Doppelrohrblattinstrumente
Doppelrohrblattinstrumente
Zur Familie der Doppelrohrblattinstrumente gehören all jene Holzblasinstrumente, bei denen ein Ton durch das Prinzip von Gegenschlagzungen (Zwei Zungen schlagen auf Grund von Anblasdruck und Lippendruck gegeneinander, wodurch Schwingungen entstehen) erzeugt wird, der dann auf die Luftsäule im Rohr übertragen wird, und dann, je nach Länge der Luftsäule, unterschiedliche Tonhöhe aufweist.
Die Entwicklung der Doppelrohrblattinstrumente reicht bis in die Antike zurück. So wurde zum Beispiel der Aulos (griechisch: Röhre) zu Ehren des Dionysos gespielt. Der Aulos wurde von den Männern meistens als Doppelaulos eingesetzt. Er bestand aus zwei gleichlangen Auloi mit jeweils maximal vier Grifflöchern. Frauen hingegen spielten öfter den Monoaulos, der allerdings nur einfache Melodien zuließ.
Um dem hohe Anblasdruck, der nötig war um das Instrument zu spielen, entgegen zu wirken, trugen die Spieler oft Mundbinden. Diese Vorrichtung war auch hilfreich wenn der Spieler zu seinen Melodien tanzte. Denn das Instrument war durch diese Vorrichtung fixiert. Der hohe Anblasdruck war wegen des Windkapselansatzes nötig. (Beim Windkapselansatz wird das Rohrblatt nicht mit den Lippen gehalten, sondern ganz in den Mund genommen, so daß es frei in den Mundhöhlen schwingt. Der Windkapselansatz führt zu einem starren, dynamischen und klanglich undifferenzierten Ton, bietet hingegen den Vorzug großen, gleichbleibenden Lautstärke und Schärfe, und wurde deshalb meistens im Freien verwendet.
Auloi waren bis ins Mittelalter hinein in Gebrauch, wurden aber von der Kirche als heidnisch verdammt.
Im Mittelalter wurde die Schalmei aus dem Orient übernommen. Die Schalmei war ursprünglich ein Hirteninstrument mit sechs bis sieben Grifflöchern, einer engen Mensur und einer Pirouette (kreisel- oder trichterförmiger Aufsatz am oberen Ende des Instrumentes, der als Stütze für die Lippen diente). Sie wurde meistens im Zusammenwirken mit Trommeln und Trompeten gespielt, später aber auch mit Fidel und anderen Saiteninstrumenten kombiniert. Auch die Schalmei wurde noch im Windkapselsatz gespielt. Die Schalmei hat sich in vielen Regionen bis heute als Volksinstrument gehalten.
Zum Beispiel: Die Zurna, ein Freiluftinstrument, daß bei Hochzeiten, Begräbnissen, in militärischen Ensembles sowie bei islamischen Festlichkeiten und staatlichen Anlässen verschiedener Art zum Einsatz kommt. Dieses stark konisch gebohrte Instrument wird mit Interzirkuläratmung (Der Spieler atmet durch die Nase ein, während er gleichzeitig mit dem Mund ausatmet. Die Kunst dabei ist es Lautstärke und Tonhöhe nicht zu verändern) gespielt. Es bildet das Pendant zur indischen Nagasvaram, die vor allem für hinduistische Feierlichkeiten eingesetzt wird.
Die Sopila, ein auf dem Balkan beheimatetes Instrument, das vor allem von Hirten und Bauern gespielt wird. Sie wird meistens paarweise eingesetzt und ist ein wichtiges Melodieinstrument in der Volksmusik.
In Spanien und Lateinamerika spielt die Xirimia eine wichtige Rolle in der volkstümlichen Musik. Sie hat in etwa die selbe Größe wie die Schalmei, wird aber mit einem breiteren Mundstück gespielt, wodurch der Klang dumpfer klingt. Im 19. Jahrhundert wurde die Xirimia mit einem einfachen Klappensystem versehen, was bei Instrumenten, die vorwiegend in der Volksmusik eingesetzt werden, eine Seltenheit ist.
