach Deutschland.
Sein Vater stellte sich ihm nicht in den Weg, obwohl er sehr unglücklich über die Entscheidung seines Sohnes war. Einmal schrieb er ihm einen Brief: "Mein Junge, bleib religiös, verliere Deinen jüdischen Glauben nicht!" Und Roman Cycowski erzählte noch lange, dass er im Herzen immer "tief religiös" geblieben sei. In Deutschland studierte Cycowski dann Musik. Durch seinen starken Haß gegenüber Polen, kam Cycowski, der illegal nach Deutschland ausgewandert war, nie mehr in sein Heimatland zurück und sah auch seine Eltern nie wieder. Roman Cycowski sang von nun an in Chören, Theatern, Opern und sogar in Kinos zu Stummfilmen. Später wurde Cycowski dann im "Großen Schauspielhaus" in Berlin eingestellt, wo er auch Robert Biberti und Ari Leschnikoff, mit dem er sich glänzend verstand, kennenlernte.
Eines Tages trafen sich dann die Herren Cycowski, Frommermann, Leschnikoff und Biberti, so entstanden die "Comedian Harmonists".
Nach der Trennung der "Comedian Harmonists" ging Cycowski 1941 nach Los Angeles, dort gründete er einen Night-Club, der schnell bankrott ging. In Los Angeles bekam er dann einen Kantorposten in einer orthodoxen Synagoge angeboten, außerdem bildete er Sänger aus. Nach dem Krieg erreichte Cycowski die schockierende Nachricht vom Tod dreier Geschwister. Lediglich eine Schwester hatte das Konzentrationslager Ausschwitz überlebt. 1947 nahm Cycowski das Angebot des Beth-Israel-Tempels in San Francisco an, als Kantor hier zu arbeiten.
25 Jahre übte er diesen Beruf aus. Mit 70 gab er seinen Kantorposten auf und zog nach Palm Springs. Doch schon bald wurde ihm das Rentnerdasein zu langweilig und er nahm erneut eine Kantorstelle an, denn trotz seines hohen Alters hatte er eine schöne Stimme behalten. Roman Cycowski starb am 9. November 1998 in Palm Springs. Er wurde 97 Jahre alt.
Robert Biberti wurde am 5. Juni 1902 in Berlin geboren. Schon sein Vater war ein berühmter Opernsänger, zuviel Bier und ein allgemein zu freizügiges Leben ruinierten jedoch seine Stimme. Mit 12 Jahren flog Biberti von der Schule, was ein schwere Schlag für ihn gewesen sein muß. Später erlernte Biberti bei seinem Vater dann die Holzschnitzerei. Um 1920 herum widmete sich Biberti dann immer mehr der Musik und der Schauspielerei.
Er sang in Opern, an Theatern, aber auch ganz simpel in Lokalen. Im "Großen Schauspielhaus" lernte er Roman Cycowski und Arni Leschnikoff kennen, auf eine Zeitungsanzeige hin begegnete er dann Harry Frommermann, so entstanden die "Comedian Harmonists".
Nach der Trennung der "Comedian Harmonists" wurde Biberti 1941 zur Berliner Luftschutzwarnzentrale eingezogen. Durch seine handwerkliche Geschicklichkeit blieb es ihm erspart, als Soldat ins Ausland gehen zu müssen. 1944 heiratete Biberti seine langjährige Freundin Hilde Longino, mit der er insgesamt 34 Jahre seines Lebens verbrachte. Nach dem Krieg beantragte er eine Anerkennung als Verfolgter der Nationalsozialisten und erhielt eine Kapitalentschädigung, ausserdem lebte er immer noch von den Gewinnen der "Comedian Harmonists".
Zwischen 1950 und 1980 widmete er sich vorrangig dem Antiquitätenhandel. Robert Biberti schrieb außerdem Sendungen über die "Comedian Harmonists" für den Rundfunk. Am 2. November 1985 starb Robert Biberti mit 83 Jahren in Berlin an Nierenversagen.
Mein kleiner grüner Kaktus Blumen im Garten, so zwanzig Arten, von Rosen, Tulpen und Narzissen, leisten sich heute die kleinsten Leute, das will ich alles gar nicht wissen. Mein kleiner grüner Kaktus steht draußen am Balkon, hollari, hollari, hollaro.
Was brauch ich rote Rosen, was brauch ich roten Mohn, hollari, hollari, hollaro. Und wenn ein Bösewicht was Ungezognes spricht, dann hol ich meinen Kaktusund der sticht, sticht, sticht. Mein kleiner grüner Kaktus steht draußen am Bakon, hollari, hollari, hollaro.Man find gewöhnlich die Frauen ähnlich den Blumen, die sie gerne tragen. Doch ich sag täglich, das ist nicht möglich, was soll'n die Leut sonst von mir sagen. Mein kleiner .
..Heute um viere klopfts an die Türe. Nanu, Besuch so früh am Tage? Es war Herr Krause vom Nachbarhause, der sagt: "Verzeihn sie, wenn ich frage? Sie hab'n doch einen Kaktus, da draußen am Balkon, der fiel soeben runter, was halten sie davon? Er fiel mir auf's Gesicht, ob's glauben oder nicht, nun weiß ich daß ihr kleiner grüner Kaktus sticht. Bewahrn' sie ihren Kaktus gefälligst anderswo, hollarie, hollarie, hollaro.
Ein Freund, ein guter Freund Ein Freund, ein guter Freund, das ist das Schönste was es gibt auf der Welt.
Ein Freund bleibt immer Freundund wenn die ganze Welt zusammenfällt. Drum sei doch nicht betrübt, wenn dich dein Schatz nicht mehr liebt. Ein Freund, ein guter Freund,das ist das Schönste was es gibt.Sonniger Tag, wonniger Tag! Klopfendes Herz und der Motor ein Schlag! Lachendes Ziel, lachender Start und eine herrlicheFahrt. Rom und Madrid nehmen wir mit. So ging das Leben im Taumel zu dritt.
über das Meer, über das Land haben wir eines erkannt:Ein Freund ...
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