F. schubert-winterreise (irrlicht)
Aufgabe 1:
a) Interpretation des Gedichts IRRLICHT von Wilhelm Müller
Das erste Lesen des Gedichtes „Irrlicht“ von Wilhelm Müller hinterlässt beim Leser das Gefühl einer Bedrohung und der Verwirrtheit des Wanderers. Ausgelöst wird das Bedrohliche durch die „tiefsten Felsengründe“. Das Wort „tiefsten“ vermittelt einem das Gefühl, dass das lyrische Ich in einer ausweglosen Situation befindet.
Ein Irrlicht versucht einen Wanderer von seinem Weg, in die Irre zu führen. Das lyrische Ich sagt, das es ihm „nicht schwer in den Sinn“ liegt, ob es einen Weg aus der Schlucht gibt oder nicht. Daraus lässt sich schließen das es egal ist, was als nächstes passiert.
Es ist dem Wanderer egal, wo hin er als nächstes geht, da „jeder Weg zum Ziel“ (Strophe 2, Zeile 2) und „jeder Strom zum Meer“ (Strophe 3, Zeile 3) führt. Er weiß nicht wohin er gehen soll, aber er weiß, dass er am Ziel ankommt.
Setzt man den Weg und den Strom mit dem Lebensweg gleich und das Ziel und das Meer mit dem Lebensende lässt sich daraus schließen dass der Wanderer am Ende seiner Reise angekommen und zum Sterben bereit ist. Es ist nicht wichtig, wo man im Leben entlang geht, am Ende jedes Weges ist das Ziel.
In der zweiten Strophe könnte das Irrlicht aber auch eine Frau sein, die den Wanderer in diese Situation gebracht hat. Das lyrische Ich redet von „unsre Freuden, unsre Leiden“ die das Spiel eines Irrlichtes sind.
Das lässt sich so deuten dass das lyrische Ich die guten und die schlechten Zeiten des Lebens abhängig von den Frauen sieht.
b) Analyse des Liedes IRRLICHT aus der Winterreise von Schubert (Op. 89, IX)
Das besondere an Schuberts Liedern ist, das die Singstimme und die Begleitung gleichberechtigte Partner sind. Schubert suchte in seinen Kompositionen das ideale Gleichgewicht zwischen Wort und Ton. Der Klavierpart kreiert die Stimmung, die Singstimme ist für den Stimmungswandel verantwortlich. Als Schubert im Februar 1827 mit dem komponieren der Winterreise begann, plagten ihn heftige Kopfschmerzen und ihm wurde bewusst ein „kommerzieller“ Versager zu sein.
So enthält der Zyklus Anspielungen auf seine Verzweiflung und überwältigende Melancholie.
In der Winterreise gibt es eine Bewegung in der Musik, die dem Text entsprechend sich nicht vorwärts bewegt, sondern im Kreis dreht. Auch in dem Lied „Irrlicht“ findet sich diese Bewegung wieder. Es ist eine langsame Bewegung. Die Melodie
Das Lied „Irrlicht“ aus der Winterreise von Schubert steht in H-Moll. Es besteht aus drei Strophen die leicht variiert sind.
Der ⅜ Takt ist durch den Rhythmus (punktierte Achtel; Triolen (Takt 6/7)) der Melodie „verfremdet“, die bei dem Hörer einen sehr unruhigen, hastigen Eindruck hinterlässt. Die Melodie passt zu de Titel „Irrlicht“ das sich die Melodie nicht auf einen Weg einigt sondern sehr bewegt ist, wie ein Mensch der immer hin und her irrt.
Die beiden fallenden Intervalle am Beginn des Liedes deuten auf das Hinab „in die tiefsten Felsengründe“ hin. Nimmt man die Töne der Oberstimme in Takt 3 und 4 (fis à h) so ergibt sich die melodische, harmonische und rhythmische Umkehrung des Intervalls in Takt 1. Anfang und Ende des 4-Taktigen Vorspiels stehen miteinander in einer Beziehung. Die Figur aus Takt 3 verwendet Schubert vier mal.
Je ein Mal in Vorspiel und Nachspiel und je ein Mal in der 1. und 2. Strophe. Auffallend ist, das die Figur nicht in der 3. Strophe auftaucht. Auch die Figuren in Takt 11, 13 und 15 kommen nur in den ersten beiden Strophen vor.
Die Singstimme für die ersten beiden Strophen unterscheiden sich voneinander nur in den ersten zwei Takten. Lediglich die dritte Strophe wurde von Schubert gänzlich variiert.
Das Motiv im Zwischenspiel (Takte 15/16 und 27/28) wird von der Singstimme in den zwei vorhergehenden Takten vorgesungen.
In den ersten beiden Strophen fangen alle Einsätze volltaktig an. Die Enden der ersten beiden Strophen hören folgendermaßen auf:
|Sinn. ٦| und: |Spiel.
٦| Die Zwischenspiele fangen im nächsten Takt an.
Auch die dritte Strophe hört mit |Grab. ٦| auf. In der letzten Strophe hat Schubert jede Zeile aussingen lassen und mit „Auftakt-Brücken“ mit der folgenden verbunden. Jedoch lässt er das Schlusswort „Grab“ nicht aussingen, über das „Grab“ führt keine Brücke. Das Nachspiel hat, das hier im gleichen Takt mit Akkorden anhebt, Züge eines Trauermarsches angenommen.
Harmonisch gesehen bleibt Schubert meist bei den einfachen Harmonien. Einzig in Takt 33 und Takt 37 verwendet Schubert C-Dur, die Doppeldominante zu h-moll. Der Text verspricht an dieser Stelle das jeder Fluss das Meer erreichen wird, dieses Bild hat etwas sehr schlichtes, beruhigendes, genau wie die Tonart C-Dur.
Dynamisch gesehen ist dieses Lied sehr einfach gestrickt. Schubert bleibt das genze stück über im piano. Lediglich das Klavier darf ein wenig lauter werden, in den Zwischenspielen.
Einen Ausbruch erlebt man in Takt 29, am Anfang der dritten Strophe. Hier ist die einzige Stelle, in der im forte gesungen und gespielt wird.
„Durch des Bergstroms trockne Rinnen wind´ ich ruhig mich hinab“ – Diese Stelle ist eine Stelle die musikalisch gesehen nicht ruhig ist. Das „ins Tal klettern“ des lyrischen Ichs findet man auch in der Melodie wieder die sich vom „c“ zum „h“ hinab windet.
Schubert hat in diesem Stück wieder bewiesen, wie die Musik mit dem Text harmonieren kann. Beide, das lyrische Ich und die Melodie befinden sich in der Irre und kennen keinen Ausweg.
Das Lied ist meiner Meinung nach eines der schönsten Lieder im ganzen Zyklus.
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