Aber auch in Asien entwickelten sich aus der Schalmei verschiedene Instrumente, die meistens bei religiösen Zeremonien zum Einsatz kommen. Zum Beispiel: P`iri aus Korea, Kuan aus China und der japanische Hikiriki.
Um 1400 ging aus der Schalmei der Pommer hervor. Pommer waren konisch gebohrt, hatten sechs bis sieben Grifflöcher und bereits ein bis vier Klappen, die von einem Fontanelli (kleines, hölzernes Fäßchen, daß dem Schutz diente und oft reich verziert war) umgeben waren. Zunächst wohl in Alt- und Tenorlage gebaut, wurde die Familie im 16. Jahrhundert bis zum drei Meter langen Großbaß erweitert. Es gab sieben verschiede Größen, von denen meistens zwei oder drei Instrumente unterschiedlicher Größe zusammen mit Posaunen und Trommeln zu feierlichen Anlässen im Freien gespielt wurden. Da der Pommer immer noch im Windkapselansatz und mit einer Pirouette gespielt wurde (nur der Großbaß und der Baßpommer hatten ein s-förmiges Anblasrohr), waren die Instrumente für das Spielen in Gebäuden ungeeignet, und wurden im Laufe des 17.
Jahrhunderts von Dulzian (Frühform des Fagott) und der Oboe verdrängt.
Oboe (b-a3):
Seit 1660 wurde die Oboe im Orchester verwendet. Bereits 1674 ist sie in England nachweisbar (wohin sie wahrscheinlich durch französische Orchestermusiker gelangte). Nach 1700 setzte sich die Oboe in ganz Europa durch. Anfangs hatte sie sechs plus ein Grifflöcher (eines auf der Unterseite des Instrumentes) und 2 Klappen. Um 1800 wurden Versuche unternommen die Zahl der Klappen zu vermehren.
Von ungefähr 1820 bis 1920 wurde in Österreich und in Deutschland das von J. Sellner entwickelte "Deutsche Klappensystem“ verwendet. Gleichzeitig wurde in Frankreich G. Triébert das französische Modell (auch Konservatoriumsmodell genannt, da es als erstes Doppelrohrblattinstrument am Pariser Konservatorium zugelassen wurde) entwickelt und ständig verbessert. Die beiden Modelle sind in ihren Grundzügen einander sehr ähnlich, doch weißt das französische Modell eine engere Bohrung, etwas versetzte Grifflöcher und ein differenzierteres Klappensystem auf. Heute spielen nur noch die Wiener Philharmoniker mit Oboen des "Deutschen Klappensystems“, wodurch diese Oboen auch den Namen "Wieneroboe“ erhielten.
Der Ton der französischen Oboe ist präziser, und klingt auch leise gespielt noch zart und angenehm. Die Wieneroboe hingegen klingt leise gespielt eher gequält und unrein. Teilweise erinnert dieses Instrument stark an die Instrumente des 18. Jahrhunderts.
Seit 1760 gehören 2 Oboen zum Holzbläsersatz eines klassische Symphonieorchesters, wo ihnen eine große solistische Bedeutung zukam. Auch war die Oboe zu dieser Zeit eines der wichtigsten Instrumente in der Kammermusik, wo die meistens als Bläsertrio (Zwei Oboen und ein Fagott) zum Einsatz kamen.
Im 19. Jahrhundert wurde die Zahl der Oboen im großen Symphonieorchester auf drei oder vier Stück erhöht (Wenn nur drei Oboen eingesetzt wurden, übernahm das Englischhorn den freien Platz). Doch im Laufe der Zeit verlor sie ihre Sonderstellung als Soloinstrument. Vor allem die Klarinette wurde wegen größerer Differenzierungsmöglichkeiten in Lautstärke und Klangfarbe bevorzugt. Erst im 20. Jahrhundert nahm das Interesse der Komponisten an der Oboe wieder zu, und es entstanden zahlreiche Kompositionen in denen neue Klangmöglichkeiten (Glissando, Doppeltöne) erprobt wurden.
Oboe d´amore = Liebesoboe (gis-cis3):
Sie entstand vermutlich um 1700 in Frankreich, wo sie sich aber nicht behaupten konnte. Sie wurde vor allem in Nord- und Mitteldeutschland gespielt. Doch auch dort geriet sie nach1760 in Vergessenheit. Sie gilt als Alt der Oboenfamilie und ist in A gestimmt (Umfang etwa von gis – cis3). Sie hat ein leicht gebogenes Röhrchen, und einen Liebesfuß (birnenförmiges Schallstück mit kleiner Öffnung, das einen gedämpften Klang ergibt). Bekannt wurde die Oboe d´amore vor allem durch den Komponisten Johann Sebastian Bach, der diesen Oboentyp häufig solistisch oder mit einem anderen Soloinstrument einsetzte (zum Beispiel im Weihnachtsoratorium).
Erst am Ende des 19, Jahrhunderts wurde die Oboe d´amore mit einem modernen Klappensystem (23 Klappen) versehen. Doch außer Richard Strauss hat kaum ein Komponist der neueren Zeit die Oboe d´amore berücksichtigt.
Englischhorn(es-b2):
Die Bezeichnung Enlischhorn ist eigentlich durch einen Übersetzungsfehler entstanden. Ursprünglich hieß das Instrument, das in der Mitte des 18. Jahrhunderts entstand, cor anglé (gewinkeltes Horn), doch wurde es in Mitteleuropa unter dem Namen cor anglais (enlisches Horn) bekannt. Diese Tenoroboe in F ist vermutlich eine Weiterentwicklung der Oboe da caccia, die als italienische Jagdoboe bekannt war.
Besonders auffällig ist bei der Oboe da caccia der weit ausladende Schallbecher, der für Holzblasinsrumente eher untypisch ist. Dieses halbkreisförmig gebogene Instrument wurde vor allem von J.S.Bach verwendet.
Erst im 19.Jahrhundert bekam das Englischhorn seine heutige, gerade Form.
Es hat einen Liebesfuß und ein gewinkeltes Anblasrohr. Der Klang ist dumpfer und weicher als der der Oboe, wodurch sich das Englischhorn hervorragend für Elegien eignet. In der Klassik wurde dieses Instrument nur sehr selten verwendet, doch ab 1830 nahm seine Bedeutung immer stärker zu. Es wurde häufig solistisch eingesetzt. Zum Beispiel von Hector Berlioz in der „Symphonie fantastique“, oder in der 9. Symphonie „Aus der neuen Welt“ von Antonin Dvorák.
Heckelphon(A-e2):
Eine 1904 von W. Heckel konstruierte Baritonobe, mit kugelförmigem Liebesfuß. Die Schallöffnung ist durch eine perforierte Metallplatte verschlossen, an der ein Stachel zum Aufstützen des Instrumentes befestigt ist. Lediglich R.Strauss setzte dieses Instrument vermehrt ein.(zum Beispiel in den Opern „Salome“ und „Elektra“).
Auch Paul Hindemith schrieb einige Werke für das Heckelphon. Doch konnte es sich trotz seines sonoren, runden Klanges nicht durchsetzten.
Fagott(1B-es2):
Das Fagott entwickelte sich aus dem Dulzian, der von der Form dem Fagott bereits sehr ähnlich ist, aber lediglich 8-10 Grifflöcher hatte. Die Hochblüte des Dulzian war im 16. und im 17. Jahrhundert, als es als Baßinstrument zum Einsatz kam.
Das Fagott gilt als das tiefste Instrument der Holzbläser. Es hat eine in etwa 260 cm lange Röhre, die geknickt ist. Die verschieden langen Teile (der kürzere, abwärts führende Teil wird als „Flügel“ bezeichnet, der längere, aufwärts führende Teil wird Baßröhre oder Baßstange genannt) liegen nebeneinander, und werden durch ein U-förmig gebohrtes Unterstück (den sogenannten Stiefel) miteinander verbunden. Auf der Baßstange befindet sich das Schallstück (auch Kopfstück genannt) mit einem angedeuteten Liebesfuß. Das Instrument ist eng und schwach konisch gebohrt. Der Flügel trägt das S-Rohr (ein metallenes Anblasröhrchen, das wie ein S gewunden ist).
Man unterscheidet zwei Typen von Fagotten: Das deutsche Fagott, nach dem sogenannten heckel´schen System mit 5 offenen Grifflöchern und 24 Klappen, und das heute seltenere System von Buffet, das unter dem Namen englisch-französisches Fagott bekannt ist. Dieses System sieht 6 offene Grifflöcher und 22 Klappen vor, und ist enger gebohrt. Der Ton des deutschen Fagottes ist runder, der des französisch-englischen Fagotts gilt als modulationsfähiger. Der Klang ist obertonreich und klingt in den verschiedenen Lagen unterschiedlich. Durchdringend und dunkel in der Tiefe, „anmutig-sanglich“ in der Mittellage, eher gepreßt und nasal in der Höhe. Das Instrument wird an einer um den Hals gelegten Schnur getragen, und schräg nach oben gehalten.
Am Anfang (im 17. Jahrhundert) hatte das Instrument noch wenig Klappen und zeigte in der Intonation starke Mängel. Vor allem C. Almenräder und J. A. Heckel ist die Verbesserung des Klappensystems und der Intonation zu verdanken.
Früher diente das Fagott als Generalbaßinstrument. Ab der 2. Hälfte des 18. Jahrhunderts übernahm es im Symphonieorchester die Baßlage der Holzbläser. Seit etwa1730 wurde es auch als Soloinstrument eingesetzt.
Das Kontrafagott (2A-g)ist um noch eine Oktave tiefer als das Fagott.
Obwohl es viele, meist skurrile Versuche gab ein Instrument zu bauen das den musikalischen Ansprüchen gerecht wurde, entwickelte erst 1876 die Firma Heckel das erste brauchbare Kontrafagott, das Wagner auch sofort in seinem „Parsifal“ (1879) einsetzte. Heckel knickte das Instrument dreifach, und fügte später nochmals einen metallenen Schallbecher hinzu. Da das Instrument nicht mehr gehalten werden kann, wurde an einem Ende Ein Stachel montiert, der es erlaubt, das Kontrafagott am Boden abzustützen. Bemerkenswert ist, daß sich beim Kontrafagott das französische Klappensystem durchgesetzt hat.
Rohrbau.
Ein besonders wichtiger Punkt bei allen Doppelrohrblattinstrumenten ist das Rohr.
Der Rohrbau ist eine sehr langwierige Prozedur, die höchste Präzision und Konzentration erfordert, weil schon durch einen einzigen Fehler die gesamte Arbeit zerstört wird.
Die Arbeit beginnt schon bei der Auswahl des Holzes. Man muß darauf achten, daß das Bambus keine Fehler wie zum Beispiel Verunreinigungen oder Verwachsungen aufweist. Wenn das Holz als gut befunden wurde, muß es zunächst ungefähr zwei Stunden in kaltem Wasser aufweichen. Danach kann das Bambus gehobelt werden, bis es 12 Zentimeter lang, etwa 2 Millimeter stark, und etwas über 1 Zentimeter breit ist. Dabei zu beachten, daß das Holz seine typische, gebogene Form beibehält.
Danach wird mit Hilfe einer Schablone, der sogenannten Rolle, die Mitte des Rohres ermittelt und eingekerbt. Ebenso muß man an den Enden diagonale Einkerbungen machen um später das Binden zu erleichtern. Es folgt das Einspannen des Holzes in die Faconschneide, wo das Bambus, durch das Wegschneiden von überstehenden Teilen, in eine passende Form zur Weiterverarbeitung gebracht wird. Das Holz wird zusammen gebogen und am unteren Ende mit einem Faden locker fixiert. Nun benötigt man eine sogenannte Hülse (Ein Korkteil, der einen hervorstehenden Metallstift umschließt). Bei der Wahl der Hülse spielt die Größe des Instrumentes eine wichtige Rolle.
Da die Instrumente verschiedener Firmen in der Größe bis zu zwei Zentimetern variieren können, muß der daraus resultierende Tonhöhenunterschied durch größere oder kleinere Hülsen vermindert werden. Die Hülsen unterscheiden sich zwar nur im Millimeterbereich, doch wirken sich diese Unterschiede gravierend auf die Tonhöhe aus. Das Holz wird nun über den Metallteil der Hülse gezogen. Dabei ist darauf zu achten, daß vom Kork bis zum Holz exakt der Abstand von 7 Millimetern eingehalten wird. Nun wird das Rohr mit Hilfe des Bindefadens, der vorher speziell präpariert wurde (Der Faden wurde mit Bienenwachs befettet um Elastizität und Reißfestigkeit zu erhöhen; außerdem verschließt das Wachs die feinen Spalten die beim Binden entstehen) an die Hülse gebunden. Man beginnt an der obersten von den zu Beginn angebrachten diagonalen Einkerbungen, und arbeitet sich mit feinen speziellen Knoten immer weiter bis zum Korkteil des Mundstücks vor.
Nun beginnt der schwierigste Teil des Rohrbaus. Man muß durch Schaben das Mundstück in seine endgültige Form bringen. Dieser Vorgang benötigt viel Zeit und Übung, denn es genügt ein kleiner Fehler und das Rohr ist nicht mehr zu gebrauchen. Man muß von der Mitte des sogenannten Mundteiles in Richtung der Vorderkanten mit durchgehenden Schwüngen überschüssiges Material entfernen. Das sogenannte Herz des Mundstückes muß dabei allerdings erhalten bleiben. Dadurch entsteht ein Stärkeunterschied von knapp unter 1 Millimeter beim Herz bis zu einem Bruchteil eines Millimeters an der Seite des Mundstücks.
Je nach Stärke des Holzes an den Kanten spricht man von harten (dicken) und weicheren (dünnen) Mundstücken. Harte Mundstücke haben einen schrilleren, präziseren Klang, erklingen meistens höher und begünstigen das Spiel in hoher Lage. Weiche Mundstücke hingegen klingen gedämpft und leiser und eignen sich vor allem für das Spielen von tiefen Tönen. Profis wählen natürlich ihr Rohr den Stücken entsprechen aus die sie gerade bearbeiten.
In der Regel dauert das Erlernen wie man Rohrblätter herstellt ziemlich lange. Der erste Teil (Der „Aufbau“ des Mundstückes) ist zwar leicht zu erlernen, doch das Schaben benötigt viel Zeit und wird nur durch Erfahrung verbessert.
Nach der Meinung von Experten gelingt anfangs nur eines von hundert Mundstücken. Durch kontinuierliches Training wird die „Erfolgschance“ hinauf gesetzt. Profis meinen, man müsse in etwa einen Wäschekorb voll Mundstücke machen, bis man annähernd perfekt sei.
Instrumentenbau am Beispiel der Oboe:
Wie bei allen Instrumenten ist auch für den Bau einer Oboe nicht jedes Holz gleich gut geeignet. Die Anzahl der verschiedenen Materialien, die für den Bau in Frage kommen, ist sehr beschränkt. Da ja die Eigenschaften des Ausgangsstoffes maßgeblich an den Eigenschaften des Instrumentes beteiligt sind.
Das ehemals wichtigste Rohmaterial war Buchsbaum. Buchsbaum ist ein immergrüner Strauch oder ein kleiner Baum, der im Mittelmeergebiet sowie im atlantischen Europa vorkommt. Buchsbaumholz war vor allem wegen seiner Festigkeit und seiner Dichte beliebt. Allgemein kann man sagen, daß in den letzten 500 Jahren, durch die Entwicklung zum solistischen Spiel, ein Trend zu den Harthölzern zu bemerken war. Denn der Ton wird durch diese Hölzer präziser und bleibt nicht so weich. Das größte Problem bei Buchsbaum, ist die Tatsache, daß sich dieses Holz leicht verzieht und krumm wird.
Auch ist das geringe Stehvermögen zu bemängeln, wodurch sich schon nach kurzem Gebrauch des Instrumentes Probleme einstellen Können.
Ein anderes, oft verwendetes Hartholz ist das afrikanische Grenadillholz. Dieses schwarze Holz wird ebenfalls wegen seiner Härte verwendet. Es ist stabiler als Buchsbaum, doch ist der Holzstaub, der bei der Produktion entsteht ist, giftig und reizt die Schleimhäute. Darum ist man wieder davon abgekommen Oboen aus Grenadill zu machen. Anfängeroboen (Oboen an die klanglich niedrige Ansprüche gestellt werden) gibt es zwar auch aus Kunststoff, doch wird Ebonit bei der Herstellung bevorzugt.
Ebonit ist Hartgummi, der durch das Vulkanisieren von Kautschuk gewonnen wird. Diese Instrumente sind sehr widerstandsfähig, und bereiten praktisch keine Probleme, da das Material einfach zu bearbeiten ist. Doch können Plastikinstrumente niemals die Individualität von Holzinstrumenten erreichen.
Besonders edle Instrumente werden aus Rosenholz hergestellt. Rosenholz hat zwar nicht die Härte von Buchsbaum oder Grenadill, doch ist der Ton annähernd so präzise. Durch die geringe Dichte des Rosenholzes wird der Klang weicher, doch erlauben diese Instrumente trotzdem virtuose Läufe.
Der Einzige wirkliche Nachteil dieser Instrumente ist deren Kurzlebigkeit. Denn durch Temperaturwechsel oder Luftfeuchtigkeitsschwankungen wird das Holz extrem in Mittleidenschaft gezogen. Man sagt, daß das Holz arbeitet. Um dieses Problem in den Griff zu bekommen werden die meisten Hölzer vor ihrer Bearbeitung gedämpft. Das heißt, sie werden kurzzeitig in ein Dampfbad gelegt.
Das wertvollste Holz, aus dem Oboen gemacht werden, ist das Ebenholz.
Es wächst in Mozambique und in Tanzania. Es ist eines der härtesten bekannten Hölzer und besonders widerstandsfähig gegenüber äußeren Einflüssen. Ebenholz wird für wirkliche Spitzeninstrumente verwendet. Durch den geringen Bestand und die lange Wachstumsdauer (Es dauert in etwa 70 Jahre bis ein Baum ausgewachsen ist) ist dieses Holz besonders wert voll und besonders teuer. 1m3 Ebenholz kostet ca. 100000 Dollar.
Durch die hohen Kosten von echtem Ebenholz werden auch Instrumente aus künstlichem Ebenholz (schwarz gebeizte Holz des Birnbaumes) hergestellt. Aber natürlich haben diese Instrumente nicht die selbe Qualität wie Instrumente aus echtem Ebenholz.
Wie auf vielen Sektoren der Musik gibt es auch beim Oboebau eine inovative Idee aus Japan. Es handelt sich dabei um feinen Staub von ausgewählten Hölzern (meistens wird versucht Hölzer zu mischen die einerseits dicht sind und andererseits auch wohlklingen) der, unter hohem Druck und großer Hitze, zusammen mit einem Bindemittel, ein neues Ausgangsmaterial schafft.
Diese Oboen haben viele Vorteile gegenüber den sogenannten Echtholzinstrumenten. Sie sind leichter zu bearbeiten, sie sind widerstandsfähiger, und man kann sich die besten Holzeigenschaften zusammensuchen die man will.
Der einzige Nachteil ist der unnatürliche Klang des Bindemittels. Doch es wird heftig daran gearbeitet, um auch dieses Problem in den Griff zu bekommen.
Anmerkungen: |
| impressum | datenschutz
© Copyright Artikelpedia.com